Welche Bücher sollten hier noch besprochen werden?

Mein Besprechung von „female choice „und ebenso die Besprechung von djadmoros haben zu regen Diskussionen geführt.

Es wurde zudem allgemein begrüßt, dass Djadmoros eine Besprechung von in dem Buch von Miller angekündigt hat.

Bücherbesprechungen ich in jedem Fall interessant, gerade wenn es Bücher sind, dieeinem in Diskussionen immer wieder entgegengehalten werden. Natürlich kann es auch interessant sein und Bücher, die man persönlich sehr gut findet, zu besprechen, umso anderen die Ergebnisse zu präsentieren.

Plan ist also ganz einfach: ihr benennt Bücher, die ihr gerne Wochen haben wollt und wir planen Djadmoros hast Artikel im zweiwöchentlichen Rhythmus für die nächsten zwei Jahre ein 😉

Aber ernsthaft, welche Bücher würdet ihr gern besprechen oder gerne besprochen sehen? Welche Bücher werden euch gerne in ihn in Diskussionen entgegenhalten

70 Gedanken zu “Welche Bücher sollten hier noch besprochen werden?

    • »Das andere Geschlecht« fände ich auch interessant, weil es eine komplexe Argumentation bietet und zeitlich deutlich vor die neue Frauenbewegung fällt. So dick, wie das Buch ist, wird man aber viel Zeit investieren müssen, und um ein bißchen Sekundärliteratur wird man m. E. auch nicht herumkommen.

      • „ein bißchen Sekundärliteratur“

        Guter Punkt. Bei solchen älteren Texten sollte man sich immer fragen, warum man sie heute noch liest. Zugespitzte Alternativen: (a) Die Texte sind auch heute noch verständlich, was darin steht, ist auch heute noch gültig und relevant, der Text ist in gewisser Weise zeitlos. (b) Man kann die Texte nur unter >berücksichtigung der damaligen Wissens- und Bewußtseinsstände verstehen, sie sind heute nur noch bedingt gültig, weil sich die Voraussetzungen und der allgemeine Wissensstand geändert haben, die Relevanz liegt eher in der Ideengeschichte und erklärt ggf. noch heute nicht ausgerottetes „Falschwissen“.

        Im Fall (b) ist die Sekundärliteratur, insb. die neuere, interessanter als die primäre Quellen, weil das die Spuren sind, die der Text in den heutigen Debatten hinterlassen hat.

        Eine weitere pragmatische Frage ist, ob man es schaffen wird, eine Rezension zu schreiben, die besser als die bisher vorhandenen ist.

        Ein Superbeispiel, warum man sich damit viel Arbeit sparen und seine Zeit besser investieren kann, ist der legendäre Gender Trouble von Butler. Dazu habe ich nämlich zwei sehr ausführliche Rezensionen, die zumindest für mich vertrauenswürdig sind:

        1. die Rezension von djadmoros, die auf zentrale Argumentationsfehler in dem Text eingeht. Leider sehr versteckt, um nicht zu sagen unauffindbar, in einem thematisch breiteren Blogpost: https://geschlechterallerlei.wordpress.com/2015/04/20/feministische-theoriewoche-soziale-konstruktion-der-geschlechter/

        2. eine Rezension von Martha C. Nussbaum: The Professor of Parody. The New Republic Online, 22.02.1999 https://newrepublic.com/article/150687/professor-parody Die Dame ist nicht irgendwer, sondern hochdekoriert, und sie stellt Gender Troublke ein vernichtendes Urteil hinsichtlich der Qualität der Argumentation und der (Un-) Lesbarkeit für unterschiedliche Leserschaften auf. (Im Gegensatz dazu scheint djad einiges verstanden zu haben 😉 ).

        Die beiden Rezensionen liefern so gravierende Argumente gegen des Buch, daß ich eine komplette Lektüre als Zeitverschwendung einschätze.

        • @mitm:

          »die Rezension von djadmoros, die auf zentrale Argumentationsfehler in dem Text eingeht. Leider sehr versteckt, um nicht zu sagen unauffindbar«

          Gut, dass Du mich daran erinnerst! 🙂 Ich könnte die Rezension dort rausziehen und noch mal frisch überarbeiten (zumal ich auch die Rezension von Nussbaum zu Butler noch nicht gelesen habe). Ich verpreche aber besser nicht, bis wann ich das auf die Reihe kriege.

