Sind die Geschlechterunterschiede für körperliche Attraktivität und gute Einkommensaussichten kleiner in Ländern mit mehr Geschlechtergerechtigkeit?

Eine interessante Studie:

On average, women show stronger preferences for mates with good earning capacity than men do, while men show stronger preferences for physically attractive mates than women do. Studies reporting that sex differences in mate preferences are smaller in countries with greater gender equality have been interpreted as evidence that these sex differences in mate preferences are caused by the different roles society imposes on men and women. Here we attempted to replicate previously reported links between sex differences inmate preferences and country-level measures of gender inequality in a sample of 3073 participants from 36 countries.
Although women preferred mates with good earning capacity more than men did and men preferred physically attractive mates more than women did, we found little evidence that these sex differences were smaller in countries with greater gender equality. Although one analysis suggested that the sex difference in preferences for good earning capacity was smaller in countries with greater gender equality, this effect was not significant when controlling for Galton’s problem or when correcting for multiple comparisons. Collectively, these results provide little support for the social roles account of sex differences in mate preferences
Die Einleitung gibt einen gewissen Überblick:
Sex differences in human mate preferences have been widely reported in the literature on human mating strategies. That women tend to show stronger preferences for long-term mates with good earning capacity than men do, while men tend to show stronger preferences for physically attractive mates than women do, is a particularly robust finding (see Buss & Schmitt, 2018 for a recent review). Since these sex differences have been reported for many different cultures (Buss et al., 1990; Buss & Schmitt, 2018), some researchers have suggested they most likely reflect evolved preferences for the types of mates that will maximize an individual’s reproductive fitness (Buss et al., 1990; Buss & Schmitt, 2018; Lippa, 2007)
Social role theory presents an alternative to this evolved preferences explanation for sex differences in preferences for good earning capacity and physical attractiveness (Eagly & Wood, 1999). Under social role theory, these sex differences are hypothesized to reflect the effects of the different social roles imposed on men and women (Eagly & Wood, 1999). Support for this account comes from reanalyses of early work on sex differences in mate preferences (Buss et al., 1990) that suggested sex differences in preferences for good earning capacity and domestic skills (housekeeping and cooking), but not physical attractiveness, were smaller in countries that scored higher on United Nations’ measures of gender equality (Eagly & Wood, 1999). Although, these results were partially replicated by Zentner and Mitura (2012) and Kasser and Sharma (1999). Gangestad et al. (2006) suggested Eagly and Wood’s (1999) findings for gender inequality were an artifact of ‘Galton’s problem’ (i.e., autocorrelation across geographically close regions).
Und zur Studie:
Following previous research on differences in behavior among countries (e.g., Lee et al., 2018), only responses from countries for which we had more than 9 participants were analyzed. This left us with a sample of 2986 participants from 36 countries for the ranking task, and 2524 participants from 30 countries for the rating data. Trait-rankings were reverse scored so that higher scores for a given trait indicated stronger preferences. Preferences were analyzed using mixed-effect models. Analyses were run using R version
Die Teilnehmerzahl pro Land erscheint mir sehr klein. Da können individuelle Abweichungen natürlich gut durchschlagen. Aber dennoch scheint sich ja eine gewisse Gleichheit rausgestellt zu haben:
Figure 1 summarizes men’s and women’s preferences for good earning capacity, physical attractiveness, and domestic skills in potential mates as
assessed by responses on the trait-rating and trait-ranking tasks. Womenshowed stronger preferences for good earning capacity than men did for both ratings (estimate = -0.55, t = -11.16, p < .001) and rankings (estimate = -1.63, t = -5.96, p = .024). Men showed stronger preferences for physical attractiveness than women did for both ratings (estimate = 0.42, t = 9.25, p= .003) and rankings (estimate = 1.38, t = 7.90, p = .001). There were no significant effects of participant sex on the desirability of domestic skills in a potential mate for either ratings (estimate = 0.02, t = 0.52, p = .63) or rankings (estimate = 0.22, t =1.40, p = .26).
und die Grafik zu den Ergebnissen:
Einkommen Attraktivität Mann Frau

Einkommen Attraktivität Mann Frau

Und eine Aufgliederung nach dem Rank der der jeweiligen Eigenschaft zugewiesen wird in Bezug auf die Wichtigkeit in der Bewertung als Partner:

Bei Männern sieht man gut, dass Aussehen einen sehr hohen Stellenwert hat, Einkommen einen geringere, bei Frauen ist die Verteilung „breiter“

Dann wurde ein Vergleich mit Gleichberechtigungsindizes vorgenommen:

We repeated each of the models described above, this time including either Gender Inequality Index (GII) or Gender Development Index (GDI) as
additional predictors, along with their two-way interactions with participant sex and participant age. Of the twelve models testing for possible effects of gender inequality, none showed a significant interaction between gender equality and participant sex (all absolute estimates < 0.65, all absolute ts < 2.10, all p > .051).

