Probleme beim Rollentausch: der Mann als Kinderbetreuer

Der Spiegel hat einen interessanten Bericht eines Vaters, der seiner Frau die Versorgerrolle überlässt und die Kinder betreut. Zu den dabei auftauchenden Problemen:

Es hatte aber auch eine Kehrseite: Ich hatte wenig Anschluss. Zwei Mütter mit kleinen Kindern gehen beliebig oft zusammen Kaffee trinken. Das war mir verwehrt. Ich war in derselben Rolle, aber trotzdem isoliert. Wenn ich bei einer Bekannten mit Kind zu Hause im Wohnzimmer saß, fragte ihr Mann spätestens beim dritten Mal: ‚Was macht der Typ schon wieder auf meiner Couch?‘

Oder ich rief morgens um halb neun bei einer Nachbarin an, um mich zu verabreden. Ihr Mann nahm ab. Dann herrschte erst mal kurz Funkstille und Verwirrung. Ich sehe nicht aus wie George Clooney, aber ich bin tageslichttauglich und damit ein potenzieller Täter.

Nachvollziehbar, dass das etwas schwieriger ist als in einer gleichgeschlechtlichen Gruppe. Vielleicht ginge es eher, wenn immer mehrere Frauen dabei sind, dann ist es weniger intimer, aber das geht ja auch nicht immer

Sowohl Männer wie auch Frauen sagten mir oft: ‚Thomas, super, ganz klasse, was du machst. Aber bei uns ginge das nicht.‘ Ihr Argument ist immer, dass der Mann halt mehr verdient. Aber ich habe oft gemerkt, dass das beide Seiten auch nicht anders wollen.

Hausarbeit ist eine Sisyphusarbeit: Man bringt die Kinder zur Kita, man macht die Wohnung sauber, geht einkaufen, das Kind bringt einen Freund mit nach Hause, dann ist alles wieder unaufgeräumt. Und abends fragt der Partner: ‚Was hast du eigentlich den ganzen Tag gemacht?‘

Auch Frauen müssen lernen, was es heißt, mehr zu verdienen

Umgekehrt haben Frauen ein größeres Problem damit, ökonomische Verantwortung zu übernehmen. Das ist in ihrem Denken überhaupt nicht verankert. Wenn ich meine Abiturienten frage, wollen zwei von zehn Jungs ‚eine Familie ernähren‘ können. In 20 Jahren habe ich das noch von keinem Mädchen gehört.

 

Das ist ein altes Thema hier im Blog: es sind nicht nur die Männer, die Geld verdienen wollen und die Frauen in alten Rollen festhalten, es sind auch die Frauen, die gerne Kinder betreuen wollen und einen Mann, der sie versorgen kann, interessanter finden.

Ich war zehn Jahre lang Vertretungslehrer und die Gymnasiallehrerinnen, die ich vertrat und die ja selbst gut dotierte Jobs hatten, waren alle mit Oberärzten, Notaren oder Richtern zusammen, die ebenfalls gut verdienten. Ich frage mich, warum sich Frauen so oft Partner suchen, die materiell mindestens auf Augenhöhe sind.

Die Erklärung dürfte eben zumindest teilweise in der Biologie liegen: ein guter Job deckt Status und Ressourcen an und beides war vorteilhaft in der Partnerwahl, so dass es sich biologisch verfestigen konnte.

Männer sollen akzeptieren, wenn Frauen mehr verdienen – aber umgekehrt sollten Frauen das, was damit einhergeht, ebenso akzeptieren. Wenn der Mann im Restaurant erwarten würde, dass die Frau die Rechnung zahlt, fänden das viele meiner weiblichen Bekannten komisch, auch wenn sie das bessere Gehalt haben.

Die Rollen, bei denen er um die wirbt und sie mit Essen versorgt, bereit ist in die zu investieren, kann eben nach wie vor attraktiv sein. Und der Gedanke, dass man ihn aushalten muss, kann unattraktiv sein, zumindest auf einer unterbewussten Ebene. Natürlich muss er das nicht, wenn es anderweitig ausgeglichen wird.

Wir kennen ein Pärchen: Beide haben hochbezahlte Jobs in der Medizinerbranche. Als das erste Kind kam, sagte sie knallhart zu ihm: ‚Jetzt hast du mich zu versorgen.‘ Da musste er ran. Es wäre schön, wenn es gleichberechtigter zuginge, aber das liegt auch an den Frauen.

Wenn das Mal als Erkenntnis in die Diskussion eingehen könnte, dann wäre sie etwas voran gebracht.