          • „Rezension von Nussbaum“

            Ca. 8300 Worte, ca. 14 Seiten gedruckt, Lesezeit ca. 1 Stunde. Nussbaum ist glühende Feministin und war offenbar extrem genervt von der handwerklichen Schlampigkeit in Gender Trouble und den selbst für Experten nicht auflösbaren Unstimmigkeiten. Wenn davon nur die Hälfte stimmt, dann hat man als Amateur keine Chance, diesen Text zu dechiffrieren. Das erklärt mMn auch, war um der Text offenbar sehr verschieden interpretiert wird.

            Er wird nach meinem Eindruck am häufigsten als „Beweis“ zitiert, daß auch das biologische Geschlecht sozial konstruiert ist, darin liegt seine heutige Bedeutung. Wie in Deiner Rezension sehr gut dargestellt liegen biologische Einflüsse aber außerhalb des Betrachtungsorizonts von Butler (sie ist Linguist und Philosoph und hatte von Biologie vermutlich keine Ahnung, und wenn, dann höchstens von der Biologie auf dem Staand der 1980er Jahre). D.h. ob und inwieweit biologische Geschlechtsunterschiede begriffliche Unterschiede erzwingen, bleibt bei ihr außerhalb der Sichtweite, daher kann ihr Text kein „Beweis“ im obigen Sinn sein.

            Dieser Eindruck wurde, als ich das Vorwort durchgeblättert habe, bestätigt: Sie will den Begriff „weiblich“ ausloten, dabei redet sie dann von „weiblich“ und „männlich“ als begrifflichem Gegensatz. Das ist mMn Unsinn. Sie benutzt diese Kategorien als universelle Kategorien, das ist mMn grundlegend falsch (selbst mir als Amateur fällt auf, daß diese Kategorien in vielen Kontexten keinen Sinn haben und nicht problemgerecht zur Kategorisierung benutzt werden können, deshalb bestreite ich die Existenz universeller Geschlechtsbegriffe und -Kategorien. Anders gesagt diskutiert Butler über ein Phantom. Eventuell sind die handwerklichen Schlampigkeiten, die Nussbaum moniert, i.w. die gleiche Kritik.

            Damit ist für mich genug Evidenz vorhanden, den Text insgesamt als irrelevant auszusortieren.

          • Butler ist ein Wiesel, ich habe nicht den Eindruck, dass sie irgendwas »klipp und klar« sagt. Sie führt ja keinen Frontalangriff auf die Biologie durch, mit dem sie scheitern würde wie Pickett’s Charge, sondern sie tut so, als würde die Biologie gar nicht existieren und der menschliche Körper sei von uns nur als Teil von »Diskursen« erfahrbar. Damit erschafft sie eine philosophische Parallelwelt mit politischen Ansprüchen, welche die »diskursive Macht« und »diskursive Gewalt«, welche sie so wortreich beklagt, selber ausübt.

          • Heißt hier „Diskurse“ Kommunikation? Und wenn ja: Der Körper ist doch über direkte Wahrnehmung der Sinnesorgane und Körpergefühl erfahrbar und wenn man begehrt auch als geschlechtlicher…

          • Sie gibt sich Mühe das soweit es nur eben geht zu verschleiern. Das ist es, was die Texte an den Rand der Unleserlicherkeit (und drüber hinaus) führt. Es ist sicher die Absicht daher, ihre Texte für die Allgemeinheit zu verschliessen, so dass sie nur leserlich sind, wenn man weiss, was sie bedeuten sollen.

          • @uepsilonniks:

            @Ja, »Diskurs« heißt »Kommunikation«. Sie gehört ja nicht umsonst in einen Sektor der Ideengeschichte, der eine Allmacht der Sprache halluziniert: darum wisse, mein sehr junger Padawan, dass »Wahrnehmung der Sinnesorgane« und »Körpergefühl« in der zwangsheteronormativen Matrix nur eine Illusion sind … 🙂

    • Bin ich dafür. Ich selbst würde da nur die Handlung grob nach erzählen, aber hier gibts ja genug Philosophen, die da noch etwas Tiefe reinbringen können.

