„Das ist der neue „Männer macht mehr Hausarbeit“-Feminismus“ und „Die Familie als Team und nicht als Gegner“

Unter dem hier gestern besprochenen Artikel fanden sich auch einige interessante Leserkommentare:

nbglfa kommentierte:

Mich beschleicht das Gefühl, dass hier das Beste aus zwei Welten gewollt wird. Erstens soll der Mann genug Geld verdienen, dann soll er genauso viel im Haushalt und in der Kinderbetreuung helfen. Abgesehen davon, dass Kommentare zu dem Thema oft von privaten Beobachtungen ausgehen (Frauen machen immer mehr Hausarbeit als Männer), erklärt die Diskussion das private Aushandeln von partnerschaftlichen Pflichten zum politischen Schlachtfeld. Das ist der neue „Männer macht mehr Hausarbeit“-Feminismus. Ich habe als Mann auch keine Lust, meine Lebenszeit in der Lohnarbeit zu verschwenden, aber die Antwort ist nicht: dann bitte die CARE-Arbeit machen! Wo kommt die Arbeit denn her? Wer stellt die Aufgaben? Jedes Paar für sich! Da kann man doch schonmal ansetzen und den ganzen Kram reduzieren, den man für notwendig hält. Frauen: Bitte wählt doch eure Partner so aus, dass sie bereit sind, eure Klos zu putzen. Fragt die Männer direkt danach: „Machst du zu Hause mein Klo sauber, wenn ich mich jetzt mit dir einlasse?„. Wenn nicht, dann nicht. Aber mir schwant, dass Hausarbeitsbereitschaft eben in der Partnerschaftsanbahnung den Frauen dann auch nicht so fürchterlich wichtig sein kann. Dann lieber später jammern.

Der „Männer macht mehr Hausarbeit“-Feminismus und die darauf folgende Frage: „Machst du zuhause mein Klo sauber?“ als Kriterium der Partnerwahl merke ich mir für eigene Diskussionen mit Feministinnen vor.

Und von „Epstein didn’t kill himself„:

Es macht sich halt keiner die Mühe, das ganze ökonomisch zu betrachten. Was kann „der Feminismus“ „den Männern“ anbieten?
Die Vorteile genießen Männer dabei ohnehin schon. Es war für Männer noch nie so einfach, zwanglosen Sex außerhalb einer festen Paarbeziehung zu bekommen, wie heute. Das ist insbesondere der Fall für Akademiker, weil es immens viel mehr Frauen an den Unis gibt als Männer und Frauen nach wie vor Partner präferieren, die älter sind und einen höheren Status haben als sie.

Im Bereich der „Care-Arbeit“ macht man den Männern eben kein greifbares Angebot. Alleine es als „Arbeit“ zu bezeichnen ist doch schon der ideologische Versuch, das ganze mit Lohnarbeit gleichzusetzen. Frauen gebähren Kinder, sie scheiden daher in jedem Beruf für die Zeit um die Geburt und danach aus, in vielen Berufen bereits durch die Schwangerschaft. Welchen Sinn soll es da machen, wenn der Partner, der während dieser Zeit seine Karriere voranbringen kann, dem Haushalt durch ein freiwilliges Aussetzen wirtschaftlichen Schaden zufügt?
Kinder haben eben verzögerte ökonomische Utilität und eine ca. 18-jährige Dependenz. Wie soll man das schon prinzipiell monetarisieren? Also abseits von: Wir schicken Kinder mit 10 Jahren wieder in die Minen und zum Schornsteinfegen?

In der Tat eines der Probleme: Wenn einer eh schon eher aussetzen muss (und dazu noch etwa gestillt werden soll, und zwar das erste Jahr durch) dann ist dessen Karriere eh schon geschädigt. Warum die zweite dann auch noch gefährden?

Und umgekehrt: Bringt es ihr einen so hohen Mehrwert schnell wieder arbeiten zu gehen, wenn sie dann evtl später jedenfalls auch Teilzeit arbeiten möchte? Sie hat dann eh einen beruflichen Nachteil, auch wenn sie weniger aussetzt als andere Mütter.

Und Trümmerlotte schreibt:

Ich bin nun schon eine Alterskohorte älter als der Autor und an dem Thema hauptsächlich noch deshalb interessiert, da meine Söhne meine Meinung dazu wissen wollen, wie man das handhaben kann.

Aber es war für mich immer wichtig, dass meine Partnerin auch ihren Berufsweg gehen kann. Und das jetzt gar nicht als großartig überhöhten Anspruch an eine gerechte Welt pipapo, sondern viel simpler, wegen meiner auch egoistischer: ich wollt die Koffer packen können, wenn es nicht mehr passt und mich dann nicht noch um Finanzen rumstreiten müssen.

