Ein Mann berichtet, wie er mit häuslicher Gewalt gegen sich umgegangen ist:
Leid tat ihm Susanne (Name geändert) schon, als er sie mit Anfang 20 auf einem Online-Portal kennen lernte. Bereits während des ersten Treffens behauptete sie theatralisch, in einer Beziehung zu stecken, in der sie viel Gewalt erleide. Weissenberg glaubte ihr die Story und tröstete sie, fühlte sich als Beschützer. Er tat alles, um ihre Wünsche zu erfüllen und sie zufriedenzustellen – vor allem materiell. Schmuck, Kleidung, Luxusferien: Susanne hatte nie genug. Bekam sie nicht, was sie sich wünschte, weinte sie. «Ich war beziehungsunerfahren und dachte, das sei normal», erinnert sich Weissenberg. Der Haussegen war abhängig von seiner Zahlungskraft.
Auch durchaus klassisch denke ich: Die Täterin, die sich als Opfer darstellt und zunächst erst rein psychisch Druck ausübt.
Jede Kleinigkeit brachte sie in Rage
Der junge Mann begab sich immer stärker in die Abhängigkeit von Susanne. Sie drängte ihn, bei sich einzuziehen, und verlangte, seine Möbel zu entsorgen oder zu verkaufen, da bei ihr ja schon alles vorhanden war. Weissenberg sagt:«Ich merkte, wie sie nach und nach mein ganzes Leben verramschte.»Von der Kleidung bis zum Parfum, alles hatte er nach ihrem Gusto zu ersetzen. Das Szenario mündete schliesslich in einem gemeinsamen Konto, auf das die Gehälter der beiden Gutverdiener flossen. Praktisch, fand Susanne. Mit einem Haken für Weissenberg: Nur sie besass eine Karte. Brauchte er etwas, bekam er ein paar Euro Taschengeld.Susannes Wünsche wurden immer mehr. Autos mussten her, ein Anbau am Haus, eine Umgestaltung des Gartens. Zufrieden war sie nur, wenn Nachbarn, Bekannte und Freunde staunten. Nur genügte das Geld bald nicht mehr – und so hatte Weissenberg mit anzupacken.
Da hätte er, aber das ist leicht gesagt, wahrscheinlich früher einen Riegel vorschieben (oder noch besser aussteigen) sollen. Aber so hat sie eben immer weiter gemacht, weil auch kein Widerstand vorhanden war.
Es muss zu dieser Zeit gewesen sein, als Susanne merkte, dass Gewalt ihren Partner zu Höchstleistungen antreiben kann.Zum ersten Mal handgreiflich wurde sie auf einem Wochenendtrip. Die Unterkunft entsprach nicht ihren Vorstellungen, war ein «Drecksloch». Das teilte sie denn auch dem Hotelier mit. Weil sich Weissenberg schämte, verliess er die Rezeption. Susanne ging ihm nach, schrie ihn unentwegt an, beleidigte ihn und schlug ihn ins Gesicht.
Das ist dann eben eine noch effektivere Masche um ihn ganz unter Kontrolle zu bringen. Ein immer stärkerer Wutanfall außer proportion zu den eigentlichen Geschehnissen, den er dann gerade weil er so heftig ist lieber vermeiden möchte. So erzieht man dann auch gleich dazu, vorbeugend bereits keinen Streit aufkommen zu lassen.
Er wartete, bis der Ausbruch vorbei war
Von diesem Zeitpunkt an brachte sie jede Kleinigkeit so sehr in Rage, dass sie ihren Partner dauernd drangsalierte. Die falschen Blumen, Verspätung, zu heisses Wetter: Alles war Grund genug. Sie prügelte auf ihn ein, schubste ihn sogar die Kellertreppe runter, wobei er sich ein Bein brach. Anstatt auszuholen, kauerte sich Weissenberg am Boden zusammen und wartete, bis der Ausbruch vorbei war. Weissenberg sagt:«Ich stellte mich einfach tot und zog mich in eine gefühllose Hülle zurück.»Eine Methode, die er perfektioniert habe.Weissenberg entschuldigte Susannes Ausbrüche als Kurzschlussreaktionen. Natürlich hätte er sich wehren können – doch eine Frau schlägt man nicht. Und er hätte zur Polizei gehen können – doch einem Mann glaubt man nicht. Das dachte zumindest Weissenberg. Einmal kam seine Freundin auf ihn zu, öffnete den Bademantel und begann, ihren Körper unter Schreien blutig zu kratzen. Dann zog sie ein Aufnahmegerät aus der Bademanteltasche. Die Drohung hielt Weissenberg von der Flucht ab. Ganze sieben Jahre lang.
