Die „biologische Kränkung“ und Widerstand gegen neues Wissen um die Geschlechterunterschiede

Margarete Stokowski meint, dass der Corona Virus auch das Ego angreift, natürlich insbesondere das der Männer. Dazu führt sie aus:

In der Erkenntnistheorie, also dem Bereich der Philosophie, der sich mit Wissen beschäftigt, ist es weitverbreitet, Wissen als gerechtfertigte, wahre Überzeugung zu definieren. Dabei sind alle drei Komponenten erklärungsbedürftig: Was bedeutet es, dass etwas gerechtfertigt ist, also: Was sind gute Gründe für eine Meinung? Was ist Wahrheit? Und: Was ist eine Überzeugung, wie unterscheidet sie sich etwa von einer Vermutung und wer kann sie haben, z. B. auch Säuglinge, Tiere, Roboter? Aber egal, wie man Wissen am Ende genau definiert, immer wird dabei auch nötig sein, dass man gute Gründe angibt für das, was man für wahr hält, und weder Bockigkeit noch Ungeduld sind dabei tragfähige Bausteine.

Und auch nicht Kränkung, und das scheint ein Kernproblem zu sein. Jedes Mal in der Menschheitsgeschichte, wenn ein neues, kollektives Wissen über die eigene Unbedeutsamkeit, Schwäche oder Verletzlichkeit der Menschen auftauchte, gab es Widerstände dagegen. Sigmund Freud hat von drei großen Kränkungen der Menschheit gesprochen: der kosmologischen (die Erkenntnis, dass die Erde nicht der Mittelpunkt des Alls ist), der biologischen (das Wissen, dass der Mensch vom Tier abstammt) und der – sein Ego war auch nicht klein – psychologischen (die Psychoanalyse, die das Unbewusste als ziemlich starke Macht erkannte). Es gab seitdem allerhand Thesen darüber, welche Kränkungen außerdem verheerend gewesen seien, die Corona-Pandemie dürfte sich inzwischen als ziemlich würdige Kandidatin erwiesen haben.

Mir ist ja unbegreiflich, wie eine Genderfeministin, die ja einen reinen Sozialkonstruktivismus vertritt, anderen die biologische Kränkung vorhalten kann.

Den genau diese Abstammung, die Biologie des Menschen, wird ja im Feminismus quasi geleugnet. Jedenfalls Spuren davon, insbesondere im Gehirn.

Wenn man mit Feministinnen darüber diskutiert, dann kommt gerne „Ja, aber wir haben ja das tierische längst hinter uns gelassen, wir sind ja vernunftbegabt“. Als ob der Mensch rein vernunftbedingt handeln würde, quasi ein Vulkanier.

Dagegen würde man wohl anführen, dass die Vernunft nicht durch die Biologie, sondern eben durch das Erlernte, die Rollen etc eingeengt wird. Man leugnet nicht, dass der Mensch gemeinsame Vorfahren mit den anderen Primaten, den anderen Säugetieren etc habe, nur sei eben inzwischen alles Tierische weg und deswegen belanglos.
Aber genau das ist ja üblicherweise die Kränkung: Ich, ein hochentwickelter Mensch, vernunftbegabt, soll tierische Anteile nach wie vor in mir haben, den alten Trieben unterworfen? Niemals! Wir sind vernunftbegabte Lichtgestalten, frei von unserem Erbe!

Ihr Satz passt insofern durchaus auf den Feminismus: Um so mehr wir über die Unterschiede zwischen den Geschlechtern in biologischer Hinsicht verstehen um so mehr lernen wir auch über Schwächen des Menschen oder Einschränkungen, zumindest im Schnitt. Und das ruft in der Tat Widerstand hervor, eben im Feminismus, der das nach wie vor ausblenden möchte.