      (Ich halte Robert Merle aufgrund seiner Bücher übrigens für einen verkappten Sexisten und Möchtegern- Patriarchen, aber sein Talent zum Geschichten erzählen gleicht das mehr als aus)

    • Das würde mich auch sehr interessieren. Ohnehin finde ich besonders aktuelle Werke interessant, leide aber unter einer schweren feministischen Literaturintoleranz und schaffe es daher nicht ohne schlimme Immunreaktionen, mir sowas komplett reinzuziehen.

      • leider keine Zeit, hast Du doch aber selber schon gemacht, z.B in den Ausführungen zum Judenmord, wo du doch darstellst, wie die ausführenden Truppen zuerst über die Tötung der Männer langsam daran herangeführt und gewöhnt wurden.

        Bei einigem Nachdenken kommt man doch auch selber darauf.

  1. Ich bin dafür, das Alex „Das Kapital“ liest und was sehr langes darüber schreibt. Dann hat er was zu tun und vermüllt nicht länger die selbermach Einträge.

  2. 1.) Judith Butler – Das Unbehagen der Geschlechter
    2.) V. Solanas – SCUM Manifesto
    3.) Sophie Passmann – Alte weiße Männer

    Hat jemand auch zufällig einen Link zum SCUM Manifesto? Das müsste doch mittlerweile frei verfügbar sein (Übersetzung ins Deutsch?).

  3. Gehe ich recht in der Annahme, daß Admoros ein Alice-Miller-Buch rezensieren will?

    Da befürchte ich ja Schlimmes. „Am Anfang war Erziehung“ eignet sich sicherlich gut. Die meisten anderen Bücher fußen zu großen Teilen auf dieser Arbeit, in der an drei Fallbeispielen gezeigt wird, wie zerstörerisch das wirkt, was bis vor ein paar Jahrzehnten noch als normale Erziehung galt.

    Man wird das Buch aber nur verstehen, wenn man es dazu nutzt, sich die eigene Kindheit und das eigene Leben mal genauer anzuschauen. Die Bücher von Miller sind kein akademisches Blabla, sondern behandeln existentielle Lebensprobleme..

    • »Gehe ich recht in der Annahme, daß Admoros ein Alice-Miller-Buch rezensieren will?«

      Isso! Es wird auch »Am Anfang war Erziehung« sein. Selbstgesetzte Deadline: spätestens in zwölf Wochen. Wie ich das Buch verstehe, wirst Du freilich mir überlassen müssen.

    • Falls Admoros wirklich ein Miller-Buch rezensieren will, so sei ihm geraten, daß Buch mit Genuß und langsam zu lesen. Denn im Gegensatz zu dem feministischen Schrott, der hier auch zur Debatte steht, verheißen die Bücher von Miller erheblichen Erkenntnisgewinn.

      Das dritte Buch von ihr eignet sich wenig, da es sehr umfangreich, speziell und der Auseinandersetzung mit der Psychoanalyse gewidmet ist, die sie für ein Lügensystem hält.

      • Hast du so eine große Angst vor dem, was djadmoros rausschälen könnte, dass du nicht mal mehr weißt, wie sein Name geschrieben wird?

          • @Renton:

            Die Interpretation war schon mal im Umlauf, trifft aber nicht zu. Der Nick ist banalerweise ein falsch geschriebenes »Väterchen Frost« (richtige Schreibweise wäre ded moroz, ausgesprochen »djed«). Den Nick habe ich mir 2005 ohne allzu großes Nachdenken für meinen Telepolis-Account ausgesucht, während im Hintergrund eine CD mit russischen Kinderliedern lief (meine Kids waren damals zwei und vier Jahre alt, die Mutter ist Russin), und ich bin unreflektiert meinem akustischen Eindruck gefolgt, obwohl ich es hätte besser wissen können. Insofern beruht der Nick auf Schlamperei! 🙂

        • Hast du so eine große Angst vor dem, was djadmoros rausschälen könnte, dass du nicht mal mehr weißt, wie sein Name geschrieben wird?

          Du solltest Tiefenpsychologe werden. Du hast mich ertappt.

          Über Miller wird so viel Stuß geschrieben, daß einem wahrlich nicht bange sein muß.

