Wer wird denn nun Präsident?

Die Wahl scheint enger zu werden als man es nach den Vorhersagen hätte meinen können.

Ein Artikel zum diskutieren

hier schon mal was interessantes

Toxische Weiblichkeit

Ich wollte mal schauen, was man bei Google gegenwärtig so unter toxischer Weiblichkeit findet:

Die Zeit schreibt zur toxischen Weiblichkeit:

Wenn man im Internet nach „toxischer Weiblichkeit“ sucht, wird schnell klar, dass der Begriff umstritten ist. Klar, es gibt viele Definitionen von Weiblichkeit, die schädlich sind. Ein Beispiel sind unrealistische Schönheitsideale, die Frauen zum Hungern oder in finanzielle Schwierigkeiten treiben. Aber anders als Männer können Frauen durch das Erfüllen dieser Erwartungen keine Machtpositionen erreichen. Macht fällt im Patriarchat denjenigen zu, die aggressives, männlich konnotiertes Verhalten zeigen. Von Frauen wird hingegen erwartet, dass sie sich unterordnen. Da ihre Gestaltungsmacht also geringer ist, muss die Schädlichkeit ihrer Handlungen anders bewertet werden.

 

Im Jahr 2011 hat die amerikanische Bloggerin Tavi Gevinson ein solches Verhalten erkannt und einen Begriff dafür geprägt, der ein Umdenken ausgelöst hat: Girl Hate. Gevinson führt die negativen Gefühle, Neid und Missgunst, die Mädchen oft gegenüber anderen Mädchen empfinden, auf ein strukturelles Problem zurück. „Girl Hate heißt nicht, eine Person zu hassen, die zufälligerweise ein Mädchen ist“, schreibt sie. Mädchen würden andere Mädchen prinzipiell hassen, weil ihnen beigebracht wird, dass es „immer nur EIN cooles Mädchen, EIN lustiges Mädchen und EIN schlaues Mädchen geben kann“.

Also auch hier wären Frauen dann wieder die Opfer. Ansonsten orientiert es sich eher an den klassischen Theorien, dass Frauen mangels Macht irgendwie jedenfalls nicht toxisch gegen Männer sein können.

Ähnlich in diesem Artikel, der zweite Platz bei meinen Googleergebnissen zur toxischen Weiblichkeit:

Sie wollen Macht, sie wollen Kontrolle, sie sind gewaltbereit. Ihr wisst schon, Männer halt.

Diese Urteile werden den Herren der Schöpfung seit der Debatte um toxische Männlichkeit immer wieder entgegen geschleudert. Und bevor sich jetzt hier irgendwer ganz furchtbar aufregt: Natürlich sind das genauso staubig schubladige Stereotypen wie die Menschen, auf die sie tatsächlich zutreffen. Aber es gibt sie eben unter euch, liebe Männer. Statistiken belegen, dass deutlich mehr Männer als Frauen gewalttätig und sexuell übergriffig werden, hinter Gittern landen oder Suizid begehen. Wenn das nicht toxisch ist, was dann?

Klar ist der logische Umkehrschluss daraus nicht, dass die andere Hälfte der Menschheit in einer makellos programmierten Welt ohne Bugs und Glitches lebt. Das hat erstens nie einer behauptet – und zweitens wird das leider viel zu selten thematisiert. Darum: Lasst uns über toxische Weiblichkeit sprechen.

Die ist nämlich genauso wenig abzustreiten wie unser aller narzisstischer Drang zur Selbstdarstellung. Der entscheidende Unterschied zum giftigen Verhalten des anderen Geschlechts? Wir Frauen machen vor allem uns selbst das Leben zur Hölle.
Was bei (gewissen) Männern die Macht ist, ist bei (gewissen) Frauen die Perfektion. Wo (gewisse) Männer ihre Überlegenheit Schwächeren gegenüber ausnutzen, geisseln (gewisse) Frauen mit Vorliebe ihre eigenen Gelüste oder Veranlagungen. Karriere, Haushalt, FamilieErnährung, bewusstes Leben – das alles gilt es mit links zu meistern. Und dabei sind wir bitte schlank, faltenfrei, glowy, immer gut drauf und fantastisch angezogen. Der Drang, sich permanent mit anderen zu vergleichen und den von der Gesellschaft an den Haaren herbeigezogenen (Schönheits-)Idealen ums Verrecken entsprechen zu wollen, ist immens. Klingt …? Wir sagens ja: toxisch.
Wie toxisch genau, das belegen auch hier diverse Statistiken: So sind Depressionen, Burn-Out, Angst- und Essstörungen für Sie, was Gewalt und Machtmissbrauch für Ihn sind.

