Pinkstinks will Kritik am Feminismus aufgreifen:
Feminismus hasst Männer.
Diese Kritik wird gerne von Männern vorgebracht, die prinzipiell nichts gegen eine gleichberechtigte Gesellschaft haben und sich selbst als „gute Typen“ verstehen, vor denen Frauen nichts zu befürchten haben. So nachvollziehbar sie anhand überspitzter, pointierter Hashtags wie #menaretrash sein mag, so substanzlos ist sie im Kern. Mit Sicherheit gibt es Menschen innerhalb des feministischen Spektrums, die Männer aus welchen Gründen auch immer hassen. Aber die überwiegende Mehrheit hat Probleme mit spezifischen Aspekten von Männlichkeit, nicht mit Männer an sich. Und im weiteren Verlauf eben sehr wohl mit Männern, die Sexismus für Unfug halten, Feminismus für die Emanzenweltverschwörung und Privileg für ein Konstrukt, um andere zu diffamieren und sich selbst in den Vorteil zu setzen. An der Debatte um #menaretrash lässt sich das gut nachvollziehen. Die überspitzte Formulierung in einem satirischen Gedicht der Journalistin Sibel Schick, dass „Männer strukturell Arschlöcher sind“, verleitet zahllose Männer dazu, sich wie besagte Arschlöcher zu verhalten und Schick mit Beschimpfungen, Vergewaltigungen und Todesdrohungen einzudecken. Warum sind wir nicht darauf wütend?
Ein ziemliches Ausweichen, gerade weil sie gegen „Feminismus hasst Männer“ agieren und man es damit perfekt umdrehen kann. „Sicher gibt es vereinzelt Leute, die aus welchen Gründen auch immer Feministinnen hassen. Aber die überwiegende Mehrheit hat Probleme mit spezifischen männerfeindlichen Aspekten von Feminismus. Warum wird auf die überspitzte Kritik eingegangen und warum darf Sibel unter dem Deckmantel des Feminismus Männer abwerten? Gegen einen Feminismus, der auf Gleichberechtigung aus ist haben wir nicht, aber gegen einen toxischen Feminismus, der eine übliche Identitätspolitik dazu mißbraucht Leute nach Hautfarbe und Geschlecht abzulehnen schon“.
Feminismus ist nicht kritikfähig.
Die Hälfte dieses Kritikpunktes hat sich schon mit dem Vorwurf, Feminismus sei zerstritten, erledigt: Es gibt große Verwerfungslinien wie Prostitution, Kopftuchverbot und andere innerhalb des Feminismus, entlang derer sehr hart und gestritten und kritisiert wird. Was Kritik von außen anbelangt, ist Feminismus nicht besser oder schlechter als andere politische Ideen. Politischen Ideen hängt man zumeist aus Überzeugung an. Das bedingt, dass man in Debatten nicht leicht vom Gegenteil zu überzeugen ist. Sei es nun aufgrund des zwanglosen Zwangs des besseren Arguments oder der eigenen Starrköpfigkeit. Darüber hinaus verwechseln viele Kritiker*innen Kritikfähigkeit mit Kritikübernahme. Als Autor beweise ich Kritikfähigkeit nicht dadurch, dass ich mich mit allen Einwänden gegen meine Formulierungen und Argumente gemein mache, sondern dadurch, dass ich sie erwäge und dann entscheide, sie umzusetzen oder zu verwerfen.
Nur machen Feministinnen das eben nicht. Sie hören nicht zu, sie blocken. Sie sind nicht für Meinungsfreiheit, sie rufen zu Boykotts auf, wenn etwas nicht in ihr Programm passt und sie haben auch keine wirklichen Gegenargumente und können ihre eigenen Theorien meist überaus schlecht verteidigen bzw auf Sachargumente stützen. Argumente werden nicht abgewägt, sondern ihnen Raum zu geben ist bereits Ketzerei.
Feminismus ist humorlos.
Stimmt teilweise. Feminismus hat grundsätzlich ein Problem damit, wenn Menschen humoristisch nach unten treten und nicht nach oben. Wenn das Private politisch ist, dann ist es der Humor schon lange. Deshalb findet man Vergewaltigungswitze nicht witzig. Nicht weil die Oberbefehlshaberin der feministischen Weltverschwörung das so verfügt hat, sondern weil man die unfassbaren Ausmaße sexualisierter Gewalt irgendwann nicht mehr ignorieren kann. Also ja: Bei Vergewaltigungswitzen ist Feminismus „unentspannt“. Er hat aber trotzdem Humor. Wenn Margarete Stokowski einen Rant über den deutschen Spargelkult schreibt und ihn als den „alten weißen Mann der Kulinarik“ bezeichnet, mag man das witzig finden oder nicht.
Aber spätestens wenn Christian Lindner sich auf dem Parteitag der FDP über ihren Text aufregt und beklagt, dass Deutschland nicht „Spargelweltmeister“ ist und in der „Spargeltechnologie“ gegen China verliert, dann ist das urkomische Realsatire, weil der Mann rückwirkend eben jenen Spargelkult betreibt, der Spott auf sich gezogen hat.
Natürlich ist Feminismus humorlos. Weil sie alles auf Glaubensdogmen aufbauen, die nicht hinterfragt werden dürfen. Wer sich über eine ihrer Dogmen lustig macht, der wird als Feind gesehen. Jeder kleinste Bestandteil eines Witzes, der politisch unkorrekt ist – was eine häufige Form von Humor ist, weil dieser von Grenzverletzungen lebt – ist ein Verbrechen. Und Stokowski war auch in ihrem Rant nicht witzig.
Feministinnen und Feministen sind humorlos, weil sie Fanatiker sind, die ihre Welt auf Dogmen und deren Unberührbarkeit aufbauen. Der Grad des Humors zu dem sie fähig sind entspricht insofern dem von anderen religiösen Fanatikern. Gerne wird „war doch nur Satire“ aber eingesetzt um Beleidigungen und Hetze zu verschleiern.
Feminismus ist irrelevant.
Der letzte und zugleich langweiligste Kritikpunkt dieser Liste. Feminismus die Relevanz abzusprechen ist ziemlich irrelevant. Klar, vielen Menschen ist Feminismus vollkommen gleichgültig. Das sind dann aber eher nicht die, die ihm Irrelevanz unterstellen. Warum sollten sie mit derlei Unterstellungen ihre Zeit verschwenden? Feminismus ist irrelevant ist letztlich nur eine verbrämte Feminismus ist doof Version. Gerne von Leuten vorgebracht die „Ich kenne keine feministischen Texte weil Feminismus irrelevant ist.“ mit „Weil Feminismus irrelevant ist, kenne ich keine feministischen Texte.“ kombinieren. Außerdem schlägt sich Feminismus zumindest in den weltweiten Google Trends der letzten 12 Monate ganz gut. Nicht so gut wie Demokratie aber doch besser als Humanismus.
Interessanterweise kann er selbst nicht anführen, was den Feminismus relevant macht. Wäre auch ein sehr gefährliches Unterfangen, da in den allermeisten Bereichen die Diskriminierungen, die der Feminismus ausgemacht zu haben glaubt, keine mehr sind. Aber auf das dünne Eis begibt man sich bei Pinkstinks lieber nicht.