          Ich habe Admoros ihm sein Name von dem DJ befreit, weil ich mir dachte, das sei nur ein DJ.

          Wofür steht ihm sein Name denn? Und wie kann man ihn korrekt abkürzen?

  4. Ich lese grade diese beiden Bücher und würde evtl. auch etwas darüber schreiben:

    1: https://en.wikipedia.org/wiki/Antifa:_The_Anti-Fascist_Handbook

    Das Antifa-Handbook von Mark Bray. Macht sehr schön die Denkweise der radikalen Linken deutlich, weniger im Hinblick auf theoretische Begründungen und Konzepte, als vielmehr auf die politische Praxis, den „Kampf“. Es geht um die Begründung von Gewaltanwendung (immer legitim wenn es gegen Nazis geht), oder Einschränkung der Meinungsfreiheit dadurch dass man Andersdenkende daran hindert, öffentlich aufzutreten(auch legitim, da in den USA z.B. Gefängnisinsassen und illegale Migranten auch keine Möglichkeit haben ihre Meinung zu äußern.

    2: „When Harry Became Sally“, von Ryan T. Anderson. Darin geht es um den Transsexuellen-Aktivismus und seine Folgen. Kann ich leider nicht verlinken, weil Amazon es aus politischen Gründen aus dem Programm genommen hat, s. auch hier: https://abigailshrier.substack.com/p/book-banning-in-an-age-of-amazon?utm_campaign=post&utm_medium=web&utm_source=twitter

    Habe erst ein Drittel davon gelesen, scheint mir aber recht gut recherchiert und auf biologische Weise auch argumentiert.

    • @ El_Mocho

      „Das Antifa-Handbook von Mark Bray.“

      Habe ich auch gelesen. Bietet durchaus einen guten Überblick über Geschichte und Gegenwart der Antifa-Bewegung sowie über ihre positiven und negativen Aspekte. Das Buch ist kein kritisches Buch, aber es verschweigt diejenigen Aspekte der gegenwärtigen Antifa-Szene, die man begründet als kritikwürdig beurteilen kann, auch nicht.

      „Macht sehr schön die Denkweise der radikalen Linken deutlich,“

      Nein, nur eine in der Antifa-Szene verbreitete Denkweise, wobei das Buch, wiewohl der Autor Antifa-Aktivisten aus mehreren Ländern interviewt hat, außerdem einen relativen Schwerpunkt auf den US-amerikanischen Raum legt.

      Die radikale Linke in Geschichte und Gegenwart umfasst allerdings eine große Vielzahl verschiedener Strömungen. Und historisch betrachtet war die radikale Linke ja oftmals gerade an vorderster Front bei der Erkämpfung und Verteidigung der Meinungsfreiheit. Ein gutes Buch hierzu speziell für den US-amerikanischen Raum ist das Buch des Historikers David M. Rabban – Free Speech in Its Forgotten Years, 1870 1920

      https://www.bol.de/shop/home/artikeldetails/ID3369909.html

      In dieser Hinsicht ist die mangelnde Wertschätzung für die Meinungsfreiheit in Teilen der zeitgenössischen Antifa-Szene eher eine Abweichung von klassischen Positionen der radikalen Linken.

      „weniger im Hinblick auf theoretische Begründungen und Konzepte, als vielmehr auf die politische Praxis, den „Kampf“. Es geht um die Begründung von Gewaltanwendung (immer legitim wenn es gegen Nazis geht),“

      Antifa-Arbeit ist in erster Linie Recherche- und Informationsarbeit bzgl. rechter Gruppen/Organisationen/ Strömungen, was der Autor auch deutlich macht.
      Daneben stellt das Buch auf einigen wenigen Seiten aber, wie du zutreffend erwähnst, auch Begründungen für Gewaltanwendung dar, die von einigen Antifa-Aktivisten gegeben werden, wobei der Autor aber auch erwähnt, dass gewaltsamer Aktionismus bei Antifa-Arbeit in der Regel nicht im Zentrum steht.

      Diese Passagen zur Begründung von Gewaltanwendung sind, wiewohl nicht kritisch, gut dazu geeignet, um die entsprechenden Positionen kennenzulernen und Gegenargumente dazu zu formulieren.