Der dritte Link gibt im wesentlichen den Inhalt des zweiten Links wieder und geht zu einem Video über toxische Weiblichkeit auf Spiegel

Die Frauenseiten Bremen sind die 4. Seite zur toxischen Weiblichkeit:

Wenn Männer Rollenbilder und Denkweisen verinnerlichen, die auf Macht, Kontrolle und Aggression basieren, spricht man von toxischer Männlichkeit. Dieser Begriff wurde in den letzten Jahren viel thematisiert und diskutiert. Denn toxische Männlichkeit birgt viele Gefahren. So zum Beispiel Gewaltausübung gegen sich selbst und Andere. Diese Sichtweise beruht zwar auf stereotypen Denkweisen, die Auswirkungen, die damit einhergehen, sind jedoch statistisch nachweisbar.

Was ist toxische Weiblichkeit?

Doch auch zerstörerische Verhaltensweisen von Frauen könne zu einem Problem werden. Auslöser sind auch hier wieder Rollenbilder, die Frauen verinnerlicht haben und immer wieder reproduzieren. Viele Frauen verspüren einen Druck, in allem gut sein zu müssen und die Bedürfnisse von Anderen vor die eigenen zu stellen. Dabei sollen sie zudem bitte auch noch immer gut aussehen und das Ganze mit einem Lächeln meistern.

Wenn dies einmal nicht gelingt, verurteilen sich Frauen selbst oder vergleichen sich mit anderen Frauen. „Wie schaffen die das nur immer, dass das alles so leicht aussieht? Wieso kriege ich das nicht so gut hin?“

Da kommt es schnell zu Neid und Missgunst gegenüber anderen Frauen. Verstärkt wird das Ganze durch die Tatsache, dass es in Filmen, Comics und Serien oftmals nur ein „cooles“ Mädchen gibt. Da hätten wir zum Beispiel Vanessa bei den wilden Kerlen, Black Widow bei den Avengers oder Elfi in Stranger Things. So entsteht der Eindruck, dass nur für eine starke Frau Platz ist. Rückt dann eine weitere Frau ins Bild, kommt es zu einem Konkurrenzkampf. Es entsteht eine Angst vor Verdrängung.

Als Antwort auf dieses Phänomen hat die amerikanische Redakteurin Ann Friedmann die Shine-Theorie entwickelt. Die Kernaussage dieser Theorie: „Ich scheine nicht, wenn du nicht scheinst.“ Hierbei geht es darum, sich in der Interaktion mit einer anderen Frau nicht bedroht zu fühlen, sondern sich zu fragen „Wäre es nicht besser, wenn wir zusammenarbeiten, anstatt gegeneinander?“

Bislang ist es jedoch oftmals noch Realität, dass von Frauen erwartet wird, passiv zu sein und sich zu fügen, anstatt Eigeninitiative zu ergreifen oder sich zusammenzuschließen. Männer hingegen werden dafür belohnt, aktiv zu sein. Der große Unterschied? Frauen erreichen durch das Erfüllen der an sie gerichteten Erwartungen keine Machtpositionen.

Ein weiterer Unterschied ist, dass bei der toxischen Weiblichkeit meist nur die Frauen selbst unter den Auswirkungen leiden. Die toxische Männlichkeit hingegen kann auch zu Gewalt gegen Frauen führen.

