Die #Vorstandsquote wird kommen! Die vom Koalitionsausschuss eingesetzte Arbeitsgruppe hat sich am Abend auf wesentliche Punkte des Zweiten #Führungspositionen-Gesetzes geeinigt. Diese sehen erstmals verbindliche Vorgaben für mehr Frauen in Vorständen vor.
— Familien-, Senioren-, Frauen- & Jugendministerium (@BMFSFJ) November 20, 2020
Tag: 20. November 2020
Männliche Hierarchien vs weibliche Netzwerke
Unter einem Artikel zu Hass auf Männer bei Lucas Schoppe, der wie immer lesenswert ist, hatte der Leser Werlauer einen interessanten Kommentar geschrieben:
Ich rätsele schon lange, warum Misandrie nicht genauso erschnüffelt und geächtet wird wie Misogynie, wenn doch Gewaltfreiheit und Gleichheit angeblich so im Vordergrund stehen.
Mittlerweile habe ich eine Erklärung dafür gefunden, die vielleicht etwas verkopft ist, aber mir schlüssig scheint:
Ich denke, es liegt am pauschalen Übertragen einer Wahrnehmung der Welt, die oft von Frauen in Frauengruppen praktiziert wird, auf die Organisation der gesamten Welt.
Dazu muss ich etwas ausholen: In der biologischen Verhaltensforschung wurde das Verhalten von Männern in Männergruppen und das von Frauen in Frauengruppen untersucht. Ergebnis ist die starke Tendenz von Männergruppen innerhalb der Gruppe eine Hierarchie auszubilden und die starke Tendenz von Frauengruppen, ein Netzwerk zu bilden (das keine formale hierarchische Ordnung kennt, wohl aber wichtigere und weniger wichtige Knoten). Um die Hierarchie zu erreichen, treten Männer innerhalb der Gruppe in einen Machtkampf. Der wird auf verschiedene Arten ausgetragen, die von der Wirkung der schieren Präsenz der Kontrahenten über verbale bis hin zu physischen Auseinandersetzungen reichen kann. Das Ziel ist aber immer die Ausbildung einer Hierarchie. Um Hass geht es dabei nicht und die Anwendung von Gewalt ist auch kein Selbstzweck, sondern eine Form der Standortbestimmung zwischen zwei Kontrahenten. Die naheliegendste biologische Erklärung für die Entstehung der Bestrebungen der Männer, solche Hierarchien zu bilden, ist die weibliche Hypergamie, die den ranghohen Vertretern der Gruppe mehr Fortpflanzungsmöglichkeiten einräumt als den rangniedrigen.In einer Welt, in der gemischte Gruppen gemeinsam Aufgaben erfüllen müssen und in der sich die Gruppenmitglieder als gleich im Sinne von gleichberechtigt begreifen, was in unseren Breiten wohl der Regelfall ist, passiert nun folgendes: Die Männer der Gruppe versuchen sich wie aus Männergruppen gewohnt zu organisieren, die Frauen der Gruppe wie in Frauengruppen. Da aus Sicht der Frauen das Bilden einer Hierarchie den Netzwerkgedanken verletzt, ist jedes Ausbilden einer Hierarchie in ihren Augen eine Verletzung der Gruppenregeln der Netzwerkbildung. Von den besonders missgünstigen wird diese Form bemängelt. Andere greifen das auf und diese Kritik schaukelte sich immer weiter hoch, bis wir jetzt beim offiziell abgesegneten Hass auf Männer gelandet sind, die Frauen permanent Gewalt antun (durch ihren – in den Augen der meisten Frauen unzulässigen – Wettstreit um bessere Plätze in der Hierarchie).
So gesehen ist der feministische Ansatz der Welterklärung, weil er als Erklärungsmodell Machtdifferenzen heranzieht, ein Brandbeschleuniger dieses Missverständnisses. Ohne das Anerkennen der Unterschiede zwischen den statistischen Häufungspunkten der Verhaltensweisen von Männern und Frauen, wird dieser Konflikt für immer fortbestehen.