      Falls du allerdings eine stärker theoretisch-philosophische Begründung für Gewaltanwendung im Kontext der Antifa-Szene lesen möchtest und diese einer kritischen Analyse unterziehen möchtest, würde ich eher das Buch von Devin Zane Shaw empfehlen:

      Philosophy of Antifascism. Punching Nazis and Fighting White Supremacy

      https://www.bol.de/shop/home/artikeldetails/ID146827253.html

      (Bezieht sich allerdings ebenfalls primär auf den US-amerikanischen Raum.)

      Und als Gegenposition hierzu empfehle ich das sehr gute Buch von Todd May „Nonviolent Resistance: A Philosophical Introduction“:

      https://www.buecher.de/shop/gesellschaft-politik-staat/nonviolent-resistance-a-philosophical-introduction/may-todd/products_products/detail/prod_id/41629327/

      Der Autor Todd May – ein gewaltfreier Aktivist (und radikaler Linker) – gibt darin eine lesenswerte philosophische Verteidigung der Gewaltfreiheit.
      An dieser Stelle sei auch noch einmal darauf hingewiesen, dass die große Mehrheit der Standardwerke zur Theorie und Praxis der Gewaltfreiheit von Autoren aus dem Spektrum der radikalen Linken stammen. Wie ich in der Vergangenheit einmal ironisch formuliert hatte: „Gewaltfreiheit ist linksextrem.“

      Zurück zur Antifa-Szene:

      Falls du außerdem mal eine gute wissenschaftliche Untersuchung zur Antifa-Szene lesen möchtest, würde ich die qualitative Studie des Soziologen und Kriminologen Stanislav Vysotsky – „American Antifa. The Tactics, Culture, and Practice of Militant Antifascism” empfehlen:

      https://www.bol.de/shop/home/artikeldetails/ID146993995.html

      Der Autor analysiert in diesem Buch auf Grundlage eigener Erfahrung das Innenleben zweier US-amerikanischer Antifa-Gruppen im Detail aus soziologischer und kriminologischer Perspektive. Eine sehr gute Studie zum Thema, zwar auch nicht allzu kritisch, aber dafür mit großer Sachkenntnis geschrieben.

      Nicht zu empfehlen ist hingegen der pseudowissenschaftliche Müll von dem rechtskonservativen Journalisten Andy Ngo – ein Vertreter der antisemitischen rechten Anti-Kulturmarxismus-Ideologie – zum Thema Antifa. Da strotzt es vor falschen Behauptungen und Zuordnungen. (Ich habe sein Buch zum Thema quergelesen.)

      Wenn es speziell um die deutsche Antifa-Szene gehen soll, würde ich allerdings statt Mark Bray eher das Buch „Antifa. Geschichte und Organisierung“ von Mirja Keller, Lena Kögler, Moritz Krawinkel und Jan Schlemermeyer empfehlen:

      https://www.bol.de/shop/home/artikeldetails/ID89771974.html

      Das Buch geht neben Geschichte und Praxis der deutschen Antifa-Bewegung auch auf theoretische Grundlagen und Strömungsdifferenzierungen ein.

      Es ist, wenig überraschend, so, dass wirklich kenntnisreiche und fundierte Bücher zum Thema „Antifa“ fast immer aus der Szene selbst kommen. Diese Bücher sind dann zwar eher unkritisch, aber die Autoren wissen, wovon sie reden.

      Wichtig für eine wahrheitsgemäße Analyse der Antifa-Bewegung ist natürlich zu berücksichtigen, dass Antifa keine Organisation ist, sondern ein Arbeitsfeld auf dem Gruppen, die VERSCHIEDENEN linken Strömungen angehören, tätig sind.

      Schlechte Antifa-Kritiken kann man schon immer daran erkennen, dass sie verschiedene Dinge zusammenwerfen und gleichsetzen, ein dbzgl. verbreiteter Fehler ist z.B. die Gleichsetzung von „Antifa-Szene“ mit „autonomer Szene“ oder mit „schwarzer Block“, als wenn dies alles dasselbe wäre.

      Auf diesen verbreiteten Fehler sei kurz eingegangen, (im Folgenden beziehe ich mich auf die Antifa-Bewegung im deutschen Raum):

      Die Antifa-Bewegung besteht aus mehreren Strömungen.