Trotz großer Unterschiede lassen sich toxische Männlichkeit und Weiblichkeit nicht als Gegenteilpaare bezeichnen. Vielmehr lässt sich toxische Weiblichkeit als eine weitere Erscheinungsform von toxischer Männlichkeit einordnen.

Hier ist toxische Weiblichkeit also eigentlich auch nur toxische Männlichkeit. Es scheint für die Autorinnen wirklich unvorstellbar, dass Männer unter gewissen Aspekten von Weiblichkeit leiden.

Erst beim fünften Link beim Krautreporter geht es etwas mehr zur Sache, dafür wird, damit der Leser sich nicht zu sehr erschreckt, dass es eine richtige toxische Weiblichkeit im Sinne eines negativen, gegen Männer gerichteten Verhaltens gibt, eine deutliche Warnung vorangestellt:

Dieser Text ist provokativ. Vielleicht wirst du die Haltung der Autorin unsympathisch finden, vielleicht sogar empörend. Denn die Autorin spricht ein Thema an, das eigentlich ein Tabu ist: Sie nennt es „toxische Weiblichkeit“.

Von „toxischer Männlichkeit“ haben sehr viele schon gehört. Der Begriff beschreibt ein tiefsitzendes und seit Generationen überliefertes Verständnis davon, was männliches Verhalten ist: Der schweigsame Kerl, der rational denkt und nicht über seine Gefühle redet, der stark und dominant auftritt und Frauen sexuell erobert. Ein wichtiges Missverständnis ist, dass „toxische Männlichkeit“ eine Kritik an Männern bedeutet. Dabei sind mit dem Begriff nicht Männer gemeint, sondern eine gesellschaftliche Norm von Männlichkeit.

Die Autorin dieses Textes argumentiert, dass auch Frauen sich toxisch verhalten können. Weil die Vorstellungen von Weiblichkeit, die ihnen mitgegeben werden, ebenfalls überholt und destruktiv sind – genauso wie die normative Vorstellung von Männlichkeit es ist.

Das stereotype Bild von Weiblichkeit fällt positiver aus als das von Männlichkeit: Frauen sind demnach mitfühlend, kommunikativ, weich und hingebungsvoll. Das klingt nicht nur gut, sondern sogar moralisch überlegen. Aber in der Vorstellung, dass Frauen die besseren Menschen sind, steckt nicht weniger patriarchale Erzählung als in der vom harten Kerl, wie Esther Göbel in diesem Text beschreibt.

Der folgende Text von Meghan Daum soll deswegen wichtige Denkanstöße liefern. Für eine Diskussion, die hoffentlich weggehen kann von Wut auf „die Männer“ oder „die Frauen“ und die ein allgemein toxisches Geschlechterdenken aufbricht.


Manchmal wünschte ich mir, ich könnte alle Frauen, die ich je gekannt oder kennen gelernt habe, einmal versammeln und eine informelle Umfrage mit ihnen machen:

  • Hand hoch, wenn du dich jemals schlecht benommen und es auf deine Periode geschoben hast
  • Hand hoch, wenn du dich schon einmal hilflos bei einer unangenehmen, wenn auch nicht körperlich anspruchsvollen Aufgabe verhalten hast, zum Beispiel bei einer Spinne im Haus
  • Hand hoch, wenn du jemals einen Mann zum Sex gedrängt hast, obwohl er es vielleicht nicht wirklich wollte
  • Hand hoch, wenn du dachtest, dass du diesen Druck ausüben darfst, weil Männer „es immer wollen“ und froh sein sollten, wenn sie es kriegen
  • Hand hoch, wenn du jemals damit gedroht hast, dich selbst zu verletzen, wenn ein Mann mit dir Schluss machen oder dich nicht mehr treffen wollte
  • Hand hoch, wenn du einem männlichen Partner gegenüber körperlich gewalttätig warst – in dem Wissen, dass du wahrscheinlich keine rechtlichen Konsequenzen dafür erleben wirst
  • Hand hoch, wenn du schon mal gelogen hast, dass du die Pille nimmst, oder wenn du eine Schwangerschaft vorgetäuscht hast, um zu sehen, wie ein Mann reagiert
  • Hand hoch, wenn du jemals eine Scheidung oder einen Sorgerechtsstreit zu deinen Gunsten manipuliert hast, indem du suggeriert hast, dass ein Mann dich oder dein Kind verletzt hat

