Tinderstatistiken: Frauen matchen mit 44% der Profile, für die sie sich interessieren, Männer mit 2.9%

Die Seite „Tinder insights“ erstellt anscheinend Grafiken zu der eigenen Tinder Historie und einige davon wurden auf Reddit veröffentlicht.

Sie zeigen das Bild, welches auch eigentlich sonst schon jedem klar ist:

Hier die Auswertung eines 22jährigen Mannes:

29.000 mal „geswipt“, davon 17.000 mal ja. Matches ergaben sich 358. Davon hat er mit 137 gechattet. Dates gab es 12, anscheinend 4 mal Sex.

Hier sieht man, dass Frauen härter bewerten: Sie swipen bei 8% aller vorgeschlagenen Leute, Männer bei 22% (was auch schon eine relativ geringe Zahl ist, anscheinend hat sich rumgesprochen, dass ein zu wahlloses bejahen von Profilen dem Algorithmus nicht gefällt.

Die nächste Zahl ist interessant:

  • Frauen matchen mit 44% all derer, bei denen sie interessiert sind
  • Männer matchen mit 2,9%.

Das ist schon eine erheblich geringere Zahl.

Frauen kommen pro Tag auf 99 Profile, die sie bewerten (wobei ein Limit von 100 besteht, wenn man nicht Geld zahlt), Männer auf 122 (was dafür spricht, dass Männer eher zahlen)

Bei den Frauen:

99 Profile, 8% gefallen davon, dass sind 7,92 . Davon sind dann 44% Übereinstimmungen in den Matches, also 3,48 neue Typen pro Tag.

Bei den Männern: 122 Swipes, davon gefallen 26,84. Davon wiederum sind 2,9% Übereinstimmungen, also 0,94 pro Tag.

Dazu muss man allerdings schon in der Pro Version sein.

Bei der normalen Version wären es 100 Swipes, Gefallen 26,84. Übereinstimmung:0,77

Dazu muss man allerdings schon in der Pro Version sein.

 

Das bedeutet aber auch, dass sie in einer Woche auf 24,36 Männer kommt, die mit ihr übereinstimmen, während der durchschnittliche nicht zahlende Mann auf  5,39 Frauen kommt. Das macht auch deutlich, wie viel voller ihr Postfach ist. Die dazu kommenden konkurrieren direkt mit denen, mit denen sie bereits länger eine Unterhalt hat und in die sie schon mehr Zeit investiert hat. Diese wiederum konkurrieren mit neuen, frischen Männern, wenn das Gespräch nicht optimal läuft.

Natürlich dürfte die Statistik für einige Männer noch viel schlechter, für andere deutlich besser sein.

 

Hier noch ein paar andere Grafiken:

Von einer (nach eigenen Angaben) männlichen 5-6:

Noch eine deutlich schlechtere Quote.

Eine 35jährige Mutter:

Sehr wählerisch, dafür hohe Trefferrate, 99 Chats, 3 Dates, eine Beziehung, einmal Sex.

29jähriger Mann:

Relativ unwählerisch, 22.513 mal Interesse, 113 mal auch Interesse der anderen Seite, 29 Chats, aber nichts bei rausgekommen

Könnten die Taliban einen Platz in der Kommission der Vereinten Nationen zur Rechtsstellung der Frau bekommen?

Ein interessanter Bericht:

If the Taliban forms an internationally recognized Afghan government they are likely to have a representative seated on the United Nations Commission on the Status of Women. This despite their violent and oppressive treatment of women,  according to a shocking new exclusive report from the Washington Examiner. Afghanistan, under President Ghani, held a seat on that council.

Following the violent takeover of Afghanistan by the terrorist regime, John Bolton, the former US ambassador to the UN told the outlet, „You have a new crew that comes in, and the UN has to decide, ‚Do we accept the credentials of a new ambassador? It’s certainly possible to challenge that and deny them a seat. You can say they’re not legitimate.“
Bolton added that incoming governments, typically inherit their predecessor’s posts. „I think the most likely outcome is the Taliban gets seated.“
Of particular concern is the Afghan seat. Afghanistan currently has a seat on the Commission for the Status of Women, which the country secured in 2020. According to the UN the Commission is the „principal global intergovernmental body exclusively dedicated to the promotion of gender equality and the empowerment of women“ whose stated goal is to „agree on further actions to accelerate progress and promote women’s enjoyment of their rights in political, economic, and social fields.“

Zu der Organisation in der Wikipedia:

Die Kommission der Vereinten Nationen zur Rechtsstellung der Frau, engl. Commission on the Status of Women (CSW oder UNCSW) ist eine Funktionskommission des Wirtschafts- und Sozialrates der Vereinten Nationen (ECOSOC), eines der UN-Hauptorgane innerhalb der Vereinten Nationen. Die UNCSW beschreibt sich als UN-Organ mit der Aufgabe, Geschlechtergerechtigkeit und Förderung von Frauen voranzubringen.[2] Jedes Jahr kommen die Vertreter der Mitgliedsstaaten im Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York City zusammen, um Fortschritte im Bereich Geschlechtergerechtigkeit zu evaluieren, globale Standards und konkrete Aufgaben festzulegen, um eine geschlechtsunabhängige Gleichbehandlung und Frauenrechte weltweit zu fördern. Im April 2017 wurden vom ECOSOC 13 neue Mitglieder für die Periode 2018–2022 in die UNCSW gewählt.[3] Eines der neuen Mitglieder ist Saudi-Arabien, welches für den Umgang mit Frauenrechten im eigenen Land stark in der Kritik steht.

