Crumar schreibt in einem Kommentar etwas zu einer interessanten Abgrenzung:
Wieso gab es früher, in der guten alten Zeit der Denk- und Differenzierungsfähigkeit:
1. das Stereotyp,
2. das Klischee,
3. das Vorurteil?
Waren das nur semantische Spielchen oder hatte das einen Sinn?Das Stereotyp ist ein (situative) Generalisierung auf der Basis individueller oder kollektiver Erfahrungen.
Das Klischee ist die mediale Reproduktion und Verfestigung dieser Stereotype.Was unterscheidet beide vom Vorurteil?
Dieses steht erstens fest, bevor überhaupt eine Erfahrung gemacht werden konnte und es handelt sich zweitens in 99% aller Fälle um eine Abwertung des Sachverhalts oder der Gruppe.
D.h. das Vorurteil ist in der Regel im Gebrauch pejorativ und irrational verfasst.Ein Stereotyp kann falsch generalisieren, weil die Summe der konkreten Erfahrungen beschränkt ist und es kann schlicht falsch sein, aber es kann umgekehrt durchaus wahr sein und für die beschränkte Anzahl der Erfahrungen zutreffend.
Warum haben die Postmodernen und Intersektionalisten keine Lust auf diese Differenzierung und was bezwecken sie damit?
Sie behandeln erstens – und das müsste euch aufgefallen sein – jedes (missliebige) Stereotyp wie ein Vorurteil.
Beispiel: „Frauen können schlechter einparken!“
Das darf nicht gesagt werden, denn „das ist ein frauenfeindliches Stereotyp!“ – ist es aber nicht.
Es ließe sich aus der durchschnittlich geringeren Kilometerleistung von Frauen im Jahr rational ableiten, diese hätten – im Schnitt – eine geringere Fahrpraxis und zu dieser Praxis zählt einparken.
Geringere Fahrpraxis -> Beobachtung: schlechtere Fähigkeiten beim einparken.
Handelt es sich also um ein Vorurteil? Definitiv nicht (s. Fahrpraxis und Beobachtung). Eine Verallgemeinerung? Absolut. Aber deshalb per se unwahr? Keineswegs! Eine bewusste Abwertung von Frauen? Nope. Frauen mit überdurchschnittlicher Fahrpraxis parken wahrscheinlich besser ein als Männer mit durchschnittlicher. Trotzdem ist die Aussage für Frauen als Gruppe im Schnitt korrekt, eben weil sie im Schnitt eine geringere haben.Indem sie aber so tun, als wäre das Stereotyp ein Vorurteil, bestreiten sie rundweg: a. es gäbe eine rationale Grundlage für das Stereotyp, b. individuelle und kollektive Erfahrungen können (in Grenzen) generalisierbar und c. wahr sein.
Das gilt natürlich nicht für die von ihnen verwendeten Stereotype, wonach Frauen bspw. prinzipiell friedfertig, besser kommunizierend und besser im Team arbeitend, da Multitasking begabter sind. Die sind sakrosankt, weil sie eine die eigene Gruppe aufwertende Funktion haben – völlig ungeachtet ihres Wahrheitsgehalts.
D.h. die propagandistische Verwendung des Stereotyps in diesem Sinne (als Vorurteil) dient der Sprach- und Denkkontrolle.
Indem diesem Begriff ein völlig andere Bedeutung untergejubelt und der Versuch gestartet wird, dass sich durch die Propaganda die Bedeutung des Begriffs in ihrem Sinne im Sprachgebrauch durchsetzt.Haargenau der gleiche Machtkampf beim von ihnen erfundenen Begriff „Maskulinisten“ statt dem wahren „Maskulisten“ – wenn sie sich den Begriff in diesem Sinn als Fälschung unter den Nagel reißen, können sie exklusiv definieren, um was es sich bei „Maskulinisten“ handelt.
Zum Abschluss: wer sich und uns einen Gefallen tun will, lehnt diese Vermischung von Stereotyp, Klischee und Vorurteil ab und besteht auf einer, dieser Differenzierung.
Ich würde ergänzen:
- Unterschiede im Schnitt sind etwas anderes als Unterschiede als absolute Gruppeneigenschaft
- Normalverteilungen mit abweichenden Mittelwerten aber sich überlappenden Trägern sind oft weitaus näher an der Wahrheit.
Und natürlich wäre bezüglich des Einparkens nicht nur die Fahrpraxis interessant, sondern es ist eben eine Tätigkeit die gewisse Anforderungen an das räumliche Denken stellt, welches im Schnitt bei Männern besser ausgeprägt ist.
Ich würde zustimmen, dass viele Feministen schlicht jede Unterscheidung, die nicht rein kulturell und damit änderbar ist, als unberechtigt ansehen, eben auch Unterschiede im Schnitt und in Form von Normalverteilungen. Damit kommen sie immer wieder in Konflikt mit der Realität zustande.