Das passt gut zu den oben zitierten anderen Studien.

Ich denke die Studie wäre noch interessanter gewesen, wenn sie es nicht lediglich abgefragt hätten, sondern bestimmte Bilder von Männern mit bestimmten Angaben zu ihnen (Hilfskoch/einfacher Arbeiter oder Manager/leitender Angestellter) versehen hätten und dann Attraktivitätsbewertungen durchgeführt hätten oder andere Tests, die nicht nur auf die eigene Bewertung abstellen. Aber dennoch eine interessante Studie.

16 Gedanken zu “Sind die Geschlechterunterschiede für körperliche Attraktivität und gute Einkommensaussichten kleiner in Ländern mit mehr Geschlechtergerechtigkeit?

  1. Die Diskussion dieser Geschlechtspräferenzen ist wohl eher ein Beschäftigungsprogramm für Soziologen. Die evolvierte Basis der Präferenzen ist unbestreitbar. Dass einige Sozialkonstruktivisten daran herumschrauben möchten ist ideologischer und politischer Natur. Die Feministen wollen sich mit der Biologie (Realität) nicht abfinden, um noch mehr Kohle für Frauenförderungsprogramme abgreifen zu können.
    Hier sei nochmal auf das Buch von Matthias Rahrbach: „Warum Frauen eben doch nicht benachteiligt sind“ hingewiesen. Er erläutert penibel die biologischen, evolutiven Grundlagen des Geschlechter-Kriegs und unserer männerfeindlichen Gesellschaft.
    Solche Petitessen, dass die „Domestic Skills“ an Bedeutung verlieren, ist dem technischen Fortschritt geschuldet, was jeder Soziologe, der sich die Pizza an den Computer liefern lässt eigentlich eh klar sein müsste. Analytisches Denken scheint auf dem Rückzug zu sein.

      • Die Biologie. Rahrbach zeigt auf mehreren hundert Seiten wie die natürlichen Geschlechterrollen und die Präferenzen der Geschlechter bei Säugetieren sich entwickelt haben. Sonst hätten wir heute keine high heels oder Silikon Implantate und keine Porsches oder body builders.

          • Die für Säugetiere natürlich,@Chrissy. Die Frage war unzulässig negativ umkehrschlüssig.
            Auf welche Studien stützt Du denn Deine These, daß es beim Menschen irgendwie anders sein könnte?

          • Ich finde solche pauschalen Aussagen halt immer relativ langweilig. Sie belegen keine Position. Ich vertrete nicht, daran anders die aller wahrscheinlich ist, das ist durch sexuelle Selektion entstanden ist. Das ist aus meiner Sicht gegenwärtig nicht die spannende Frage. Die Frage ist vielmehr wie gut man dies belegen kann und welche Studie man für eine gegenansicht anführen kann. etwas absolut zu setzen und als solches verkünden ohne die tatsächlichen Argumente zu präsentieren führt insofern nicht weiter. das können beide Seiten um problematisch. Wichtig ist es eben herauszuarbeiten, warum die eigene Ansicht besser ist.

          • Du meinst, der Titel deines Blog meint eigentlich: Christian – Alles Evolution (außer beim Menschen)? Das hättest du JungsundMädchen beizeiten mitteilen sollen. Ich befürchte, er glaubt immer noch, du würdest Analogischlüsse aus dem Tierreich auf dem Menschen als zulässig betrachten (Biologismus). Dabei bezweifelst du diesen Zusammenhang und siehst her eher soziale Konstruktion oder (rationalistisches) Denken als Ursache für die Geschlechtsdifferenzen am Werk, es se denn eine Studie beweist einen eindeutigen genetischen Zusammenhang. Kann es so einen Nachweis überhaupt geben?

