Sie ist süß. Sie ist wirklich süß. Natürlich: Wahrscheinlich ist sie objektiv nicht süßer als andere Kinder auch. Aber für ein selbst ist sie einfach süß. Vielleicht ist es einfach dieses Gefühl der vollkommenen Angewiesenheit auf einen selbst, welches letztendlich diese starke Bindung auslöst. Sie kann halt nichts und sie ist nichts ohne einen. Wenn man nicht auf sie aufpasst, sie nicht füttert, nicht für sie sorgt, dann ist es um sie geschehen. Und gleichzeitig hat man diese kleinen Zeichen der Zuneigung von ihr, das Gefühl dass sie ein erkennt, dass sie einen mag, dass sie sich freute, dass man was sie tut. Vielleicht noch nicht mal das man etwas für sie tut, ein Baby kann auf eine ganz eigene Weise glücklich sein und ein Baby Lachen ist eine ganz wunderbare Sache.
Wenn Sie lacht, wenn sie in ihrer kleinen Babysprache Laute von sich gibt, wenn sie auf ein reagiert, dann ist es ein unglaublich schönes Gefühl.
Natürlich ist nicht alles schön. Natürlich hat sie Phasen, bei denen sie schlecht gelaunt ist, bei denen sie Angst hat, bei denen sie sich irgendwie in einem Schreikrampf hineinsteigert. Neulich hat sie 1 Stunde lang geschrien, nachdem wir versucht hatten ihre leicht verstopfte Nase mit einem Nasensauger frei zu bekommen. Sie konnte sich gar nicht mehr beruhigen und wir haben gelernt, dass man so etwas vor dem schlafen gehen wohl besser nicht mehr macht, weil sie schon zu müde ist um das dann verarbeiten zu können. Aber natürlich kann man ihr nicht böse sein, weil sie ja ein kleines Baby ist, dass einfach nur auf seine Art und Weise reagiert und der man noch keine böse Absicht unterstellen kann. Man sieht die kleinen Erfolge, die sie schafft, sei es die Fähigkeit sich herum zu drehen oder bestimmte Sachen zu erkennen und man freut sich.
Natürlich ändert es das Leben in erheblicher Weise. Man wird zwangsläufig etwas spießiger, man kann nicht mehr ohne weiteres ausgehen, weil ja das Baby betreut werden muss. Freunde vergessen das ganz gerne und planen abends Veranstaltungen. Das ideale Treffen für uns ist inzwischen eine Art des Brunch, bei der man dann irgendwann abends aufbricht, weil man dann ihre beste Phase hat, da sie abends anstrengender wird. Gegenwärtiger Plan ist daher an dem heutigen freien Tag zu grillen und sich relativ früh mit Freunden zu treffen. Da kann die kleine dann wunderbar dabei sein und wenn man Glück hat, dann hält sie ihren Mittagsschlaf ganz friedlich in ihrem Bett und später nimmt man sie einfach dazu und setzt sie auf den Schoß. Oder noch besser: In Ihren kleinen Sitzstuhl, bei dem sie dann idealerweise friedlich versichern spielt.
Das ist der Vorteil, wenn man nicht ganz jung Vater geworden ist. Ich muss nicht mehr auf Partys gehen oder in Discos, ich habe gar nichts dagegen mein Abend mit der Kleinen und Südländerin zu verbringen, dann gelegentlich Freunde einzuladen und mit diesen Zeit zu verbringen.
Meistens nehme ich sie morgens, damit die Mutter auch noch mal etwas Schlaf bekommt. Es ist eine schöne Zeit, etwa 2 Stunden mit dem Baby, nur Sie und ich. Es wäre übertrieben zu sagen, dass ich mich dabei durchdurchgängig nur mit ihr beschäftige. Sie schläft auch gerne noch einmal ein, ich schaue neben her mit Kopfhörern irgendeine Serie, es ist sowohl Zeit mit meiner Tochter als auch Zeit für mich.
Ich bin gespannt wie es wird, wenn sie älter wird, wenn sie damit auch mehr wahrnimmt und selbst mehr machen möchte. Gerade wenn sie anfängt Sachen zu verstehen, dann werde ich mich sehr umstellen müssen. Gegenwärtig mache ich noch gerne einen Spruch über alles Mögliche, witzig gemeint, als kleine Frotzelei mit Südländerin. Ich bringe das Baby beispielsweise in die Küche, wo sie kleineren gerade die Geschirrspülmaschine ausräumt und sage so etwas wie “ siehst du Fräulein Schmidt, das ist der Platz einer Frau, in der Küche, wo sie hin gehört“ oder etwas in der Art. Südländerin macht einen entsprechenden Kommentar zurück, es ist eben spaßig gemeint. Aber wenn die kleine erst einmal alles versteht, dann werde ich mir sowas verkneifen müssen.
