Fridays for Future: zu weiß? KARAKAYA TALK

 

aus den Kommentaren:

„Was würden diese Leute nur ohne ihren Minderheitenstatus machen? Ich finde es problematisch einen großen Teil seines Denkens darauf aufzubauen“

„Es ist wirklich gut, dass diese Sendung abgesetzt wurde.“

„Ich habe förmlich gespürt, wie meine Gehirnzellen absterben. Gelegentlich musste ich das Video pausieren, um das eben gesprochene zu verdauen. Dafür braucht man anscheinend unsere hart erarbeiteten GEZ-Gebühren.“

„Eine Sache, die mich nervt bei diesen Gesprächen ist, dass hier ständig über „Bürgis“ geredet wird. Die Art wie der Begriff verwendet wird ist vollkommen unkonkret und es ist überhaupt nicht klar, wer damit gemeint sein soll. Außerdem spüre ich eine gewisse Herablassung, die bei dem Begriff mitschwingt. Und als letzten Punkt muss natürlich noch gesagt werden, dass nach nicht nur einer Auffassung von dem Begriff, alle Gesprächsteilnehmer selbst in die Kategorie fallen würden. Auf vielfältige Art erscheinen mir die Gesprächsteilehmer auf der Basis der eigenen Aussagen wesentlich bürgerlicher (Flüge, studiert, Städter, und überhaupt Menschen des öffentlichen Lebens), als ich. Mit dem Unterschied, dass ich kein poc bin und auch keiner anderen marginalisierten Gruppe angehöre. Ich will hier nicht sagen, dass es keine Diskriminierung gibt, aber das Label bürgerlich, trifft eben richtig hart auf die Gesprächsteilnehmer zu, also wieso gibt es in Bezug darauf so eine Herablassung, das ist vollkommen unangebracht.“

„Ich unterstütze eure Sache und bin sofort bei friday for future ausgestiegen um die Quote zu stärken“

„wow…gegen die Runde wirkt der NPD Stammtisch wie ein Kindergeburtstag“

Sarah-Lee Heinrich, Jugendsünden, Privilegien und die Identifikation mit Herkunftsländern, in denen man nie gelebt hat

 

Sarah-Lee Heinrich, 21,  ist zur Bundesjugendsprecherin der Grünen Jugend gewählt worden.

Sie ist bekannt geworden durch den Einsatz gegen Hartz4 und insbesondere die Bedarfsgemeinschaft von Kindern mit ihren Eltern, wobei sie kritisiert hat, dass Kinder so kaum eine Chance haben mit eigenem Verdienst etwas anzusparen oder etwas für sich zu schaffen, weil sie immer in einer Bedarfsgemeinschaft mit ihren Eltern sind, in der entsprechende Verdienste angerechnet werden.

Daneben scheint sie die intersektionalen Theorien für sich entdeckt zu haben und sich über weiße Gesellschaften und die Privilegien der Weißen beschwert.

Aufgrund ihrer Wahl zur Bundessprecherin sind dann Tweets entdeckt worden, die sie nicht gut dastehen lassen, darunter viele die sie mit 14 geschrieben hat, aber auch einige aus jüngerer Zeit.

Dementsprechend ging aus Sicht der einen Seite ein unberechtigter Shitstorm über sie nieder, aus Sicht der anderen Seite wurde zurecht kritisiert, dass hier eine extreme Person einen hohen Posten bei der Nachwuchsorganisation der Partei bekommt, die vermutlich demnächst an der Regierung ist.

Wer sich einen Überblick verschaffen will:

Hier ein paar Punkte, die ich aus der Diskussion herausgreifen möchte:

1.  Wie radikal ist die Grüne Jugend?

Eine Frage wäre, wie radikal die Grüne Jugend ist und wie sie dort aufgetreten ist. Das sie einen intersektionale Position vertritt dürfte dort bekannt gewesen sein, allerdings war es meines Erachtens auch eine typische Wahl für eine grüne Frau: Ich meine sie war die einzige Kandidatin für die Position und wurde mit 97% der Stimmen oder etwas in der Art gewählt.

