Ein Gastartikel von Marc
Einige fühlen sich durch das generische Maskulinum sprachlich ausgegrenzt. Die einen sagen „Sprache schafft Bewusstsein“, die anderen sagen, dass dem ein viel zu großer Wert beigemessen wird. Wir reden auch von Muttererde, Vaterland, Muttersprache und Vaterstaat.
Sprache sollte nicht komplizierter werden, sondern muss praktisch und lesbar sein. Gegen ein kurzes „Bürgerinnen und Bürger“ bei der Anrede ist nichts einzuwenden, aber die fortlaufende Nennung beider Geschlechter ist auf Dauer sehr anstrengend, weil es Sätze länger und unverständlicher macht. Es stört den Lesefluss und die Sprechpausen beim Binnen-I klingen wie ein Sprachfehler.
Durch das Gendersternchen wird eine unsprechbare Kunstsprache erschaffen. Ein Wort, das es komplett auf die Spitze treibt, wäre z.B. Bürger*innen*meister*in. Und Worte wie z.B. Kolleg*innen oder Psycholog*innen sind nicht genderbar, da hier der männliche Part verkürzt wird.
Es gibt den Versuch auf geschlechtsneutrale Wörter zurückzugreifen. Einige Wörter können sich im Laufe der Zeit durchsetzen, wie z.B. „Pflegekraft“ statt „Krankenschwester/Pfleger“ oder „Redepult“ statt „Rednerpult“, aber andere wiederum nicht, wie z.B. „Flaniermeile“ statt „Fußgängerzone“ oder „Fahrzeugführende“ statt „Fahrer“.
Die Studien zu den Berufen, die immer genannt werden, werden immer nur halb zitiert. Ja, die Mehrheit dachte bei Pilot oder Ingenieur an Männer, genauso dachte aber die Mehrheit bei Friseur, Erzieher und Grundschullehrer an Frauen. Das Problem ist also viel mehr das jeweilige Verständnis von „typischen Jobs“.
Es gibt Menschen, die versuchen sogar das Wort „man“ in „mensch“ umzuwandeln, weil es nach „Mann“ klingt. Die gesamte Respekts- und Höflichkeitsform ist weiblich („Sie“). Wenn es „Er“ wäre, würde sie es wohl auch ankreiden.
Mir ist auch aufgefallen, dass man häufig nur bei positiv bis neutral besetzten Wörtern gendert. Bei Klimaleugner, Impfgegner, Dieselfahrer, Verkehrssünder, Steuerhinterzieher, Börsenspekulant und Reichsbürger wird häufig weiterhin das generische Maskulinum verwendet.
Wer gendern möchte, soll das tun, aber das darf nicht von oben diktiert werden, sondern muss auf natürlichem Weg passieren. Sprache ist immer im Wandel, aber dieser Wandel sollte von der Gesellschaft ausgehen, nicht von einer (oder auch mehreren) zentralen Entscheidungsinstanzen. Wer an Hochschulen und Universitäten nicht in Hausarbeiten und Klausuren gendert, kann Punkte abgezogen bekommen. Da kann man schon von Zwang reden.
Laut sämtlichen Umfragen lehnt die Mehrheit der Deutschen die gendergerechte Sprache ab. Das ist eine reine Akademiker-Diskussion. Gendern ist in journalistischen Kreisen weit geläufiger als im Bevölkerungsdurchschnitt. Ein weiteres Gegenargument: Für Ausländer wird es viel schwerer die deutsche Sprache zu erlernen.
Fun Fact: Die Sprachen in den Ländern Georgien, Armenien und der Türkei besitzen kein grammatikalisches Geschlecht. Dort geht es aber nicht gleichberechtigter zu als bei uns.