Glücklicherweise ist es bis dahin noch etwas Zeit.
Vielleicht versteht sie schon mehr, als du glaubst. Nur nicht, dass es als Scherz gemeint war.
So ziehst du dir entweder eine kleine Nachwuchs-Feministin heran, oder es ist bereits das, was Feministinnen als „patriarchale Gehirnwäsche“ bezeichnen.
Einen schönen Mai an alle!
@ Anne:
„Vielleicht versteht sie schon mehr, als du glaubst. Nur nicht, dass es als Scherz gemeint war.“
Ich denke, glücklicherweise ist wohl meist eher umgekehrt.
Zunächst verstehen sie den Scherz als solchen, dann den Inhalt.
Allerdings sehe ich auch die Gefahr, daß man sich als Eltern ganz furchtbar verschätzen kann und irgendwelche Ironien, Satiren etc. mit Pech voll in die Hose gehen und durchaus später negativ relevant werden können. Z.B. wenn der Inhalt internalisiert, aber gar nicht ausreichend verstanden wird. Ganz heikles Thema …
„Allerdings sehe ich auch die Gefahr, daß man sich als Eltern ganz furchtbar verschätzen kann und irgendwelche Ironien, Satiren etc. mit Pech voll in die Hose gehen und durchaus später negativ relevant werden können.“
Jede Elterngeneration macht alles falsch. Damit sollte man sich möglichst frühzeitig auseinandersetzen. Entscheidend ist nicht zu versuchen, es richtig zu machen, sondern authentisch zu sein, also die eigenen Regeln auch zu leben. Das ist besonders für kleine Kinder weit wichtiger, als eine große Erziehungsphilosophie.
„Entscheidend ist nicht zu versuchen, es richtig zu machen, sondern authentisch zu sein, also die eigenen Regeln auch zu leben“
Das sollte eigentlich oberste Grundregel jeglicher Pädagogik sein.
Die erste und am stabilsten funktionierende Form des Lehrens ist die Vorbildfunktion. Vulgo: Kinder ( und auch die meisten Erwachsenen ) lernen durch das Imitieren von Beobachtetem.
Regeln ohne nachvollziehbaren Bezug verderben nicht nur die Lernwilligkeit, sondern letztendlich auch den Charakter.
Hooray,hooray, it’s the first of May
linguistic culture ends today!
( zumindest zwischen Deinen Kopfhörern und hoffentlich nur vorläufig, @Chrissy )
Nur mal ein paar Artikel und Pronomina, die mir mitten in’s Lachzentrum gepurzelt sind:
„Aber für ein selbst ist sie einfach süß“
( Hammerharte Diffamierung der allermeisten Entitäten in „diesem“ Universum )
„Und gleichzeitig hatten diese kein Zeichen der Zuneigung von ihr, das Gefühl dass sie ein erkennt“
„wenn sie auf ein reagiert“
„mein Abend“ ( kontextuell )
u.s.w.
Ein wahrscheinlich recht typisches Phänomen unter jungen ( Erst-)Eltern.
Pragmatik und Prioritäten werden heftig durchgeschüttelt, wobei es seltsamerweise aber wohl den meisten gelingt, trotzdem nicht allzu viel Schaden in Folge anzurichten. Das gibt zu denken ( about genetics and stuff like that ).
Ein ganz anderes Phänomen fiel mir auch auf, das ich zwar überhaupt nicht quantitativ bewerten kann, aber gerade deshalb für einen potentiellen u.u.U. wichtigen Gegenstand der Kindschafts- u. Geschlechterforschung halte:
„Meistens nehme ich sie morgens, damit die Mutter auch noch mal etwas schlaf bekommt. Es ist eine schöne Zeit, etwa 2 Stunden mit dem Baby, nur Sie und ich. Es wäre übertrieben zu sagen, dass ich mich dabei durch durchgängig nur mit ihr beschäftige. Sie schläft auch gerne noch einmal einen, ich schaue neben her mit Kopfhörern irgendeine Serie, es ist sowohl Zeitpunkt meiner Tochter als auch Zeit für mich.“
Der kaum je erwähnte Morgen-Papa!
Finde ich spannend!
Ich suche mal eben, ob ich da das eine oder andere Eigenzitat beisteuern kann, Mombi …..
( …) Jo, da habe ich was ( aus einem Webseitentext, der z.Zt. nicht online ist ):
„Du mußt wissen, Lee-Lou’s Mutter schläft sehr spät ein, dann aber sehr fest und lange. Also war die zweite Nachthälfte sozusagen Fiete’s Dienst. Wenn Lee-Lou dann aufwachte, mußte ich sehen was zu tun war ( Windeln wechseln, trösten wenn aua, und so weiter ).
