Protestkulturen

Jede Generation hat eine Form von Protestkultur. Es ist häufig eine Jugendkultur und häufig hat sie Elemente davon sich gegen zu starre und ordnende Elemente der vorherrschenden Kultur auszusprechen.

Zusammenfassen könnte man sagen, dass sie üblicherweise darauf ausgerichtet sind, die Gesellschaft in bestimmten Punkten freier zu machen.

Das wäre beispielsweise bei der Hippiekultur, der Punkkultur und auch bei der queeren Kultur der Fall. Das kann gleichzeitig damit einhergehen, dass man in anderen Bereichen gleichzeitig Einschränkung für andere fordert, sei es, indem man Eigentum oder Geschlechterrollen abschaffen will.

Häufig sind es gleichzeitig Jugendkulturen, einmal weil die Jugend es sich eher erlauben kann, aus bestimmten Strukturen auszubrechen (sie haben ja beispielsweise keine Kredite abzuzahlen und keine Kinder zu versorgen), natürlich kann er aber der jeweilige Bereich auch für Erwachsene interessant sein.

Anders zu sein war evolutionär schon häufig interessant, weil man sich damit zum einen als etwas besonderes darstellen kann, sich von der Allgemeinheit abgrenzen kann und seine eigene Subgruppe bilden kann, in der eine neue Hierarchie entsteht, in der man gegebenenfalls besser abschneidet als in der alten Hierarchie. Wenn der Punk Besitz und Eigentum ablehnt, dann kann er innerhalb der Gruppe, die so leben möchte, eben anders stehen als in der Gruppe derjenigen, die Besitz und Eigentum haben. er kann sich hier innerhalb dieser Subgruppe als Anführer definieren oder einfach nur seine Subgruppe als wichtiger Ansehen als alle anderen und bereits dadurch innerhalb der Gruppe Status aufbauen.

Das mag für Mitglieder von Gruppen, die davon ausgehen, dass sie gar keinen Status aufbauen, etwa Hippies oder Punks, merkwürdig klingen, aber auch in diesen Gruppen gibt es üblicherweise einen Gruppengefüge, das den Status eben nur an anderen Umständen festmacht.

Auch in Punkgruppen gibt es unausgesprochene Anführer, die er Regeln innerhalb der Gruppe vorgeben können und eher andere Leute ausschließen können und natürlich auch gerade Männer, die hier dadurch für Frauen interessanter sind. Paradoxerweise wird der Punk Anführer für die weiblichen Punks eben auch interessanter sein als der Punk Mitläufer. Er mag dann keine tatsächliche Befehlsgewalt im Sinne einer Hierarchie haben, aber er kann eben cooler sein als die anderen, und auch insoweit Status aufbauen. Interessanterweise haben ja Punks, die gerade keine materiellen Luxusgegenstände als Statusobjekte vorzeigen können dennoch eine reiche Kultur an Signalen entwickelt, die zeigen können, dass sie das System ganz besonders ablehnen, die sie größer machen, die in grellen und aggressiven Farben gehalten sind und besonders auffällig sind, etwa farbiger Haarkämme und aggressive Nietenjacken, dazu eine scheißegal Haltung und eine gegen das System Haltung, eben Rebellion.

Daneben gibt es natürlich auch Kulturen, die gerade ordnende Elemente stärker betonen, was ebenfalls für einige Leute befreiend sein kann, etwa rechte Szenen, die sich gegen Ausländer wenden und insoweit ebenfalls eine Form der Rebellion darstellen.

Solche Kulturen funktionieren umso besser, um so eher sie eine Kultur haben, gegen die sie sich richten können, da nur dann, wie bereits in anderem Artikel gesprochen, der Distinktionsgewinn eintreten kann und man sich auch dann nur von der großen Gesellschaft abbilden und eine Untergruppe bilden kann. natürlich kann dies dadurch geschehen, dass man die eigenen Ansichten immer radikaler werden lässt, umso mehr die ursprünglichen Ansichten in der Gesellschaft Mainstream geworden sind.