Die UNCSW ist eine der UN-Kommissionen, die nicht nur für Staaten offenstehen. So können beispielsweise auch Nichtregierungsorganisationen (NGOs) an den Sitzungen und Veranstaltungen teilnehmen und auch eigene Parallel-Veranstaltungen über das NGO-Komitee zur Rechtsstellung der Frau in New York organisieren.[4] Dies ist insbesondere für Gebiete mit umstrittenem Rechtsstatus wie z. B. Taiwan wichtig, das nicht Mitglied der UN ist. In den letzten Jahren konnten NGOs aus Taiwan wie die National Alliance of Taiwan Women’s Associations an den UNCSW-Sitzungen teilnehmen.

Die UNCSW hat mehrere wegweisende Konventionen und Erklärungen erarbeitet, darunter das Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CEDAW) im Jahr 1979. Sie initiierte die Gründung von auf Frauenthemen fokussierten Organisationen wie dem Entwicklungsfonds der Vereinten Nationen für Frauen (UNIFEM) und dem Internationalen Forschungs- und Ausbildungsinstitut zur Förderung der Frau (INSTRAW), die später beide in der UN Women aufgingen.

Das Länder wie Saudi Arabien ein Interesse daran haben, dass sie gerade in solchen Gremien sitzen leuchtet mir ein: Diese zu kontrollieren und dort möglichst zu stören ist in ihrem Interesse. Um so weniger man Frauenrechte will um so interessanter ist es dort Einfluss zu haben. Die Taliban hätten dann wohl auch keinen so großen Einfluss, es sind ja weitere Mitglieder vorhanden. Aber es hätte schon einen starken Beigeschmack, wenn sie es in entsprechende Gremien schaffen, selbst wenn man sie dort klein hält

Since the takeover, reports from Afghans describe forced marriages between girls and Taliban leaders. In an official statement, leaders in the underground Afghanistan church told missionary group Frontier Alliance International that „The Taliban are going door-to-door taking women and children.“
„The people must mark their house with an ‚X,'“ the statement read, „if they have a girl over 12 years old, so that the Taliban can take them. If they find a young girl and the house was not marked they will execute the entire family. If a married woman 25 years or older has been found, the Taliban promptly kill her husband, do whatever they want to her, and then sell her as a sex slave.““Husbands and fathers have given their wives and daughters guns and told them that when the Taliban come, they can choose to kill them or kill themselves—it is their choice.“

Das klingt etwas nach den Methoden der ISIS, die ja inzwischen wohl auch in Afghanistan aktiv ist. Düstere Zeiten.

Zero Covid

Wir hatten ja schon einige Diskussionen dazu in den Kommentaren, aber vielleicht ist es auch ganz gut, dazu einmal einen eigenen Artikel aufzumachen.

Ich glaube nicht, dass bei dem gegenwärtigen Stand eine Zero Covid Strategie erfolgreich sein kann, ich glaube auch, dass sie mehr schadet als nützt.

Die Gründe:

  • Covid ist bereits weltweit verbreitet. Eine weltweite Zero Covid Strategie wird man nicht durchsetzen können, dazu ist die Welt zu komplex und die Länder sind zu verschieden. Man nehme Länder wie Afghanistan aber auch große Teile Afrikas. In genug Slums in ärmeren Ländern wird man ihn auch nicht kontrollieren können. Damit kann man den Virus nicht ausrotten.
  • Eine Covid-Erkrankung  verläuft in der Altersgruppe unter 30 fast immer ohne größere Beschwerden und es gibt genug Leute, die noch nicht mal gemerkt haben, dass sie Covid hatten. Eine Virus, der zum einem eine so hohe Verbreitung hat und dann in vielen Menschen noch nicht einmal bemerkt wird, ist noch schwerer zu kontrollieren.
  • Die Impfungen wirken. Sie verringern die Gefahr der Ansteckung erheblich und mildern zudem den Krankheitsverlauf erheblich ab. Das wird den Virus zu einem Problem machen, welches immer unbedeutender wird und  es damit auch immer schwerer machen die für Zero Covid erforderlichen Einschränkungen durchzusetzen.
  • Alle Vorteile von Zero Covid sind sehr schnell zunichte zu machen, wenn man die Beschränkungen lockert. Denn dann wird irgendwo her immer der Virus wieder in die Gruppe kommen, die das versucht, die dann wieder ganz von vorne anfangen muss.
  • Die wirtschaftlichen Nachteile von harten Lockdowns verbunden mit der Geschwindigkeit, mit der Erfolge wieder zunichte gemacht werden können, stellen eine erhebliche Belastung für diese Strategie dar. Das bedeutet aber gleichzeitig Proteste, anderweitige Opfer durch Selbstmorde, aufgeschobene Operationen, Ermüdung der Leute, die dann aktiv die Beschränkungen umgehen wollen etc. Um so offener das Land ist für Kontakt mit anderen Nationen, die das Modell nicht mitmachen wollen, um so sinnloser muss dann, weil aus diesen Ländern selbst bei striktesten Lockdown immer wieder der Virus nachkommen wird, die Entbehrung des Lockdowns erscheinen.

