Tag: 18. Juni 2021
Sommertage, Mittagspausen und die Benachteiligung der Frau beim Lebenszeitverdienst.
Neulich las ich wieder einen Artikel dazu, dass Frauen aufgrund der Kinderbetreuung im Leben so und so viel tausend Euro verlieren, die Männer dann mehr haben.
Ich musste gestern daran denken:
Morgens habe ich Fräulein Schmidt in die Kita gefahren und bin danach ins Büro zum arbeiten. Lange Anzughose und Hemd, dem Wetter nach ohne Krawatte. Südländerin ist mit Schmidt Junior zuhause geblieben, sie ist ja noch in Elternzeit. Ich hole dann in meiner Mittagspause so gegen 13:30 Fräulein Schmidt aus der Kita ab und fahre sie nach Hause wo sie gleich auf die Schaukel stürmt. Papa muss anschubsen, was er natürlich gerne macht. Fräulein Schmidt ist glücklich. Südländerin hat uns schon kommen sehen und bringt im Sommerkleid Schmidt Junior im Kinderwagen schlafend mit in den Garten, dann holt sie noch einen Kinderpool und füllt ihn über den Gartenwasserschlauch. Fräulein Schmidt bekommt eine Schwimmwindel um und planscht vergnügt im Pool. Südländerin holt noch eine Garten-Picknickdecke auf der dann später Schmidt Junior liegen kann. Sie hat sich noch mit einer Frau aus dem Geburtsvorbereitungskurs verabredet, die bringt auch ihr Baby und ihre Tochter mit, die nur ein Jahr älter ist als Fräulein Schmidt. Die beiden werden dann im Garten rumtoben, während die Mütter mit den Babys im Garten sitzen, Kuchen essen und etwas klönen. Ich esse noch schnell etwas Kleines im Garten, dann wollen Fräulein Schmidt und Schmidt Junior noch etwas Aufmerksamkeit, die ich ihnen gerne gebe.
Der Garten ist zumindest im Schatten sehr angenehm. Wir haben gemeinsame Konten und Südländerin wird dank öffentlichen Dienst auch keine Karrierenachteile erleiden. Auch wenn ihre Verdienst über das Leben geringer ausfällt als meiner. Ich fahre wieder ins Büro.
Damit soll kein Neid ausgedrückt sein und ich habe auch nicht das Gefühl, dass ich durch Südländerin benachteiligt werde. Ich gestehe ebenso vollkommen zu, dass die Betreuung eines Säuglings keineswegs nur aus „mit Freundin mit Kaffee und Kuchen im Garten sitzen, während das andere Kind spielt und das Baby schläft oder ansonsten friedlich ist“ besteht. Mir ist natürlich bewußt, dass Babys schreien, schlecht drauf sind, rumgetragen werden wollen und dann genau in diesem Moment das andere Kind beschließt irgendwelchen Blödsinn zu machen, bei dem man besser dahinter stehen sollte oder es ihm verbieten sollte. Genauso gibt es auch angenehme Tage im Büro und der Job kann einem Spass machen etc. Dennoch finde ich dieses „Sie verdient weniger Geld, der Mann mehr und sie hat damit alle Nachteile“ einfach zu kurz gegriffen, wenn man nicht gleichzeitig auch sieht, dass es eine einmalige Zeit sein kann und durchaus auch sehr angenehme Zeiten mit sich bringen kann, die viele berufliche Tätigkeiten durchaus uninteressant erscheinen lassen können. Aber das kann man eben nicht so einfach messen.