Erneut über Arne dieser Bericht:
Ende eines umstrittenen VerbotsAb Herbst sollen auch homosexuelle Männer einfacher Blut spenden dürfen. Das hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn mitgeteilt. Damit fällt ein jahrzehntealtes Verbot. Seit der Aidskrise in den 1980er-Jahren war es Männern, die Sex mit Männern haben, verboten, Blut zu spenden. 2017 gab es zwar eine Lockerung, doch auch die führte an der Lebensrealität der Meisten vorbei.
Nur wer ein Jahr lang keinen Sex hatte, darf Blut spendenWer aktuell als schwuler oder bisexueller Mann Blut spenden will, steht vor einem Problem: Um nämlich spenden zu dürfen, muss er mindestens ein Jahr lang keinen Sex mit einem anderen Mann gehabt haben. Egal, ob es sich bei dem Kontakt um den Ehemann handelte und auch egal, ob Kondome benutzt wurden. Die so genannte „Rückstellfrist“ wurde mit einem erhöhten Übertragungsrisiko für Infektionskrankheiten wie HIV begründet. Ein Jahr lang enthaltsam leben, nur um Blut spenden zu dürfen – das dürfte für die meisten Menschen an der Realität vorbeigehen.
Regelung gilt nicht bei sexuellem RisikoverhaltenDie Rückstellfrist soll für Männer, die Sex mit Männern haben, abgeschafft werden, wenn sie in einer monogamen Beziehung leben. Eheleute müssen also nicht ein Jahr enthaltsam leben, solange sie keine offene Beziehung führen. Außerdem heißt es, dass die Abschaffung explizit nicht für Männer mit einem sexuellen Risikoverhalten gelten soll. Damit sind unter anderem häufig wechselnde Partner oder One-Night-Stands gemeint. Sie müssen zukünftig aber nicht mehr ein Jahr, sondern nur noch vier Monate vor einer Blutspende auf Sex verzichten.
Die Frist von einem Jahr wurde von vielen Experten kritisiert, schließlich wird jede Blutkonserve auf Infektionskrankheiten wie HIV getestet. Außerdem ist HIV rund sechs Wochen nach der Infektion sicher nachweisbar. Die Deutsche Aidshilfe bezeichnet diese Regelung deshalb als diskriminierend und ohne wissenschaftliche Grundlage. Gerade vor dem Hintergrund häufig knapper Blutkonserven sei diese Regelung nicht nachzuvollziehen: „Generell gilt es zu berücksichtigten, dass der Verzicht auf mögliche Blutspenden im Fall einer Blutknappheit Leben kosten kann.“ Auch mit der Verkürzung der Frist auf vier Monate bei sexuellem Risikoverhalten sind Blutkonserven in Deutschland also weiterhin sehr sicher.
Es wäre interessant, ob sich da jetzt was ändert. Wann wer mit wem Sex hatte ist ja eh nicht zu kontrollieren.
Interessieren würde es mich ob es Statistiken darüber gibt, wie oft Blut von homosexuellen Männern im Verhältnis zu heterosexuellen Männern verwendbar war.
Denn eine solche Statistik wäre ja eigentlich das beste Argument in der Debatte.
Wäre- Zahlen aus der Luft gegriffen – die Hälfte der Proben bei Homosexuellen nicht verwertbar, bei Heterosexuellen aber eine nur geringer Teil, dann könnte ich sogar verstehen, dass man da den Aufwand evtl zu groß findet. Aber wenn die Unterschiede zumindest inzwischen, also nach dem Höhepunkt der Aids Epidemie nahezu gleich – oder gar geringer wären, dann gäbe es eben auch keinen Grund für eine Ungleichbehandlung.