Gleichzeitig gilt, dass jede Veränderung im Mainstream in eine bestimmte Richtung gleichzeitig Raum für Protestbewegung in die andere Richtung lässt.

Protest muss dabei nicht bedeuten, dass die jeweilige Position nicht durchaus berechtigt sein kann, sie hat aber in der Form eben, sofern sie noch nicht Teil des Mainstreams geworden ist, den Vorteil, dass man sich dadurch abgrenzen kann und Untergruppen bilden kann.

Das Prinzip dahinter scheint mir ein sehr menschliches zu sein und die Suche nach Themen, mit denen man sich intern abgrenzen kann und Untergruppen bilden kann, dürfte durch das Internet, welches es eher erlaubt kleinere Gruppen zu bilden, und dass zu nahezu jedem Bereich, vereinfacht worden sein.

 

 

17 Gedanken zu “Protestkulturen

  1. Also….die sog. „queere“ Bewegung will ganz bestimmt nix freier machen. Ich habe noch nie eine so destruktive Bewegung gesehen. Ganz anders z.B. wie z.B. der CSD.

    Ansonsten gibt es natürlich noch viel mehr Möglichkeiten, außerhalb des Mainstreams und der üblichen konsumistischen „Mein Haus, ein Boot, mein Auto“ Hierarchien Status aufzubauen und sich abzugrenzen. Nennt sich gemeinhin Hobby und da gibt es auch Szenen, wo man auch ohne viel Geld erheblichen Status aufbauen kann.

    Das gemeinsame Problem von ALLEN ist, dass die üblichen Akteure grundsätzlich versuchen, alles zu kommerzialisieren und unter das breite Volk zu tragen. Und da hilft dann halt nur stärkere Abgrenzung (=Radikalisierung). Nicht so schlimm, wenn es z.B. ums Angeln geht, aber fatal, wenn man damit konkret gesellschaftliche und politische Entwicklungen beeinflussen kann.

    • Objektiv ja. Vom Gefühl her sehen sich die meisten bei FFF, Antifa usw. aber durchaus als Widerstandskämpfer gegen gefährliche Gegner, und nur darauf kommt es wohl an. Dass diese subjektive Einstellung nicht durch die Tatsache getrübt wird, dass ihnen nahezu sämtliche Medien und Institutionen geradezu huldigen, lässt auf erhebliche Fähigkeiten zum Aushalten kognitiver Dissonanzen schließen…

  2. Diese Protestkultur von heute ist zutiefst verlogen und das hat mit Hippies und Punks absolut gar nichts zu tun, ganz andere Baustelle….

    Derzeit wird diese pseudomarxistische, faschistoide und vor allem irrsinnig apokalpytische Protestunkultur von unseren lieben Medien benutzt, um die gesellschaftliche Stimmung aufzuheizen. Denn das ist ja alles angeblich eine eigentlich prima Sache: endlich macht mal jemand was Antirassistisches. Dann kommen aber Ausschreitungen und Zusammenstösse mit der Polizei in Stuttgart und anderswo und jene Medien waschen dann heuchlerisch ihre Hände in Unschuld, bzw das daran mittlerweile reichlich klebende Blut ab.

    Was für eine blasierte, ignorante, heuchlerische Gesellschaft bildet das denn ab? Diese selbstgerechten Deppen der „Corona-Gegner“ scheinen jedenfalls auch dazu zu passen wie „Arsch auf Eimer“.

    • Noch so ein Beispiel der irrationalistischen Protestkultur von heute und ihre bedrohliche Macht ist der Fall Nuhr: dass er von der DFG fallen gelassen wurde wie eine heisse Kartoffel:

      „gefährdet die intellektuellen Grundlagen der demokratischen Öffentlichkeit“

      Wir wissen ja, dass die Protestkultur, angeführt von den Medien, allen voran die New York Times, den Rationalismus als „Weissen Rassismus“ ansehen, der abgeschafft gehört. Das heisst: allzuviele stellen sich dumm und wollen das gar nicht wahrhaben.

