Sind Ostdeutsche eine marginalisierte Minderheit?

Bekanntlich übersehen Privilegierte ja gerne, dass sie privilegiert sind. Hier möchte ich einmal die These darstellen, dass Ostdeutsche gegenüber Westdeutschen eine marginalisierte Minderheit sind und insofern wegen ihres „ostseins“ abgewertet werden:

Bekanntlich funktioniert Diskriminierung über Macht und Vorurteile.

1. Macht

Demnach müsste also geschaut werden, ob die „Wessis“ Macht haben und die „Ossis“ nicht.

Dafür spricht einiges. Denn natürlich sind im Bundestag auch mehr Wessis (nur 14 Ossis), in Firmen sitzen mehr Wessis in wichtigen Positionen, die Ossis arbeiten länger und erhalten einen niedrigeren Lohn:

Die Spaltung am Arbeitsmarkt halte auch mehr als ein Vierteljahrhundert nach der Wende an, sagte Linke-Sozialexpertin Sabine Zimmermann. „Die Bundesregierung hat sich offensichtlich mit einem Sonderarbeitsmarkt Ost abgefunden. Das ist nicht akzeptabel.“

Ein wesentlicher Schlüssel für eine Angleichung sei eine Stärkung der Tarifbindung im Osten. Niedrigstlöhnen und prekärer Beschäftigung müsse deutschlandweit der Kampf angesagt werden, unter anderem durch eine Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro die Stunde, forderte Zimmermann.

Im Schnitt am längsten gearbeitet wurde 2017 der Statistik zufolge in Thüringen mit 1371 Stunden. Es folgen Sachsen-Anhalt mit 1362 Stunden und Mecklenburg-Vorpommern mit 1353 Stunden je Arbeitnehmer. Am wenigsten Arbeitsstunden waren es in Nordrhein-Westfalen (1261), im Saarland (1259) und in Rheinland-Pfalz (1255).

Als Ursachen für Unterschiede gelten unter anderem tarifliche Regeln. Wochenarbeitszeiten von 40 Stunden hatten im Westen noch acht Prozent der Tarifbeschäftigten, im Osten aber 40 Prozent, wie eine Auswertung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung von 2017 ergab. Einfluss haben etwa auch die Zahl der Feiertage und der Anteil von Vollzeit, Teilzeit und geringfügiger Beschäftigung.

Bei Löhnen und Gehältern je Arbeitnehmer war Hamburg mit 40.771 Euro brutto im vergangenen Jahr der Spitzenreiter. Es folgen Hessen (37.832 Euro) und Baden-Württemberg (36.786 Euro). Am wenigsten verdienten Arbeitnehmer demnach im Schnitt in Mecklenburg-Vorpommern mit 27.520 Euro, Sachsen-Anhalt (28.607 Euro) und Brandenburg (28.715 Euro).

Zwar ist ein Ossi Bundeskanzler, aber Frauen sind ja auch eine marginalisierte Minderheit, das ist also nicht so stark zu gewichten.

Ossis sind also nahezu von allen Positionen der Macht abgeschnitten, die Wessis machen die Regeln und setzen diese um. Ihre Gehaltsunterschiede sind sogar größer als bei den Frauen, so verdient ein Ossi in Meck-Pom nur 67% des Einkommens eines Hamburgers, also nur etwa 2/3. Und man darf annehmen, dass das, wenn man Einkommen an sich und nicht nur die Löhne an sich sieht, sogar noch größer ist.

Ossis sind also im wesentlichen machtlos, der Gnade der Wessis ausgeliefert.

Das wird natürlich auch daran deutlich, dass deren Regeln und Institutionen nahezu vollständig durch westliche Regeln und Institutionen ersetzt worden sind und damit die gesamte Ostdeutsche Kultur ausgelöscht wurde.

Das Problem dürfte sogar noch dadurch verschärft werden, dass viele wichtige Positionen bei der „Wende“ schlicht durch Wessis besetzt worden sind, die ihr Westprivileg da voll ausspielten.

b) Vorurteile

Zu den Vorurteilen hier eine interessante Schilderung eines Betroffenen:

Es gibt Leute, die sagen: „Wir Westdeutschen haben die DDR besiegt!“ Das ist ein tief sitzendes Gefühl der Überlegenheit. Ich war vor einiger Zeit in einem Comic-Laden in Hamburg und bekam mit, wie sich zwei Frauen über Ostdeutschland unterhielten. „Die sind doch alle Nazis da drüben“, sagte die eine. Ich habe diese Frauen angesprochen und ihnen gesagt, dass wir uns hier gar nicht vorstellen können, wie es ist, wenn ein Land von einem Tag auf den anderen verschwindet, inklusive der Arbeitsplätze und all dessen, was den Alltag ausgemacht hat.

