Gastbeitrag von Bean
Wir Männerrechtler (und ja, auch ich sehe mich als einer) stehen tagtäglich im Kreuzfeuer der öffentlichen Meinung. Wir gelten als Ewiggestrige, als Angehörige der Frauen-an-den-Herd- Fraktion und als Nazis, oder mindestens als AfD-Anhänger, egal wie unsere politischen Ansichten tatsächlich sein sollten. Man verhöhnt uns abwechselnd als verachtenswerte Schlaffsäcke, die keine Frau abbekommen und als Machos, die sich in ihrer Männlichkeit bedroht fühlen, wenn man sich ihnen nicht willenlos an den Hals wirft. Wir werden beschimpft, niedergemacht, mit sozialer Ächtung bedroht, und dass wir tatsächlich relevante Anliegen vertreten – von den Rechten der Kinder auf beide Eltern bis zur Stärkung der Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Männergesundheit – wird schon alleine deswegen nicht ernst genommen, weil wir als Angehörige des Patriarchats ja sowieso bereits überall bevorzugt werden.
Es ist verrückt: Alle diese Argumente gegen Maskulismus sind Humbug, offensichtlicher Humbug, leicht zu entkräften, wenn man nur eine Minute lang einmal genauer hinschaut und sieht, woher wir kommen und was wir tun. Kaum jemand, der sich fünf Minuten mit Arne Hoffmann beschäftigt hat, oder mit Lucas Schoppe, oder mit der Arbeit eines Alexander Ulfig, kann noch glaubwürdig bestreiten, dass unsere Anliegen Lichtjahre entfernt von dem Zerrbild sind, das über uns verbreitet wird. Wie anders müssen da unsere Gegenspieler auf Seiten der Feministen und der Gender-Ideologen wirken, mit ihren Forderungen nach der Schließung eines nicht vorhandenen Gender-Pay-Gaps oder dem Ruf nach gesetzlich geregelter Elternzeit in Vorständen und Aufsichtsräten.
Warum gelingt es uns nicht, unsere Themen einzubringen? Warum tun wir uns so schwer damit, die öffentliche Debatte auf unsere Seite zu ziehen, trotz der wirklich für jeden leicht zu durchschauenden Schwächen der Gegenseite? Die Antwort auf diese Frage ist ebenso kurz wie schmerzhaft: Wir schießen uns in dieser Schlacht allzu oft in die eigenen Füße, indem wir uns auf das unterirdische Gesprächsniveau unserer Kontrahenten herablassen und teilweise alles tun, um dieses noch zu unterbieten.
Für jeden Maskulisten, der sachlich und überzeugend argumentiert, finden sich fünf, die ihre Position mit dem Selbstverständnis eines Al Bundy verteidigt. Jeder Fakt, der von einem von uns vorgebracht wird verschwindet in einem Meer von Ad-hominem-Beleidigungen, die aus unseren Reihen gegen unsere Kritiker ausgekotzt werden. All unsere Versuche, etwas Konstruktives zu den Debatten beizutragen, werden abgewiegelt, und man zeigt mit dem Finger auf diejenigen unter uns, deren Diskussionskultur sich regelmäßig in der Toilettenschüssel abspielt.
Das ist nicht einmal wirklich unsere Schuld. Das Internet hat in den vergangenen Jahren zu einer Verrohung im Umgangston beigetragen, die ihresgleichen sucht. In jedem Forum, in jedem Chat finden sich Trolle, die ihr Haupt erheben und ihre verbalen Fäkalien unters Volk streuen. Auch bei uns, den Maskulisten.
Und in den Medien sieht man die Trolle und schließt, wir Maskulisten seien allesamt Trolle.
Und wie reagieren wir?
Leider allzu oft genau so, wie es von uns erwartet wird. Wir werfen mit Beleidigungen um uns, die vielleicht noch bei schlecht erzogenen Achtjährigen finden würde. Wir bezeichnen Menschen, die eine andere Meinung als wir vertreten, als Idioten, Trottel, oder lallende Besoffene. Wir suchen bei unseren Debattengegnern nach kleinen Fehlern, die sie begangen haben könnten, nehmen diese Fehler mit der Pinzette bis aufs Kleinste auseinander und bezichtigen sie daraufhin der vollkommenen Inkompetenz.
Wir sollen Trolle sein? Die anderen sind bloße Wichtel!
Und leider, leider, reden so nicht die Trolle in unseren Reihen. So reden auch diejenigen unter uns, die manchmal die besten Argumente haben, die stärksten Fakten, die größte Kompetenz beim Herausarbeiten der Sachlage. Ausgerechnet die Leute in unseren Reihen, die ich am liebsten in jeder Diskussion zitieren würde, machen sich durch ihr eigenes Diskussionsverhalten unzitierbar.
Das liegt auch daran, dass unsererseits teilweise schamlos mit den selben schmutzigen
Methoden gearbeitet wird, die wir bei unseren Diskussionsgegnern zu Recht anprangern. Wir missverstehen Aussagen so lange, bis sie von einem irgendwie vertretbaren Standpunkt zu einem geifernden Extrem geworden sind und greifen dann mit aller nur möglichen Vehemenz dieses Extrem an, als wäre das schon immer der Mainstream-Standpunkt unserer Gegner gewesen. Wir suchen im Keller unserer politischen Gegner nach Zitatleichen, die sie vor Jahrzehnten einmal in einem völlig anderen Zusammenhang in die Welt gesetzt hatten und werfen ihnen vor, ihr heutiges Verhalten wäre in diesem Kontext zu verstehen.
Indem wir unsere Gegner so unfair angreifen, wie sie es bei uns tun, machen wir uns selbst angreifbar. Besser, als die anderen es könnten.
Wann fangen wir an, quer durch unsere Reihen die Ruhe und Selbstbeherrschung auszustrahlen, die wir bräuchten, um in den Augen der Öffentlichkeit endlich ernst genommen zu werden?