Bei dieser Fantasie-Versammlung aller Frauen, die ich je kennengelernt habe oder denen ich je begegnet bin (ich stelle mir ein volles Fußballstadion vor), würde bei keiner meiner Fragen alle Hände unten bleiben, wenn die Anwesenden ehrlich wären, da bin ich mir sicher. Ich selbst habe mich an der Spinnenbekämpfungsfront schuldig gemacht. Und über einige der anderen Fragen denke ich lieber nicht zu lange nach.

Wir hören sehr viel über toxische Männlichkeit, diesen amorphen Begriff, der beschreibt, dass Merkmale wie Aggressivität und unterdrückte Gefühle männliche soziale Normen prägen. Der Begriff taucht auch häufig im Online-Feminismus auf, um verkürzt die Missbilligung von so ziemlich allem auszudrücken, was Männer tun. Aber wann werden wir den Frauen gleiche Rechte einräumen und zugeben, dass es auch toxische Weiblichkeit gibt – und dass sie genauso giftig sein kann?

Toxische Weiblichkeit kann sich im Kleinen zeigen, wenn man etwa irrationale Wutausbrüche später auf die Hormone schiebt, oder Hilflosigkeit vortäuscht, um zu bekommen, was man will. Stärker ist das Gift, wenn man die eigene Schwäche als Waffe nutzt, sodass diejenigen, die man angreift, sich schlecht wehren können, ohne selbst als Angreifer zu wirken. Frauen können diese Taktiken natürlich auch auf andere Frauen anwenden, inklusive ihrer Lebensgefährtinnen. Aber nehmen wir für diese Diskussion hier einmal an, dass wir über Frauen und Männer und Sex reden. Wir wissen bereits, dass viele Männer gesellschaftlich so konditioniert sind, dass sie meinen, Frauen wären ihnen Sex schuldig. Aber was ist mit den Frauen, die meinen, dass Männer für jeden Sex, den sie kriegen, dankbar sein sollten?

Der sechste Link bei mir ist das amazedmag:

Aber was ist mit der Weiblichkeit? In dieser Welt, in der wir leben, wird Gender leider meist nach wie vor als ein binäres System betrachtet. Genauso wie Männern bestimmte Charaktereigenschaften und Rollenbilder zugeschrieben werden, passiert es auch mit Frauen. In den meisten Fällen werden Männer und Frauen in unserer Kultur immer noch als eine Art Gegenteilpaar dargestellt: Yin und Yang, Blau und Rosa – die einen kommen vom Mars, die anderen von der Venus. Müsste es da nicht auf der Hand legen, dass auch Frauen toxischen Geschlechterzuschreibungen ausgesetzt sind?

Ich muss zugeben, dass mein erster Denkimpuls ein klares Ja war. Denn ich habe es selbst erlebt: Von kleinauf konnte ich mich nur wenig mit weiblichen Zuschreibungen identifizieren, sei es ein Interesse für Mode und Beauty, ein ausgeprägter Sinn für Romantik, der Hang zum Lästern oder der Unterstellung, ich könnte unmöglich alleine meine Autoreifen wechseln. Ohne Zweifel gibt es dieselbe Masse an einseitigen Zuschreibungen für Frauen wie für Männer. Doch die wichtige Frage ist: Sind sie genauso schädlich?

Zwei Seiten, eine Medaille?