Unvergessen auch diese Schmähung:

Gabi meine erste Banane

Gabi meine erste Banane

Selbst bevor die Westler die Macht im Osten übernommen haben, machte man sich schon über Ossis lustig:

Und hier etwas, was ganz klar die Privilegierung und die Vorurteile zeigt:

Eine Umfrage ergab immerhin, dass 30 % der Deutschen glauben, dass Ossis zu viel jammern, Wessis nur 17%. Eine andere Befragung beweist: Zwar denken noch 66 % der Ostdeutschen geteilt, aber 78 % der Westdeutschen sehen nicht mehr die Wessis und Ossis. Es gibt also noch Hoffnung, dass 25 Jahre nach der Einheit trotz aller Klischees zusammenwächst, was zusammengehört!

Der Ossi kritisiert berechtigterweise, dass der Wessi ihn marginalisiert und der Wessi tut es eben als „Gejammer“ ab und führt dann noch an, dass er „keine Zonenzugehörigkeit mehr sehe„. Ähnlich wie der Ausspruch keine Rasse mehr zu sehen entwertet das natürlich den Struggel der Marginalisierten und kann so eben auch nur Privilegierten passieren.

3. Was folgt daraus

Wessis müssen demzufolge natürlich ihre eigene Privilegierung hinterfragen und Ostdeutschen wesentlich mehr Raumzugestehen und ihnen insbesondere zuhören. Sie dürfen ihre Entscheidungen nicht kritisieren und hinterfragen, denn nur die Marginalisierten wissen, wie sich die Marginalisierung auswirkt und wie man sie bekämpft.

Gerade ist wieder eine Zeit angebrochen, in der Wessis ungehemmt ihren Privilegien frönen und über Westdeutsche herziehen. Diese Zurschaustellung von Privileg macht einen traurig. Sofern Gewalttaten von Ostdeutschen angesprochen werden wäre das natürlich auch nur ein Wehren gegen ihre Unterdrückung. Es ist verständlich, wenn Unterdrückte irgendwann die beständigen Zurücksetzung nicht mehr ertragen und dann entsprechend reagieren. Folge kann nur sein, dass man seine eigenen Privilegien hinterfragt und sich nicht über berechtigte Wut aufregt!

 

(*Nein, ich denke nicht, dass die Privilegientheorie und Deutungshoheit gut funktionierende und damit anzuwendende Theorien sind. Aber sie lassen sich sehr gut auf Ostdeutsche übertragen und dann könnte man damit so ziemlich alles entschuldigen („die Flüchtlinge wurden gegen den Willen der Ostdeutschen von Westdeutschen bei ihnen abgesetzt etc“) und Kritik abwerten. Warum sind Ossis insofern anders zu behandeln als andere Minderheiten ohne Macht)

 

46 Gedanken zu “Sind Ostdeutsche eine marginalisierte Minderheit?

  1. Danke für den letzten Absatz, sonst wäre meine Frage, wer da an einem Wein-seeligen Abend zu viel geraucht hat.
    Insofern ein wirklich schönes Stück an doppelt und dreifachen Kritik und Böden.
    Nur im vorletzten Absatz denke ich, das die Wessis über Ostdeutschland herziehen und nicht über Westdeutschland. Dies könnte ein Wessi auch gar nicht, da zum einen er priviligiert ist und somit auch kein umgekehrtes Herziehen per Definition existiert (*hust* noch ihm!! Zugestanden wird)
    Wenn man das mal.kapiert hat, dann ist es doch ganz einfach.
    Was mach ich eigentlich, wenn ich selber Wessi bin und mein Vater gebürtiger Ossi und vor dem Mauerbau in.den Westen.durch seinen Vater per Flucht gezwungen wurde?
    Ich bin dann doch wenigstens halbmarginalisiert durch Abstammung. Oder ist das fluid?

    In diesem Sinne einen schönen guten Morgen.

    Frank

    • Im amerikanischen TV sagte ein pöser Politiker des rechten Spektrums, es gäbe heute öffentliche Angriffe auf den weißen Mann (glaube ich).

      Genau das habe ich immer wieder in Blogs geschrieben. Die Feminazis sind der Grillanzünder des rechten Terrors. Je mehr sie krakeelen und die weiße Rasse als privilegiert darstellen mit ganz deutlichen Angriffen auf den weißen Mann, je härter schlägt der weiße Mann zurück. (erinnert mich irgendwie an Winnetou)

      Und dieser weißen Männer sind nicht du oder ich, sondern Rechtsradikale und obschon ich deutlich gegen diese Leute bin, kann ich ihnen diese Reaktion nicht ganz verdenken.

