Frauen, die sich noch nie selbst befriedigt haben

Okay, die andere Geschichte aus dem Jetzt Artikel greife ich auch noch mal auf:

Johanna (21) hat noch nie masturbiert

Ich wusste schon früh, dass Männer sich selbst befriedigen. Dass auch Frauen das machen, wurde mir erst mit 20 Jahren im Studium bewusst. Als ich das zum ersten Mal gehört habe, war ich geschockt und musste das erst mit meiner Gedankenwelt vereinbaren. Ein Jahr später glaube ich meinen Freundinnen eigentlich, dass das normal ist. Aber irgendwie bekomme ich das Bild nicht so ganz aus dem Kopf, dass Masturbation nicht zu Weiblichkeit passt. Mich müsste man jedenfalls schon dazu zwingen, dass ich das bei mir selbst ausprobiere.

Ich finde schon den Gedanken an so eine Intimität mit mir selbst hochgradig peinlich. Ich habe mir deshalb auch noch nie Pornos angeschaut oder irgendwelche anderen Dinge, die mir Lust auf Sex machen könnten. Wenn ich in einem Buch an eine Stelle komme, in der es um Sex geht, denke ich mir meistens: „Aha, so was machen andere Menschen anscheinend“, und im nächsten Moment dann „Das würde ich nie tun!“. Wenn ich daran denke, dass ich mir Pornos ansehen würde, um mich selbst zu befriedigen, schäme ich mich wahnsinnig vor mir selbst. Ich glaube, ich könnte dann auch niemandem mehr so richtig begegnen, weil ich absurderweise Angst hätte, dass die wissen, was ich gemacht habe.

Manchmal habe ich Sexträume. Wenn ich mich dabei erwische, schäme ich mich für mein Unterbewusstsein und versuche dann ganz schnell an etwas Anderes zu denken. Ich kann meinen Trieb also auch ganz gut unterdrücken.

Ich denke, dass mein Umfeld mich dahingehend sehr geprägt hat. Mit meinen Freunden aus der Heimat habe ich nie großartig über die weibliche Sexualität gesprochen. Nur mit einer Freundin habe ich darüber geredet – aber wir waren uns einig, dass Blümchensex völlig ausreicht und wir da keine weiteren Experimente brauchen.

Und wahrscheinlich haben mir auch meine Eltern unwissentlich das Bild vermittelt, dass es keine gute Sache ist, seine Sexualität vollkommen frei und ungeniert auszuleben. Für sie wäre es – glaube ich – sehr schlimm, wenn ich mich selbst befriedigen würde. Solange ich mich erinnern kann, hat mein Vater genervt reagiert, wenn Sexualität im Fernsehen Platz gefunden hat. Meistens sagt er dann so etwas wie „Oh, muss das denn jetzt schon wieder sein“ und schaltet auf ein anderes Programm. Meine Mutter weiß zwar, dass ich mit meinem Exfreund Sex hatte, aber mit ihr könnte ich auch niemals ausführlich über so was reden.

Manchmal glaube ich, dass die Selbstbefriedigung von Frauen für mich in Ordnung wäre, wenn das schon früher artikuliert worden wäre. Aber in der Schule hieß es ja auch immer nur, dass Jungs sich nicht schämen müssen, wenn sie masturbieren. Bei denen finde ich das auch gar nicht merkwürdig. Wenn ich ein Mann wäre, würde ich bestimmt masturbieren. Für die ist das ja sowieso natürlich und selbstverständlich – und eben überhaupt nicht peinlich.

Meine Vermutung wäre eher, dass sie vielleicht auch einfach aus biologischen Gründen einen geringen Sexualtrieb hat. Denn Jungs unterhalten sich auch nicht wirklich über Masturbation und sprechen erst recht nicht mit ihren Eltern darüber. Sie machen es halt, weil sie geil sind und weil es sich gut anfühlt. Und sobald sie raushaben wie es geht und es alles funktioniert merken sie eben auch dass es eine tolle Sache ist.

Vielleicht hat auch ihre konservative Erziehung mit hineingespielt, aber ich vermute mal ein Bruder von ihr hätte sich da nicht weiter vom Vater und seinem Umschalten beeindrucken lassen.

Sie hat ihren Trieb ganz gut im Griff – vermutlich eben, weil er in seiner Große auch keinen großen Widerstand leistet. Sonst hätte sie eher ihre Geschlechtsteil im Griff – im wörtlichen Sinne