Zett feiert die Seite „Der Mann, der schon alles hat“, indem frau satirisch Frauen so behandeln soll wie Männer nach deren Auffassung wohl Frauen behandeln.
Aus dem Text:
Was Frauen in einer patriarchalisch geprägten Gesellschaft erleben, mutet so oft geradezu absurd an. Deshalb macht es großen Spaß, die satirische Facebook-Seite Man who has it all zu lesen. Die Betreiber*innen der Seite schaffen in ihren Posts eine fiktive Welt, in deren Kommentarfeldernstereotype Aussagen mit einer ironisch-feministischen Wendung wiedergegeben werden. Ein Paralleluniversum, in dem die Vorurteile und Klischees, mit denen sich sonst Frauen herumschlagen müssen, auf Männer angewandt werden – das ist natürlich öfter auch ein bisschen böse, aber wir gehen jetzt einfach mal davon aus, dass Männer, die sich nicht gemeint fühlen müssen, nicht gemeint fühlen. Und dass die, die sich ertappt fühlen, womöglich in der Lage sind, mit etwas Humor auf den nicht immer gnädigen, aber ziemlich lustigen Sarkasmus der Seite zu blicken.
Also ein Paralluniversum, in der Vorurteile und Klischees, mit denen sich Frauen herumschlagen, auf Männer angewandt werden.
In einem der Facebook-Posts wird beispielsweise gefragt, was man einem sehr beschäftigten, berufstätigen, 35-jährigen
Familienvater zum Geburtstag schenken könnte. Den kommentierenden User*innen ist das Prinzip bekannt: Sie sollen den Spieß umdrehen. Im Kommentarfeld geben sie also all den stereotypen Bullshit zum Besten, den sie selbst schon gehört oder erlebt haben. Die User*innen spiegeln damit das
sexistische Verhalten und patriarchalisch geprägte Denken jener Menschen wieder, die auch heute noch Klischees bedienen und sich nicht von ihren stereotypen Vorstellungen lösen können.
So tragisch es auch ist, dass Frauen genau diese Aussagen zu hören bekommen, so lustig sind die Kommentare. Zum Beispiel die Antworten auf die Frage nach Geschenktipps für den 35-jährigen Familienvater. Hier deshalb eine kleine Auswahl:
„Wie wäre es mit einem Wellness-Gutschein? Natürlich nicht für das ganze Wochenende, er muss ja wieder zu den Kindern zurück, aber vielleicht ein Gutschein für eine zweistündige Massage. In der Zeit kann sich dann die Mutter um die Kinder kümmern. Am besten geht sie mit ihnen ins Kino, so macht sie sich auch gleich noch beliebt bei den Kleinen.“
Frag ihn einfach, aber hör dann nur halb hin, wenn er über seine Wünsche spricht und kauf dann was total anderes. Männer lieben das.
„Als die Kinder noch klein waren, meinte mein Mann, was er sich wirklich wünsche zum Geburtstag sei ein sauberes Haus, also habe ich ihm einen Staubsauger geschenkt.“
„Wie wäre es mit einem Gutscheinbuch, wo du ganz viele Dinge reinschreibst, die du für ihn übernehmen würdest? Beispielsweise einen Abend lang auf die Kinder aufpassen. Väter wissen doch: Die besten Geschenke haben keinen Preis.“
„Wie wäre es mit einem bullet journal. So kann er seine Haushaltsaufgaben auf schön gestaltete Art und Weise organisieren. Zugleich dient das Büchlein als Dankbarkeitstagebuch, so dass er sich daran erinnern kann, was seine Frau alles für ihn tut. Ich habe das meinem Mann zu Weihnachten geschenkt und er war so gerührt, dass er geweint und sich im Schlafzimmer eingeschlossen hat.“
Frag ihn einfach, aber hör dann nur halb hin, wenn er über seine Wünsche spricht und kauf dann was total anderes. Männer lieben das.
„Einen Geschenkgutschein für einen Ausflug mit den Kindern. Beispielsweise für einen Trip in einen Vergnügungspark oder eine Jahresmitgliedschaft in einer Spielhalle – arbeitende Väter lieben es, auf diese Art und Weise Zeit mit ihren Kindern zu verbringen.“
„Wie wäre es mit einem Schongarer? So kann er die Mahlzeiten für die ganze Familie vorbereiten, bevor er zur Arbeit aufbricht.“
„Lade ihn doch zum Abendessen ins Restaurant ein. So hast auch du was davon, bist für einen Abend mal nicht seinen ,Kochkünsten‘ ausgesetzt und gibst ihm zugleich das Gefühl, dass du was Besonderes für ihn tust. Er wird dich dafür lieben.“
„Ein Abonnement für ein Kochmagazin, sodass er sich schlecht fühlt, weil er nie Zeit hat, wirklich gesunde Mahlzeiten für die Familie vorzubereiten.“
Jetzt ist es natürlich okay, Klischees und Vorurteile umzudrehen und damit herauszustellen.
Und sicherlich wird eine Frau schon mal einen Staubsauger, ein Küchengerät oder einen Kochkurs geschenkt bekommen haben.
Aber das ist ja nichts exklusives für Männer:
Dem gegenüber steht die Krawatte, die in gewisser Weise ja das Gegenstück zu einem Haushaltsgerät ist, oder meinetwegen auch die Bohrmaschine oder was auch immer.
Interessant ist, dass da allerdings – es ist ja eine patriarchale Welt – gleich unterstellt wird, dass etwas geschenkt wird, damit er sich schlecht fühlt, weil er nicht kochen kann.
Mit solchen Vorschlägen scheint mir vieles dort gleichzeitig eine Darstellung von feministischen Klischees über die Böshaftigkeit von Männern zu sein bzw die Einnahme einer Opferrolle, wo auch einfach nur der (evtl fehlerhafte) Gedanke gewesen sein kann, dass sie vielleicht an solchen Anregungen Interesse hat.
Interessant wäre aber auch, was eine Umkehrung für Männer wäre, also „Die Frau, die schon alles hat“.
Im Kommentarfeld könntet ihr also all den stereotypen Bullshit zum Besten geben, den ihr selbst schon gehört oder erlebt haben und damit damit das sexistische Verhalten zu Lasten von Männern spiegeln und matriarchalisch geprägte Denken jener Menschen wiedergeben, die auch heute noch Klischees bedienen und sich nicht von ihren stereotypen Vorstellungen lösen können.
Lässt sich das überhaupt umkehren oder passt es dort nicht?
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