Eine Woche lang im Auto geschlafen
Die Wende kam eines Morgens auf dem Weg zur Arbeit. Von Halsweh geplagt telefonierte er mit Susanne, die ihn auf Schritt und Tritt kontrollierte. Er überlegte, wie es ihm gelingen könnte, unbemerkt zur Apotheke zu fahren und Halspastillen zu holen. Dabei wurde ihm bewusst, dass er als erwachsener Mann nicht mehr fähig war, auch nur die kleinste Entscheidung selbst zu treffen. Weissenberg hängte auf und entschloss sich, zu fliehen. Mit nichts als einem Wagen und dem, was er am Leibe trug. Eine Woche lang schlief er im Auto auf einer Raststätte. Er eröffnete ein eigenes Konto, nahm sich nach dem ersten Lohn ein Hotel, nach ein paar Monaten eine eigene Wohnung.«So etwas wie ein Frauenhaus für Männer gab es nicht.»Der Autor ist heute Gründer und Betreiber von zwei Männerschutzwohnungen. Insgesamt gibt es sechs davon in Deutschland. In ihnen finden Männer, die unter häuslicher Gewalt leiden, Unterschlupf. Wie verbreitet das Problem sei, zeige die sehr hohe Nachfrage der Angebote. «Männer schämen sich aber immer noch dafür, sich als Opfer zu outen», sagt Weissenberg. Auch er schämte sich, bis er seine Geschichte öffentlich machte. Angezeigt hat er Susanne trotz des neu gefassten Mutes bis heute nicht.
Das ist ja immerhin ein guter Ausgang, bei dem er auch gleich noch die Situation für andere verbessert hat. Erstaunlich, dass man sich so unter Druck setzen lassen kann.
„Erstaunlich, dass man sich so unter Druck setzen lassen kann.“
Auch erstaunlich, daß er so schnell einen konstruktive Umgang mit seiner Schwäche nach dem narzisstischen Mißbrauch durch sie gelernt hat.
Wie er dazu kam, sich das gefallen zu lassen, wäre nicht erstaunlich, sondern interessant. Es dürfte ziemlich wahrscheinlich sein, daß er diese Entwertung seiner Person bereits von einem oder beiden Elternteilen erfahren konnte, so daß es für ihn zu normal war, um es als Mißbrauch verstehen zu können. Das kam erst ganz am Ende mit seiner Susanne, die es zu weit trieb.
Wenn das so zutrifft, könnte man spekulativ noch weitergehen und behaupten, daß seine Mutter ihn entwertet oder zum Kuschen konditioniert hatte. Zumindest kenne ich es so, daß man gegenüber nur einem Geschlecht anfällig ist, sich erneut ‚mißbrauchen‘ zu lassen, während man gegenüber dem anderen ganz normal eine zeitlang hereinfallen kann, es aber doch schnell merkt, zumindest viel früher als in 7 Jahren. Aus meinem Umfeld ist es bei weiblichen Personen so, daß sie das Prinzip steter Tropfen höhlt den Stein und langsam das Wasser erhitzen, so daß der Frosch nicht heraushüpft 🙂 benutzen. Bei Männern ist es eher die kackige Entwertung und unbarmherziges Draufhauen, was einen verdattert und selbstzweifelnd zurückläßt. Woran diese dann weiter andocken können.
In diesem Zusammenhang fiel einmal der Ausdruck Resilienz, in dem Sinne, widerstandsfähig gegenüber den Anliegen anderer zu sein (also nicht im anderen Sinne der Krisenfestigkeit). Das fand ich nicht zielführend, zumindest, wenn bei dem vulnerablen Partner eben dieser narzisstische Mißbrauch schon durch die Eltern vollzogen wurde.
Aber das nur zwecks psychologischer Anteilnahme an seinem Schicksal, welches er zum Glück gut wenden konnte. Es geht hier ja eher um Sozialwissenschaftliches. So betrachtet, hat die Mutter ihn so erzogen, daß er Frauen nützlich erscheinen muß und von ihrem Urteil abhängig war. Nutzbar zu sein ist leider auch etwas, was schon zu einem guten Teil in unseren Genen steckt und erstmal bekämpft werden muß :-p
Es dürfte ziemlich wahrscheinlich sein, daß er diese Entwertung seiner Person bereits von einem oder beiden Elternteilen erfahren konnte, so daß es für ihn zu normal war, um es als Mißbrauch verstehen zu können
Ich habe anderthalb Jahre mit einer Borderlinerin in meinem Lebenslauf, über die ich rückblickend nur den Kopf schütteln kann. Aber daher kann ich sagen, dass deine Vermutung eine viel zu große Kanone für einen durchschnittlich großen Vogel ist.
