„Warum der Rückfall ins Autoritäre männlich ist“

Nach den Beiträgen zu ganz unbeschwert hingenommenen Frauen Hass nun ein Beitrag, der belegt, dass der Rückfall ins Autoritäre männlich ist:

Beschäftigt man sich systematisch mit den Kommentarspalten zu Beiträgen von Frauen, wird deutlich, dass auf Begriffe wie „Feminismus“ oder „Patriarchat“ in der Überschrift, im Vorspann oder in den einleitenden Sätzen immer dasselbe folgt: Die Kommentarspalte wird mit polemischen bis hetzerischen Aussagen überschwemmt. Seitenweise werden sie von den Moderatorinnen gelöscht, und die Kommentare, die stehen bleiben, beziehen sich vor allem auf das Diskussionsgeschehen, indem sie beispielsweise die vielen Hasskommentare kommentieren. So würgen die Troll-Aktionen Diskussionen über weibliche Macht oder Errungenschaften, über Kritik an patriarchalen Strukturen ab – und erfüllen ihren Zweck.

Immer wieder ist zu solchen Ansätzen dieses Bild sehr passend:

Eine inhaltliche Auseinandersetzung erfolgt nicht und das autoritäre („Männer sind die bösen und haben sich zu ändern“) im Feminismus wird natürlich nicht gesehen. 

 

Die Misogynie ist sowohl Mittel politisierter Männlichkeit als auch ein Merkmal autoritärer Einstellungen. Und das ist kein Zufall. Denn der antifeministische Gegendiskurs entsteht aus der Spannung zwischen den realen sozialen Verhältnissen und Strukturen, die immer noch patriarchal geprägt sind, und einem öffentlichen progressiven Diskurs, dem Medienecho – schließlich gibt es einen breiten gesellschaftlichen Konsens darüber, dass Gleichberechtigung ein erstrebenswertes Ziel darstellt.

Deswegen passt es auch gerade so gut zu den Artikeln davor: Sie zeigen gut, wer etwas einfach so sagen darf und wer nicht. Kritik am Feminismus, die berechtigt ist, kommt in ihrer Welt gar nicht vor. Sie entscheidet – ganz autoritär – das die anderen die bösen sind. 

Diese Spannung ist ein wesentlicher Grund für die seit einigen Jahren anhaltende Schwemme herabwürdigender und oft geradezu hasserfüllter Rhetorik gegenüber Frauen. Die Polemiken in den sozialen Medien oder den Kommentarspalten sind nur ein kleiner Teil davon. Stimmungsmache gegen Frauen und Frauenrechte ist in vielen gesellschaftlichen und politischen Bereichen zu beobachten, und zwar weltweit. Herabwürdigende Rhetorik findet sich in den Äußerungen katholischer Geistlicher, radikaler Abtreibungsgegner, autoritärer Politiker.

Stimmt, wer hätte jemals herabwürdigende Rhetorik gegen Männer gelesen? So etwas kann es ja gar nicht geben. Ein Artikel, in dem Männer wegen ihres Geschlechts abgewertet werden ist geradezu undenkbar.

Sie kann als Reaktion auf die tiefen Erschütterungen männlichen Selbstverständnisses in den vergangenen Jahrzehnten und als erbitterte Verteidigung maskuliner Privilegien und männlicher Herrschaft verstanden werden, die de facto noch existieren, aber zunehmend infrage gestellt werden. Vor dem Hintergrund dieser Spannung hat sich die problematisch gewordene hegemoniale Männlichkeit politisiert.

Eher scheint mir ein Privileg der Frauen verteidigt zu werden, nachdem man diese nicht angreifen und nicht kritisieren darf und diese ganz privilegiert über Männer herziehen dürfen und ein Mehr fordern dürfen ohne sich dem normalen Wettbewerb zu stellen. 

Forderungen nach einer Restauration „echter Männlichkeit“ und des Patriarchats fallen auf fruchtbaren Boden.

Den andere Kritik als „Frauen gehören an den Herd“ gibt es natürlich nicht. Und auch keine Forderungen nach einer neuen Männlichkeit durch den Feminismus

Das wiederkehrende Motiv dabei ist der Gedanke, dass in den Beziehungen zwischen den Geschlechtern eine natürliche Ordnung, eine Hierarchie, herrsche und die moderne Vorstellung von Gleichheit und Gender mit dieser natürlichen Ordnung breche.

Das ist natürlich falsch, weil es nicht hinreichend festhält, dass die Hierarchie so aussiehst, dass die Frauen sagen wie es läuft und die Männer einfach mal die Klappe halten. 

Diese Deutungsangebote übersehen indes die Geschlechterdimension der Ursachen, die sie benennen. Diese besteht zum einen darin, dass der radikale ökonomische Wandel in erster Linie Männer betrifft. Die „Normalbeschäftigungsverhältnisse“, wie es sie bis Mitte der 1990er Jahre gab, galten überwiegend für Männer. Sie waren die Leidtragenden der Umstrukturierungen hin zu einer Dienstleistungswirtschaft, die eine Prekarisierung der gewohnten Lebensverhältnisse zur Folge hatten. Darüber hinaus zielt die neue autoritäre Politik darauf ab, die Kontrolle über die unsicher gewordenen Lebensverhältnisse zurückzugewinnen („Take back control“, „Make America great again“).

Propagiert werden damit auch bestimmte Vorstellungen von den Geschlechterverhältnissen. Es geht nicht nur um Landesgrenzen, sondern auch um Grenzen in der Hierarchie der Geschlechter. Der autoritäre Backlash zielt deshalb ganz wesentlich darauf ab, die traditionellen Geschlechterrollen zu restaurieren und dem Feminismus sowie dem Konzept von Gender den Kampf anzusagen. Dazu passt, dass in der Statistik des Soziologen Heitmeyer rechtspopulistisch eingestellte Menschen vier Mal häufiger sexistisch sind als nicht rechtspopulistisch eingestellte.

Das Gefühl, in der modernen Welt keine Kontrolle mehr zu haben, ist selbst ein gegendertes Gefühl. Natürlich sind auch Frauen von unsicheren Arbeitsverhältnissen betroffen, aber für sie ist das Gefühl nicht neu. Es geht eben nicht darum, dass Männer ihre Jobs verlieren, sondern darum, dass Männer gewohnt sind, sichere Jobs zu haben, und glauben, sie hätten einen Anspruch darauf. Für diese Männer bedeutet der neoliberale Wandel einen Abstieg auf die Positionen, die Frauen gewohnt sind. Das wollen sie verhindern. Und das ist einer der wichtigen Beweggründe für den autoritären Backlash der Männer.

Was für ein Schwachsinn. Männer hatten schon immer unsicherer Jobs, sie hatten schon immer Angst entlassen zu werden und sie hatten diese Angst auch, weil sie auch aus Sicht vieler Frauen daran gemessen wurden, was sie verdienen und ob sie eine Familie ernähren können. Frauen hatten schon immer eine Rückfallmöglichkeit, die Kinderbetreuung. 

Und wie man gerade bei den US-Wahlen und auch bei den Umfragen in Deutschland sieht, schneiden auch dort konservative Parteien durchaus nicht schlecht ab. 

Der „Backslash“ entsteht zudem aus einseitigen Schuldzuweisungen und daraus, dass man das autoritäre der SJWs und des Feminismus ablehnt. 
Aber eine solche Deutung erfordert natürlich eine gewisse Selbstreflexion