Wie Arne berichtete spricht sich Alice Schwarzer für ein „Abtreibungsrecht für Väter“ im Sinne einer juristischen Abtreibung aus:
Das Recht auf Abtreibung sei auch heute noch immer nicht gesichert, sagte Schwarzer jetzt dem „Spiegel“. Den Paragrafen 218 bezeichnet sie als ein „Wischiwaschigesetz“.
„Der Kern des Abtreibungsrechts ist leider erhalten geblieben: Das ist die Entmündigung der Frauen“, sagte Schwarzer. Verändert habe sich aber die Rolle der Väter. „Vaterschaft ist neu definiert.“ Zunehmend viele jüngere Väter seien gern verantwortliche Väter.
Schwarzer zeigt sich aber auch offen für die Idee, dass nicht nur Frauen sich gegen eine Schwangerschaft entscheiden können, sondern Männer ebenfalls die Möglichkeit bekommen sollten, die rechtliche Verantwortung für ein Kind zurückzuweisen: „Wenn ein Mann, der nicht allein verantwortlich ist für die Schwangerschaft, nicht einsteigen will, sollte er in den ersten drei Monaten die Möglichkeit haben, Ja zu der Vaterschaft zu sagen oder Nein. Innerhalb einer engen Frist, sagen wir eine Woche.“
Ein Leserbrief bei Arne sieht das als Trick:
Du meine Güte. Die Leute glauben doch hoffentlich nicht wirklich daran, dass sich Alice Schwarzer (!) plötzlich für die Belange und Rechte von MÄNNERN stark machen würde?!? Das ist doch Realsatire pur. Also ich will ja niemandem die Stimmung kaputtmachen, aber – da ist KEIN JOTA an echtem männerrechtlichem Engagement drin, das ist eine reine Nebelkerze! Es geht ihr einerseits nach wie vor und schon immer einzig und allein um die Abschaffung des Paragraphen 218.
(…)
Der Feminismus sieht somit langsam seine Felle davonschwimmen, da ihn einerseits der Rückhalt in der Bevölkerung verloren gegangen ist und andererseits die Konkurrenz männerrechtlicher Organisationen plötzlich gefährlich zu werden droht. Denn wir wissen, ein Budget kann man nur EINMAL ausgeben! Das bedeutet wenn ich einen Betrag X plötzlich durch zwei teilen muss, kriegt der, der vorher alles bekam, nur noch die Hälfte. Und GENAU DA liegt der Hase im Pfeffer.Schwarzer wirft hier also eine reine Nebelkerze, damit feministische Organisationen GENAU DARAUF verweisen können: „Seht her, wir WOLLEN ja was für Männer tun, ihr braucht die doofen Männerrechtsorganisationen doch gar nicht, wir machen das schon selbst.“ Oh ja, ganz bestimmt.
Und wenn sie damit Erfolg hat, wird sich genau GAR NICHTS ändern!
Zudem: Was Schwarzer ihren Worten nach von „Gleichberechtigung“ hält, sieht man ja auch am Verhältnis der Rechte, die sie den jungen Vätern (angeblich) überhaupt zugestehen würde: „Wenn ein Mann [..] nicht einsteigen will, sollte er in den ersten drei Monaten die Möglichkeit haben, Ja zu der Vaterschaft zu sagen oder Nein. Innerhalb einer engen Frist, sagen wir eine Woche.“
EINE WOCHE innerhalb der ersten drei Monate! Eine läppische Woche, in der der frischgebackene Vater völlig überfahren und ohnehin mit der Situation überfordert sein dürfte.
Und im Gegenzug möchte sie Paragraph 218 komplett kippen, also faktisch freies Abtreibungsrecht für die Frau bis zur Geburt.
Tatsächlich muss man Alice Schwarzer, die ja eine Beauvoiristin ist, zugute halten, dass sie schon an anderer Stelle, etwa dem Wehrdienst, ebenfalls davon gesprochen hat, dass der nicht einseitig für Männer bestehen dürfe.
Beauvoiristen sind aus meiner Sicht insofern durchaus eher für Gleichberechtigung, weil bei Beauvoir immer wieder anklingt, dass die Frauen eben mehr wie die Männer werden müssen und eben auch den Frauen durchaus vorhalten, dass sie an sich arbeiten müssen. Ein paar Sätze aus dem berühmten „Das anderen Geschlecht:
- „Ein Fluch, der auf der Frau lastet, besteht darin, daß sie in ihrer Kindheit Frauenhänden überlassen wird.“
- er schlimmste Fluch, der auf der Frau lastet, dass sie von den Kriegszügen ausgeschlossen ist
- der Mann das Glück hat, daß man ihn zwingt, die steinigsten, aber sichersten Wege einzuschlagen (Sichersten in HInblick auf Unabhängigkeit)
Beauvoir ist der Auffassung, dass viele Frauen aus Bequemlichkeit in der Unterdrückung verbleiben, denn eigenes Denken bedeutet auch eigene Verantwortung, vor der die Frauen, dann lieber in die Sicherheit von Heim und Herd fliehen. Gleichzeitig vertritt sie, man soll der Frau Verantwortung geben, dann und wird sie sie zu übernehmen wissen
In der Hinsicht ist es durchaus eine Befreiung der Frau, wenn sie nicht mehr auf den Mann bauen kann. Sie muss dann Selbständiger werden (wobei heutige Feministinnen wohl schlicht den Staat an die Stelle der Selbständigkeit setzen würden) und muss eben eher noch abtreiben und der „Kinderfalle“ entkommen.
Ich glaube insofern nicht, dass sie der Männerbewegung Munition wegnehmen will. Aber für sie ist vielleicht Mutterschaft eher ein Übel, welches die Frauen an sich viel kostet. Die Kosten dafür höher zu machen ist vor dem Hintergrund durchaus interessant.
Siehe auch:
- Juristische Abtreibung
- Meine Position zur Abtreibung
- Gewollte Vaterschaft und Abtreibung (Gastartikel)
- „Über Abtreibungen sollten nur Frauen entscheiden dürfen“
- Ist ein Werbeverbot für Abtreibungsärzte noch sinnvoll?
- Als evtl Vater Geld bieten für eine Abtreibung
- Sind mehr Frauen als Männer gegen Abtreibung?