Many Shades of Gender (11):Schon kleinste Kinder kennen den Unterschied zwischen Mann und Frau und orientieren sich daran. Was haben die GS dagegen?

Paula-Irene Villa Braslavsky, Genderprofessorin, hat ein FAQ zu Mythen über die Gender Studies erstellt. Ich wollte sie nach und nach hier besprechen:

Heute:

Schon kleinste Kinder kennen den Unterschied zwischen Mann und Frau und orientieren sich daran. Was haben die GS dagegen?

Auch da ist die Frage merkwürdig und etwas strohmannhaft gestellt.
Es geht ja eigentlich darum, dass bereits kleinste Kinder geschlechtliches Verhalten zeigen und bei Neugeborenen geschlechtliche Unterschiede festgestellt werden bzw recht einfach zwischen Männern und Frauen unterscheiden können. Das verträgt sich nicht sehr gut damit, dass die Gender Studies meinen, dass die Rollen erst sozial und über die Gesellschaft geschaffen werden müssen. Es spricht vielmehr für einen biologischen Einfluss in Bezug auf diese Unterschiede. Zudem spricht es dafür, dass wir ein gewisses „Modul“ zur Geschlechtererkennung haben, was auch bei sich geschlechtlich fortpflanzenden Wesen wenig überraschend ist: Ihr genetisches Überleben hängt davon ab, dass sie erkennen, ob ein Mensch eine potentielle Fortpfanzungsmöglichkeit ist oder nicht bzw ob er evtl ein Konkurrent um solche oder ein potentieller Verbündeter ist.

Aus dem Text:

Nichts – warum auch?

Hahahaha. Klar, in den Gender Studies wurde noch nie beklagt, dass Babys von Anfang an in die „Geschlechterbinarität“ gepresst werden. Es hat auch noch nie eine Feministin gefordert das Geschlecht des Kindes geheim zu halten und es möglichst neutral zu erziehen, damit es sich dann später selbst entscheiden kann. Sie haben schlicht nichts dagegen.

Es ist aber spannend zu erforschen, ob diese Aussagen so zutreffen und wie das zustande kommt.

Wenn man das mal tatsächlich erforschen würde. Statt dessen wird alle Forschung zu den biologischen Grundlagen ignoriert und die Antwort steht schon fest: Es ist die patriarchale Gesellschaft, die alle in Geschlechterrollen zwingt.

Und ob es immer für alle so stimmt. Auch ist die Frage, für wen welche Art von Geschlechtsidentität richtig, gesund, sinnvoll, klar usw. ist, die ist gar nicht so einfach verbindlich zu beantworten. Es gibt, mehr oder weniger viele, es gibt aber Kinder, die sich so einfach zu entweder Bub oder Mädchen nicht zuordnen können oder wollen. Es gibt Unklarheiten, Brüche, Uneindeutigkeiten, die interessant oder auch angsteinflößend sind. Darüber lässt sich sprechen und nachdenken. Auch in den Bildungseinrichtungen. Auch mit Kleinkindern.

Den Gender Studies ist zuzustimmen, wenn sie sagen, dass es durchaus Abweichungen von den Geschlechterrollen gibt. Diese stehen aber eben gerade in einem engen Verhältnis zur Biologie. Und folgen eher einer Normalverteilung, so dass die meisten Männer gerne männlich sind und die meisten Frauen eher weiblich, auch wenn es Randbereiche und Überschneidungen gibt. Die Abweichungen sind zudem zusammengerechnet sehr groß, etwa bei der Persönlichkeit p=2,71.

Mit Sex hat das übrigens zunächst nichts zu tun.
Und: ja, Kinder erkennen i.d.R. Männer und Frauen und lesen sie als solche. Dagegen haben die Gender Studies überhaupt nichts, sondern Fragen sich, was genau (s.o.) an Geschlecht so eindeutig ist und wie sich das verändert.

Würden sie das doch mal tatsächlich fragen. Aber tatsächlich wird eher mit extremen Sonderfällen eine Unerkennbarkeit vorgegaukelt.

Schließlich tragen Frauen ja anders als vor 50 Jahren oft Hosen, Männer lange Haare und Ohrringe, alle tragen Vans oder DocMartens (zumindest in manchen Milieus und Alterskohorten) und dass gerade trotzdem für uns und scheinbar für Kinder so eindeutig ist, was Männer und Frauen sind, ist eben komplex.

Wie bekommen die Kinder das nur hin?
Es liegt vermutlich an den Haaren.
Hier zwei Bilder bei denen es sehr schwierig wird das Geschlecht zuzuordnen:
Klar erkennbar ein Mann, trotz langer Haare:

Und man erkennt auch mit kurzen Haaren, dass es eine Frau ist:

Und noch interessanter ist, was sich daraus für soziale Folgen zeigen. Außerdem stellen sich die Gender Studies die Frage wieso das überhaupt so wichtig ist,immer alle Menschen nach Männern und Frauen zu sortieren.

Warum nur könnte es bei einer sich geschlechtlich fortpflanzenden Spezies so wichtig sein, ob ein Mensch ein Mann oder eine Frau ist? Tiere interessiert das ja auch Null. Dort werden auch keine unterschiedlichen Verhaltensweisen festgestellt. Säugetiere kennen abgesehen vom Menschen keinerlei Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Ein Löwe oder ein Gorilla reagiert etwa auf ein Weibchen, welches in sein Revier kommt genauso wie auf ein Männchen. Klar, mangels unterdrückender Geschlechterrollen können sie es ja auch gar nicht erkennen. Oder die Gender Studies dort sind schon weiter.

Aber es ist natürlich auch aus einem weiteren Grund sehr merkwürdig: Die Gender Studies finden nichts wichtiger als nach Mann und Frau zu sortieren. Klar, sie würden dort anführen, dass man das ja nur muss, weil man im Patriarchat lebt. Aber es sind die Gender  Studies, die Leuten ihr Geschlecht oder nicht die richtige Anzahl von Personen mit einem bestimmten Geschlecht vorhalten.

 Gerade wenn es um Geschlechterfragen geht, scheinen diese sich oft mit Alltagswissen beantworten zu lassen. In den Gender Studies beschäftigen wir uns gerade mit dem überevidenten, dem alltäglichen, dem “aber schon Kinder”-Wissen und zeigen, dass dieses Wissen, das Kinder lernen, sich aneignen, oft genug auch ablehnen und kritisieren, sich einerseits wandelt (Frauen und Hosen), andererseits aber sehr hartnäckig stabil ist (Frauen und Kindererziehung).

Mit dem überevidenten. Ach so.

Genau hierin liegt der Unterschied zwischen Alltagswissen, das wir alle brauchen und Wissenschaft, die konsequent das befragt, was uns im Alltag so unzweifelbar erscheint.

Wir brauchen also die Gender Studies damit wir verstehen, warum Hosen einer Mode unterliegen, der Kern der Geschlechterrollen aber nicht? Wobei das noch nicht einmal eine uninteressante Frage wäre, aber die Gender Studies beantwortet sie eben immer gleich und relativ langweilig.