Mark kommentierte:
Im deutschsprachigen Raum habe ich bisher noch keinen einzigen Lehrgang für Gender-Studies gefunden, der Quantitative Forschungsmethoden lehrt, sondern höchstens qualitative Methoden der Sozialforschung. Wer natürlich einen so wichtigen Zweig wie die quantitativen Forschungsmethoden ignoriert, der muss m.E. zwangsläufig verzerrte bzw. ideologisierte Wissenschaft betreiben.
Und auf Nachfrage:
Ich halte eigentlich alle quantitativen Verfahren wichtig für die Gender Studies also:
Standardisierte Befragung – mithilfe von geschlossenen und Multiple-Choice-Fragen (z. B. als (Online-)Fragebogen, Experteninterview oder Gruppendiskussion)
Standardisierte Beobachtung – von Verhaltensmustern
Experimente und Versuche – zur numerischen Datenerhebung
Quantitative Inhaltsanalyse – unter Erfassung von messbaren Daten wie Texten und AbbildungenWeshalb sie das nicht machen? Hat vermutlich etwas mit Pfadabhängigkeit zu tun: Sie kommen eher aus der Philosophie, Sozialphilosophie, Kulturwissenschaften und Geisteswissenschaften. Dort finden wir nirgends quantitative Verfahren.
Und die Leute denken vermutlich, der Mensch ist mehr als Quantität und somit sei dies eine reduktionistische Vorgehensweise. Aber nur über Qualität kann man keine Strukturen und Ursachen erfassen, dazu ist qualitative Forschung m.E. nicht in der Lage.
Mitm ergänzte:
„warum praktizieren sie [die quantitativen Forschungsmethoden] nicht?“
1. Weil fast alle Gender-Aktivisten sie nicht gelernt haben. Dazu müßte im Curriculum ein größerer Block für Studiendesigns und die mathematischen Verfahren sein. Das findet man so gerade in Psychologie-Curricula, wohl kaum in Literaturwissenschaften, Pädagogik und ähnlichen Gebieten, aus denen die meisten Gender-Forscherinnen kommen.
2. Selbst wenn im Curriculum vorhanden, fehlt das Talent und Interesse. Von diesen Studiengängen angezogen werden ja vor allem politisch interessierte, die missionarisch für den Feminismus tätig werden wollen. Es gibt Berichte, wonach regelrechte Gesinnungstests vor dem und während des Studiums anfallen, Empirie stört da nur. Alleine das Problem der hier nötigen Statistik-Kenntnisse sollte man nicht unterschätzen, Statistik gehört selbst unter Mathematikern zu den unbeliebten Fächern. Ich würde die These wagen, daß die durchschnittliche Gender-Studentin kaum Chancen hat, in Statistik fit genug zu werden, um Hypothesentests sauber durchzuführen. Nicht zu reden davon, daß ihr die Beschränkungen der heute noch dominierenden frequentistischen Ansätze (p-Werte usw.) bewußt sind.
und noch aus der Wikipedia:
Die quantitativen Methoden in der empirischen Sozialforschung umfassen alle Vorgehensweisen zur numerischen Darstellung empirischer Sachverhalte, aber auch zur Unterstützung der Schlussfolgerungen aus den empirischen Befunden mit Mitteln der Inferenzstatistik. Quantitative Methoden betreffen unter anderem Stichprobenauswahl, Datenerhebung und -analyse.
Häufig kommen in Wahlanalysen und in der Markt- und Meinungsforschung neben den quantitativen Methoden auch qualitative Methoden zur Anwendung, wie etwa halbstrukturierte Interviews.
Häufig werden quantitative Methoden in den Sozialwissenschaften als Gegensatz zu den qualitativen Methoden gesehen. Dies muss jedoch nicht zwangsläufig der Fall sein, da es durchaus möglich ist, beide Methodenarten in Kombination zu verwenden.
Mögliche Unterscheidungen der verschiedenen Gebiete der quantitativen Verfahren
Methoden der
- Datenerhebung: Interview, Fragebogen, Beobachtung, Experiment, Inhaltsanalyse
- Erhebungsform (Forschungsdesign): Experiment, Quasi-Experiment, Ex-post-facto Design, korrelatives Design
- deskriptive Statistik (d. h. beschreibende Statistik, z. B. Median, Varianz)
- Inferenzstatistik (auf der Wahrscheinlichkeit für das Eintreffen der ermittelten empirischen Befunde beruhende Verfahren, Stochastik, Signifikanztests wie z. B. Chi-Quadrat-Test; Auswahl von Stichproben)
- multivariate Statistik (z. B. Faktorenanalyse, Clusteranalyse)
- Die sozialwissenschaftliche Netzwerkanalyse
In Abhängigkeit von der Anzahl der betrachteten unabhängigen Variablen unterscheidet man ein- und mehrfaktorielle Untersuchungen, und in Abhängigkeit von der Anzahl abhängiger Variablen univariate und multivariate Verfahren (etwa Faktorenanalyse und Clusteranalyse).
Häufig wird die quantitative Sozialforschung in den Sozialwissenschaften als Gegensatz zur qualitativen Sozialforschung gesehen. Wichtig ist dabei immer das eigene Erkenntnisinteresse, das die Auswahl der Methoden bestimmt. Qualitative Verfahren werden oft benutzt, wenn der Forschungsgegenstand neu ist oder um das Forschungsgebiet zu explorieren und Hypothesen zu entwickeln. Quantitative Methoden können sowohl Hypothesen generieren als auch zuvor aufgestellte Hypothesen prüfen.
In der quantitativ verfahrenden Sozialforschung werden zählbare Eigenschaften gemessen. Die häufigsten Datenerhebungsverfahren in den Sozialwissenschaften sind die Befragung, die Beobachtung, das Experiment und die Inhaltsanalyse. Es sind aber durchaus andere Messmethoden anwendbar, wie beispielsweise die Lost-Letter-Technik[1], mit der Probleme, wie das der Reaktivität vermieden werden können.
Ein Grund, warum in den Gender Studies solche Verfahren vielleicht nicht (häufig) angewendet werden könnte sein, dass viele Hypothesen nur sehr vorsichtig geprüft werden, eine Befragung und Auswertung könnte ja für diese hinderlich sein.
Was mir allerdings einfallen würde wären etwa Studien zur Gewalt, die ja mit Fragebögen arbeitet (die wiederum der Kritik unterliegen). Und aus den Gender Studies kommen ja auch etwa Methoden zur Ermittlung von „wohlwollenden Sexismus“ und „feindseligen Sexismus“