Um das herauszufinden, drehen wir die Definiton von toxischer Männlichkeit doch einmal ins Gegenteil um:

Toxische Weiblichkeit ist eine begrenzte und repressive Beschreibung von Weiblichkeit, die das Frausein durch Kooperationsfähigkeit, sexueller Unterwürfigkeit und Passivität begründet sieht. Sie umschreibt das kulturelle Ideal von Weiblichkeit, in der die Zurschaustellung von Emotionen zentral ist, während die Zurschaustellung von Aggression als Schwäche gedeutet wird. Weiblichkeit wird mithilfe von Fügsamkeit und Empathie festgestellt, während scheinbar männliche Eigenschaften – von der Zurschaustellung von Wut bis hin zu sexueller Unabhängigkeit – dazu führen können, dass der Status der Weiblichkeit aberkannt wird.

Uff. Das hat gesessen. Diese Definition ist erschreckend passend. Sie bestätigt in erster Linie, was wir sowieso schon wissen: Dass Männlichkeit und Weiblichkeit in unserer Kultur als ein Gegenteilpaar begriffen werden – als zwei Seiten derselben Medaille. Toxische Männlichkeit belohnt Aggression und Dominanz, während vermeintliche toxische Weiblichkeit Passivität und Sanftmut belohnt. Beides muss erfüllt werden, um den eigenen Wert in der Gesellschaft nicht zu gefährden. Ergo: Beides limitiert und verletzt sowohl Männer als auch Frauen.

Aber: Wie auch in der patriarchalen Gesellschaft als Ganzes findet sich hier eine Hierarchie, bei der Männer an der Spitze stehen. Toxische Männlichkeit verfolgt allem voran das Ziel, Machtpositionen zu bekommen und zu behalten und belohnt dieses Verhalten mit dem Label „männlich“. Toxische Weiblichkeit (falls sie existiert) tut genau das Gegenteil: Sie belohnt Passivität und Fügsamkeit mit dem Label „weiblich“.

Während toxische Männlichkeit Männer also in Machtpositionen drängt, drängt toxische Weiblichkeit (falls es sie gibt) Frauen in die Passivität. Beide Stereotype sind auf die eine oder andere Weise frauenfeindlich: Sie wurden beide auf das Ziel der Aufrechterhaltung der patriarchalen Ordnung hin konstruiert. Was auch erklärt, wieso immer noch so viele Frauen Feminismus übertrieben oder gar unnötig finden und Sexismus stark verinnerlicht haben (das nennt man dann „internalized sexism“): Bei jeder anderen Handlungs- und Denkweise droht ihnen ein Verlust in ihrem Status als „ordnungsgemäß weiblich“.

Toxische Binarität

Toxische Männlichkeit und toxische Weiblichkeit – sofern sie existiert – dienen also demselben Herrn (pun intended): Dem Patriarchat. Und das bevorzugt nun mal Männer. 

Also auch hier: Das Patriarchat ist schuld, die Männer profitieren anscheinend von toxischer Männlichkeit und toxischer Weiblichkeit.

Eine aktive toxische Weiblichkeit, die etwa prosoziale Dominanz einsetzt um das zu erhalten, was sie will, die mit Ausschluss, Abwertung, Isolation, Gerüchten, Drohungen arbeitet um ihre Ziele durchzusetzen, scheint da unvorstellbar.

Der nächste Artikel zur toxischen Weiblichkeit wäre bei Sozonline und geht in die gleiche Richtung:

Wenn man über toxische Männlichkeit redet oder schreibt, kommt schnell die Frage auf, warum man dann nicht auch über toxische Weiblichkeit spricht. Gibt es toxische Weiblichkeit überhaupt oder ist das nur ein Begriff von Antifeministen?