      Eine davon ist die autonome Antifa-Szene, diese ist Teil der autonomen Szene/Bewegung.

      Daneben gibt es aber mehrere andere Strömungen der Antifa-Bewegung wie z.B. die Antideutsche Antifa oder die sogenannte Rote (antiimperialistische) Antifa sowie einige andere, die kein Teil der autonomen Szene/Bewegung sind.

      Es gibt also einige Antifa-Gruppen, die kein Teil der autonomen Szene sind. Diese Leute sind Antifa-Aktivisten, aber keine autonomen Antifa-Aktivisten.

      Antideutsche Antifa-Aktivisten sind z.B. Teil der antideutschen Szene/Bewegung, nicht der autonomen Szene/Bewegung, rote (antiimperialistische) Antifa-Aktivisten sind Teil der Antiimperialistischen Szene/Bewegung, aber kein Teil der autonomen oder der antideutschen Szene/Bewegung (sondern mit diesen zerstritten.)

      Mitglieder von Antifa-Gruppen aus der autonomen Antifa sind hingegen natürlich Teil der autonomen Bewegung/Szene, sie sind demnach autonome Antifa-Aktivisten.

      Jedoch sind nicht alle autonomen Aktivisten auch Antifa-Aktivisten, denn es gibt viele autonome Aktivisten, die keine Antifa-Arbeit machen, sondern in anderen linken Arbeitsfeldern aktiv sind. Diese sind dann also autonome Aktivisten, aber keine autonomen Antifa-Aktivisten.

      Der Schwarze Block ist eine – in meinen Augen völlig bescheuerte – Aktionsform der autonomen Szene/Bewegung. Einige Autonome nutzen diese Aktionsform, viele andere jedoch zum Glück nicht. Dass der Schwarze Block eine Aktionsform der autonomen Szene/Bewegung ist, bedeutet jedoch natürlich nicht, dass Teilnehmer eines Schwarzen Blocks zwangsläufig mehrheitlich Antifa-Aktivisten wären. Es können zwar auch autonome Antifa-Aktivisten dabei sein, aber mehrheitlich handelt es sich meist nicht um Antifa-Aktivisten.

      Ähnlich sieht es mit der noch bescheuerteren Aktionsform der Initiierung von Riots/Krawallen (egal ob mit oder ohne Schwarzen Block) aus. Einige Autonome tun dies, die meisten zum Glück nicht. Das Initiieren von Riots/Krawallen ist allerdings nicht wirklich typisch für Antifa-Gruppen. Häufig handelt es sich bei den Initiatoren von Riots/Krawallen nicht um Antifa-Aktivisten, sondern um Personen aus anderen Segmenten der autonomen Szene/Bewegung.

      Will man also zu einer tatsächlich wissenschaftlichen Analyse gelangen, dann gibt es, wie so oft, viele Differenzierungen zu berücksichtigen.

      • Was für ein apologetisches Geschwurbel. („… stärker theoretisch-philosophische Begründung für Gewaltanwendung“)
        Hätte das Goldene Hufeisen verdient, genau so verschwurbeln die Rechtsextremen auch alles. Man sei ja nicht „differenziert“ genug.

        • @ Alex

          „Was für ein apologetisches Geschwurbel.“

          Ich habe das genannte Buch gelesen, um es zu kritisieren. Hinsichtlich des Meinungsstreits zwischen Devin Zane Shaw und Todd May zum Thema Gewalt bin ich auf der Seite des gewaltfreien Todd May, wie aus meinem Beitrag auch klar hervorgeht.

          Hast du meinen Kommentar überhaupt gelesen?

          „(„… stärker theoretisch-philosophische Begründung für Gewaltanwendung“)“

          Das bezog sich natürlich auf El_Mochos Formulierung

          „weniger im Hinblick auf theoretische Begründungen und Konzepte,“

          „Man sei ja nicht „differenziert“ genug.“

          Ich kann doch nichts dafür, dass du mit wissenschaftlicher Analyse bei den genannten Themen nichts anfangen kannst.
          Selbstverständlich müssen sozialwissenschaftliche und geisteswissenschaftliche Analysen hierzu differenziert sein, wenn sie wahrheitsgemäß sein sollen. Die Frage ist: Willst du wahrheitsorientierte Analysen oder nicht?

