Ich hatte schon einen Kommentar unter dem Artikel von Lucas Schoppe besprochen, jetzt zu einem Absatz aus seinem Artikel:
Es geht in dem Artikel um Pauline Harmage, die einen Buch dazu veröffentlicht hat, in dem es um ihren Hass gegen Männer geht.
Lucas schreibt:
Wie aber kann politischer Hass in einem demokratischen Kontext beworben werden?
„Männerhass ist eine befreiende Form der Feindseligkeit.“ So überschreibt ZEITCampus, das Unimagazin des Zeit-Verlags, Carla Baums Interview mit der französischen Feministin Pauline Harmange.
Nun ist es ja durchaus nachvollziehbar, dass offen vorgetragener Hass etwas Befreiendes hat: Er befreit von zivilen Erwartungen, von Selbstkontrolle, von moralischen Vorgaben. Eben darum hat er aber auch erhebliche Legitimationsprobleme.
Das ist in der Tat das Schöne an Identitätstheorien: Sie erlauben ein sehr einfaches Denken, da die Bösen, hier die Guten. Die darf man hassen, die sind an allem Schuld. Sündenböcke, auf die man alle Verantwortung abwälzen kann. Das kann in der Tat befreiend sein und war schon immer etwas, was Identitätspolitik interessant gemacht hat
Für Harmange aber reicht es, auf eine klassische Legitimation politischer Feindschaft zurückzugreifen, und die Interviewerin der universitären Zeit souffliert ihr dabei. Sie fragt, ob es denn eine gute Idee wäre, „Hass mit Hass“ zu bekämpfen – und Harmange nimmt die Vorlage an, beschreibt ihren Hass als „Gegenreaktion“, die gar nicht nötig wäre, „wenn Frauenhass nicht systematisch existierte“.
Die andern haben angefangen.
Natürlich könnte die Interviewerin der universitären Zeit bei dieser Gelegenheit einfach einmal fragen, wann denn in den letzten Jahrzehnten irgendein Mann einen Bestseller geschrieben hätte, der offen zum Hass auf Frauen aufruft – oder wann denn Frauenhass in bildungsbürgerlichen Zeitungen offen propagiert worden wäre. Stattdessen gibt sie weitere Vorlagen und fragt, ob das alles denn wirklich einen „generellen Hass auf Männer, auf alle Männer“ rechtfertigen würde. Als wäre es unwidersprochener Konsens, dass Hass auf Männer ganz okay wäre, während nur noch die Frage irgendwie strittig ist, ob es denn wirklich alle treffen müsse.
Es wäre wirklich erfrischend, wenn es konservative oder liberale Journalisten gäbe, die sich gegen so etwas stellen. Aber vermutlich würde Harmange auch mit so einem nicht reden.
„Die haben angefangen“ ist kombiniert mit einer Identiätstheorie, die Individuen nicht kennt und Erbschulden anhand der Gruppenzugehörigkeit zuweist ein Vorhalt, der recht einfach zu konstruieren ist.
Es ist wirklich erstaunlich, dass das nicht hinterfragt wird. Der Unterschied zwischen „einige Männer hassen Frauen“ und „alle Männer hassen Frauen“ und „Frauen hatten bestimmte Nachteile in der Vergangenheit“ sowie „Männer sind heute noch für diese Nachteile aus der Vergangenheit verantwortlich und hatten selbst gar keine Nachteile aufgrund ihres Geschlechts“ ist eigentlich recht einfach.
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