Selbermach Samstag 317 (28.11.2020)

Welche Themen interessieren euch, welche Studien fandet ihr besonders interessant in der Woche, welche Neuigkeiten gibt es, die interessant für eine Diskussion wären und was beschäftigt euch gerade?

Welche interessanten Artikel gibt es auf euren Blogs? (Schamlose Eigenwerbung ist gerne gesehen!)

Welche Artikel fandet ihr in anderen Blogs besonders lesenswert?

Welches Thema sollte noch im Blog diskutiert werden?

Für das Flüchtlingsthema oder für Israel etc gibt es andere Blogs

Ich erinnere auch noch mal an Alles Evolution auf Twitter und auf Facebook.

Wer mal einen Gastartikel schreiben möchte, auch gerne einen feministischen oder sonst zu hier geäußerten Ansichten kritischen, der ist dazu herzlich eingeladen

Es wäre nett, wenn ihr Artikel auf den sozialen Netzwerken verbreiten würdet.

Nochmal: Toxische Männlichkeit

Aus der Wikipedia:

 

Toxic masculinity (deutsch „toxische Männlichkeit“ oder „giftige Männlichkeit“) ist ein Begriff, der aus der Soziologie stammt und dort ursprünglich im Kontext der Verhandlungen um hegemoniale Männlichkeit entstanden ist. Arbeiten zur hegemonialen Männlichkeit untersuchen die sozialen Praktiken und systemischen Machtstrukturen einer Gesellschaft, die die dominante Position von Männern beibehalten bzw. bestärken und zugleich die untergeordnete Position von FLINTA-Personen (Frauen, Lesben, inter-. trans- und Aidentity Personen[1][2][3][4]) aufrechterhalten sollen. Beachtung finden hierbei auch die in einer Gesellschaft vorherrschenden Vorstellungen von Männlichkeit, die sich anhand entsprechender Verhaltensweisen und Beziehungskonzepten von Männern und kollektiven männlichen Strukturen beschreiben lassen. Die soziologische Geschlechterforschung geht davon aus, dass einige der Verhaltensweisen und Umgangsformen zur Demonstration von Männlichkeit als giftig oder schädlich zu begreifen sind, vor allem, da sie ein sehr eindimensionales und schablonenhaftes Bild von Mann-Sein entwerfen.

Also Vorstellungen von Männlichkeit, die schädlich sein können und ein eindimensionales und schablonenhaftes Bild vom Mann-Sein entwerfen.

Und diese eindimensionalen und schablonenhaften Bilder werden dann innerhalb des Feminismus zu einem Vorwurf umgewandelt, bei dem man nahezu bei allem Verhalten, welches ein Mann zeigt, anführen kann, dass er das nur mache, andere Erklärungsversuche scheiden aus, weil er diesen eindimensionalen und schablonenhaften Bild verhaftet ist. 

Für Feministen scheint nur noch dieses Bild von Männlichkeit, nur noch diese Vorstellung, dass Männer sich nicht dagegen verhalten können, zu existieren. 
Wobei Männer aus meiner Sicht keineswegs so ein eindimensionales Bild haben. 

Die Sorge vor einem zu engen Bild von Männlichkeit hat sich insofern im Feminismus zu einem Vorwurf gewandelt, den man jederzeit tätigen kann. 

Zu diesem (als toxisch verstandenen) Bild von Maskulinität zählen u. a.:

  • Männer dürfen keine Schwäche zeigen, sondern müssen hart sein.

Der Fehler bei diesen Punkten ist, dass sie so absolut dargestellt werden.
Richtig ist, dass der durchschnittliche Mann härter ist als die durchschnittliche Frau.

 Sensitivity zeigt einen sehr großen Geschlechterunterschied (d = −2.29)
(Sensitivity differentiates people who are sensitive, aesthetic, sentimental, intuitive, and tender-minded from those who are utilitarian, objective, unsentimental, and tough-minded. This factor overlaps considerably with “feminine openness/closedness”, identified by Costa and colleagues [49] as a cross-culturally stable dimension of sex differences in personality.)

Das dürfte zu einem erheblichen Teil auch biologisch bedingt sein, es zeigt sich ja auch typischerweise bei „männlicheren Lesben“ und im Gegenzug bei „weiblicheren Schwulen“, was zu den typischen Hormontheorien kommt. Es wäre also kein Wunder, dass man diesen Geschlechtsunterschied wahrnimmt und entsprechend den Geschlechtern zuordnet.

Ich bin sicher, dass im Gegenzug auch „butch-Lesben“ vorgehalten wird, dass sie nicht immer so hart tun sollen und das unweiblich sei. Die Abwertung von „weichen“ Männern als „Schwuchtel“ und „Meme“ dürfte sich auch daraus erklären.

