Kristina Schröder zu den Problemen der Integration und der SPD

Kristina Schröder, die ehemalige Familienministerin, hat ein interessantes Interview gegeben:

Über Integration:

Sie haben sich schon früh mit dem Islam kritisch auseinandergesetzt. Sehen Sie die Gefahr einer Islamisierung Europas?

SCHRÖDER: Mit dem Begriff „Islamisierung“ habe ich ein Problem. Muslime sind in Deutschland nach wie vor eine Minderheit und werden es auch bleiben. Aber ich sehe die Gefahr eines radikalen Islamismus, der auch in Deutschland Fuß gefasst hat. Und natürlich stellt uns Zuwanderung aus muslimischen Ländern integrationspolitisch vor sehr viel größere Herausforderungen als Zuwanderung aus christlichen Ländern.

Eine Aussage, die eigentlich aus meiner Sicht nicht kontrovers sein sollte. Eine gemeinsame Religion führt meist auch zu mehr gemeinsamen Traditionen und damit auch zu mehr Gemeinsamkeiten an sich.

Dazu auch noch einmal das „Gesetz der religiösen Toleranz„:

Angehörige verschiedener Religionen vertragen sich dann gut miteinander, wenn sie ein kooperatives Spiel miteinander spielen können, bzw sich nicht in einem Nullsummenspiel gegenüber stehen.

Um so verschiedener die Ansätze in den Religionen, um so schwieriger ist in vielen Bereichen auch eine Kooperation. Das gilt gerade dann, wenn eine der Religionen relativ radikal ist. Und um so mehr gilt es, wenn viele der Leute eben Sozialleistungen in Anspruch nehmen und sich bwußt als Parallelgesellschaft verstehen.

Worin liegen diese speziell muslimischen Integrationsprobleme?

SCHRÖDER: Wir haben bei jungen muslimischen Männern ein erhöhtes Problem mit Gewaltbereitschaft. Selbstverständlich nicht bei allen. Aber unter 1000 zufällig ausgewählten jungen Männern mit muslimischem Hintergrund werden Sie eine höhere Gewaltneigung finden als bei 1000 zufällig ausgewählten Männern mit nicht-muslimischem Hintergrund. Das liegt an der Sozialisation, dem kulturellen Hintergrund und einem bestimmten Bild von Männlichkeit. Das spüren Sie in unseren U-Bahnstationen, auf den Pausenhöfen und in den Innenstädten. Dieses Problem muss man erstmal benennen können, ohne gleich eins mit der Islamophobie-Keule übergezogen zu bekommen.

Schröder hat ja schon an anderen Stellen eine deutliche Kritik an intersektionalen feministischen Theorien geäußert. Hier dürfte sie auch wieder Kritik aus dieser Richtung erhalten.

Natürlich kann man dagegen anführen, dass es nicht nur die Religion ist, sondern auch Armut, schlechte Bildung, schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt etc. Aber natürlich stoßen hier auch teilweise ganz andere Kulturen aufeinander, wobei viele islamische Länder wesentlich striktere Geschlechterrollen kennen und dort auch aufgrund zB kriegerischer Auseinandersetzungen und anderer Vorstellungen von „Ehre“ und dem Wert der Frau und der Rolle des Mannes ein anderes Verhältnis zu Gewalt besteht.

Und zur Situation der SPD in Abgrenzung zur CDU:

SCHRÖDER: Nicht perfekt, aber mehr als alles anderen Parteien. In CDU-Ortsverbänden sitzt immer noch die Vertreterin der Landfrauen neben dem Rechtsanwalt und dem einfachen Mechaniker. Bei der SPD hingegen hat die Funktionärsschicht den Kontakt zur Basis verloren. Es gibt kaum mehr aktive Sozialdemokraten, die aus der Arbeiterbewegung stammen. Das sind vor allem Akademiker, die SPD-Politik darin erschöpft sehen, sämtliche Minderheiteninteressen dieser Welt zu addieren. Daraus wird aber noch keine Volkspartei.

Das wäre ja der Vorwurf, dass die SPD ihre ursprüngliche Wählergruppe aufgegeben hat und eben teilweise auch von Leuten besetzt ist, die eher auf intersektionale Theorien setzen. Die sind aber schlicht nichts für eine Volkspartei, weil man dort Extrem sein muss und die Leute diese Werte nicht teilen. Die die sie teilen finden sich dann wahrscheinlich eher bei den Linken oder den Grünen (dem Nicht-Realo-Flügel)