Und natürlich bedeutete das für mich berufliche Einschränkungen, als wir uns für Kinder entschieden, da es vollkommen außer Frage stand, dass das Beide betrifft und man sich diese „Pflicht“ aufteilt.

Aber das nun auch nicht aus höherer Erkenntnis heraus, weil ich so ein toller, aufgeklärter, progressiver Kerl bin. Ich geb grundsätzlich keine Privilegien ungefragt auf. Und genau das war der Punkt: Freundin hätte mir die Hölle heiß gemacht, denn es ging auch um ihr Leben und das sie das so gestalten kann, wie sie es will unter Beachtung der Einschränkungen, die Kinder nun einmal erfordern.

Ist ja also nett, wenn der Autor die Diskrepanz zwischen Spruch und Tat offen legt bei seinen progressiven Kumpels. Aber es sagt für mich viel mehr über die Frauen aus, die sich das scheinbar gefallen lassen. Da besteht wohl zwischen verbal geäußertem Anspruch und entsprechender Tat ebenfalls ein erheblicher Widerspruch.

Das hatte ich ja auch gestern schon kritisiert: Warum überhaupt so etwas gefallen lassen?
Die Feministinnen scheinen da also nicht besser zu sein als die Feministen.

Und noch mal Epstein didn’t kill himself:

Man wertet die „Care-Arbeit“ nicht dadurch auf, in dem man sie mit „unentgeltlicher Arbeit“ bezeichnet und als „gesellschaftlich nötig“. Ich werde die „Care-Arbeit“ meiner Frau dadurch auf, in dem ich mich dankbar zeige für das Essen, was sie mir kocht, bevor ich abends nach Hause komme. In dem ich ihr ein freies Wochenende verschaffe, das sie mit ihren Freundinnen in einem Wellnesshotel verbringen kann, während ich mit den Kindern was unternehme (genauso wie sie mir auch mal einen „Männertrip“ ermöglicht). In dem ich das Wunder, dass Sie Leben in diese Welt geboren hat, achte, respektiere und in Ehren halte. In dem ich meinen Kindern der beste Vater bin, der ich sein kann. Indem ich meiner Frau der beste und stärkste Partner bin, der ich sein kann.
Meine Frau und ich spielen für dasselbe Team: Unsere Familie. Ich sehe absolut NULL Mehrwert darin, mit dieser lächerlichen Aufrechnerei anzufangen. Meine Frau arbeitet wieder halbtags, meine Schwiegereltern sind mit in die Betreuung der Kinder eingebunden. Meine Frau arbeitet nicht, weil sie muss, sondern weil sie will. Genauso, wie sie wegen der Kinder eine Weile nicht gearbeitet hat, weil sie es wollte. Es war für unsere Familie viel besser, dass wir das so gemacht haben. Ich habe in meinem Job vorher schon mehr Geld verdient und konnte dank ihr für uns meine Karriere weiterentwickeln, wodurch wir im Ergebnis wirtschaftlich unabhängiger geworden sind. Das Haus hätten wir uns ansonsten nicht leisten können.

Der „Teamgedanke“ ist ja leider im Feminismus nicht sehr verbreitet. Dort stehen die Geschlechter als Gruppen gegeneinander. Eine „falsche Wahl“ ist nicht etwa eine persönliche Sache, sondern kann letztendlich nur ein Produkt der Gesellschaft sein und von Macht.

Martin Schiller schreibt:

Gewundert habe ich mich über den Wunsch des Autors, dass Männer feministisch handeln sollen.

Habe dann mal den Begriff „Feminismus“ gegoogelt: „Richtung der Frauenbewegung, die, von den Bedürfnissen der Frau ausgehend, eine grundlegende Veränderung der gesellschaftlichen Normen (z. B. der traditionellen Rollenverteilung) und der patriarchalischen Kultur anstrebt“.

Ich würde mir von den männlichen Autoren der Zeit wünschen, dass sie sich Gedanken machen, wie ausgehend von den Bedürfnissen der Männer eine Gleichberechtigung aussehen könnte.

Das wäre mal ein wertvoller Input!

Die Bedürfnisse von Männern sind im Feminismus ja klar: Sie wollen Frauen unterdrücken und Macht ausüben, sofern sie keine Feministen sind („hurr hurr hurr“). Sind sie aber Feministen, dann wollen sie die Welt gerechter machen, was bedeutet, dass Männer endlich mal ihre Bedürfnisse zurückstellen müssen um Gleichberechtigung zu erreichen.

Aber eine schöne Antwort darauf:

JudiBut schreibt:

„Ich würde mir von den männlichen Autoren der Zeit wünschen, dass sie sich Gedanken machen, wie ausgehend von den Bedürfnissen der Männer eine Gleichberechtigung aussehen könnte.“ 😂

Gebe Ihnen uneingeschränkt Recht. Da müsste dann mal Arne Hoffmann oder Lucas Schoppe oder cumar etwas hier verfassen. Das würde die Debatte zu einer ehrlichen Auseinandersetzung machen.