Und sicherlich gibt es Männer, die niemals Schwäche eingestehen. Und dann daran verbrechen. Aber das für alle Männer zu generalisieren macht aus meiner Sicht keinen Sinn.
Gerne wird es auch als Begründung für die höhere Selbstmordrate von Männern angeführt. Ich finde das relativ dreist. Ich kenne Männer, die mit schweren Depressionen beim Arzt waren. Geredet haben. Die Partnerinnen hatten mit denen sie sich ausgetauscht haben. Die es dennoch nicht geschafft habe. Das auf ihre „Toxische Männlichkeit“ runterzubrechen ist ein ziemlicher Hohn. 

  • Gefühle sollten weitestgehend versteckt oder unterdrückt werden, es sei denn, es handelt sich um Wut oder Aggression. Konflikte werden durch Gewalt gelöst.

Auch das kommt aus meiner Sicht bei den allerwenigsten Männern vor und ist auch kein sehr verbreitetes Männlichkeitsbild. Es gibt viele Gefühle, die Männer auch in einem klassischen Männlichkeitsbild ausleben sollen, von Liebe, Loyalität, Treue bis Freundschaft, Stolz oder Pflichtbewußtsein oder auch Mitleid. Es gibt kein Verbot für einen Mann sich zu freuen oder anderweitige Gefühle zu haben. Selbst eine Romanfigur wie Gerald von Riva, für eine starke Einsilbigkeit bekannt, zeigt eine Vielzahl von Gefühlen, die Griechischen Sagen sind voll von Ehre, Liebe, Stolz, Freundschaft und Verbundenheit. 

Sicherlich drücken Männer Gefühle im Schnitt anders aus als Frauen. Sicher heulen sie auch weniger oder nicht so leicht im Schnitt. Aber das ist ja auch nichts negatives und kann sogar sehr positiv sein. Sich zusammenreißen zu können hat viele positive Elemente. 

Es klingt mal wieder so als sollte die „weibliche Art“ als Maßstab gesetzt werden und zudem damit auch von Kritik ausgenommen werden. 

  • Ein wahrer Mann artikuliert seine Ängste und Sorgen nicht, sondern behält sie für sich.
  • Männer sind nicht überfordert oder hilflos; sie packen Probleme an und bewältigen sie, ohne andere um Hilfe bitten zu müssen.

Haut eigentlich in die gleiche Kerbe. Auch hier wird damit gearbeitet als wäre es immer falsch seine Ängste und Sorgen zu artikulieren. Dabei bringt das in vielen Bereichen absolut nichts, außer das sich dann zwei Personen sorgen müssen. Es kann auch schlicht ein Geschlechterunterschied sein, bei dem „darüber reden“ Frauen weitaus mehr bringt als Männern, die eher Lösungsorientiert sind. 

Und natürlich kann es überaus hilfreich sein, wenn man ein Problem selbst angeht und es zu lösen versucht und sich nicht an einen anderen wendet, der es dann für einen löst. Denn so kann man mehr lernen, neue Fähigkeiten entdecken etc. 

Gerade in Zeiten des Internets ist natürlich auch das Internet häufig schon eine große Hilfe. Wenn ein Problem auftaucht ist zB Südländerin sehr schnell dabei, dass wir zB einen Handwerker rufen sollen, während ich gerne erst mal im Internet nachschlage, ob man das nicht selbst hinbekommt, was auch durchaus häufig klappt. 

  • Verhaltensformen, die als verweichlicht oder weibisch gelten (Weinen, Schüchternheit, Angst, liebevolle oder zärtliche Gesten etc.), gehören sich nicht für einen richtigen Mann.

Da werden auch viele Frauen zustimmen. Genau wie Härte, eine sehr forsche Art, keine Angst und fehlende Zärtlichkeit bei einer Frau als „unfeminin“ wahrgenommen wird. 

Aber alles hat auch hier ein Maß. Klar gibt es Situationen wo jeder Mann dafür Verständnis hat, dass der andere weint, klar kennt jeder Mann Schüchternheit und Angst, gerade in Bezug etwa auf Frauen und klar widmen wir Partnerinnen liebevolle und zärtliche Gesten ohne das es die Männlichkeit betrifft. 

  • Männer sind im Umgang mit anderen grundsätzlich auf Wettbewerb und Dominanz ausgerichtet, nicht auf Kooperation.

Auch das ist absolut kein Männerbild. Es ist ein hässliches Zerrbild von Männlichkeit. Männlichkeit ist sogar ganz überwiegend auf Kooperation angelegt, auch das arbeiten in Gruppen, wir gegen die. Eines der liebsten Männerhobbys, der Fußball, ist Kooperation. Freunde und Verbündete zu haben war immer wichtig, und auch eine Hierarchie macht nur Sinn, wenn man innerhalb einer Gruppe Streit vermeiden will. 

