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Tag: 7. August 2019
Hexenverfolgung und Hexenverbrennungen als feministisches Argument für die schlechte Situation der Frau in der Vergangenheit
In Debatten auch in diesem Blog aber auch an anderer Stelle wurde schon wiederholt auf Hexenverbrennungen abgestellt. Diese werden beispielsweise als Beleg dafür herangezogen, dass Frauen es in der Vergangenheit besonders schlecht hatten und eine feindselige Einstellung gegenüber Frauen die Vergangenheit geprägt hat.
Frauen seien eben, wenn sie dem Mund aufgemacht hätten, als Hexen verbrannt worden oder hätten sich jedenfalls unter diesem Verdacht gesehen und insoweit werde deutlich, dass hier eine große Anzahl von Frauen verfolgt und getötet worden ist.
Das ist schon deswegen ein schlechtes Argument, weil in den Hexenverfolgungen natürlich auch eine Menge Hexer sehr gefoltert, verbrannt oder auf andere Weise getötet worden sind. Aberglaube war allgemein eine weit verbreitete Sache und die Küche trug dazu bei, dass man glaubte, dass auf diesem Weg etwas Gutes für die Welt getan werden könnte. Natürlich war die Hexenverfolgung insoweit ein beliebtes Instrument, um Konkurrenten zu beseitigen oder anderweitig gegen unliebsame Person vorzugehen.
Wenn der Konkurrent besonderen Erfolg hatte, dann konnte man ihn beschuldigen, dass er diesen nur deswegen hat, weil er mit dem Teufel im Bunde steht. Oder weil er andere unlautere Methoden verwendet. Wenn sich der Mann zu sehr für eine junge Frau interessiert, dann konnte man sie beschuldigen, dass sie ihn verhext und sie so aus dem Weg schaffen. aber auch, wenn jemand etwas durch Wissenschaft erreichte, dann konnte dies dazu führen, dass die Leute es auf Magie zurückgeführt haben und in der Hexerei beschuldigt haben.
das lohnt sich natürlich bei Männern und Frauen. Ob mehr Männer oder mehr Frauen zum Opfer gefallen sind war wohl dabei auch regional verschieden. In einigen Bereichen wurde die Hexerei eher Frauen zugeordnet, in anderen waren Männer genauso betroffen.
In der Wikipedia findet sich das folgende dazu:
Modern scholarly estimates place the total number of executions for witchcraft in the 300-year period of European witch-hunts in the five digits, mostly at roughly between 40,000 and 50,000 (see table below for details),[3] but some estimate there were 200,000 to 500,000 executed for witchcraft, and others estimated 1,000,000 or more.[4][60][61][62] The majority of those accused were from the lower economic classes in European society, although in rarer cases high-ranking individuals were accused as well. On the basis of this evidence, Scarre and Callow asserted that the „typical witch was the wife or widow of an agricultural labourer or small tenant farmer, and she was well known for a quarrelsome and aggressive nature.“
While it appears to be the case that the clear majority of victims in Germany were women, in other parts of Europe the witch-hunts targeted primarily men, thus in Iceland 92% of the accused were men, in Estonia 60%, and in Moscow two-thirds of those accused were male.
At one point during the Würzburg trials of 1629, children made up 60% of those accused, although this had declined to 17% by the end of the year.[63] The claim that „millions of witches“ (often: „nine million witches„) were killed in Europe is spurious even though it is occasionally found in popular literature, and it is ultimately due to a 1791 pamphlet by Gottfried Christian Voigt.[64]
Approximate statistics on the number of trials for witchcraft and executions in various regions of Europe in the period 1450–1750:[65] Region Number of trials Number of executions British Isles and North America ≈5,000 ≈1,500–2,000 Holy Roman Empire (Germany, Netherlands, Switzerland, Lorraine, Austria, Czech lands – Bohemia, Moravia and Silesia) ≈50,000 ≈25,000–30,000 France ≈3,000 ≈1,000 Scandinavia ≈5,000 ≈1,700–2,000 Central & Eastern Europe (Poland-Lithuania, Hungary and Russia) ≈7,000 ≈2,000 Southern Europe (Spain, Portugal and Italy) ≈10,000 ≈1,000 Total: ~80,000 ≈35,000
erscheint also als werden die Zahlen teilweise stark übertrieben. Zwischen 35.000 Hinrichtungen und 1.000.000 ist erst einmal eine sehr große Lücke. Interessant auch, dass angeführt wird, dass das typische Opfer eine Witwe auf einer kleinen Farm war. Da liegen ökonomische Interessen natürlich auf der Hand, wenn man sich danach vielleicht genau dieses Land entweder unter den Nagel reißen kann oder es zumindestens mit einem fähigeren Bauern besetzen kann (aus der Sicht eines Herrschers)
Mir scheint aber auch ansonsten ein sehr schlechtes Argument zu sein. Immerhin könnte man genauso die Männerfreundlichkeit anführen, da diese wiederholt zu Kriegen eingezogen worden sind, weit eher als Frauen diverse Frondienste erledigen mussten etc. In den allgemein kriegen dürften mehr eingezogene Männer gefallen sein als selbst bei den hohen Schätzungen der Hexenverfolgung.
Insofern finde ich es eine relativ schwaches Argument, dass auch allgemein von Übertreibungen zu leben scheint. Vielleicht kann es jeher noch einmal jemand darlegen.