Ironischerweise konnte dieses Missverständnis erst entstehen, als Männer begannen, Frauen als gleichwertiges Gegenüber zu betrachten.
Es geht also um die Frage: Wie stehen männliche und weibliche Strukturen zueinander und wie nehmen sie sich wahr.
Das Hierarchie und Rangausbildung schon im Schnitt bei Jungs und Mädchen verschieden ist war hier schon mehrfach Thema. Auch ansonsten sind Hierarchien bei Primaten sehr häufig, was nicht verwunderlich ist, da sie Konflikte vermeiden und gleichzeitig in der sexuellen Selektion nutzbar sind
Die meisten Frauen und Männerhaben denke ich kein Problem damit, dass es Geschlechterunterschiede gibt, auch in der Organisation von Gruppen. Sie fühlen sich in den jeweiligen Gruppierungen wohler oder kommen dort eher zurecht.
Zu der weiblichen Art Dominanz in einer Gruppe auszubilden, hatte ich schon mal folgendes zitiert:
Mädchen gehen eher indirekt vor. Sie suchen bei anderen Mädchen Anerkennung, die sie entweder erhalten oder die ihnen verweigert wird. Aggression äußert sich kaum brachial, sondern vor allem als sogenannte Beziehungsaggression, die im Wesentlichen auf soziale Ausgrenzung abzielt. Zwei reden beispielsweise abfällig über eine dritte oder ein Mädchen droht einem anderen Mädchen an, es nicht mehr mitspielen zu lassen oder es nicht zum Geburtstag einzuladen, um so seinen Willen durchzusetzen. Typisch für Mädchen mit Ranganspruch ist ferner, daß sie sich um das seelische Wohlbefinden der anderen kümmern, sie also im Fall von Kummer zu trösten suchen. Dieses Sich-kümmern kann schnell einmal die Form ungefragter Ratschläge annehmen. Die Psychologie spricht hier von “prosozialer Dominanz”, wobei es sich um eine Mischung aus Besorgtheit einerseits und Bevormundung andererseits handelt. Schon kleine Mädchen im Kindergarten erklären anderen gern, was gut für sie ist und was sie machen dürfen und was nicht.
Wäre also im Feminismus teilweise schlicht der Versuch eine gewisse prosoziale Dominanz „weiblicher Art“ herzustellen zu sehen?
Etwa „ihr armen Männer macht alles falsch und könnt noch nicht mal über eure Gefühle reden, ihr seid ganz von toxischer Männlichkeit befallen und braucht uns Frauen, damit wir euch mal zeigen, wie man davon loskommt und welches Verhalten falsch ist“
Oder sind Feministinnen im Schnitt einfach männlicher als andere Frauen und wohlen daher eher einen Platz in den männlichen Hierarchien, aber mit relativ „weiblichen Mitteln“ der Beschämung und der Bemutterung?
Die Idee, dass sie versuchen aus einer Hierarchie ein Netzwerk zu machen, in dem sich die Männer als „schlechte Netzwerker“ in die unwichtigeren Netzwerkspositionen begeben sollen und die wichtigeren für Frauen frei machen sollen ist durchaus interessant. „Wir müssen an allen wichtigen Stellen des Netzwerks dabei sein“ ist ja recht nahe an den feministischen Forderungen und beißt sich mit dem Gedanken der männlichen Hierarchie, die man sich erkämpfen oder erarbeiten muss. Aus der Sicht eines prosozialen Netzwerkkampfes macht „Nun lasst uns dabei sein“ sicherlich berechtigter und innerhalb eines solchen „Gerechten Netzwerkes“ lässt sich sicherlich auch eher vertreten, dass man da Platz machen muss und andere rein lassen muss, wenn es funktionieren soll.
Das war etwas Brainstorming zu dem Kommentar. Was meint ihr dazu?