Klar ist Männlichkeit gleichzeitig von Wettbewerb und auch Dominanz geprägt. Aber das schließt Kooperation nicht aus.

Es ist eben der Unterschied von In-Group und Out-Group. Gleichzeitig kann auch Wettbewerb eine sehr kooperative Sache sein, indem man Regeln befolgt, fair ist, einen Wettkampf sieht, der beide Seiten zu größeren Taten anspornt. Ein Wettbewerb muss kein Ausschluß des anderen sein

  • Ein echter Mann will immer Sex und ist auch immer dazu bereit.

Männer wollen im Schnitt wesentlich mehr Sex als Frauen. Auch hier ein klassischer biologischer Unterschied. Und die meisten Männer sind auch nahezu immer zumindest biologisch bereit für Sex. Klar kann Stress dazu kommen oder eine zu schnelle Abfolge von Sex. 
Aber auch da gibt es ja gleichzeitig – aus eben dieser Erfahrung heraus, dass Männer selten abgeneigt sind – Ängste der Frauen, wenn es nicht klappt. Warum will er nicht? Bin ich nicht hübsch genug? Steht er nicht mehr auf mich? Geht er fremd? 

  • Männer und Frauen sind grundsätzlich nicht in der Lage, einander zu verstehen oder miteinander befreundet zu sein.

Auch das kenne ich als Männerbild nicht. Es ist ein gewisses Klischee, dass aber in dieser Form eher bei beiden Geschlechtern, wenn auch meist eher scherzhaft, besteht. 

  • Männer, deren Körper nicht dem maskulinen Idealbild entsprechen (breitschultrig, muskulös, hochgewachsen, schmerzresistent), werden nicht ernst genommen oder verlacht.

Auch das sind eher Ausnahefälle, die die Unterstellungen im Feminismus sicherlich nicht abdecken. Aber natürlich kann Schwäche etwas sein, was man in der intrasexuellen Konkurrenz wahrnimmt. So wie Frauen sich mitunter in der Gegenwart sehr schöner Frauen schlecht fühlen und ihre Unzulänglichkeiten mehr wahrnehmen. 

Für Formen toxischer Maskulinität existieren eine Reihe euphemistischer Vokabeln, darunter Alphamännchen oder Macho-Mann. Männlichkeit muss hierbei immer wieder unter Beweis gestellt werden, zum Beispiel durch Mutproben, Trinkspiele, physisches Kräftemessen oder Erniedrigungsrituale anderen gegenüber.[5]

Kräftemessen und Mutproben müssen auch nichts schlechtes sein. Sie müssen keineswegs zu einer Erniedrigung des anderen führen. 
Natürlich können sie das, aber das ist bei Frauen ja nicht anders. 

Der Begriff toxic masculinity wird häufig fehlinterpretiert als Unterstellung, jedes männliche Verhalten sei grundsätzlich als schädlich oder schlecht zu begreifen. Tatsächlich meint toxische Männlichkeit aber die stereotypen, repressiven Vorstellungen der männlichen Geschlechterrolle in einer Gesellschaft, die limitieren, welche Art von Emotionen und Verhaltensweisen Jungen und Männer an den Tag legen dürfen (und welche nicht).[6] Diese Verhaltensformen der toxischen Maskulinität werden gesellschaftlich eingefordert und forciert; darunter fällt das Belächeln, Auslachen, Kleinreden, Verurteilen, Verletzen, Bloßstellen, Beleidigen, Beschimpfen und Diskriminieren von Männern, die nicht der Idee des wahren Mann-Seins entsprechen. Eines der zentralen Anliegen der Geschlechterforschung, die sich mit toxischer Maskulinität beschäftigt, ist es daher aufzuzeigen, dass auch Männer unter den Machtstrukturen des Patriarchats, d. h. den so propagierten Männlichkeitsbildern und Rollenklischees, leiden können.[7][8]

Die Fehlinterpretation beruht auch darauf, dass der Vorwurf toxischer Männlichkeit auch stark ausgeweitet wurde und nahezu als Erkärung für alles dienen kann. 

Nimmt man die „enge Definition“ dann wäre das Phänomen kaum der Rede wert, jedenfalls nicht im Westen. Der Anteil der Männer, die solch überzogene Männerbilder haben wäre verschwinden gering.
Es scheint mit insofern wieder ein Spiel mit Burg und Festung zu sein:

Man tut so als wäre es etwas sehr enges und kein genereller Vorwurf gegen Männer. 
Um dann danach daraus generelle Vorwürfe gegen Männer zu machen, bei denen alles ein Beleg für diese alten Rollenbilder ist und alle Männer toxisches Verhalten zeigen.