 

Selbermach Samstag

Welche Themen interessieren euch, welche Studien fandet ihr besonders interessant in der Woche, welche Neuigkeiten gibt es, die interessant für eine Diskussion wären und was beschäftigt euch gerade?

Welche interessanten Artikel gibt es auf euren Blogs? (Schamlose Eigenwerbung ist gerne gesehen!)

Welche Artikel fandet ihr in anderen Blogs besonders lesenswert?

Welches Thema sollte noch im Blog diskutiert werden?

Für das Flüchtlingsthema oder für Israel etc gibt es andere Blogs

Zwischen einem Kommentar, der nur einen Link oder einen Tweet ohne Besprechung des dort gesagten enthält, sollten mindestens 5 Kommentare anderer liegen, damit noch eine Diskussion erfolgen kann.

Ich erinnere auch noch mal an Alles Evolution auf Twitter und auf Facebook.

Wer mal einen Gastartikel schreiben möchte, auch gerne einen feministischen oder sonst zu hier geäußerten Ansichten kritischen, der ist dazu herzlich eingeladen

Es wäre nett, wenn ihr Artikel auf den sozialen Netzwerken verbreiten würdet.

Evolutionstheorie und ihre Auswirkungen sowie evolutionäre Psychologie bzw Soziobiologie als Schulstoff

Wenn ich mich an meinen Biologieunterricht in der Schule erinnere, der allerdings eine ganze Weile her ist, dann wurde da sicherlich die Evolutionsbiologie behandelt, aber eher als Entstehen der Arten und mit wenig Auswirkungen auf den Menschen.

Die Evolutionsbiologie ist als Oberbegriff, der auch evolutionäre Psychologie bzw Soziobiologie beinhaltet wohl einer der Bereiche, mit dem man den Menschen und sein Verhalten am Besten verstehen kann. In Abwandlung des alten Spruchs macht nichts am menschlichen Verhalten wirklich Sinn außer im Lichte der Evolution.

Daneben lauern aber natürlich gekränkte religiöse Gefühle und auch die „biologische Kränkung“ dazu noch hochbrisanter Stoff zu den Geschlechtern, der vielen gar nicht passt.

Gleichzeitig gilt jemand der heute „die Evolution“ als nicht bewiesen oder nicht als Ursprung des Menschen ansehen würde als veraltet.

Es ist das alte Problem, dass man sich von Theorien nur das nimmt, was einem gefällt und den Rest dann lieber ausblendet.

Mich würde interessieren, was heute Schulstoff ist und was es nach eurer Meinung sein sollte.

Ich würde es natürlich klasse finden, wenn Schüler dort etwas über natürliche und sexuelle Selektion erfahren würden, über intersexuelle und intrasexuelle Konkurrenz, über die unterschiedlichen Kosten des Sex und „Genmathematik“, über Normalverteilungen und Häufungen, über evolutionäre Theorien zur Partnerwahl etc.

Zeichen setzen: Die Priorität der deutschen Außenpolitik

Gerade ist das auswärtige Amt in der Kritik, weil es in Afghanistan keine gute Figur gemacht hat, gerade Maas als Minister hat einiges an Kritik abbekommen. Dazu passt es das Maas verkündet hatte, dass er auch im auswärtigen Amt für mehr Diversität sorgen will.
Nunmehr haben die dortigen Gleichstellungsbeauftragten Anregungen für Männer herausgegeben, wie sie bessere Männer werden, die ganz im Einklang mit feministischen intersektionalen Theorien sind:

Man hat dort die Kampagne „Zeichen setzen“ gestartet, die interessante Einblicke bietet. Von deren Homepage:

Wer steckt hinter der Kampagne?

Die Gleichstellung von Frauen und Männern ist eine Priorität der deutschen Außenpolitik. Parallel hierzu verfolgt das Auswärtige Amt auch im eigenen Haus das Ziel, Gleichstellung und Geschlechtergerechtigkeit zu fördern.

Wir – die Gleichstellungsbeauftragte und ihr Team – haben das Ziel, dass Frauen und Männer im Auswärtigen Amt nicht nur rechtlich, sondern auch tatsächlich gleichgestellt sind. Unser Anliegen ist, zu informieren, zu sensibilisieren und Barrieren abzubauen – für einen fairen und modernen Auswärtigen Dienst.

Dafür hat man anscheinend einiges an Personal:

Gleichstellung Team auswärtiges Amt

Immerhin 7 Leute für einen Bereich, der eigentlich im auswärtigen Amt nicht wirklich gebraucht wird. Und dazu noch alles Frauen und alle weiß.

Zu Männern und Gleichstellung findet man dann diese Thesen:

Es wäre interessant mit wie viel Geld „Zeichen setzen jetzt „für solche banalen Inhalte, die jeder, der etwas Kontakt zum Feminismus hat an einem Nachmittag zusammenstellen kann, erhalten hat. Ich vermute mal die 7 Kräfte haben da hart dran gearbeitet.