Ich werde nicht erwähnt 😦

Aber in der Tat begrüsse ich ebenso Kommentare von Arne, Lucas und Crumar an jeder Stelle.

Am Anfang war Vernunft schreibt:

Hat ZON eigentlich begriffen, wie widersprüchlich argumentiert wird?

Männer sollen sich in der Familie voll einbringen, ein toller Partner sein, ein super Vater, dann auch noch voll gepflegt und darauf achten, dass ihre Frau voll auf ihre Kosten kommt, nebenbei soll er auch im Beruf „was darstellen“, genug verdienen und morgens um 7 aus dem Haus, nebenher die kleinen in den Kindergarten bringen und abends wieder abholen, sich regelmäßig fortbilden und kulturell auf der Höhe sein, dann sich mehr im Haushalt um das kümmern, was die Frau nicht so gerne macht und sich um seine und ihre Eltern kümmern, das Auto warten und im Garten mal eben die Schaukel reparieren, ach ja, der Rasen müsste noch gemäht werden, weil morgen ihre Freundinnen kommen ….. ach, Schatz, kannst mal eben ……..

Leute, es liegt am System, was weder brave Männer noch prima Frauen geschaffen haben …… sondern Manager, die vom Leben wenig verstehen, aber dafür mehr von Rendite und Ausbeutung anderer, die das eine Zeit lang mitmachen und dann irgendwann nur noch funktionieren …. zulasten ihrer Gesundheit und den drei Leben, die man heute in eines packen soll, damit alle sich alles leisten können und total stylish leben …..
Das kann kein Mann!
… und weil die Frauen oftmals eher die Notbremse ziehen und sich besser Nischen suchen können, überlassen sie den Männern den Beruf, darin sie das Sinnlose schaffen können, dafür zuhause weniger reinreden.

Zuhause ist weniger kalt als draußen 🙂

Erwartungen von Frauen an Männern? So ganz egoistische und schwer erfüllbare? Welch unfeministische Betrachtungsweise

Leben und Leben lassen antwortet darauf:

Ich muss Ihnen da voll zustimmen! Ich sehe das im Bekanntenkreis (zum Großteil Akademiker, zumindest unter den Männern). Frau möchte ein schickes Eigenheim, VW-Bus, drei Kinder, die immer schick angezogen sind und bitte ein Mal im Jahr in den Urlaub im All-inc Familienhotel. Der Mann soll das alles finanziell möglich machen und aber zu Hause ordentlich mit anpacken, weil der Haushalt macht sich schließlich nicht von allein. Muss er mal auf Dienstreise, bemitleiden sich die daheim gebliebenen Mütter über diversen Latte Macchiatos selbst, während die Kinder in der Nobelkita den ganzen Tag optimal gefördert werden.

Mir ist klar, dass es nicht überall so zu geht. Aber es ist durchaus Realität. Männern wird heutzutage ganz schön viel abverlangt. Mann soll viel verdienen, involvierter Vater sein, auch mal den Putzlappen schwingen, ohne dafür gelobt werden zu wollen. Wann wird eigentlich mal ein Mann danach gefragt, wie er Beruf und Familie unter einen Hut bringt? Äußerst selten!

Mein Mann und ich ziehen gemeinsam (!) vier Kinder groß. Er bringt das Geld nach Hause, das uns unser Haus und unseren Lebensstandard finanziert, ich leiste den größten Teil der Arbeit daheim. Nebenher werkel ich an meiner Promotion in einem Orchideenfachgebiet, das wohl in dieser Welt niemals als systemrelevant eingestuft sein wird. Purer Luxus!

Wie wir uns das aufgeteilt haben, war ganz allein unsere Entscheidung. Daher wird auch nicht gemotzt.

Und auch hier: Frauen die Anforderungen an ihre Partner stellen und die ein recht gutes Leben dabei führen. Das muss dieser internalisierte Sexismus sein, den Frauen nur aufgrund des Patriarchats haben!

Und noch einer, der dreister Weise einfach darauf abstellt, dass man ein Team sein soll:

Gleichberechtigung muss wehtun“

Nein, eine Beziehung sollte beiden Partnern Zufriedenheit bringen. Wie die erreicht wird, ist Pärchensache, mithin also Privatangelegenheit.

Hilfreich ist dabei sicher, auf die männlich/weiblich-Konnotation zu verzichten und sich als Team zu verstehen. Dann spielt es auch überhaupt keine Rolle, wenn es mal Phasen gibt – und die gibt es – in denen ein Partner mehr leistet als der andere.

Man kann natürlich auch grundsätzlich dem Partner misstrauen und jeden Handschlag gegeneinander aufrechnen – aber glücklich wird man damit garantiert nicht.

Gibt sicherlich viele weitere lesenswerte, aber ich greife diese mal heraus.