Ein Bericht zur häuslichen Gewalt in der Corona-Krise:
Entgegen den Erwartungen von Experten deuten erste Zahlen auf einen deutlichen Rückgang der häuslichen Gewalt in der Corona-Krise hin. Während im März vergangenen Jahres noch 3003 Polizeieinsätze wegen häuslicher Gewalt registriert wurden, waren es im Vergleichszeitraum dieses Jahres lediglich 2112 Einsätze. Das entspricht einem Rückgang um 30 Prozent.
Eine Sprecherin des NRW-Innenministeriums betonte allerdings, dass die Zahlen vorläufig seien. Oft werde ein Verfahren wegen häuslicher Gewalt zunächst als Körperverletzung geführt und erst später auch als häusliche Gewalt ausgewiesen. „Wir müssen davon ausgehen, dass die häusliche Gewalt zunehmen wird“, hatte etwa Claudia Fritsche von der Koordinierungsstelle der Landesarbeitsgemeinschaft Autonomer Frauenhäuser NRW gesagt.
Erinnert mich etwas an den befürchteten Anstieg der Zwangsprostitution bei der WM2006, der von Feministinnen beschworen wurde, dann aber nicht eintrat.
Das gleiche Bild zeichnete auch ein Bekannter, der Richter am Familiengericht ist und mit dem ich mich neulich unterhalten hatte. Alle Richter hatten mit einer Vielzahl von Gewaltschutzverfahren gerechnet, aber bisher sei es absolut ruhig.
Sicherlich kann ein Aufeinanderhocken mehr Spannungen auslösen. Aber es fallen ja gleichzeitig auch viele Gründe, die zu Gewalt führen können, weg:
Etwa das einer der beiden eine Affaire hat und spät nach Hause kommt, was dann zu einer Eskalation führt oder auswärtiges Feiern mit viel Alkohol. Vermutlich ist auch beiden klar, dass man sich weitaus weniger ausweichen kann und die Kinder auch betreut werden müssen und man lässt einfach Streitigkeiten weniger eskalieren.
Aber auch ganz profane Gründe können zu einer Deeskalation führen: Wenn der Mann und man selbst in Kurzarbeit ist, dann bekommt man bei einem Auszug keinen oder geringeren Unterhalt. Das macht eine Trennung schwieriger als wenn man danach mit einer guten Unterhaltszahlung rechnen kann. Und auch zu den Eltern ziehen kann schwieriger sein, wenn diese jedes Corona Risiko gering halten wollen