Darunter noch verschiedene Statements von Männern:

Ich wünsche mir einen offenen Diskurs um das Thema Gleichstellung – auch insbesondere im Umgang mit konservativen Meinungen. Auch hoffe ich, dass in Zukunft Themen die sich insbesondere an männliche Zielgruppen richten (z.B. toxische Männlichkeit, Rollenerwartung oder spezifisches Männer-Networking) mit der gleichen Energie vorangetrieben werden, wie es bereits in anderen Gleichstellungsbereichen der Fall ist.

Benedikt Geisbuehl

Ideale Männlichkeit: den Mut haben, die eigene Position und Rolle immer wieder zu hinterfragen – und das eigene Verhalten gegenüber anderen zu reflektieren.

Christian Küsters

Die Gesellschaft  sollte erkennen dass jede:r weibliche und männliche Aspekte hat und diese auch ausleben sollte.

Thomas Pfeiffer

Ich stelle mir für die Gleichstellung im Jahr 2050 vor, dass sie – auch wenn das sehr optimistisch gedacht sein mag – verwirklicht und deshalb kein Thema mehr ist.

Stefan Bantle

Meine Kinder sollen in einer Gesellschaft aufwachsen wo Frauen*, die DAX-Unternehmen leiten, nichts Außergewöhnliches sind, in der Väter als Hausmann arbeiten ohne als besonders „fürsorglich” zu gelten, wo alle unbewusst eine geschlechtergerechte Sprache nutzen und wo alle ungeachtet ihrer sexuellen Identität in jeder Jobbranche arbeiten können mit der Gewissheit, dass sie für die gleiche Arbeit den gleichen Lohn verdienen werden.

Kaya Mrugalla

Arbeitet meine Frau? Und ob! Multitasking mit vier Kindern! Ich kann die Abwertung der Arbeit von Hausfrauen und Müttern nicht mehr hören! Erwerbstätigkeit ist nicht alles.

Martin Eberts

Ich wünsche mir dass ich mich nicht mehr dafür rechtfertigen muss, wenn ich als Mann Zeit mit meiner Familie und meinen Kindern verbringen möchte und eine ganzheitlichere Arbeitswelt, die auch Familienarbeit als Leistung für die Gesellschaft anerkennt.

Ramin Moschtaghi

Wichtig ist eine entsprechende Ausbildung für Jungs und junge Männer, damit sie lernen, Gleichstellung und ihre Bedeutung einzuordnen und zu verstehen. Meine ganz konkrete positive Erfahrung ist, weniger Arbeit, mehr Freizeit, gleiche Lastenverteilung im Haushalt und vor allem mehr Lebensqualität. Und Gleichstellungpolitik sollte mehr an einer tatsächlichen und alltäglichen Gleichstellung arbeiten. Frauen und Mädchen brauchen einen gleichberechtigten Zugang zu Bildung und einen konsequenten Schutz vor Diskriminierung, männlicher Gewalt und genereller Ausbeutung. Und das beginnt mit Ausbildungsinhalten zur Gleichstellung bereits im eigenen Haus, im Kindergarten und der Schule.

Fritz Martin

Dank Jobsharing wechseln meine Partnerin und ich uns fair und ausgeglichen im Beruf und Familienleben ab. Davon profitieren wir alle: unser Kleiner, und natürlich Mama und Papa!

Frederic Erdt

Vor Podiumsdiskussionen frage ich die Verantwortlichen, ob auch Frauen Teil der Gesprächsrunde sein werden. Wenn nein, sage ich ab – egal in welchem Land.

Achim Burkart

 

Auch sonst finden sich noch einige hübsche Grafiken, etwa diese

 

Bild schreibt zu der Aktion, die als „Woke Wahnsinn“ betitelt wird insgesamt:

BILD hat die absurdesten Männer-Regeln des Auswärtigen Amtes zusammengefasst:

 Punkt 1: Männer sollen sich „reflektieren“ und sich ihrer „unbewussten Vorurteile“ gegenüber Frauen „bewusst werden“. Denn: Männern würden es angeblich selbst nicht merken, wenn sie Frauen schlecht behandelten.

 Punkt 2: Männer sollen emotionaler werden. „Lasst Emotionen zu“, heißt es. Man solle „egal wie“ „Emotionen und Empathie“ zeigen und „die eigenen Gefühle nicht unterdrücken“, weil das „ungesund“ sei.

► Punkt 3: „Seid fortschrittliche Väter“. Männer im Auswärtigen Amt sollen häufiger in Elternzeit gehen und weniger arbeiten, liest man, damit sie „mehr Zeit mit ihren Kindern“ verbringen können.

 Punkt 4: Männer sollen häufiger den Haushalt machen, damit Frauen seltener an Burnout und Altersarmut leiden.

► Punkt 5: Männer sollen Gender-Sprache (Beispiel: „Mitarbeiter*innen“) verwenden, um Frauen und „nicht-binäre“ Menschen „sichtbar“ zu machen.

► Punkt 6: Männer sollen in Besprechungen häufiger die Klappe halten. Konkret heißt es: „Gebt Frauen in Besprechungen Raum für ihre Beiträge, hört zu, unterstützt, verzichtet auf ‚Mansplaining‘ (ein feministisches Schimpfwort dafür, wenn Männer zu viel reden, Anm. d. Redaktion) und hinterfragt euer Handeln.“

Brisant: Als Vorschlag für die Gender-Sprache, die Männer jetzt verwenden sollen, empfiehlt die Gleichstellungsbeauftragte das Gender-Lexikon „Geschickt-Gendern“. Dort wird gefordert, anstatt „Spion“ „auskundschaftende Person“ oder anstatt „Abiturient“ „abiturablegende Person“ zu sagen.

