„Frauen schuften, Männer machen Kasse“

Die EMMA diskutiert den Ungleichheitsbericht, der dank Lightyear hier auch schon Thema war:

Den Ungleichheitsbericht stellt die Entwicklungshilfeorganisation jedes Jahr zum Auftakt des Weltwirtschaftsgipfels in Davos vor. Meist geht es darum, wie viele Superreiche reicher als andere sind. In diesem Jahr ging es unter dem Titel „Time to care“ (Zeit, sich zu kümmern) auch um eine andere, viel gravierendere und grundsätzliche Ungleichheit: die zwischen Männern und Frauen.

Diese Tatsache haut EMMA-Leserinnen nicht vom Stuhl, das hatte die Frauenbewegung schon in den 70ern herausgefunden. Doch die Zahlen, die Oxfam liefert, sind frappant. Die Einschlägigste: Männer haben 50 Prozent mehr Vermögen als Frauen. 50 Prozent! Und warum? Weil es fast ausschließlich Frauen sind, die sich kümmern. Um Kinder, um Kranke, um Angehörige, um den Haushalt. Dafür gibt es aber kein Geld. Und die Zeit, die das Kümmern kostet, verhindert oft den Beruf oder schränkt ihn ein. 42 Prozent aller Frauen im erwerbsfähigen Alter können laut Studie gar keinen Beruf ausüben, weil sie im „Care-Bereich“ arbeiten. Nur sechs Prozent aller Männer machen das weltweit.

Das die Männer ja nicht auf der faulen Haut liegen und meist Frauen und Familie finanzieren, also einen Großteil ihres Verdienstes mit Frauen teilen, hatten wir hier schon häufiger und die Argumente kann man auch hier in der Diskussion noch mal nachlesen. 

Ich finde es aber erstaunlich, wenn gesagt, wird, dass 42% der Frauen keinen Beruf ausüben können. Wo zumindest im Westen soll das der Fall sein? Es haben wohl kaum 42% der Frauen Kinder, die nicht fremdbetreut werden müssen und nicht zumindest Teilzeit arbeiten können. Und natürlich können sie auch schlicht erklären, dass sie etwa die Pflege von Angehörigen nicht mehr übernehmen und diese eben in eine Pflegeeinrichtung müssen.

Und auch interessant finde ich, dass Frauen „nicht können“ und Männer „nicht machen“. Natürlich kann ein Mann, der den Lebensunterhalt der Familie verdient, nicht auch einfach sagen, dass er jetzt aufhört und Angehörige pflegt. Es fehlt dann schlicht das Geld.

Ein Wirtschaftssytem von wohlhabenden Männern für wohlhabende Männer

Im globalen Durchschnitt und in fast jedem Land der Welt arbeiten Frauen mehr Stunden pro Tag als Männer, verdienen aber weniger, haben weniger Vermögen und sind häufiger von Armut betroffen.

Aber wohl auch nur bei sehr selektiver Auswahl der Studien zu den passenden Arbeitszeiten. Und unter Ausblendung der evtl bestehenden Ausgleichssysteme wie Zugewinn, Versorgungsausgleich, Unterhalt und Erbschaft.

Oxfam hat versucht, die Misere in zwei plakativen Zahlen auszudrücken: Zwölf Milliarden Stunden dieser unbezahlten Arbeit leisten Frauen und Mädchen demzufolge pro Tag. Das entspreche einem Wert von mindestens elf Billionen US-Dollar jährlich.  Das sei 24 Mal mehr als der Umsatz der Technologie-Riesen Apple, Google und Facebook zusammen.

Bei 7,71 Milliarden Menschen auf der Erde, von denen etwa 52% Frauen sind, wären es 4.0092 Milliarden Frauen. Das wären dann also 3 Stunden pro Tag. Wenn man dafür Halbtags arbeitet, dann klingt das durchaus fair. Wenn man gar den Hausfrauenanteil oder den Anteil der 42% Frauen die nach den Angaben oben gar nicht erwerbsarbeiten können berücksichtigt, dann wäre es für die einzelne Frau kein sehr hoher Wert im Verhältnis zu den Arbeitsstunden eines Mannes in Vollzeit +  Wochenende mit Beschäftigung mit Kindern etc +  Fahrtzeiten zur Arbeit etc

Natürlich müsste man da noch Kinder rausrechnen, aber wenn man sie mit den Vollzeitmüttern verrechnet, dann kommt es vielleicht hin.