Auf Seiten des Mannes reicht eine zu große Konzilianz und der Glaube an die Gute Frau, oder präziser: Der Unglaube an das weibliche Monster. Wenn dieser Unglaube dazu führt, dass der Mann wirklich niemals Grenzen zieht, egal, was die Frau macht, könnte man noch eine ödipale Mutter in die Vermutungsmischung werfen.
Und dann gibt es wohl noch ein weiteres Dutzend an Startbedingungen, die dazu führen, dass ein Mann nicht weiß, wie er sich gegen eine Frau wehrt.
Vermuten würde ich nur immer vorhandene Grundzutaten:
„Das Gute ist weiblich, das Böse ist männlich“ als Grundrauschen.
„Ich habe noch nie einen Mann gesehen, der eine Frau in ihre Schranken gewiesen hat“ oder auch: keine Vaterfigur als Ergänzung.
Sehe ich auch so. Ich hatte in meiner Freundinnen-Liste auch eine Narzisstin, die eigenen Anpassungsschritte sind immer so klein, dass man sie kaum wahrnimmt (Frosch auf der Herdplatte). Gerade wenn man in einem relativ intaktem Umfeld aufgewachsen ist, in dem man gewohnt ist, auf gegenseitiger Basis Kompromisse einzugehen, ist man sehr anfällig.
Gott sei Dank hatte sie dann was mit einem Anderen angefangen, sonst würde ich vielleicht immer noch an der kleben. Erst rückblickend setzte dann ein Verarbeitungsprozess ein. War eine sehr lehrreiche Sache für mich (seither bemerke und blocke ich weibliche Manipulationsversuche sehr viel besser).
@Androsch, bzgl. Manipulationsdetektion Glückwunsch. Solltest Du zu den eher empathischeren Persönlichkeiten gehören, bleibt es trotzdem ein steiniger Weg. Kognitive Empathie (auch bei Personalführung in Firmen wichtig) findet man bei Narzissten häufig. Sie dient im Unterschied zur affektiven Empathie aber eher dazu, Dich auszurechnen. Gnörchz.
Die ultimative Allzweckwaffe ist für Empathen wahrscheinlich, auf ihr Unwohlsein zu achten. Sicher muß man Konflikte durchstehen, wenn es aber auffällig wird, daß jemand ums Verrecken keine Augenhöhe anstrebt, sondern das Gegenteil – weg damit.
@only me: Hab ich auch durch, etwas unter einem halben Jahr. Die Aufarbeitung und Klarwerdung hat ziemlich lange gedauert. Auch das Selbstverständnis in diesem destruktiven Spiel. Ich denke, dass solche Dinge wie massive häusliche Gewalt über Jahre hinweg eines Gegenparts bedürfen, beim Narzissmus eines Co-Narzissten beispielsweise,
(Sollte „anderthalben Jahr“ heißen.)
Wenn Du nur den Kopf über die Borderlinerin schütteln mußtest, hast Du Glück gehabt. Das braucht bei manchen viel Zeit zur Entgiftung.
Ich denke auch, mein Beitrag liefert Munition für falsche Schlüsse seitens Feministinnen (Mann = selbst schuld); das war nicht Intention. Deine Formulierung „Der Unglaube an das weibliche Monster“ in Verbindung mit nachlässigem Grenzenziehen ist ausreichend, das dürfte für normale Männer schon blauäugig sein und in nachteilige Situation führen, das ist wahr. Also packe ich die große Kanone wieder ein; es gibt solche stark vorgeschädigten Männer, aber sie sind nicht die Mehrheit.
Und Feministinnen werden den Teufel tun und von Vorteilen und Voreingenommenheit absehen. Um wieder auf den Punkt zu kommen, den Matze auch schon andeutete 🙂
Kurz auf den Punkt: Es ist schlicht sehr gut möglich, daß Tami W. einfach nur ein gern dazu stehender friedliebender, toleranter Mensch ist. Moderne Erziehung und so …
„Auf Seiten des Mannes reicht eine zu große Konzilianz und der […] Unglaube an das weibliche Monster. Wenn dieser Unglaube dazu führt, dass der Mann wirklich niemals Grenzen zieht…“
Da stimme ich dir zu.
Ich hatte mal eine Freundin, die mit Selbstmord drohte (nicht verbal). Das war schwierig, von ihr weg zu kommen.
Wer dann empathisch und konsensbedürftig ist, dürfte bei der falschen Partnerin untergehen.