 

In einem Monat sind Bundestagswahlen

In einem Monat ist bereits Bundestagswahl und wir werden mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht um eine Drei-Parteien-Regierung drum herum kommen. Da niemand mit der AFD koalieren wird (die ich auch nicht an der Macht sehen möchte) wird es interessant, wie die Regierung aussehen wird.
Eine Möglichkeit ist ein „Linker Sieg“ mit SPD-Grünen-Linken (in welcher Reinfolge auch immer) oder eher eine bürgerlichere Ausrichtung mit CDU-FDP-linkere Partei.

Aus meiner Sicht sollten es sich SPD und CDU überlegen, ob sie noch einmal eine Koalition miteinander machen, es scheint eher beiden geschadet zu haben. Eigentlich würde beiden eine Opposition gut tun. Aber das wird schwierig in der momentanen zergliederten Landschaft.

Was meint ihr was bei der Wahl herauskommt?

„Männlichkeit kann eine schützende Wirkung gegen die Entwicklung von Depressionen haben – auch bei Frauen“

Eine interessante Studie zu Geschlechterrollen und Depressionen:

Highlights

  • Androgynous individuals are less likely to suffer depression while undifferentiated individuals are more susceptible to depression.
  • Masculinity traits seem to be a robust protective factor for depression regardless of gender. Of note, the dominance of masculinity has declined as life expectancy increases.
  • The protective effect of femininity against depression starts to emerge with the gradual increase in educational attainment and income level from 1990 to 2019.

Abstract

Background

This meta-analytic review aimed to systematically evaluate associations of depression with multiple gender role dimensions (masculinity, femininity, androgyny, and undifferentiated traits) and to determine potential moderators (participant characteristics, study instruments and sociocultural factors) of the relationship.

Methods

Of 4481 initially identified records in three electronic databases, 58 studies published 1978 to 2021 were included for meta-analysis.

Results

(1) Association of depression and gender role is moderated by study year and human development indices. (2) Masculinity is a protective factor for depression, while this dominance has declined as life expectancy increases. (3) A negative, weak but significant association between depression and femininity is observed in women, and college students, which starts to emerge with the gradual increase in the national education and income index from 1990 to 2019. (4) Androgynous individuals reported the lowest level of depression as compared with other gender role orientations (masculine, feminine, and undifferentiated trait group). This disparity is becoming more extreme with life expectancy and per capita income index increases.

Limitations

English-language studies were only included in this review.

Conclusions

Androgyny might be the most ideal gender role protecting both women and men from depression.

Das erste schöne an dieser Studie ist natürlich, dass von feministischer Seite gerne vorgebracht wird, dass Männer weiblicher werden müssen, mehr über ihre Gefühle reden müssen, damit sie weniger depressiv sind oder weniger Selbstmord begehen. Es scheint aber eher anders herum zu sein: Männlichkeit schützt vor Depressionen

Wie passt das aber zur höheren Selbstmordrate?

Meine Vermutung wäre ja, dass hier mit den Geschlechterrollen nur ein Symptom bezeichnet wird, aber nicht der eigentliche Grund, der gut in der Biologie hinter den Geschlechterrollen stecken könnte.

Testosteron ist ein natürliches Antidepressivum, siehe etwa

Highlights

  • Testosterone has antidepressant effects whereby the underlying mechanisms are still unknown.
  • Promoted neuroplasticity and the activation of the serotonin system may underlie the antidepressant effect of testosterone.
  • Studies suggest that a combination of testosterone and current antidepressants enhance antidepressant-induced neurogenesis.
  • Testosterone actions within the HPA axis and during inflammation may additionally contribute to the mood enhancing effects.
  • Not only testosterone alone, but also its conversion to estradiol may contribute to the observed antidepressant effects.

Andere Studien dazu:

Ein Nachteil in der Hinsicht ist, dass Antidepressivums bizarrerweise auch das Selbstmordrisiko erhöhen können. Ein Depressiver hat häufig keinerlei Handlungswille, ist passiv und kann sich zu nichts aufraffen. Nimmt er dann Antidepressiva wird er gerade dadurch evtl wieder handlungsfähiger und setzt Entschlüsse eher tatsächlich um. Ist seine Lage dann subjektiv hilflos und sieht er keinen Ausweg, dann ist der Entschluss dann evtl, dass er eben sein Leben beenden muss.

Aber wer eben gar nicht erst in eine tatsächlich depressive Phase kommt, der ist eben besser dran und dabei kann Testosteron eben helfen.

Das bedeutet nicht, dass die simple Einnahme von Testosteron bei einer bereits bestehenden Depression hilfreich sein muss, aber es kann eben sein, dass Leute, die  mehr pränatales und postnatales Testosteron haben seltener depressiv werden und gleichzeitig eher männlichere Geschlechterrollen leben

Aus einer Besprechung der obigen Studie:

“We inferred that this may be an important mechanism for the gender difference in the prevalence of depression, as women are almost twice as likely to suffer from depression as men. Therefore, we asked whether girls/women suffer from high-risk depression just because of their biological sex? We searched for answers from the past literature and found that psycho-social gender (e.g., gender role) might be an effective indicator of predicting depression susceptibility, even more accurate than biological sex, because personal emotions are easily affected by social factors.”