„Diese Zahlen sind Ausdruck eines Wirtschaftssystems, das vor allem für wohlhabende Männer funktioniert“, sagt Ellen Ehmke, Analystin für soziale Ungleichheit bei Oxfam.

Die globale Milliardärselite verfügt über mehr Geld als ein Großteil der Weltbevölkerung zusammengenommen – und die meisten der Superreichen sind – oh Wunder – Männer

Was ihre globale Ungerechtigkeitsbehauptung wieder stark entwertet. Nimmt man dann die Milliarde raus, dann haben die Frauen vermutlich genau so viel wie die Männer. Es gibt nur einige wenige superreiche Männer, die aber den anderen Männern auch keine Vorteile bringen.

Und weil die Vermögenskonzentration zugunsten der Superreichen und der Großunternehmen zulasten der Allgemeinheit geht, fordert Oxfam: „Die Staaten sind verpflichtet, ein humanes Wirtschaftssystem zu bauen, das feministisch ist und den 99 Prozent nutzt, nicht dem einen Prozent!“ Die NGO hat überschlagen, dass eine pauschale zusätzliche Besteuerung der Superreichen um 0,5 Prozent bereits reichen könnte, um 117 Millionen neue bezahlte Jobs in der Altenpflege, im Gesundheitssektor sowie in der Bildung und der Kinderbetreuung zu schaffen.

„Ein feministisches Wirtschaftsystem“ – ob sie da wohl konkreter geworden sind? Wollen sie Frauen auch zwingen Vollzeit zu arbeiten und eine staatliche Betreuungspflicht erzwingen, eine Art DDR-System? Oder sollen Frauen gezwungen werden in Stahlwerken Nacht- und Wochenendschichten zu machen um den Vermögensaufbau zu ermöglichen?
Was genau ist ein feministisches Wirtschaftssystem und wie hilft es Geld gleichmässig zu verteilen, wobei ja jetzt schon Einnahmen hoch versteuert werden?

Deutschland hat einen der größten Gender Pay Gaps auf der ganzen Welt

Auch Deutschland muss sich an die Nase fassen. „Deutschland schneidet sehr schlecht ab, wir haben einen der größten Gender Pay Gaps dieser Welt! Frauen verdienen 21 Prozent weniger als Männer, weil sie auch hier deutlich mehr unbezahlte Care-Arbeit leisten als Männer, im Durchschnitt sind es 1,5 Stunden jeden Tag mehr“, so Ehmke. Auch hierzulande müsse massiv in die öffentliche Infrastruktur investiert werden, die Frauen und Mädchen von unbezahlter Pflege- und Fürsorgearbeit entlastet: Mehr Bildungsangebote, mehr Kinderbetreuung, bessere und professionellere Pflege von alten und kranken Menschen!

Ich sehe die Emma macht sich für das Wechselmodell statt. Oder was soll das Konkret bedeuten?

Und 1,5 Stunden pro tag, wenn Deutschland eine sehr hohe Teilzeitquote hat?
Männer arbeiten in Deutschland zu 94,2% in Vollzeit und in 5,8% in Teilzeit und Frauen zu 33,8% in Teilzeit und zu 66,2% in Teilzeit.

Dazu auch noch mal:

Von wegen Teilzeitfalle: Die meisten Frauen, die nicht Vollzeit arbeiten, sind freiwillig in dieser Situation und damit sehr zufrieden. Das hat eine repräsentative, unveröffentlichte Umfrage des DELTA-Instituts für Sozial- und Ökologieforschung im Auftrag des Bundesfamilienministeriums ergeben, die dem SPIEGEL vorliegt.

85 Prozent der etwa 2000 befragten teilzeitbeschäftigten Frauen fanden es demnach „super“ in Teilzeit zu arbeiten, 75 Prozent erklärten, derzeit „auf keinen Fall“ Vollzeit arbeiten zu wollen. 60 Prozent gaben an, möglichst bis zur Rente in Teilzeit arbeiten zu wollen.

Da erscheinen mir 1,5 Stunden nicht sehr viel.

Das Vermögen der 500 reichsten Menschen der Welt ist 2019 übrigens um 25 Prozent gewachsen. Es dürfte klar sein, welches Geschlecht sie haben. Höchste Zeit, sich um die zu kümmern, die sich kümmern.

Also Zwangszahlungen für Hausfrauen unter Ausblendung des Zugewinns etc?