Man muss in einer Beziehung auch seinen Mann stehen. Und das heisst auch, Konflikte auszutragen und auch auszuhalten. Das ist schwierig, für die meisten Menschen unangenehm, und erfordert auch Übung und oft Feingefühl und diplomatische Umgangsformen, die nicht jedem in die Wege gelegt sind.
Und dazu kommt die Effektivität negativer Verhaltenssanktionierung. Nur wenn man negatives Verhalten sanktioniert, wird man Achtung erlangen. Das fängt an, in dem man sagt „Dieses Verhalten ist nicht in Ordnung.“
Gerade für beziehungsunerfahrene ist es da natürlich schwer, zwischen „normalem Konflikt“ und „Psychotussi“ zu unterscheiden. Aber auch bei erfahrenen Menschen, die nicht 100% selbstbewusst sind, kann die Manipulationsfalle schnell zuschnappen und man sich nicht wehren, weil man den anderen ja liebt.
Aber immer gilt, bei Frauen wie Männern: Bei Gewalt sofort abhauen. Wenn das einmal anfängt wird es schlimmer. Immer.
Und Konten zusammenlegen ist auch eine schlechte Idee. Es schafft Konflikte, immer. Gemeinsames Haushaltskonto ist viel besser, dann hat jeder seine Freiheit und niemand wird über or teilt, weder absichtlich noch unabsichtlich.
„Und Konten zusammenlegen ist auch eine schlechte Idee. Es schafft Konflikte, immer. Gemeinsames Haushaltskonto ist viel besser, dann hat jeder seine Freiheit und niemand wird über or teilt, weder absichtlich noch unabsichtlich.“
Na ja, immer nicht. Das hängt sehr davon ab, wie hoch das Einkommen ist und wie die beiden Partner ticken. Meine Frau ist z.B. relativ bescheiden, ich auch (wobei ich bisher die größeren Fehlinvestitionen hatte).
Ich habe mal ähnlich wie du gedacht und hatte daher einen Art Haushaltsgeld verwaltet und für jeden von uns ein gleich hohes „Taschengeld“. Mittlerweile habe ich das aufgegeben, weil wir es schlicht nicht brauchten. Bleibt am Monatsende immer was übrig und unsere persönlichen Ausgaben sind überschaubar, so dass gegenseitige Großzügigkeit nicht sehr schwer fällt.
Ja, wenn beide gleich ticken, und zwar in die sparsame Richtung, dann ist das die einzige Kombination, die funktioniert.
Surviving the Female Narcissist: A Deconstruction by Richard Grannon
http://www.youtube.com/watch?v=UE5fZaAzXws 52 Minuten Video
Er stellt die gesellschaftlichen Stereotypen von männlichen u. weiblichen Narzisten gegenüber, meint weibl. Narzisten werden häufig mit BPD o. HPD diagnostiziert, und das manche Qualitäten die solche Frauen vorweisen in Teilen als genuin weiblich angesehen werden. Er mein an hand von Memes könnte man dies als großflächig geteilten Wissensstand erkennen. So wären Eitelkeit, Infantilität, Verletzlichkeit u.a., als krankhafte Ausprägungen von BPD/HPD, von vielen als normales oder erstrebenswertes Verhaltensmodel angesehen
Lehrreiche 52 Minuten würde ich sagen. Sind Vilars Bücher eine Möglichkeit manipulatives Verhalten bei Frauen besser zu verstehen und abzuwehren? Welche Bücher wären dafür geeignet?
Zumindest ‚der dressierte Mann‘ ist nach wie vor aktuell.
Hirigoyen (Masken der Niedertracht) konzentriert sich mehr auf das gesellschaftliche Phänomen, und lehnt den Täterschutz ab. Das finde ich wichtig, für mich sind boshafte oder denkfaule Narzissten ausbeutende Schweine, denen man mit aller Härte eine reinhauen muß (wenn man es kann). Hirigoyen bringt abseits von der Geselschaftskritik auch Einzelfall- und Interaktionsbeispiele, bis hinein ins Arbeitsleben. Empfehlenswert.
Dein Video hatte ich bereits gesehen und als hilfreich in Erinnerung.
Was ich außerdem noch empfehle, und was einige Knoten – bei entsprechender Disposition – platzen läßt:
https://www.youtube.com/channel/UCSP7F556NZ8Vk9lm9pk0FvA
Sie ist auch eine von denen, die keinen Täterschutz betreiben. Und schafft es m.E., über den Schatten Feminismus zu springen. Vielleicht eher für solche geeignet, die bezüglich boshafter, männlicher Narzissten Probleme haben/hatten. Aber sie ist sehr breit aufgestellt.
Anzeigen wegen was?
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