Ich vermute im Umfeld der grünen Jugend kommt man als PoC generell ganz gut an und das man sich über zu viel „weiße Bürgis“ (sic!) bei Friday for Future beschwert ist da kein großes Problem, sondern dürfte eher zu schuldigen Kopfnicken führen.

2. Gibt ihr Lebenslauf irgendwelche Benachteiligungen aufgrund des Geschlechts oder ihrer (zweiten Herkunft) her oder ist sie eine  „privilegierte Deutsche“?

Hier kurz ihr Lebenslauf aus der Wikipedia:

Heinrich wurde von ihrer alleinerziehenden Mutter im Ruhrgebiet großgezogen, die Hartz IV erhielt.[1][2][3] Laut Eigenaussage lebt ihr Vater in Guinea.[4]

Ausbildung

Heinrich besuchte das Pestalozzi-Gymnasium in Unna und machte dort 2019 Abitur.[5][6] Mit etwa 15 Jahren wurde sie Schulsprecherin des Gymnasiums.[7][8] Ab 2017 wurde sie vom Schülerstipendienprogramm „Ruhrtalente“ gefördert.[8]

Von 2019 bis 2020 studierte sie an der Universität Bonn Politik, Soziologie und Philosophie, wechselte jedoch zum Wintersemester 2020 an die Universität Köln, um dort Sozialwissenschaften zu studieren. Sie ist die erste in ihrer Familie, die studiert.[9]

Politische Tätigkeit

Nach einem Praktikum bei den Grünen in Unna begann sie sich politisch zu engagieren. Anfang[7] 2017 trat sie der Grünen Jugend bei und gründete die Ortsgruppe Unna.[1] Von 2017 bis 2019 blieb sie deren Sprecherin.[10] Erste mediale Aufmerksamkeit erlangte Heinrich im Jahr 2018, als sie in einem Tweet das Hartz-IV-System basierend auf persönlichen Erfahrungen scharf kritisierte.[7] Ab 2019 war sie Sprecherin der Grünen Jugend Ruhr und von 2019 bis 2021 Mitglied im Bundesvorstand der Grünen Jugend und zuständig für das Mitgliedermagazin.[11] Auf dem 55. Bundeskongress der Grünen Jugend am 9. Oktober 2021 wurde Heinrich zur Bundessprecherin und zugleich Timon Dzienus zum Bundessprecher der Grünen Jugend gewählt.[12]

In einem anderen Artikel führt sie an, dass ihre Mutter aufgrund einer Erkrankung nicht arbeiten konnte und daher auf Hartz4 angewiesen war.  Ihre Mutter ist weiß (siehe nachfolgenden Instagram-Beitrag)

Also in Hartz4 aufgewachsen, aber das Gymnasium besucht, dort schon Schulsprecherin, dann Stipendium, dann Studium, eine Ortgruppe der Grünen Jugend gegründet und deren Sprecherin etc.

Ihr Leben ging anscheinend durchaus steil nach oben und klar kann man da auf eigenen Verdienst abstellen, aber es ist auch nicht wirklich ersichtlich, dass ihr da Steine in den Weg gelegt worden sind. Vielmehr scheint sie überall in eine Form von „Führungsposition“ gewählt worden zu sein und Stipendien erhalten zu haben.

Die Gesellschaft der „weißen Bürgis“ scheint es ingesamt gut mit ihr gemeint zu haben. Auf welche Benachteiligung will sie persönlich sich da eigentlich „strukturell“ berufen?

Natürlich ist da der Rettungsanker: Es werden Gruppen benachteiligt und das es ihr gut gehtund sie alle Vorteile der ihr verhassten Gesellschaft voll nutzen konnte heißt gar nichts.

Dabei will ich ich behaupten, dass sie nicht auch mal rassistische Beleidigungen gehört hat, aber der Großteil der Leute um sie herum scheint sie ja nicht herabgezogen zu haben, sondern sie eher tatkräftig unterstützt haben.

