Die naive Ansicht, dass man ganze Bevölkerungsgruppen, etwa Männer, dazu erziehen kann, ohne Ausnahme gut zu sein, und dann Selbstschutz nicht mehr erforderlich wäre.

Am letzten Weltfrauentag bin ich mal wieder auf die Forderung gestoßen, dass nicht etwa Frauen beigebracht werden sollte sich zu verteidigen, seinen Männern, sie nicht anzugreifen.

Mit der feministischen oder intersektionalen Theorie macht das Sinn. Dort darf von einer nicht privilegierten Gruppe, die benachteiligt wird, nie etwas verlangt werden, sondern die privilegierte Gruppe muss sich ändern. Es hat zudem den schönen Vorteil, dass man die Gruppe zB der Männer in die Verantwortung nehmen kann sich zu ändern und alle Verantwortung für das Handeln der Gruppe auf den Einzelnen übertragen kann („Was machst du, damit andere Männer endlich nicht mehr vergewaltigen und Frauen schlagen? Ändere deine Männlichkeit, damit sich die Männlichkeit der Gruppe ändert!“)

Tatsächlich macht es jedoch aus meiner Sicht überhaupt keinen Sinn. Eine vollständige Erziehbarkeit einer Gruppe in diesem Umfang ist absolut naiv. Es werden angeborenes Verhalten Strukturen oder Geistesstörungen nicht berücksichtigt, so getan, als könne man in irgendeiner Form auf eine derart große Gruppe einen alleinigen Einfluss ausüben und eine Art Gehirnwäsche vornehmen.

Wer meint, dass dies geht, dem muss eine absolut vom Staat beherrschte super autoritäre Gesellschaft vorschweben, der jeder andere Einfluss ausgeschaltet ist und alle an einem Strang ziehen. Er müsste des weiteren von einer vollständigen Konditionierbarkeit aller Menschen ausgehen.

Das alles berücksichtigt Gefühle wie Wut, Erregtheit, Verzweifelung und Eifersucht nicht. es berücksichtigt auch nicht die Fähigkeit von Leuten in einer Schulung oder einer anderweitigen Form der Beeinflussung die offizielle Meinung nach zu kauen ohne sie zu glauben und im Privaten, insbesondere wenn man denkt, dass man nicht erwischt wird, anders zu handeln.

Angesichts dessen, dass Vielzahl dieser Taten bereits und erheblicher Strafe stehen scheint eine Abschreckung nicht zu funktionieren.

Es fragt sich auch, ob man in den intersektionalen Theorien dann nur diese „kleinen Probleme“ angehen will und nicht weit größer ansetzt und die Probleme nicht nur der Frauen etc angeht, sondern eben die, die sich aus schlechten Verhalten für alle Menschen ergeben. Unter diesem Gesichtspunkt könnte man ja den perfekten Menschen schaffen, der nur für das Allgemeinwohl arbeitet, immer nett ist, nie macht zum eigenen Vorteil benutzt, nicht stiehlt, nicht beleidigt, kein Narzisst ist, et cetera

Tatsächlich lohnt sich Einzelschutz schon deswegen, weil die Taten ja nicht von der Gruppe an sich begangen werden, sondern von Einzelpersonen aus dieser Gruppe. Die Gruppe zu Gewaltlosigkeit zu erziehen, wenn 99% bereits nicht gewalttätig sind bringt eben nicht viel Sicherheit. Die Frage ist dann, ob man das verbleibende ein Prozent überhaupt erziehen kann.

Zudem würde das auch für intersektionale Theorien eigentlich große Hürden aufwerfen, die aber ebenfalls nicht thematisiert werden.

Was macht man beispielsweise mit Personen aus anderen Kulturen, die die Vorstellung haben, dass sie eine Familienehre beschützen wenn sie etwa der Tochter oder Schwester, die Sex ohne Ehe hat, Säure ins Gesicht schütten? Oder die meinen, dass etwa die guten Frauen ihre eigenen Gruppe ehrenvoll behandelt werden müssen, Frauen aber ansonsten wertlose Schlampen sind, nur zum Spaß haben gut sind? Was hat da Vorrang, der Schutz der Frauen oder der Gesichtspunkt, dass jede Schuldzuweisung gegen „Nichtweiße Kulturen“ rassistisch ist? Interessanterweise würde dies viele der Parallelgesellschaften auflösen, die intersektionalen Theorien als schützenswert gelten. Vieles an Rap Musik und Gangkultur wäre damit ebenfalls nicht vereinbar.