Zum 1. Mai: Wer ist in der Corona Krise schlechter dran, der Arbeitgeber oder der Arbeitnehmer?

Der erste Mai ist ja ein klassischer Kampftag des „Proletariats“ gegen die ausbeuterischen „Kapitalisten“.

Gerade in der Corona Krise zeigt sich aber auch gerade das unternehmerische Risiko: gerade möchte wohl niemand Betreiber einer Kneipe, einer Gaststätte oder eines Kinos sein und auch bei  mittelständischen Betrieben im klassischen produzierenden Bereich mit dünnerer Kapitaldecke werden in die Insolvenz gehen. Zusammen mit der persönlichen Haftung der Inhaber für diverse Kredite gerade bei jüngeren Unternehmen wird das einige hart treffen.

Sicher kostet das dann auch den Arbeitnehmer seinen Arbeitsplatz, aber immerhin nicht unbedingt sein Vermögen.

Dagegen wird natürlich angeführt,  dass alle weniger haben und es auch noch „zu groß zum scheitern“ gibt und dass auch der Staat, und damit wir alle, genug wieder abfängt.

Aber es scheint mir dennoch ein Feld auf dem man den klassischen Streit gut noch einmal unter einem neuen Gesichtspunkt führen kann

Bloggeburtstag: 10 Jahre „Alles Evolution“

10 Jahre „Alles Evolution“

10 Jahre, in denen ich viel gelernt habe und viele interessante Diskussionen geführt habe. Ich freue mich, dass hier so viele verschiedene Meinungen zusammen kommen, Leute aus ganz verschiedenen Richtungen diskutiert haben und immer noch diskutieren, dass hier – aus meiner Sicht – auch ein gemeinsamer Wissensschatz erarbeitet worden ist und eine gewisse Community entstanden ist, die immer wieder interessante Aspekte herausbringt und sich trotz aller unterschiedlichen Perspektiven über Geschlechterthemen unterhalten kann.

Vor 10 Jahren war der intersektionale Feminismus gerade in seinen Anfängen. Er war zumindest in Deutschland noch lange nicht vorherrschend und die Mädchenmannschaft war noch ein aktiver Blog, der zwar langsam immer weniger Diskussion zuließ.  Das große Zerwürfnis, die Callout Culture und die Glaubenskriege standen noch aus. Noch meinte man, dass es um Frauen gehen sollte, nicht um die inzwischen immer wichtigeren anderen „Diskriminierungsgruppen“. Bis dann auch dort der intersektionale Feminismus einzog und man erst noch dachte es würden doch alle miteinander auskommen, bis dann die Unduldsamkeit sich 2012 ganz deutlich auf einer Jubiläumsfeier „5 Jahre Mädchenmannschaft“ zeigte:

Auf der Veranstaltung wurden Rassismen reproduziert, weiße Dominanzstrategien konnten ausgeübt werden und wurden von Seiten der weiß positionierten MM-Orgas bis zum Abbruch der Veranstaltung nicht unterbunden.

Mich wundert gerade, dass ich den wunderbaren Artikel gar nicht besprochen habe oder ich habe es nur nicht gefunden.

Ich selbst hatte natürlich damals auch noch einen ganz anderen Wissensstand. Ich hatte beispielsweise sexuelle Selektion noch gar nicht begriffen, es war in den damals von mir gelesenen Büchern noch nicht so ein Schwerpunkt gewesen. Ich bin erst durch Roslin darauf gekommen, mich damit näher zu beschäftigen und die Wichtigkeit dieser Theorien zu verstehen. Ich bedanke mich auch bei Haselnuss für seine sehr umfangreiche Kritik gerade im Bereich der Statistik und in Hinblick auf mein Verständnis von wissenschaftlichen Studien und dort verwendeten Zahlen etc die mich dazu veranlasst hat, dort nachzulesen und mehr zu verstehen und insofern auch mehr aus Studien herausnehmen zu können. Ich weiß auch, dass ich dort noch erhebliche Defizite habe und freue mich immer über weitere Kritik und auch Erklärungen.

Einen Blog ins Leben zu rufen und „am Markt zu positionieren“ ist keine so leichte Aufgabe. Mir kam zugute, dass über Leute wie Arne schon eine gewisse Szene bestand und ganz am Anfang auch noch Backlinks bei der Mädchenmannschaft und anderen feministischen Blogs durchkamen.