To examine this further, the researchers conducted a meta-analysis using 58 peer-reviewed studies published between 1978 and 2021 that included measures of depressive symptoms and gender roles.

“Given the number of studies about gender roles and depression has increased significantly over the past 40 years, and the gender role issues might have changed over time and/or vary by nation, my co-authors and I decided to systematically re-evaluate depression’s relationship with gender roles and to determine the potential moderating factors,” Li explained.

Most of the studies assessed masculinity and femininity using the Bem Sex Role Inventory or the Personality Attributes Questionnaire. Both scientific surveys have a similar format: Participants are shown a list of traits (such as “affectionate” and “independent”) and are asked to indicate how well each item describes them.

Li and his colleagues found a robust negative relationship between masculinity and depression among both men and women. In other words, individuals with high levels of masculine traits experienced lower levels of depressive symptoms compared to individuals with lower levels of masculinity. The researchers also found a weak negative relationship between feminine traits and depressive symptoms, particularly among those of higher education and those living in countries with a higher national income.

Those with high levels of both masculine and feminine traits (androgynous) were the least at risk of depressive symptoms.

“The main findings suggest that androgynous gender role traits can protect against depression, regardless of sex and age,” Li told PsyPost. “To be specific, both female and male individuals who strongly endorse masculine traits (e.g., stands up well, never give up, active, and decisive) are less susceptible to depression, and feminine traits (e.g., warm, tender, gentle, affectionate, sympathetic, and understanding) may also allow them to benefit from social support as protective factors for depression.”

“Conversely, conformity to traditional and typical gender role norms (i.e., boys/men should be strong but not warm; while girls/women should be understanding but not active) may promote distress and some mental disorders, particularly depression. Accordingly, the development of individual androgynous traits is expected to be an effective process to reduce the global prevalence of depression and gender disparity.”

Interessante Interpretation. Sie stellen fest, dass männlichere Geschlechterrollen helfen und mutmaßen dann, dass bestimmte Teile davon evtl dennoch eher zu Depressionen führen können ohne das auf Daten zu stützen um beim alten Narrativ zu landen.

“Given that gender differences in depression start to emerge during adolescence, a stronger focus on effective educational activities (including K-12 education, community, and family) should be implemented to promote and encourage androgynous gender role traits before people enter colleges and even across the life-span,” Li added.

Von da aus kommt sie zu der seltsamen Empfehlung einfach Geschlechterrollen aufzugeben. Was erst recht eine sinnlose Entscheidung wäre, wenn der Ursprung der Rollen die Biologie ist. Aber es scheint mir auch keine Aussage zu sein, die sich aus ihren Daten ergibt.

Selbermach Mittwoch

Bitte Kommentare bündeln, wenn sie nur aus einzelnen Tweets und kurzem Kommentar bestehen und man sehr viele davon plant.

Zwischen einem Kommentar, der nur einen Link oder einen Tweet ohne Besprechung des dort gesagten enthält, sollten mindestens 5 Kommentare anderer liegen, damit noch eine Diskussion erfolgen kann.

Typische Gegenpositionen, wenn ein Mann, der der Vergewaltigung beschuldigt wird, sagt, dass er unschuldig ist

In der Taz bespricht, auch schon von Arne verlinkt, Fatma Aydemir den Fall Luke Mockridge.

Einige Passagen finde ich besprechenswert, weil sie so typisch sind:

1. Ich bin hier das Opfer

Das Video beginnt mit der Ankündigung, dass Luke Mockridge dieses Jahr nicht mehr auftreten werde. Der Comedian erzählt von einer „Welle von Hass“, die ihm seit Monaten im Netz entgegenschlägt und unter der er sehr leide: „Ich bin Comedian, ich kenne das nicht. Ich stehe für ’ne gute Zeit.“ Natürlich ist es unschön, wenn Mockridge und seine Familie anonyme Drohungen bekommen.

Jedoch bleibt das bis zum Ende der generelle Tenor seines Statements. Anstatt seine eigene Auseinandersetzung mit dem Thema sexualisierte Gewalt zu teilen, entscheidet sich Mockridge dazu, den Vorwurf lediglich als „schreckliche Nummer“ abzutun und sich voll und ganz auf sein eigenes Leiden zu konzentrieren: Ich bekomme Hassnachrichten. Mir geht es nicht gut. Will heißen: Ich bin nicht Täter, sondern das eigentliche Opfer.

Wie kann es ein Beschuldigter wagen sich einfach selbst als Opfer zu sehen? Das ist vermutlich für eine Feministin unvorstellbar. Statt dessen hätte er „eine eigene Auseinandersetzung mit dem Thema sexualisierte Gewalt“ machen sollen, also vermutlich etwas in der Art von „Sexualisierte Gewalt ist etwas fürchterliches und wir Männer müssen an uns arbeiten, damit Frauen das nicht mehr passiert. Auch wenn ich hier nicht Täter war habe ich es als Mann auch irgendwie verdient und bin immerhin als Mitglied der Gruppe Mann ja auch irgendwie Täter“.