          • Erzählst du das auch noch, wenn du in die Gewehrläufe dieser Figuren blickst? Naivität kann auch töten.

      • Sag es doch ganz kurz und schlicht: Die Antifa ist eine Truppe von Arschlöchern. Dieses ganze intellektuelle Geschwurbel verschleiert doch nur, dass diese Gestalten auch nur Berijas, Pol Pots und Rote Garden mit neu aufgekochter blutroter Füllung sind. Und gewaltfreie Aktivisten? Klingt wie alkoholfreier Strohrum. Ich rieche nicht an Hundescheisse, um festzustellen, dass sie stinkt. Sorry, auch wenn du dir wohl einige Mühe gegeben hast.

    • Ich meine, auf das Buch hat sich crumar schon mal bezogen. Ich habe es auch im Regal, aber da steht viel, wenn das Jahr lang ist …

      • Der psychonanalytische Teil in der Tradition von Freud ist ein bisschen schwammig, das Buch enthält sonst aber m.E. recht erfrischende Gedanken. Besonders wenn es um die Analyse und Funktion gesellschaftlicher Phänomene geht (Höflichkeit) und deren Abgrenzung zu plumpem identitäspolitischen Schwachsinn.

        • An Pfaller ist eines tatsächlich auffällig, er behandelt nicht die tatsächliche, männliche Verpflichtung (!) auf einen Auftritt in der Öffentlichkeit als männlich.
          In diesem (!) Kontext stimmt der feministische Vorwurf leider, die historisch männliche Variante werde als Norm gesetzt.
          Den Vorwurf außer Kraft setzt nur, wenn man sich aus dieser Perspektive mit alternativen Möglichkeiten befasst hätte – die aus guten Gründen verworfen worden sind.
          Denn dann wäre klar gewesen, eine spezifisch „weibliche Variante“ ist nicht die bessere Wahl, sondern sie ist gar keine.

    • Wenn man die diversen Buchvorschläge danach beurteilt, wie gut sie die heutige politische Landschaft erklären und auch in den Debatten aufgegriffen worden sind, dann steht „Erwachsenensprache“ ziemlich weit oben auf der Liste. Es gibt eine ganze Reihe von Rezensionen, diese hier fand ich sehr gut:
      http://www.kulturbuchtipps.de/archives/1996
      Aber es lohnt sich bestimmt, sich das Buch noch genauer anzusehen.

      Noch höher in meinem Ranking steht der lange „Essay Microaggression and Moral Cultures“ (2014) von Campbell und Manning bzw. das Buch „The Rise of Victimhood Culture…“ (2018). Das Buch habe ich leider nicht, darin dürfte nicht so wesentlich viel mehr stehen als in dem Essay. Den Esssay kennt wahrscheinlich sowieso schon jeder hier. Zumindest in meiner Wahrnehmung war der Essay die erste systematische und gründliche Analyse der Opferstatuskultur und deren Auswirkungen, vor allem an den Unis in den USA. Er war sehr einflußreich, laut google scholar wurde er ca. 200* zitiert.

  5. „Human Diversity. The Biology of Gender, Race, and Class“ (Charles Murray): Sexismus, Rassismus und Klassismus
    „The Righteous Mind. Why Good People are Divided by Politics and Religion“ (Jonathan Haidt): Moralpsychologie
    „The Singularity is Near. When Humans Transcend Biology“ (Ray Kurzweil): Science Fiction
    „Kultur und Kognition. Die Beiträge von Psychometrie und Piaget-Psychologie zum Verständnis kultureller Unterschiede“ (G. Oesterdiekhoff & H. Rindermann): Denkstrukturen und Gesellschaft
    „The Origin of Wealth“ (Eric Beinhocker): evolutionäre Wirtschaftssoziologie

    Ich könnte natürlich noch weitere Bücher nennen, aber ich denke, damit hat djadmoros erstmal genug zu tun. 🙂

    • @JC Denton:

      Murray, Haidt und Beinhocker habe ich, von Oesterdiekhoff habe ich mehrere Titel, anstelle von Kurzweil habe ich Bostrom. Aber um es mit einem Meme zu sagen:

      Do your part! 🙂

      • Das Buch „Starship Troopers“ von Robert Heinlein kann ich auch nur empfehlen. Im Gegensatz zum Film ist es ziemlich ernst, mit ausschweifenden Lektionen in Geschichte und Moralphilosophie.