So hatte man bereits am Anfang sowohl Leute, die den Feminismus kritisch sahen als auch Feministinnen, die damals noch diskutieren wollten und noch gar nicht erwarteten, dass man ihnen da Wissen aus anderen Bereichen entgegenhalten konnte.

Der Erste Beitrag hatte damals immerhin schon 25 Kommentare, der nächste 12 und der übernächste gar 54.  Gut, die Hälfte davon waren jeweils Kommentare von mir selbst, denn ich wollte ja gerade zu diesen Themen diskutieren und natürlich auch Kommentatoren deutlich machen, dass hier etwas los war und sie dazu verleiten wiederzukommen bzw anderen deutlich machen, dass es auch interessant war hier wieder reinzukommen.

Der Blog hatte im Mai 2010 immerhin 66 Zugriffe pro Tag. Im nächsten Monat dann schon 127 und so ging es stetig bergauf. Ich glaube wirklich, dass es die Möglichkeit sachlich zu diskutieren war, die dem Blog ganz wesentlich geholfen hat und habe immer darauf hingearbeitet, dass dies hier möglich ist, dass nach Möglichkeit jeder seine Meinung sagen kann, solange er höflich ist und das nach Möglichkeit auch niemand niedergemacht wird oder vergrault wird. Die Diskussion um die Sache, die Fakten, sollten nach Möglichkeit im Vordergrund stehen, ein ganz anderes Konzept als sowohl in den damaligen feministischen Blogs als auch den damaligen teilweise noch sehr radikalen maskulistischen Blogs (etwa Manifold und das gelbe Forum).

Gar nicht sehr lange nach der Gründung des Blogs tauchte auch schon Südländerin auf, damals noch sehr zurückhaltend als jemand, mit dem ich befreundet war, dargestellt, auch wenn es der Anfang unserer Beziehung war. Damals war noch nicht abzusehen, dass es zur Heirat und dem süßesten Kind der Welt (meiner Welt zumindest) kommen würde. Am Anfang hatten wir wirklich gedacht, dass es eine eher kurze Sache wird, sie wollte eigentlich irgendwann nach Südland zurück. Aber wie sollte sie nachdem sie einen so tollen Mann wie mich kennengelernt hatte? (*hust*)

Der Blog selbst hat natürlich einiges an Arbeit gebracht, aber er war und ist immer noch etwas, was mir Spass macht. Früher hatte ich sicherlich mehr Zeit dazu, Südländerin und ich haben lange eine Fernbeziehung geführt und in der Woche war es wunderbar, sich Abends nach der Arbeit noch einmal hinzusetzen und eine lange Studie zu besprechen oder einen langen Artikel durchzugehen oder noch einmal die Kommentare durchzuschauen und selbst welche zu schreiben. Heute ist meine Zeit in vielen Fällen wesentlich knapper und sicherlich wird sich da auch schon ein „Qualitätsabfall“ bemerkbar gemacht haben, auch wenn ich nach wie vor im Rahmen meiner Möglichkeiten das beste herauszuholen versuche.

Den Blog täglich zu füllen bedeutet eben, dass man vor Urlauben nicht nur seinen Schreibtisch leer arbeiten muss, sondern auch noch 14 Artikel schreiben muss. Es bedeutet, dass ich zu der Zeit als die Geburt von Fräulein Schmidt sich nährte einen Vorrat von etwa 14 Artikeln vorgehalten habe, damit ich etwas Pause habe, wenn es losgeht und mich ganz Fräulein Schmidt widmen kann. Es bedeutet Weihnachtsartikel, Feiertagsartikel, Wochenendsartikel. Mitunter war das Arbeit.  Mitunter war einfach nichts mehr da, aus dem ich einen Artikel machen konnte und man durchsuchte das Netz nach irgendetwas, damit man etwas hat. Mitunter waren viel zu viele Ideen vorhanden und der Artikelvorrat füllte sich von selbst.

Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich will mich da gar nicht beschweren, ich finde es ein sehr schönes Hobby und ich kann es eben auch nur auf diese Weise betreiben, weil das für mich der beste Weg ist es nicht zu einem absterben kommen zu lassen, weil man eben an dem Tag gerade keine Zeit hat und man es dann einfach etwas verschiebt.

Interessant ist, welchen Widerstand man – trotz aller Unterstützung  für dich ich mich nicht genug bedanken kann – auch immer wieder erhält. Leute, die meinen, dass man irgendetwas machen müsse, sie besonders beachten müsse, weil… ja, einfach weil man eben den Blog betreibt. Leute, die einem alle möglichen Verschwörungstheorien andichten und einen am liebsten doxen würden, ganz egal, was sie damit bewirken, einfach nur weil sie nicht mit anderen Meinungen zurechtkommen. Das ist schon etwas erschreckend. Auch erschreckend wie sehr einem von beiden Seiten im Rahmen der Moderation teilsweise vorgehalten wurde, dass  man ihre Seite mehr moderiert. Eigentlich ja ein gutes Zeichen, wenn beide Seiten meckern. Leute haben sich auch beschwert, dass ich beispielsweise Gastartikel verlange ohne den Autoren etwas von den Werbeeinnahmen dieses Blogs abzugeben, dass würde ja nur mir nutzen. Ich erziele keinerlei Einnahmen durch diesen Blog, Werbung schaltet nur WordPress selbst, aber das ist vielleicht auch nicht für jeden ersichtlich.

Schade fand ich es mitunter, wie Diskussionen abgeglitten sind und teilweise zu bestimmten Zeiten schon beim ersten Kommentar. Mitunter hatte ich mich auf ein Feedback zu meinem Artikel gefreut, wollte dort andere Meinungen oder andere, zusätzliche Argumente hören oder (wie jeder Autor) ein Lob für eine gute Argumentation nur um dann eine erneute Diskussion über Kulturmarxismus zu lesen. Aber letztendlich müssen eben auch die geführt werden.
Gerade weil die Diskussionen so ausarteten und weil Leute auch ganz andere Sachverhalte einbringen wollten kam es dann zum (dem Konzept nach von der Mädchenmannschaft geklauten aber hier wesentlich besser angenommen) Selbermach Samstag, der dann um den Selbermach Mittwoch erweitert wurde.

Ich freue mich, dass aus „Alles Evolution“ eine gewisse Anlaufstelle geworden ist und der Blog einige Bekanntschaft erreicht hat. Es freut mich auch, dass er einige Leute dazu gebracht hat, selbst einen Blog zu betreiben, am meisten freut es mich, dass ich Lucas Schoppe dazu inspiriert habe, aber ich hoffe auch andere. Es freut mich, dass auch Feministinnen hier diskutiert haben und diskutieren, etwa  Lucia,  Starosczyk, Robin, Onyx , Maren, Semikolon etc. Und auch das nichtfeministische Frauen hier diskutiert haben, von Anna Nühm bis Erzählmirnix. Das hat nachgelassen, was zum einen damit zusammenhängt, dass „Mein-Feminismus-Feministinnen“ es schwer haben einzusteigen, weil wir die Argumente schon durchhaben und radikalere intersektionale Feministinnen ja nicht mit anderen diskutieren dürfen, weil sie damit anderen Meinungen Raum geben.

Aber ich freue mich ausdrücklich über jede Person mit anderer Meinung, die sich hierher verirrt und sich „traut“ hier in eine Diskussion einzusteigen. Ich versuche nach wie vor jede Diskussion in der Moderation sachlich zu halten und neue Kommentatoren aufzunehmen und hier willkommen zu heißen und ihnen deutlich zu machen, dass sie auch mit anderen Meinungen hier diskutieren können und ihre Argumente vorbringen können.

Wer noch Gastbeiträge zum Jubiläum schicken will, der kann das gerne tun. Ich freue mich auf eure Sicht auf die letzten 10 Jahre und würde eine Darstellung, wie ihr „Alles Evolution“ erlebt und wahrnehmt sehr interessant finden. Wer keinen Gastartikel schreiben will, dem stehen dafür natürlich auch die Kommentare offen.

Auf Alles Evolution, auf euch, meine lieben Leser und Kommenatoren! Möge die Diskussion auch in Zukunft stets lebhaft und sachlich sein!