Aber für ihn ist es natürlich ganz wesentlich, dass er hier kein Täter ist. Und das er angegriffen wird.

2. Ermittlungen eingestellt

Luke Mockridge wurde von der Betroffenen angezeigt und beschreibt seinen Schock über das, was er in der Anzeige zu lesen bekam. In einer Nacht während der gemeinsamen Beziehung habe er versucht, seine Ex-Freundin zu vergewaltigen. Die Staatsanwältin sowie der Generalstaatsanwalt hätten aber keinen Tatverdacht gefunden, damit sei die Sache juristisch erledigt, sagt Mockridge.

Was der Entertainer natürlich nicht sagt oder was ihn möglicherweise auch nicht interessiert, ist, dass in den meisten Vergewaltigungsfällen, und vor allem bei solchen innerhalb einer Beziehung, genau das passiert: Die Ermittlungen bzw. Verfahren werden oft wegen mangelnder Beweislage eingestellt. Feminist_innen kritisieren diese Schwachstelle im Justizsystem seit Jahrzehnten.

Sie spart es sich einfach einmal darzustellen, warum genau er schuldig ist, etwa eine Darstellung des Sachverhaltes und eine juristische Würdigung.
Statt dessen eher eine Art Verschwörungstheorie: Die Staatsanwaltschaft und die Generalstaatsanwaltschaft (Ines Anioli muss also in die Beschwerde gegen die Einstellung gegangen sein) haben die Sache unter den Tisch gekehrt. Argument: Machen sie ja sonst auch. Patriarchat eben.

Dabei gibt der Sachverhalt selbst nach ihrer Version, seine kennen wir nicht, erst einmal wenig für eine Strafbarkeit her:

Als sie beide gemeinsam im Bett lagen, habe sie mit ihm darüber gesprochen, wie verletzt sie sei und distanzierte sich von ihm. Genervt davon, habe er zunächst angefangen, sie zu schütteln und kitzeln. Er habe ihren Oberkörper auf das Bett gedrückt, ihr die Hose ausgezogen und angefangen, an ihr “herumzuspielen”, wie sie sagt. “Ich war gerade kurz davor, dich zu vergewaltigen”, habe er demnach zu ihr gesagt und dann von ihr abgelassen. Das sei nur eine von vielen Geschichten, die sie selbst zunächst verdrängt habe.

Einer Frau gegen ihren Willen die Hose auszuziehen ist schon schwer genug und jeder Sachverhalt dazu, dass sie das nicht wollte, dass sie das verhindert hat, dass sie sich gedreht und gewunden hat oder auch nur Nein gesagt hat fehlt in der Schilderung. Wenn seine Version ist, dass er sie gekitzelt hat, sie darauf positiv reagiert hat und er dann zu Sex übergeleitet, weil er dachte, dass wäre eine gute Versöhnung und davon ausging, dass sie das gut findet, dann sagt sie ihm, dass er es lassen soll und er lässt es, dann ist eben ein Vorsatz, der für eine Vergewaltigung erforderlich ist, nicht nachzuweisen.

Es wird nicht besser, wenn sie angibt, dass sie es verdrängt hat.

3. Disneyland

Mockridge erklärt, dass sich die Anschuldigungen nicht mit dem decken, was er und seine Ex-Freundin erlebt hätten. Das Paar sei nach der besagten Nacht noch zusammen gewesen und hätte in Disneyland Urlaub gemacht. Was Mockridges Erzählung suggeriert, ist etwas, was sehr häufig gegen Betroffene verwendet wird: Wenn man wirklich versucht hat, dich zu vergewaltigen, warum hast du dich nicht sofort getrennt und bist zur Polizei gerannt? Warum haben wir mit Mickey-Mouse-Ohren Selfies geschossen?

Bei dieser Argumentation werden nicht nur die widersprüchlichen Dynamiken in toxischen Beziehungen völlig außer Acht gelassen, sondern auch der Umstand, dass Betroffene meist über Monate oder gar Jahre hinweg das Erlebte verdrängen können oder müssen, um schlicht zu überleben.

Es ist ja auch verständlich, dass es als Argument verwendet wird. Gerade bei einer Prominenten, die noch nicht einmal – wenn ich es richtig verstehe – mit ihm zusammen gewohnt hat, also einfach die Sache hätte beenden können. Sie war in keiner Abhängigkeitssituation von ihm.

Und natürlich gibt es genauso die Fälle, bei denen Leute sich zur Verarbeitung einer Trennung bestimmte Erinnerungen so zurecht denken, dass sie zu ihrer Wut oder ihrer Vorstellung davon wer schuld ist passen.
Es kann auch durchaus sein, dass sie es so gesehen hat, aber selbst dann war es keine Vergewaltigung, wenn er keinen Vorsatz hatte.

4. Der anonyme Mob

Mockridge behauptet, hinter seinen Kritiker_innen steckten vor allem anonyme Twitter-Accounts. Er versucht somit das Bild eines hysterischen, ungerechten Mobs zu erzeugen. ­Dabei haben sich etliche Feminist_innen auch unter Klarnamen und mit Foto zu diesem Thema geäußert, etwa im Rahmen der von Aktivist_in Jorinde Wiese gestarteten „Luke-Challenge“ auf Instagram, bei der sich User_in­nen mit vorgegebenen Handzeichen mit der Betroffenen solidarisierten und kritische Stellungsnahmen von Mockridges Auftraggebern Sat.1, WDR und 1 Live forderten.