Morgens vor der Arbeit war dann Lee-Lou’s und meine schönste Zeit.
Kurz ( ca. eine bis eineinhalb Stunden ), aber gut.
Lee-Lou hat meist ein Bißchen gespielt, nachdem sie wach wurde, und ich hab Brote geschmiert, Tee oder Kaffee gekocht, u.s.w…. und nebenbei machten wir das, was wir am Besten konnten.
Einfach wir sein, Papa&Lee-Lou.“
In diesen Morgenzeiten entwickelte es sich auch, daß das Kind anfing Buchstaben an ihre kleine Magnettafel zu heften und zu versuch Worte in Schrift umzuwandeln, was sie dann mit ihren Freunden ( derzeit besonders 2 Nachbarmädels von 6 u. 10 Jahren ) und natürlich unter fachkundiger Nichtanleitung von Prof.Dr.Dr. ( univ. Eastermount on Middelearth ) Fiete rasch ausgebaut hat.
Wohlgemerkt: im zerten Alter von ca. ZWEIEINHALB Jahren ( sic! no lie! ) und OHNE, daß irgendwer sie dazu genudged hätte.
Einen schöneren Jubiläumsbeitrag kann man sich als Leser kaum Wünschen.
„Vielleicht noch nicht mal das man etwas für sie tut, ein Baby kann auf eine ganz eigene Weise glücklich sein und ein Baby Lachen ist eine ganz wunderbare Sache.
Wenn Sie lacht, wenn sie in ihrer kleinen Babysprache Laute von sich gibt, wenn sie auf ein reagiert, dann ist es ein unglaublich schönes Gefühl.“
Schön, dass Du das bewusst wahrnehmen und genießen kannst. Bewahr es auf als einen immateriellen Schatz unermesslichen Werts. Sowas kriegst Du nie wieder.
Traurig die Eltern, die das nicht können und derart mit sich selbst beschäftigt sind, dass sie in ihrem Denken und Fühlen für das eigene Kind nur Notsitze im Leben haben.
„Schön, dass Du das bewusst wahrnehmen und genießen kannst. Bewahr es auf als einen immateriellen Schatz unermesslichen Werts. Sowas kriegst Du nie wieder.“
Wie wahr, wie wahr! Auch wenn es oft anstrengend ist und vermutlich auch Zeiten kommen werden, wo man das liebe Fräulein am liebsten an die Wand klatschen würde. Es ist unschätzbar wertvoll und mit etwas Glück steht da eines Tages ein (fast) erwachsener Mensch vor einem, mit dem man auch ohne Worte in tiefer Liebe und Vertrautheit verbunden ist. Und das, obwohl man natürlich eigentlich die ganzen Jahre nur fröhlich vor sich hin gescheitert ist. Lass es dir nicht wegnehmen! Selbst ohne Trennung werden viel zu viele Väter viel zu weit rausgedrängt aus dem Leben ihrer Kinder und im Gegensatz zu anderen Projekten kann man das nicht nachholen, wenn man es versäumt hat.
Und ja, ich war auch oft ein Morgenpapa. Das war echt hart, aber auch wunderschön.
!!
Klingt sehr herzlich ehrlich. 🙂
Mir sind allerdings ein (übrigens kaputter) Satz und der Anfang des darauffolgenden Satzes aufgefallen, über die ich nicht einfach hinweg gehen will, weil ich mir denke, dass da im Zweifelsfall ein Hinweis zu viel besser ist als einer zu wenig:
„Neulich hat sie 1 Stunde lang geschrien, nachdem wir versucht hatten ihre leicht verstopfte Nasea Sie konnte sich gar nicht mehr beruhigen“.
Ist es in dem Alter nicht eher die Aufgabe der Eltern, das Kind zu beruhigen? (Oder ist das eine Illusion und es ist letztlich doch nur der/die Betroffene selbst, der sich beruhigt? Beruhigungsmittel — nicht nur in Medikamentenform, sondern im neutralen allgemeinen Wortsinne — kann man auf jemanden ja wirken lassen, ohne dass derjenige seine bewusste Zustimmung dazu geben müsste …)
Ich vermute zwar, dass es nicht notwendig ist, aber unabhängig von dieser meiner Vermutung will ich mal einen sehr guten Rubikon-Artikel — und sei es nur „prophylaktisch“ — verlinken, der vor bestimmten „pädagogischen“ Praktiken warnt und ihre Folgen erörtert: https://www.rubikon.news/artikel/die-kinder-dressur