„Weil da ein stilles Einvernehmen unter vielen im Raum steht, dass dya cis Männern das Self-Entitlement, der extra Raum und die stille Unterordnung weiblich zugeschriebener Personen irgendwie zusteht.“

Ein Auszug aus einem Twitter-Thread, den ich ganz interessant finde:

CN sexistische Kackscheiße . . . Gerade auf dem Heimweg, S-Bahn. Noch ein Sitzplatz frei. Neben einem, den ich als dya cis Dude lese. Sitzt mega breitbeinig da. Setz mich daneben. Drängel dezent mit dem Knie, damit er merkt, dass ich da bin und er jetzt nicht mehr 1 3/4 Plätze

für sich alleine haben kann. Er reagiert null. Setze mich selbst dreister breitbeinig hin, mal sehen, ob er jetzt mal langsam die Beine zusammen macht. Statt dessen schnauzt er „Wie breit willst du denn noch sitzen?“ (selbst immernoch extrabreit manspreading) Ich: „So breit wie

du.“ Er: „Benimm dich mal wie eine Frau!“ Ich schau ihm still in die Augen und weiche nicht zurück. Er schreit rum, die ganze Zeit noch mit Telefonat am Ohr, nennt mich fette Schlampe, kickt mich mit Gewalt mit dem Bein zur Seite, um mich zu zwingen „wie eine Frau“ zu sitzen.
Er ist unzweifelhaft ein sehr unsympathischer Geselle, sie wirkt aber auch nicht wirklich sympathisch. „Beninn dich mal wie eine Frau“ klingt etwas konstruiert, aber wer weiß, vielleicht hat er so etwas gesagt.
Ich benutze auch körperlichen Druck und mache mich wieder genauso breit wie er. Er droht, mich zu bespucken sollte ich mich nicht „benehmen“. Ich informiere ihn über meine 6 Jahre Kampfsporterfahrung und hoffe innerlich sehr, dass er sich das mit dem Bespucken überlegt. Rufe mir
aber Techniken ins Gedächtnis, mit denen ich ihn von mir weg zwingen könnte. Halte den Blickkontakt. Erinnere mich ans Atmen. Er spuckt dann nicht. Zwei von mir als ältere Frauen gelesene mischen sich ein. Sie meinen, ‚wir‘ sollten „jetzt beide aufhören“. ‚Wir‘ würden ‚beide‘
„alle hier stören“. Ich atme. Zwinge mich zur Ruhe. Bleibe breit sitzen. Er kotzt sich durchgängig am Telefon bei „Schatz“ über mich aus mit allen sexistischen, lookistischen und fettfeindlichen Ausdrücken, die ihm einfallen. Ich höre noch, wie er droht, mich zu fotografieren,
Das bringt eine Identitätspolitik eben so mit sich: Sie ist vollkommen unfähig außerhalb ihres Schemas zu denken: Er ist ein dya cis Dude (also ein nichtintersexueller nicht transsexueller Mann) und deswegen ein Arschloch und sie kämpft hier gegen das Patriarchat und überhaupt auch alle schlechten nicht intersexuellen oder nichttranssexuellen.
Die Frauen sehen einfach nur zwei Leute, die sich anscheinend gegenseitig hochstacheln und wollen ihre Ruhe haben. Für sie sind sie aber auch nur Bestandteil ihres Feindbildes: Da kämpft sie eigentlich für sie gegen die Männer und die stellen sich noch nicht mal auf ihre Seite.
dann hab ich meinen mp3 player gefunden, mache die Kopfhörer rein und Musik an. Kriege nur noch am Rande mit, dass er kein Foto macht, aber weiter seinen Hass rauskotzt. Tut er noch beim Aussteigen. Ich habe nicht klein beigegeben. Das finde ich gut. Ich weiß aber,
dass ich jetzt für längere Zeit keine Kapazitäten mehr aufbringen kann, mich mit solchen Macker und ihrer Scheiße anzulegen. Und zwar nicht wegen dem Hass, der dem Typen aus dem Gesicht gefallen ist und nicht wegen der Drohungen. Sondern weil ich heute wieder erinnert wurde,
dass überall um mich herum alles voller Leute ist, die absolut keinen Grund sehen, sich einzumischen und sich gegen sexistischen, fettfeindlichen Hass zu positionieren, wenn er vor ihrer Nase passiert. Weil da ein stilles Einvernehmen unter vielen im Raum steht, dass
dya cis Männern das Self-Entitlement, der extra Raum und die stille Unterordnung weiblich zugeschriebener Personen irgendwie zusteht. Zumindest ein bisschen. Nicht so, dass mensch es laut so sagen würde, aber doch in soweit, dass es „übertrieben“, „zickig“ und irgendwie
Erstaunlich, wie umfangreich sie das mit Bedeutung auflädt, die sich im wesentlichen nur aus ihrer eigenen Ideologie, ihrem Frame ergibt.
Statt anzunehmen, dass die einfach keine Lust haben sich hier für etwas Beinfreiheit einer ihnen unbekannten und auch recht aggressiven Frau ein Bespucken oder Gewalt einzufangen geht sie davon aus, dass sie glauben, dass der Mann sich so benehmen darf und das weil er ein Mann und sie eine Frau ist. Was für eine absurde Annahme.
unberechtigt sei, darauf mit mehr als augenrollendem Tolerieren, mit explizitem Widerstand zu reagieren. Wer es so „übertreibt“ mit dem sich Wehren, sei ja dann irgendwie auch ein bisschen selbst schuld daran, beleidigt und bedroht und vielleicht noch bespuckt zu werden.
Kannst ja auch „aufhören“. „Hören Sie beide auf, das stört alle.“ Stören Sie nicht die gewohnte Ordnung. Akzeptieren Sie die normale patriarchale Scheiße so wie wir.“ Dieses implizite Einverständnis mit gewaltvoller Ungerechtigkeit um mich herum, damit konfrontiert zu werden,
Akzeptanz ist da ein hohes Wort. Und dann auch noch die „patriarchale Scheiße“, nicht einfach nur das schlechte Verhalten.
Naheliegenderweise wollten sie einfach nicht in seine Schußlinie (oder besser Spucklinie) oder in ein Gerangel in einer Bahn um Beinplatz geraten. Was auch verständlich ist, wenn sie den ganzen Stellvertreterkrieg, den sie hier sieht, gar nicht als solchen wahrnehmen und er ihnen egal ist.
das macht mir Angst. Wenn ich manchmal lieber aufstehe und weggehe, weil der Dude neben mir mit manspreaden nicht aufhört, dann mache ich das, weil ich vor den Leuten drumherum, ihrer Relativierung und Verteidigung der Verhältnisse, die rauskommt, wenn’s knallt, Angst habe.
Und sie haben eben Angst, dass du da was zum knallen bringst für nichts. Einfach weil du meinst, dass da ein Patriarchat ist, welches du bekämpfen musst und nicht nur ein Idiot.