Auch geil. Da haben sich AUCH etliche Feministinnen mit Klarnamen beteiligt. Das schließt natürlich einen im übrigen anonymen Twittermob aus.
Eine kurze Suche nach „Mockridge“ auf Twitter zeigt auch deutlich, dass da viele Stimmen dabei waren, die nicht identifizierbar sind.

Und auch unter seinem Statement finden sich genug anonyme Accounts, die ihren Unmut äußern.

5. Echte Betroffene

Es habe aber auch „echte Menschen“ gegeben, die unter dem Hashtag #KonsequenzenfürLuke ihr Leid geteilt und Solidarität erfahren hätten, auch von ihm, betont Mockridge, selbst wenn all das auf seinem Rücken ausgetragen worden sei. „Das ist mein Wertesystem“, sagt Mockridge und erläutert nicht weiter, was damit genau gemeint ist.

Vermutlich möchte Mockridge damit sagen, dass er natürlich gegen Vergewaltigungen ist, doch er erklärt nicht, was für ihn eine „echte“ Vergewaltigung ist, was eine „echte“ Betroffene ausmacht, ob er sich über die Grauzonen Gedanken gemacht hat, die Tätern oft nicht bewusst sind, gerade wenn es um Gewalt innerhalb einvernehmlicher Beziehungen geht. Solange Mockridges Position zu all diesen Punkten unklar ist, hört sich diese Solidarisierung eher nach einem Versuch an, die Betroffenen gegeneinander auszuspielen.

Auch ein interessanter Vorwurf. Er sagt: Ich habe sie nicht vergewaltigt. Eine echte Betroffene ist dann wohl jemand, der tatsächlich vergewaltigt worden ist.

Sie kritisiert ihn und fordert, dass er sich damit auseinandersetzt und meint anscheinend, dass er ja schon irgendwie in einer Grauzone war. Er müsse da ganz klar sein.

Sie selbst macht aber nichts klar. Sie wechselt zwischen „er ist ein Vergewaltiger“ und „er war zumindest in einer Grauzone“ hin und her als wäre es das Gleiche. Dabei liegen dazwischen Welten.

Sie führt nicht an, was er nun eigentlich gemacht hat. Sie bleibt selbst in ihren Vorwürfen vollkommen vage. Er ist anscheinend schuldig. Irgendwie. Unhinterfragbar. Einfach weil es eine Frau gesagt hat.

6. Schwierige Trennung

Mockridge beschreibt die Trennung von seiner Ex-Freundin als sehr emotional und erzählt, die Betroffene habe noch Monate danach seine Brüder und Kollegen kontaktiert. Diese Information wird nicht weiter kommentiert, aber darauf folgt die angeblich überraschende Anzeige. Die Erzählung von der verletzten Ex, die sich mit Vergewaltigungsvorwürfen rächen will, ist eine klassische Strategie zur Täter-Opfer-Umkehr.

Die Erzählung von der verletzten Ex ist aber schlicht auch immer wieder mal wahr. (siehe auch). Da einfach davon auszugehen, dass das nicht sein kann ist eine sehr simple Sache.

7. Ruhm

Die Betroffene, ebenfalls Comedienne und Podcasterin, sprach in der Vergangenheit immer wieder öffentlich von ihren Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt, allerdings ohne ihren Ex-Partner namentlich zu nennen. Auch Mockridge nennt ihren Namen nicht. Deshalb wird er auch an dieser Stelle nicht genannt. Dennoch spricht Mockridge im Video sein Unbehagen darüber aus, persönliche Erfahrungen medial auszuschlachten, etwa in Podcasts und auf der Bühne.

Er wirft seiner Ex-Freundin damit unterschwellig vor, sich an diesem Vorwurf bereichern zu wollen. Abgesehen davon, dass diese These nicht aufgeht, da die Betroffene Mockridges Namen nicht einmal in den Mund genommen hat – Social-Media-User_innen haben Mockridge über eigene Recherchen als mutmaßlichen Täter identifiziert: Auch diese Argumentation ist eine häufig genutzte Methode des Victim Blamings, um der Betroffenen ihre Glaubwürdigkeit zu entziehen.

Sie kann auch Mitleid und Aufsehen abgreifen ohne seinen Namen zu nennen, gerade wenn er dann auch noch sehr leicht zu ermitteln ist.

Und natürlich kann man auch vertreten, dass ein Promi nicht identifizierbar über einen Expartner reden sollte und dort intime Details ausplaudern sollte, die nur die beiden betreffen. Das ist sicherlich kein guter Stil. Das gilt aus meiner Sicht um so mehr, wenn anscheinend beide ihren Teil zu Streitigkeiten beigetragen haben.

Natürlich kann man ihr andererseits nicht absprechen, dass sie über eine Vergewaltigung erzählt. Aber sie macht damit eben gerade in einem Fall, wo dies durchaus nicht so klar ist ein Fass auf, bei dem er, wenn er sich rechtfertigen will, gleichzeitig über sie reden müßte und weitere Details aus seinem Privatleben und ihrem in einem sehr intimen Bereich verraten müsste.

Das sollte man sich eben gut überlegen.