„Hört auf Frauen auf ihre Größe zu reduzieren“ als Beispiel dafür, dass Leute meinen ein allgemeines Problem wäre geschlechtsspezifisch

In Zett erschien eine Artikel mit der Überschrift

Hört auf, große Frauen auf ihre Größe zu reduzieren!

Da regt sich die Autorin darüber auf, dass ihre Körpergröße eine Rolle spielt und sieht sich gerade als Frau betroffen:

Ich bin weiblich und 184 Zentimeter groß. Damit bin ich 19 Zentimeter größer als die durchschnittliche Frau in Deutschland. Mich stört das nicht. Es sind vielmehr die Reaktionen anderer Leute, die mich stören. Hört endlich auf, mich immer wieder auf meine Körpergröße anzusprechen!

Auf einer Zugfahrt fragte mich einmal eine ältere Dame, ob ich an meine Bettdecke ein Stück drannähen müsste, damit ich mich vernünftig zudecken kann. Außerdem wollte sie wissen, ob ich meine Wohnung hätte umbauen müssen. Schon klar: Sie wollte mich nicht verletzen, sondern war einfach nur erstaunt darüber, dass eine junge Frau 1,84 Meter messen kann. Aus ihrer eigenen Generation kenne sie das nicht, erklärte sie mir.

Jetzt ist das etwas, was große Männer genau so betrifft, vielleicht sogar noch mehr, weil sie eben noch deutlich größer sind und damit eher noch in einer Menge auffallen. Die entsprechenden Sprüche gegenüber großen Menschen an sich nicht an ein Geschlecht gebunden, wie etwa auch diese Karte zeigt:

Sie wurde von einem Mann erstellt, der keine Lust mehr hatte immer die gleichen Fragen zu beantworten, weswegen er die entsprechenden Karten verteilt, wenn es ihm zu blöd ist.

Genug Geschichten großer Menschen lassen sich überall im Netz finden.

Ihre Opferhaltung scheint sich aber gerade daraus zu speisen, dass man sie als Frau genau so behandelt, wie große Männer. Sie möchte als normal gelten und nicht als besonders groß behandelt werden, auch wenn sie das ist:

Trotzdem: Solche Aussagen geben mir das Gefühl, nicht normal zu sein. Vielleicht denken Menschen, die mich ständig auf meine Größe ansprechen, dass es ein ungewöhnliches Kompliment ist. Womöglich meinen sie das gar nicht böse. Aber ich kann mittlerweile nicht anders, als bei der Aussage „Du bist aber groß“ die Augen zu verdrehen

Wie genug andere große Menschen auch.

Interessant ist, dass sie selbst dann anscheinend dennoch „Größendiskriminiert“:

Oft bekomme ich die Frage zu hören: „Hast du einen abbekommen, der NOCH größer ist als du?“ Ja, es stimmt: Auch als große, selbstbewusste Frau habe ich das Bedürfnis, mich an eine starke männliche Schulter zu lehnen. Ich will mich in den Pulli meines Freunds kuscheln und mich von ihm Huckepack nach Hause tragen lassen.

Wenn ich unterwegs bin, halte ich automatisch Ausschau nach Männern, die mindestens genauso groß sind wie ich. Das macht vieles einfacher; ich habe quasi ein persönliches Raster, durch das viele hübsche Kerle durchfallen.

Mein Freund ist ein paar Zentimeter größer als ich. Ich werde mich wohl nie auf die Zehenspitzen stellen und ihm meine gespitzten Lippen entgegenstrecken müssen. Aber Küssen wird dadurch ja nicht schlechter. Sein klarer Vorteil war, dass er mich, als wir uns das erste Mal sahen, nicht mit dem abgedroschenen Spruch „Wie groß bist du?“ von der Seite angelabert hat.

„Ich arme Frau werde als große Frau auf meine Größe reduziert“ und „kleine Männer behandele schließe ich gleich erst mal aus“ hat schon etwas besonderes. Der ganze Artikel scheint mir vollkommen unreflektiert zu sein und einfach vorauszusetzen, dass sie hier als Frau besonders betroffen ist und das nicht sein kann und deswegen geändert werden muss.

Er kommt mir so vor als habe jemand die typische Opferhaltung zu stark verinnerlicht und schafft es gar nicht mehr mal darüber nachzudenken, ob „Frau“ hier wirklich die richtige Kategorie ist.