        • Ein Kumpel von mir hat die darin geschilderte Gesellschaft als Archetyp des Faschismus bezeichnet.

          Kann man so sehen, tue ich auch. Und nicht zuletzt deshalb hat mir das Buch gut gefallen.

          • Ich kenne bislang nur den Film, aber der kehrt den faschistischen Charakter der Gesellschaft, die er beschreibt, mit ätzendem Humor heraus. Weil die deutschen Jugendschützer zu blöd waren, das zu verstehen, war der Film hier von 1999 bis 2017 indiziert.

          • Das Tolle an dem Film ist, dass er die Identifikation des Zuschauers mit den Troopern erzwingt, denn sich mit den fiesen Monstern kurzzuschliessen geht einfach gar nicht. Das war es wohl, weswegen die Zensoren da nicht mitkamen und meinten, der Film sei bedenklich.

          • Der Film ist Edeltrash, aber cool. In was besserem hat Casper nie mitgespielt. Und Heinlein war immer konservativ, obwohl „Stranger….“ ja Kult bei den Hippies war.

          • @djadmoros a.ka. Väterchen Forst

            Das Buch handelt größtenteils von der Ausbildung des Protagonisten zum Starship Trooper. Die Ausbildung ist hart und fordernd. Interessant fand ich, wie er das System von innen sieht. Zwei seiner Ansichten erinnere ich noch:

            – Wenn ein geisteskranker Kinderschänder hingerichtet wird, ist das schon okay so. Er war zwar krank und man könnte ihn therapieren, aber wenn er geheilt ist und dann als gesunder Mensch auf seine Taten zurückblickt, würde er sich dann nicht vor Scham selbst das Leben nehmen? Also kann man ihn auch gleich hinrichten.

            – Am Ende des Buches stellt er fest, dass er und seine Kameraden Werkzeuge geworden sind. Sinngemäß: „Würden meine Befehlshaber uns befehlen, auf einem Planeten abzuspringen und alle rothaarigen Linkshänder zu töten, wir würden es tun, ohne es zu hinterfragen.“ Und er findet daran auch überhaupt nichts problematisch.

            Als kleinen Lektüreeinblick für Dich oder andere, die überlegen, ob sie das Buch lesen möchten.

  6. Ihr kennt ja Bücher. Respekt. Läuft das noch unter „Know your enemy“ oder ist das schon Sacher-Masoch? Dann schlage ich „Die 120 Tage von Sodom“. Hat auch den Vorteil, dass es unvollendet ist, also weniger zu lesen. Den Film fand ich ziemlich abartig und als Metapher auf den Faschismus völlig untauglich.

  7. Es ist absurd, wenn Leute, die sich ‚männerrechtlich‘ verstehen, das Buch „Female Choice“ der Feministin Meike Stoverock von 2021 besprechen, nicht aber mein Original von 2015, dessen erstes Kapitel in der englischen Fassung von 2015 „Female Choice and Feminism“ hieß und wesentlich mehr, genaueres und neueres, zum Thema enthält: „Die Unterdrückung der Männer“, jetzt erweitert um Kapitel, die sich mit Meike Stoverocks Thesen beschäftigen, auch die Rezension und Bewerbung von ihrem Buch, sowie die gegensätzliche Behandlung meines Buchers darstellen. Ein Riesenskandal! Zum Skandal gehört auch, daß die sogenannte ‚Männerrechtler‘ schweigen und ihre eigenen Vertreter sitzenlassen, aber die Feministinnen debattieren.

    • @Jan Deichmohle:

      Ich muss Dich dasselbe fragen wie unseren Alice-Miller-Fan hier: würdest Du eine Rezension von mir denn lesen wollen? Falls ich nämlich zu dem Schluss käme, dass Deine Version der »Female Choice« ebenso wenig taugt wie die von Stoverock, würde ich das auch so schreiben, für Gefälligkeitsrezensionen ist mir meine Lebenszeit zu schade.

  8. Pingback: Buchbesprechungen: Wer möchte was besprechen? | Alles Evolution

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..