Lou Zucker meint, dass man eine Vermögensobergrenze für Männer einführen müsste, weil Männer sonst zuviel Schaden anrichten:
Bis wir das Patriarchat abgeschafft haben, brauchen wir dringend strikte Einkommens- und Vermögensbegrenzungen für Männer – aus Sicherheitsgründen. Der Fall Jeffrey Epstein hat wieder einmal gezeigt, welchen Schaden zu viel Geld und Macht in den falschen Händen verursachen können. Genauer gesagt, in Händen von Leuten, die von klein auf in dem Glauben erzogen werden, ihnen gehöre die Welt – inklusive der Frauen darin.
Natürlich denken nicht alle Männer so. Noch ein wichtigerer Disclaimer: Natürlich denken auch Männer so, die keine millionenschweren Finanzberater sind. Aber wenn man praktisch etwas tun will, um sexualisierte Gewalt zu reduzieren, muss man irgendwo anfangen. In Zeiten, in denen wir andauernd von Männern lesen, die ihre Macht und ihren Reichtum dazu missbraucht haben, ungestört Frauen zu belästigen und zu vergewaltigen, drängt sich die These auf: weniger Macht und Reichtum für Männer gleich weniger sexualisierte Gewalt.
„Drängt sich auf“. Was sich da wohl noch so alles aufdrängen würde?
Natürlich im wesentlichen mal wieder die Verwechselung, dass einige wenige Männer mit Geld bestimmte Sachen gemacht haben und deswegen alle Männer mit Geld verdächtigt werden könne oder bestraft werden können. Natürlich gibt es auch genug arme Personen, die Sexualdelikte durchführen. Sie geraten üblicherweise nur nicht so deutlich ins Rampenlicht wie berühmte Personen.
Die Frage, welche mächtigen Männer noch alles durch seinen Fall »zu Schaden kommen« könnten, scheint wieder einmal wichtiger zu sein als die Frage, welchen Schaden die Betroffenen erlitten haben, wie er kompensiert werden könnte und wie wir solche Fälle in Zukunft verhindern.
Letzteres ist eine sehr komplexe Frage und die Vermögen von Männern zu begrenzen ist eine sehr simple und verkürzte Antwort. Sexualisierte Gewalt passiert in einer Gesellschaft, in der sie nicht gesehen, nicht ernst genommen, in der sie geduldet, als »natürlich« hingenommen oder sogar propagiert wird. Sie geschieht da, wo Täter*innen kaum Konsequenzen zu befürchten haben und Schuld und Scham oftmals den Betroffenen aufgedrückt werden. Sie entsteht, wenn Männer von klein auf lernen, sie müssten immer stark und dominant sein, keine Gefühle zeigen – und sich diese angestauten Gefühle irgendwann Bahn brechen. Sie ist integraler Teil eines Systems, das Männern eine Machtposition einräumt und ihnen sexualisierte Gewalt als wirksames Mittel präsentiert, diese Machtposition zu verteidigen.
Dieses System heißt Patriarchat. Viele Feminist*innen – darunter auch Männer – arbeiten weltweit hart daran, es abzuschaffen und machen dabei immer mehr Fortschritte. Doch es wird wohl noch eine Weile dauern. In der Zwischenzeit sollten wir dringend etwas tun, um sexualisierte Übergriffe zu minimieren. Dafür zu sorgen, dass sich weniger Geld und Macht in Männerhänden ansammelt, wäre ein Anfang.
Die Idee, dass sexualisierte Gewalt ein Mittel ist eine Machtposition zu verteidigen und nicht weit eher andersrum, also das Gewalt und Macht Mittel sind um Sex zu bekommen, finde ich immer wieder erstaunlich.
Auch erstaunlich, dass man so etwas veröffentlicht. Es ist wieder eine dieser Ideen, die glücklicherweise nicht umsetzbar sind, die aber ein deutliches Signalling enthalten (im Kampf gegen das Patriarchat).