            Abgesehen davon, wie würde eine Studie aussehen, die versucht nachzuweisen, dass bestimmtes Verhalten bei Menschen zum großen Teil evolutionsbiologisch verursacht ist, aber dabei nicht auf nicht-menschliche Arten schauen darf? Man müsste dann auf Daten von ausgestorbenen frühen Hominiden zurückgreifen und dort erfragen, wie der visuelle bzw. monetäre Zustand des Geschlechtspartnes unterschiedlich auf die Partnerwahl wirkte. Oder man müsste Aborigines als frühe Entwicklungsstufe der Menschen einstufen und an Ihnen die Partnerwahl studieren, was aber wahrscheinlich auch nicht geht, weil sie inzwischen westlich sozial konstruiert worden sind. Vielleicht könnten ja unentdeckte Stämme im Dschungel von Brasielen einen Erkenntnisgewinn bringen. Aber würde bei einem frisch entdeckten Stamm dein Argument nicht genauso gelten?

            Ich denke, deine Frage: „welche Studien stützt er sich da dafür, dass sie auch beim menschen auf diese Weise entstanden sind und dies jetzt auch noch die Ursache ist?“ ist nicht beantwortbar, wenn du den zulässigen Forschungsbereich so einengst.

          • „nun ja – ohne das Buch von Rahrbach gelesen zu haben: Aber WENN er zeigt „auf mehreren hundert Seiten wie die natürlichen Geschlechterrollen und die Präferenzen der Geschlechter bei Säugetieren sich entwickelt haben“, dann ist erst mal konsequent, das Säugetier Mensch da einzubeziehen. Da es da eine breite Variationsvielfalt gibt, wird er ja eher nicht hochspezifisches verhalten behandelt haben?

            Also: WENN er das gezeigt hat!
            Man kann das natürlich bezweifeln. Aber dann gilt: Wer die Ausnahme behauptet, ist in der Bringschuld, Argumente zu finden, warum das beim Menschen NICHT gelten sollte.
            Wenn jemand schon generell gezeigt hat, dass etwas für Säugetiere allgemein gilt, dann muss jemand, der behauptet, dass es für eine bestimmte Art Säugetier NICHT zutrifft, belegen, warum er zu dieser Auffassung kommt.

            So einfach ist das eigentlich.
            Ich kann mich allerdings zur Allgemeinheit seiner Ausführungen nicht äußern, weil ich es nicht gelesen habe.

          • @ Chrissy:
            Dene Antwort ist mir ein wenig zu kryptisch. Aber vielleicht transscribierst Du sie mal in Deutsch, das könnte vermutlich für einige Mitleser hier – einschließlich mir ) hilfreich sein.

            „Ich finde solche pauschalen Aussagen halt immer relativ langweilig.“

            Soweit okay. Muß jeder selbst entscheiden, was er spannend und was langweilig findet und ob er das zu Reflektions- u./o. Diskussionskriterien erheben will.

            Sie belegen keine Position.“

            Warum auch? Wenn ich Wildschweinbraten lecker finde, sehe ich da keinen weiteren Evidenzbedarf. Andere können meinetwegen Tofu knabbern. Bin sofort bereit deren Position anzuerkennen.

            „Ich vertrete nicht, daran anders die aller wahrscheinlich ist, das ist durch sexuelle Selektion entstanden ist.“

            Äh, …. wa?
            Ab da hätte ich gern eine linguistische Interpretationshilfe. Könnte den Rest auch etwas besser entschlüsselbar machen 😉

            Ich vermute mal Du findest Schnabeltiere interessanter als Vögel, oder wasserlebende Säugetiere, was ich grundsätzlich nachvollziehen kann. Aber deshalb käme ich trotzdem nicht auf die Idee, daß man für das reine Berichten ihrer Existenz und Besonderheiten Belege bräuchte, wenn sie doch schon auf Fotographien recht unzweifelhaft erkennbar sind, gefangen und sogar untersucht wurden. Was natürlich nicht heißt, daß sie kein spannendes Forschungsfeld sind, aber DA sind schon mal.
            Und noch weniger verstehe ich, daß man daraufhin Belege angeben müßte um Vögel oder Säugetiere als ebenfalls existent bezeichnen zu können.

            Sorry, aber mehr kann ich mir daraus nicht zusammenreimen.

          • „Ich hasse solche pauschalen Aussagen.“

            Tja, kann man machen, muß aber nicht.
            Hass ist keine gute und eher gar keine rationale Diskussionsgrundlage. ( Uralte Binse, die zu Belegen ich mich weigere, ist halt eine weit verbreitete Position, die recht stark anerkannt ist. )

            „Interessant ist immer, die Argumente darzulegen“

            Selbstverständlich! Man kann gern über Photosynthese, oder irgendwelche Schwerkrafteffekte herumargumentieren, spannende Sache das. Aber auch ohne überleben die Pflanzen und fallen wir auf die Nase, wenn wir unkontrolliert stolpern.
            Natürlich!

