Berlin hat eine „Antidiskriminierungs-App“ herausgebracht.
Mit „AnDi“ steht den Menschen in Berlin ab sofort eine mobile App zur Verfügung, die in verschiedenen Sprachen und barrierefrei wertvolle Information rund um das Thema Diskriminierung und Gleichbehandlung liefert. Mit der App können Vorfälle von Diskriminierung direkt gemeldet und passende Beratungs- und Hilfsangebote einfach gefunden werden. AnDi steht mit Rat und Tat zur Seite und leitet sicher durch das App-Menü.
(…)
Warum eine App?
Wir wollen, dass Menschen ihre Rechte kennen und wahrnehmen. Wir wollen, dass Menschen bei Diskriminierung schnelle Hilfe zur Hand haben und Diskriminierung sichtbar machen. Wir wollen, dass Menschen bei Diskriminierung passende Beratungsangebote ohne Umwege finden können.
All das steht ab sofort allen Berliner*innen mit AnDi nun auch als App zur Verfügung!
Hier ein Bild aus dem Menü:

Die Rubrik „Was ist Diskriminierung?“ lässt jeden auf dem Gebiet erfahrenen schon ahnen, dass dort gleich erst einmal eingeschränkt wird und tatsächlich kann man als Mann keine Diskriminierung melden, wie bei Arne berichtet wird:
Einer meiner Leser schreibt mir dazu:
Habe mir die App gerade kurz angeschaut. Auf die Schnelle finde ich keine Möglichkeit wie ich als weißer Hetero-Mann Diskriminierungen melden kann. Vielleicht geht es, aber einfach zu finden ist es nicht. Eine App für „Alle die sich diskriminiert fühlen“ sähe anders aus.
Ein anderer Nutzer berichtet auf Twitter über dieselbe Erfahrung. Es handelt sich also wieder mal um eines dieser „Anti-Diskriminierungs“-Dinger, die selbst als erstes diskriminieren.
Vielleicht einfach mal hier beschweren, wenn es bis zum Erscheinen des Artikels noch nicht geändert worden ist (was ich vermute)
Update:
Es klappt wohl doch. Leser Beweis dazu:
Habe mir die App gleich mal gezogen.
Wie zu erwarten werde ich geduzt, obwohl es noch immer als Beleidigung gilt, wenn ich beispielsweise einen Verwaltungsmitarbeiter duzen würde.
Ich gehe auf den Menüpunkt „Melden“. Dort möchte ich den Sachverhalt melden, dass am EDEKA eine Eintrittsbeschränkung für mich und mein Kind geschaffen wurde. Am Supermarkt steht ein Schild, ein Kind dürfe nur mit der Mutter eintreten. Als Vater darf ich mit meinem Kind demnach nicht rein. Klarer Fall von Diskriminierung.
Zwei Optionen habe ich nun:
In Berlin gibt es Meldestellen, die jede Form von rechtsextremen und diskriminierenden Vorfällen aufnehmen.
> Melden bei Register Berlin
Und es gibt spezielle Meldestellen für Diskriminierung. Wähle den Grund aus, der am meisten auf die Situation passt.
>Rassismus oder Antisemitismus
>Sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität
>In der Schule oder KiTa
„Register Berlin“ hört sich umfassend an, wenn auch ziemlich gruselig.
Jetzt kommt der Screen „Diskriminierung melden“. Ich soll Datum und Stadtbezirk eingeben.
Nun ein Freitextfeld, in dem ich den Vorfall beschreiben kann: „Beim EDEKA in der Soundsostraße* steht im Rahmen der Zutrittsbeschränkungen ein Schild. „Eintritt für Kinder nur mit Mutter“. Als Vater darf ich also mit meinem kleiner Kind nicht eintreten“
Jetzt muss ich antippen
Warum wurdest du diskriminiert? Du kannst mehrere Gründe auswählen
Es kommt nur infrage: „Sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität.“
Dort kann ich als Auswahl „männlich“ nehmen.
Wer ist von der Diskriminierung betroffen?
Nur Radio-Buttons. Ich kann nur entweder „Ich“ oder „Eine andere Person“ wählen. Also nicht, dass mein Kind und ich Opfer dieser Diskriminierung wurden.
Dann noch Name, E-Mail, Telefon und „Wie alt bist du?“. Datenschutzerklärung abhaken und….
„Abschicken“
Eigentlich gar nicht so schwer, seine Alltagsdiskriminierung als Vater und Mann ins „Register“ eintragen zu lassen. Ich frage mich nur, von wem und wo das ausgewertet und ggf. gelöscht wird.
*anonymisiert
Weiteres Update:
Ich finde die App aus mehreren Gründen interessant:
Zum Einen:
Sie wird groß beworben werden und es ist vor dem Hintergrund interessant, ob da ein Bedürfnis entsteht oder die Leute eben das Thema da weit weniger interessiert als die Politiker denken.
Bisher steht die App bei “ Installationen 100+“, also einer recht geringen Anzahl.
Zum Anderen:
Es wäre natürlich interessant da eine Vielzahl von Meldungen zu machen und zu schauen, wie sie ausgewertet werden. Würde da eine Meldung kommen wie „70% der Meldungen betrafen Männer?“
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