Ich wurde gestern von vielen auf die folgende Nachricht aus Paris aufmerksam gemacht (danke dafür):
Paris – Die Stadt Paris muss eine Strafe von 90.000 Euro wegen Diskriminierung bezahlen – weil sie zu viele Frauen auf Führungspositionen beschäftigt. Bürgermeisterin Anne Hidalgo sprach am Dienstag von einer „absurden“ Entscheidung, die sich auf die Ausschreibung von 16 Leitungspositionen vor zwei Jahren bezieht. Davon seien „elf an Frauen und nur fünf an Männer“ gegangen, spottete die sozialistische Politikerin.
Das Ministerium für öffentliche Verwaltung beruft sich bei der Strafe auf eine Vorschrift, wonach solche Posten zu mindestens 40 Prozent von Angehörigen eines Geschlechts sein müssen. Bei der Pariser Ausschreibung gingen 69 Prozent der Posten an Frauen und nur 31 Prozent an Männer. Insgesamt beträgt der Frauenanteil in den Führungspositionen der Stadt Paris 47 Prozent
Hidalgo sagte, dass sie insgeheim „Freude“ über den Bußgeldbescheid empfinde. Sie werde den Scheck zusammen mit ihren Stellvertreterinnen und anderen Frauen in Führungspositionen persönlich überreichen.
Gleichwohl sieht sich den Bescheid des Ministeriums als „unverantwortlichen, gefährlichen“ Schritt. „Um eines Tages die Parität zu erreichen, müssen wir aufs Tempo drücken, damit mehr Frauen als Männer ernannt werden“, betonte sie. (APA, 15.12.2020)
Das muss für eine Feministin unverständlich sein, denn sie geht ja davon aus, dass eine Geschlechterquote Frauen helfen soll die „gläserne Decke“ zu durchbrechen und „das Patriarchat zu besiegen.
Dummerweise entsteht das klassische Problem, dass man so etwas schon aufgrund übergeordneter Gleichberechtigungsgrundsätze (wie etwa bei uns Art 3 GG) nicht in dieser Form in ein Gesetz bekommt, so dass sie das nächstbeste nehmen: Eine Mindestquote für beide Geschlechter.
„Das Gesetz fördert den gleichen Zugang von Frauen und Männern zu den Wahlmandaten und -ämtern sowie zu den Führungspositionen im beruflichen und sozialen Bereich.“
Und in Artikel 3:
„Das Gesetz fördert den gleichen Zugang von Frauen und Männern zu den Wahlmandaten und -ämtern.“
Das diesbezügliche Gesetz dürfte davon die Konkretisierung sein.
Es zeigt aber mal wieder, dass entgegen der Doktrin im intersektionalen Feminismus Männer durchaus diskriminiert werden können.
Too feminist“ – Paris Mayor Anne Hidalgo’s mocking response after being told she had broken the law by naming too many women to senior posts.
Eleven women and five men had been promoted in 2018, breaching a national 2013 rule designed to bring about gender parity in employment.
The Paris authorities are being fined €90,000 ($109,000; £81,000) by the public service ministry.
„I am happy to announce we have been fined,“ Ms Hidalgo said.
The 2013 rule meant no more than 60% of new appointments to management positions in public service should go to one sex. Ms Hidalgo’s recruitment drive saw 69% of the jobs go to women.
Addressing a council meeting, the Socialist mayor joked: „The management of the city hall has, all of a sudden, become far too feminist.“
But she also highlighted a continuing lag in the promotion of women to senior positions in France and the need to accelerate progress towards parity by appointing more women than men.
„This fine is obviously absurd, unfair, irresponsible and dangerous,“ she said.
France’s Public Service Minister Amélie de Montchalin responded on Twitter, pointing out that the law had been changed since 2018.
In 2019, fines were dropped for appointing too many women or too many men to new jobs, as long as the overall gender balance was not affected.
She invited Ms Hidalgo to discuss how to promote women in public service and said the fine would go towards „concrete actions“.
Inzwischen darf man also quasi „aufholen“ bis zu einer Gleichverteilung.
Viele Frauen gehen dort relativ kurz nach der Geburt wieder Vollzeit arbeiten, Fremdbetreuung ist selbstverständlicher als in Deutschland, nach der Trennung ist das Wechselmodell meines Wissens das gesetzliche Leitmodell.
Aber auch aus dem oben verlinkten Artikel:
Familien mit drei und mehr Kindern zahlen in Frankreich fast keine Steuern mehr. Zu den Betreuungskosten in Krippen, Kindergärten oder bei der Tagesmutter schießt der Staat kräftig zu. Dagegen wird ein Kindergeld erst ab dem zweiten Kind gezahlt. Und Anreize für Männer, einige „Papa-Monate“ in ihre Karriere einzuschieben, gibt es keine. Überhaupt übernehmen die französischen Väter nur in den wenigsten Fällen wirklich Verantwortung für die Betreuung ihrer Kinder. Sie verlassen sich darauf, dass ihnen diese Aufgabe von den Institutionen abgenommen wird, den Rest überlassen sie meist ihren Frauen.
Über 60 Prozent der Mütter, die Kinder unter sechs Jahren haben, arbeiten Vollzeit. In Deutschland sind es nur gute zwölf Prozent. (…)
Ein Vollzeitjob für beide Eltern bedeutet jedoch zwangsläufig, dass die Kinder oft neun Stunden oder mehr weggegeben werden müssen. Vor allem in den französischen Städten ist es üblich, dass abends eine assistante maternelle die Kinder von der Betreuung abholt, weil papa et maman noch keine Zeit haben.
Würde man dies in Deutschland fordern wäre der Aufschrei der Mütterverbände sehr laut.