      Oder ganz anders formuliert: Habeck und der rechtsextreme Covididiot von der Strasse sind zwei verschiedene Erscheinungsformen des gleichen Problems.

  3. Die heutige „Protestkultur“ will sich von unten abgrenzen, sich ihr Haus, Boot, Auto durch unbedingten Glauben an den autoritären Staat und dessen Propaganda verdienen. Viele wissen, dass sie akademisches Prekariat sind, sie wollen nicht im Callcenter landen.

    Und kulturell schaffen sie auch nix, vernichten nur.

  4. „Rechte Sehnen“
    Ist damit „rechte Szenen“ gemeint? 🤔

    Ich weiß nicht mehr, in welchem Buch ich es las, aber da ging es auch um Gruppendynamiken und Gruppenpsychologie, und sinngemäß stand da: „Eine Religion mag ohne Gott auskommen, aber nicht ohne Teufel.“ Soll heißen: Jede Gruppe braucht eine Art Gegner, gegen den man sich wendet, eine Outgroup, gegen die man sich vereint. Ich denke, das ist tief im menschlichen Wesen verankert.

  5. Dass Leute einen ‚Mangel‘ oder ‚Makel‘ an sich nehmen, die ganze Sache als cool hinstellen und sich damit dann von anderen, meist erfolgreicheren, Mitmenschen abgrenzen, ist ja nichts neues. Siehe zb. in der Erwachsenenwelt von heute: Fat acceptance. Die Frauen sind nicht schön, aber stellen sich innerhalb ihrer Gruppe als Rebellen gegen das System und Ideal der übrigen Gesellschaft. Damit sie sich selber besser fühlen.
    Oder in Rückblick auf die Schulzeit: Gehörte man nicht zu den coolen, war es eben cool, uncool zu sein.

    Alles in allem wirklich sehr menschlich. Kommt man in der Gruppe nicht an, macht man sich eine eigene oder sicht sich eine, in der man besser da steht.

    • Nicht ganz. Es gibt eben nicht nur eine Ästethik, eine Moral und ein Denken. Das führt zu unterschiedlichen Szenen, wobei eben eine davon den Mainstream stellt.

      Sind Sie Anhänger von Alles Evolution, weil sie zu schlecht für den Mainstream sind?

  6. Fragt sich nur: wer will das denn?

    Diese Art von Protestkultur ist mittlerweile vollkommen akzeptiert. Ist das nur Feigheit oder schon Komplizenschaft?

  7. Zu jugendlichen Protestbewegungen fällt mir immer wieder der alte Spruch ein:
    Wer mit 20 nicht links ist, hat kein Herz. Wer mit 40 nicht konservativ ist, kein Gehirn.

    Würde mal folgende Erklärungshypothese vorschlagen:
    Junge Menschen sind noch nicht so lange im gesellschaftlichen ‚System‘, sie konnten noch nicht viel akkumulieren (Geld, Macht, etc), deshalb sind sie eher dafür das Bestehende umzuwerfen. Sie haben schlicht nichts oder wenig zu verlieren.
    Werden die Menschen dann älter, akkumulieren sie Resourcen und haben bei einem Systemwechsel mehr zu verlieren, weshalb sie eher konservativ (im Sinne das bestehende System beizubehalten) werden.

    Ein beruflich erfolgreicher Neoliberaler wie ich in seinen 40ern käme nicht im Traum auf die Idee eine Partei wie die SPD zu wählen. Mit 20 als mittelloser Student aus ärmlichen Verhältnissen, hab ichs aber tatsächlich gemacht…

  8. Luke’s problem with the Empire was that his life was to boring on Tatooine.
    So he joined the Rebels for the same reasons stupid kids join Antifa today.

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