Selbermach Samstag 292 (30.05.2020)

Welche Themen interessieren euch, welche Studien fandet ihr besonders interessant in der Woche, welche Neuigkeiten gibt es, die interessant für eine Diskussion wären und was beschäftigt euch gerade?

Welche interessanten Artikel gibt es auf euren Blogs? (Schamlose Eigenwerbung ist gerne gesehen!)

Welche Artikel fandet ihr in anderen Blogs besonders lesenswert?

Welches Thema sollte noch im Blog diskutiert werden?

Für das Flüchtlingsthema oder für Israel etc gibt es andere Blogs

Ich erinnere auch noch mal an Alles Evolution auf Twitter und auf Facebook.

Es wäre nett, wenn ihr Artikel auf den sozialen Netzwerken verbreiten würdet.

Wer mal einen Gastartikel schreiben möchte, auch gerne einen feministischen oder sonst zu hier geäußerten Ansichten kritischen, der ist dazu herzlich eingeladen

„Gleichstellung noch lange nicht erreicht“

Ein Text zum Weltfrauentag fasst noch einmal zusammen, was im Bereich Gleichstellung noch fehlt:

„Gleichstellung“ wird dabei allerdings nur aus der Sicht der Frau gesehen, und zwar einer Frau, die Karriere machen will.

Immerhin im Bereich der Präsenzkultur haben wir ja dieses Jahr auch einen Fortschritt gemacht. Gleichzeitig war das auch wieder eine Belastung hauptsächlich für die Frau.

Die durchschnittliche berufliche, wirtschaftliche und soziale Situation von Frauen ist weiterhin schlechter als die von Männern – auch wenn die Abstände vielfach kleiner geworden sind. Wo es Fortschritte gegeben hat und wo nicht, beleuchtet anhand von 29 Indikatoren und aktueller Daten  ein neuer Report zum Stand der Gleichstellung, des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung.

Auch da kommt es ja sehr auf die Betrachtung an – und auch darauf, ob man die Ausgleichsforderungen zwischen den Geschlechtern aufgrund Ehe oder Absprache in einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft berücksichtigt. Und natürlich auch die Frage, wie man jeweils sein Leben leben möchte bzw die Work-Life-Balance

Erwerbsbeteiligung von Frauen

Die Auswertung im Vorfeld des internationalen Frauentags zeigt: Bei schulischer und beruflicher Qualifikation haben Frauen weitgehend mit den Männern gleichgezogen. Die Erwerbsbeteiligung von Frauen liegt aktuell um knapp acht Prozentpunkte niedriger. Vor etwa 30 Jahren war die Differenz noch fast dreimal so groß.

Ich finde es gut, dass Frauen häufiger erwerbstätig sind. Ich könnte mir eine Beziehung mit einer Frau, die einfach nur Hausfrau sein will, auch nicht wirklich vorstellen. Andererseits hat Südländerin jetzt schon um 20% reduiziert und wird für den Fall eines zweiten Kindes weiter runter gehen. Was auch okay ist.

Ich kenne aber durchaus auch Frauen die ganz bewußt nicht arbeiten wollen. Sei es weil ihr erlernter Beruf nicht „Standesgemäß“ ist (die Zahnarztfrau räumt keine Regale im Supermarkt ein) oder weil sie sich bereits früh in die Kinderbetreuung gerettet haben und sich dort zur Not von Partner zu Partner hangeln, der dann das Geld heranschafft. Mangels Berufsausbildung ist das Arbeiten dann noch unattraktiver und wegen der Kinder ja auch nicht möglich.

Bei diesen Betrachtungen klingt es immer so als wäre es ein Kampf gegen die Unterdrückung der Frau, dabei kann es auch durchaus schlicht eine Wahl sein, die Frauen einfacher gemacht wird.

Ein wesentlicher Grund für fortbestehende Unterschiede ist die ungleiche Aufteilung der unbezahlten Sorgearbeit, etwa bei familiärer Kinderbetreuung, Pflege oder Haushalt (Gender Care Gap): Bei Frauen macht unbezahlte Arbeit nach den neuesten verfügbaren Zahlen 45 Prozent an der Gesamtarbeitszeit aus. Bei Männern sind es hingegen nur 28 Prozent, auch wenn Männer zum Beispiel bei der Pflege langsam mehr Aufgaben übernehmen. Um Familie und Erwerbsarbeit unter einen Hut zu bringen, arbeiten Frauen gut viermal so häufig Teilzeit wie Männer (46 Prozent gegenüber gut elf Prozent im Jahr 2018), von den Beschäftigten, die ausschließlich einen Minijob haben, sind 62 Prozent weiblich.
Bei dem Minijob muss man auch noch die abrechnen, die in dem Betrieb des Mannes einen Minijob haben, den Laden aber noch nie im Leben zum Arbeiten betreten haben Umgekehrt gibt es den Fall auch: Die Frau arbeitet „kostenlos“ im Laden des Mannes mit, weil es ja eh alles in eine Kasse geht.
Ich finde im übrigen immer die sprachliche Variante interessant, in der die „Sorgearbeit“ anscheinend echte Arbeit ist und die Erwerbsarbeit reiner Egoismus und irgendwie keine Arbeit.
Denn sonst müsste man ja eigentlich sagen, dass Männer in der Erwerbsarbeit benachteiligt sind. Die Männer scheinen hier aber auf der faulen Haut zu liegen und „übernehmen langsam mehr Aufgaben“.
Die Geschlechterdebatte würde glaube ich wesentlich davon profitieren, dass diese Aufstellungen nicht so einseitig erstellt werden, sondern neutraler, indem man eben darstellt, dass die Verteilung an sich anders ist ohne darauf abzustellen, dass ein Geschlecht aufholen muss.
Immerhin kann „Sorgearbeit“ ja auch etwas sehr bequemes sein: Wenn die Kinder etwas älter sind und sich gegenseitig selbst beschäftigen kann man in der Zeit bequem Fernsehen schauen um mal etwas Frau Bundy Klischee in die Runde zu werfen.