Der Begriff «Toxische Weiblichkeit» taucht immer wieder auf, vor allem bei Antifeministen und Männerrechtsaktivisten wird er als Gegenargument zu «Toxischer Männlichkeit» benutzt. Es lässt sich allerdings keine konsistente Definition des Begriffs finden. In unserer Gesellschaft wird «Gender» oder wie man im Deutschen auch sagt, das soziale Geschlecht, meist als ein binäres System betrachtet. Ebenso wie Männern bestimmte Rollenbilder und Charaktereigenschaften zugewiesen werden, so gilt dies auch für Frauen. Gibt es also auch «typisch weibliche» Verhaltensweisen, die schädlich sind?
Ich muss zugeben, wenn ich darüber nachdenke, ist mein erste Reaktion: Ja! Doch schauen wir uns die Sache genauer an. Beginnen wir mit Verhaltensweisen, die Frauen selbst mit dem Terminus «Toxische Weiblichkeit» assoziieren.
Die meisten Frauen sehen sich von der Gesellschaft dazu gezwungen, einem gewissen Schönheitsideal zu entsprechen. Meist leiden sie unter diesem gesellschaftlichen Druck. Dieses zwanghafte Sich-Anpassen an das kulturelle Ideal von Weiblichkeit führt bis zur Magersucht, Bulimie oder zum Selbsthass.
Ebenso opfern sich Frauen für andere auf. Frauen kümmern sich oft besser um andere als um sich selbst. Sie sind meist diejenigen, die die Hausarbeit erledigen, die Alten und Kranken umsorgen oder die Kindererziehung in die Hand nehmen. Und das meist alles neben ihrer Arbeit. Frauen leiden daher öfter an Depressionen und dem Burnout-Syndrom. Auch sollen Frauen gefälligst keine Aggressionen zeigen, denn das ziemt sich nicht für eine Dame. Sie sind der Teil der Gesellschaft, der stehts für Ruhe und Harmonie sorgen soll.
Passivität und Unterwürfigkeit sind weitere Charaktereigenschaften, die als typisch weiblich angesehen werden.
Man könnte es sich also einfach machen und die Definition, die wir von toxischer Männlichkeit haben, einfach ins Gegenteil umkehren. Die würde dann ungefähr so lauten:

Binäres Denken
Toxische Weiblichkeit ist eine begrenzte und repressive Beschreibung von Weiblichkeit, die das Frausein in Kooperationsfähigkeit, sexueller Unterwürfigkeit und Passivität begründet sieht. Sie umschreibt das kulturelle Ideal von Weiblichkeit, in der die Zurschaustellung von Emotionen zentral ist, während die Zurschaustellung von Aggression als Schwäche gedeutet wird.
Weiblichkeit wird an Fügsamkeit und Empathie gemessen, während scheinbar männliche Eigenschaften – von der Zurschaustellung von Wut bis hin zu sexueller Unabhängigkeit – dazu führen können, dass Frauen der Status der Weiblichkeit aberkannt wird.
Diese Definition klingt zutreffend und würde zu dem passen, was wir bereits wissen. Dass in unserer Gesellschaft Männlichkeit und Weiblichkeit als ein Gegensatz wahrgenommen wird, als zwei Seiten derselben Medaille. Nach dieser Definition könnte man ganz klar sagen, ja, es gibt toxische Weiblichkeit.
Aber so einfach können wir es uns nicht machen, der entscheidende Unterschied ist, dass toxische Weiblichkeit sich stets nach innen richtet, während toxische Männlichkeit auch dem Umfeld schadet. Während toxische Männlichkeit das Ziel verfolgt, Machtpositionen zu bekommen, drängt toxische Weiblichkeit Frauen in die Passivität und Fügsamkeit.
Beide Stereotype sind also frauenfeindlich, beide dienen sie dem Ziel der Aufrechterhaltung der patriarchalen Ordnung. Das erklärt auch, warum einige Frauen Feminismus weiterhin ablehnen und Sexismus verinnerlicht haben, Stichwort «internalized sexism». Denn bei jeder Handlungs- und Denkweise, die nicht dem gesellschaftlichem Rollenbild entspricht, spricht man ihnen die Weiblichkeit ab.
Toxische Weiblichkeit existiert daher in dieser Form nicht, gemeint ist mit diesem Begriff lediglich eine weitere Erscheinungsform von dem, was wir unter toxischer Männlichkeit verstehen. Das Problem liegt in unserem binären Denken, in dem von der Gesellschaft erschaffenen Konstrukt «Gender».

Auch hier wieder: Passivität, die auch irgendwie eigentlich nicht etwas Negatives in Bezug auf Frauen ist, sondern auch nur toxische Männlichkeit, schädlich für Frauen.