3. Jugendsünden bzw kann oder sollte  man einer jetzt 21jährigen die Tweets als 14 jährige vorhalten?

Hier ein Bild einiger Tweets:

Sarah-lee Heinrich

Sie schreibt dazu:

Ok dann nochmal ein paar Worte zur zweiten Angriffswelle: Es kursieren Screenshots von alten Tweets von mir, die zum Teil vulgär oder beleidigend sind. Was bei den Screenshots von Tweets mit Absicht rausgenommen wird: Die sind von 2014/2015. Da war ich 13/14 Jahre alt.

Zum Teil sind sie einfach peinlich 😀 Ja, mir wäre auch lieber, wenn ich nicht so viel Zeug mit 14 im Internet geschrieben hätte. Hab sie auch vor Jahren schon mal gelöscht, aber leider ist es nicht so einfach, sie komplett aus dem Internet zu kriegen.

Es gibt auch Tweets in denen ich Wörter wie behindert oder schwul in einem beleidigenden Kontext nutze. Natürlich tut mir das Leid. Ich rede auch nicht mehr so, wie man das eben mit 14 auf dem Schulhof so mitkriegt.

PS: Der Tweet auf dem Screenshot „Deine Schuhe sind schwul, meine Schuhe sind teuer“ ist im übrigen ein Zitat vom Track „Alles gut“ von @MauliUniversal
.

Aber dass man mit 14 Jahren bisschen vulgäre Tweets in die Welt gesetzt hat oder noch nicht so viel über diskriminierungssensible Sprache verwendet, ist schon peinlich und unangenehm, aber kein Skandal.

Ärgerlich in dem Zusammenhang ist, dass Tweets anderer eben keineswegs so milde als Jugendsünde behandelt werden im intersektionalen Feminismus. Aber grundsätzlich würde ich zustimmen, dass Tweets einer 13-14 jährigen nur eingeschränkt aussagekräftig sind, allerdings eine Hinterfragung richtig ist, ob sie noch für heutige Positionen stehen. Dabei sollte man bei einigen sicherlich auch den Kontext mit einbeziehen. Ihr Vorzuwerfen rechts zu sein ist sicherlich sinnlos, auch wenn sie einen „heil“ Tweet abgesetzt hat. Interessanter finde ich da ihre jüngeren Äußerungen über Weiße:

Da war sie schon deutlich älter. Aber dennoch scheint sie hier deutlich einen gewissen Hass auf Weiße zu haben, der dazu führt, dass sie ein Problem damit hat, dass in einem mehrheitlich weißen Land eine Jugendbewegung mehrheitlich weiß ist und sich dann ganz fies für Umweltschutz einsetzt, statt dieses Feld schwarzen Menschen zu überlassen.

Kennt jemand die Takshow oder das Format?

4. Identifikation mit Herkunftsländern, in denen man nie gelebt hat

Unter den Tweets oben finde sich solche wie „ich werde mir irgendwann einen Besen nehmen und alle Weißen aus Afrika rausfegen“

Ihr Vater, der sie gar nicht kennt, lebt wohl in Guinea, ebenso dessen Familie, die sie auch nicht kennt. Sie ist in Iserlohn geboren und dort zumindest in der Gegend auch aufgewachsen. Das sie jemals in Afrika gelebt hat ist nirgendwo zu finden. Dennoch vertritt sie anscheinend einen gewissen Anspruch auf Afrika. Einfach aufgrund ihrer Abstammung über den Vater und wollte zudem anscheinend Weiße die dort vielleicht geboren sind oder sehr lange leben rausschmeißen. Sie, die sehr weitgehend von der „weißen Gesellschaft“ ihres Heimatslandes profitiert hat, sieht sich stellvertretend für andere Afrikaner um etwas gebracht.

Ihr „guineaisches Blut“ scheint sie zu berechtigen, sich stellvertretend als unterdrückt anzusehen, obwohl sie einen Lebenlauf voller Privilegien hat, um die sie wohl die meisten Guineaner beneiden würden.

Sie verbindet quasi nichts mit Guinea, außer ihren Genen. Sie hat noch nicht einmal bei einem Elternteil gelebt, der aus diesem Land kam und dessen Kultur sie übernehmen konnte. Aber dennoch meint sie Leute aus dem Land schmeißen zu können, weil sie die falsche Hautfarbe haben.