Der Gender Pay Gap und seine Ursachen

Dieses Ungleichgewicht trägt, unter anderem wegen geringerer Karrieremöglichkeiten, wesentlich dazu bei, dass der durchschnittliche Stundenlohn von Frauen knapp 21 Prozent unter dem von Männern liegt (Gender Pay Gap).

Was ja auch zu einem großen Teil an der Berufswahl liegt.

Eine weitere Ursache für den Verdienstrückstand sind sehr stabile geschlechtsspezifische Präferenzen bei der Berufswahl, verbunden damit, dass „typisch weibliche“ Berufe, etwa im Pflege- und Gesundheitsbereich, meist schlechter bezahlt werden als technische Berufe, in denen Männer dominieren. 25 Prozent der weiblichen Beschäftigten mit Vollzeitstelle verdienen weniger als 2.000 Euro brutto im Monat, bei den Männern sind es 14 Prozent. Immerhin wurde der Abstand bei den Entgelten in den vergangenen Jahren etwas kleiner, wozu auch der gesetzliche Mindestlohn beigetragen hat.

Man könnte daraus den Schluss ziehen, dass Frauen ein hohes Gehalt nicht so wichtig sind wie andere Punkte bei der Berufswahl. Aber das klingt natürlich zu wenig nach Unterdrückung.

Gender Pension Gap bei 53 Prozent

Deutlich gravierender ist die Lücke bei der Absicherung im Alter: Nimmt man gesetzliche Rente, betriebliche und private Alterssicherung zusammen, beziehen Frauen durchschnittlich ein um 53 Prozent niedrigeres Alterseinkommen als Männer. Anfang der 1990er Jahre lag der Gender Pension Gap sogar bei 69 Prozent. „Diese Entwicklung zeigt beispielhaft: Der Rückstand der Frauen wird in wichtigen Bereichen kleiner. Aber Fortschritte bei der Gleichstellung vollziehen sich meist sehr langsam“, sagt WSI-Forscherin Karin Schulze Buschoff, die die Studie zusammen mit Yvonne Lott vom WSI sowie Svenja Pfahl und Dietmar Hobler vom Berliner Forschungsinstitut Sowitra erstellt hat.

Auch hier sollte man dann der Fairness halber hinzufügen, dass die meisten Frauen über Witwenrenten, Unterhaltsansprüche oder den Versorgungsausgleich durchaus besser dastehen als es diese Zahlen vermuten lassen und das in vielen Fällen auch die Männer die „Leidtragenden“ der niedrigen Renten sind, entweder weil sie mit den Frauen gemeinsame Kasse machen oder  weil sie im Versorgungsausgleich mehr auszahlen müssten als bei einem besseren Job der Ehefrauen.

Auch gar nicht so selten bei besseren Verhältnissen: Er ist 5 Jahre älter, wenn er aufhört zu arbeiten, dann hört sie auch auf, weil es sich ja nicht mehr lohnt und man den Ruhestand gemeinsam nutzen möchte.

Ausbau der Kinderbetreuung geht gut voran

Schneller voran gehe es, wenn die Politik mit Investitionen oder verbindlichen Regulierungen für Dynamik sorge, so die Wissenschaftlerinnen und der Wissenschaftler. Das gelte etwa für die Ganztagesbetreuung von Kindern, wo sich die Quote bei den 3- bis 6-jährigen zwischen 2007 und 2017 knapp verdoppelte und bei den Kindern unter 3 Jahren sogar fast verdreifachte – freilich ohne den noch deutlich höheren Betreuungsbedarf von Eltern bislang abdecken zu können.

Eine umfassende Kinderbetreuung wird in der Hinsicht natürlich Segen und Fluch sein. Segen für die die Arbeiten wollen. Fluch für die, die Kinder betreuen wollen aber eine Erwerbsobliegenheit haben, sei es moralisch aufgrund einer geänderten Anschauung oder rechtlich, etwa weil ihnen sonst ein fiktives Einkommen zugerechnet wird.

Frauen in Führungspositionen

Der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der 160 größten börsennotierten Unternehmen stieg mit der Einführung einer Geschlechterquote bis 2018 auf gut 30 Prozent, wenn auch Vertreterinnen und Vertreter der Beschäftigten im Kontrollgremium sitzen. In nicht mitbestimmten Unternehmen, in denen keine Quote gilt, lag der Anteil bei knapp 20 Prozent.

In den Unternehmens-Vorständen, für die es bislang keine gesetzlichen Regeln gibt, war 2018 nicht einmal jedes zehnte Mitglied weiblich – 9 Prozent in mitbestimmten, knapp 6 Prozent in nicht-mitbestimmten Firmen (das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung rechnet auf etwas anderer Datenbasis mit 10,4 Prozent weiblichen Vorstandsmitgliedern 2019). Besser sieht es nach der WSI-Analyse auf der zweiten Führungsebene aus, wo der Frauenanteil mit 40 Prozent nur wenig niedriger war als der Anteil an allen Beschäftigten (44 Prozent). Ganz ähnlich fiel die Relation von weiblichen Betriebsratsmitgliedern und Belegschaftsanteil aus.

Also bestimmt die Quote letztendlich wie viele Frauen dort zu finden sind, was stark darauf hindeutet, dass es etwas ist, was Unternehmen nicht als lohnenswert ansehen.