          • Was ich an diesem Unterthread interessant finde, ist die schon mehrfach beobachtete vermeintliche Versuchsmethode von Chrissy, Logik, Emotionalität UND wissenschaftliche Betrachtungsweisen in einen offenbar gleichzeitigen ( gleichstarken? ) Zusammenhang zu bringen, teilweise abwechselnd und/oder nebeneinander in seine Argumentationen zu integrieren.
            Also nicht, daß er das macht, neigen wir sicherlich alle zu. Aber wie er das hindrechselt faszimiert mich immer wieder.

            Übrigens habe ich mir, zur Erleichterung der Betrachtung der scheinbaren Dichothomie „Evolotion vs. soziale Konstruktion“ eine kleine Hilfsthese ausgedacht, die das Problem in den Fuzzybereich verschiebt und somit ( mehr oder weniger! ) auflöst:

            Jede interaktive Verhaltensweise IST soziales Konstrukt UND ( nach gewissem Etablierungszeitraum ) Genetik zugleich!
            Anders: Der scheinbare Konflikt ist ein ideologisches Konstrukt.

            Argumente:
            Starke Traumata können innerhalb einer Generation nachweislich auf die Genetik durchschlagen.
            Generationenübergreifende Effekte sozialer Strukturveränderungen und auch persönlicher Defizite, sowie deren Auf- und Abbau sind ebenfalls belegt ( an Säugetieren ).
            Männer und Frauen sind ( außer im Genderkasperland ) in ihren typischen Verhaltensweisen ( teilweise sogar recht signifikant ) unterschiedlich.

            Reicht eigentlich meine ich, wer Lust hat kann das ja gern noch um ein paar dicke Wälzer ausspezifizieren und fett belegen.

  2. „Das mag ja sein, aber auf welche Studien stützt er sich da dafür, dass sie auch beim menschen auf diese Weise entstanden sind und dies jetzt auch noch die Ursache ist?“

    Ich stoße erst jetzt auf diesen Artikel, weil mich jemand darauf aufmerksam gemacht hat. HIch habe halt gerade nicht soooo viel Zeit, aber kurz darauf eingehen möchte ich natürlich noch.

    Was ich in meinem Buch gemacht habe, ist im Grunde Folgendes:

    Ich habe in Teil I die Grundlagen für Geschlecht, Geschlechterrollen, Geschlechtsunterschiede und alles, was dazu gehört, dargestellt. Also ganz allgemein fürs Tierreich, aber auch für den Menschen. Der Mensch kommt in Teil I neben einigen anderen Arten auch bereits als Beispielart vor.

    In Teil II widme ich mich u.a. der Frage, ob der Mensch anders ist als die ganzen anderen Arten. Diesbezüglich gehe ich insbesondere auf die Konkurrenz der Männchen um die Weibchen ein, denn die ist verhaltensbiologisch eine der großen Grundpfeiler der Geschlechterrollen. Auf die damit eng kausal zusammenhängenden Geschlechterkonflikte gehe ich auch ein, bei Tier und Mensch. Ebenso gehe ich auf Geschlechtsunterschiede bei Tier und Mensch ein.

    Ich komme dabei zu dem Ergebnis, dass der Mensch in Sachen Geschlechterrollen in vielen entscheidenden Hinsichten eine ganz normale Tierart ist wie jede andere.

    Ich stütze mich dabei auf verschiedene Studien, einschlägige Fachbücher aus der Biologie und auf andere Indizien und Beweise. Ich berufe mich teils auf andere Werke aus der Männerrechtlerszene, viel auf Arne Hoffmann, aber auch auf alle möglichen Artikeln aus den Medien. Ich analysiere u.a. die Heiratsstatistik des Statistischen Bundesamtes. Ich erkläre die DNA-Studie, die ans Tageslicht brachte, dass sich rund doppelt so viel Frauen wie Männer in der evolutiven Vergangenheit überhaupt fortgepflanzt haben.

    Das Thema „Männchen und Weibchen“ war eines meiner Prüfungsthemen in einer der drei Diplomprüfungen. Das war in den Nullerjahren.

    Ich berufe mich also auf viele Studien, auf Lehrbuchwissen, das durch unzählige Studien abgesichert ist, und auf andere, überprüfbare Indizien und Beweise.

    Mehr dazu hier:

    https://www.verlag-natur-und-gesellschaft.de

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