  2. Die Nazikrakeeler reden ja immer so gerne von historischer Verantwortung.
    Als Wessi kann ich da nur zu dem Schluss kommen, wenn die Sachsen mit doppelter Diktaturerfahrung und vor allem jüngeren Erinnerungen daran, sagen Merkel ist die Teuflerin, dann muss die weg.
    Das ist historische Verantwortung.

    • Bei Maischberger (glaube ich) sagte ein seriöser Politiker (Name vergessen) dass man das Ernst nehmen müsste. Er sprach sogar von dem Versagen der Leitmedien.

      Immerhin ist diese Botschaft jetzt ganz oben angekommen. Ich glaube bei den Leitmedien schlug das ein wie eine Bombe, oder eher ein Bömbchen, sagen wir mal ein Chinakracher oder eher ein Luftballon, was uns wieder einmal schön aufzeigt was die Leitmedien heute sind: zerplatzende Luftblasen.

  3. Frau Dr. Merkel ist im Sinne des Intersektionalismus kein „Ossi“. Sie wurde in Hamburg geboren. Ihr Vater, ein Pastor mit Affinität zum Sozialismus, siedelte aber mit der Familie nach MeckPom über.

  4. Angewendet auf andere Gebiete zeigt sich, wie vollkommen idiotisch dieser intersektionale Ansatz ist. Aber trotzdem findet sich in dieser Glosse mehr als nur ein Funken Wahrheit. Ich kann mich noch gut erinnern: Es fing an mit der wirklich verrückten Währungsumstellung von 1:1. Das freute die Sparer im Osten (viele hatten tatsächlich recht viel Ostgeld, weil man ja nichts kaufen konnte) und damit kaufte sich Kohl den Wahlsieg 1990. Und dann fiel wirklich der Abschaum des Kapitalismus über die Leute her. Strukturvertriebe, Versicherungsvertreter, Gebrauchtwagenhändler, Drückerkolonnen, Ramschverkäufer etc. plünderten, was nur ging. Viele Unternehmen gingen direkt an dem Aufwertungsschock zugrunde und der Rest wurde von der Treuhand an westdeutsche Unternehmen verhökert. die sahen das nicht etwa als Bereicherung, sondern als Konkurrenz und wickelten selbst die wenigen wirklich modernen Werke ab. Und bestahlen die Menschen (siehe z.B. die Reichsbahner und ihre Betriebsrenten). Dazu die allgegenwärtige Korruption (z.B. mal Biedenkopf / Heinz Barth / Max Schlereth suchen). Innerhalb kürzester Zeit nach dieser feindlichen Übernahme (die mit Wiedervereinigung nichts zu tun hatte) lag das Land komplett am Boden und viele der Opfer haben sich nie mehr davon erholt. Jahrzehnte im zutiefst entwürdigenden Hartz IV Regime folgten und nie war Geld da. Bis zur Bankenkrise 2008, wo plötzlich Multimilliardenbeträge für die Weißkragen verfügbar war. Und dann 2015, wo jemand „wir schaffen das“ sagte und dann einfach die Hände in den Schoß legte. Sprich, auch diese Krise ging voll zu Lasten der Schwächsten der Gesellschaft, denn schließlich wohnen die Flüchtlinge nicht am Prenzlauer Berg. Und dann kommt auch noch ein Arschloch wie der Augstein und sagt, wegen der Migration müsse man den Sozialstaat aufgeben. Sprich, die Leute, die unter der neoliberalen Globalisierung besonders leiden, sollen weiterhin die Zeche zahlen, während die wenigen Gewinner zum Teil obszöne Gewinne aufhäufen und nicht einmal bereit sind, wenigstens ein paar Steuern zu zahlen.

    Und als wäre das noch nicht genug, kommen noch verwöhnte, akademische und strunzdoofe „Feministinnen“ um die Ecke und labern was von den angeblichen Privilegien der „weißen alten Männer“. Die Wut finde ich deshalb mehr als verständlich, aber wieso dann die Leute die asozialste Partei von allen wählen (die AfD ist noch neoliberaler als selbst die FDP), lässt sich nur mit der bornierten Dummheit auf Seiten der sogenannten „Linken“ erklären.

    Disclaimer: Ich selbst bin übrigens ein lupenreiner „Wessi“ und habe nicht einmal Verwandte „drüben“.

    • „Währungsumstellung von 1:1. Das freute die Sparer im Osten (viele hatten tatsächlich recht viel Ostgeld, weil man ja nichts kaufen konnte)“

      Das stimmt so nicht ganz, zumindest was die Vermögen betrifft:
      „Bei Bargeld und Bankguthaben waren die Regelungen komplizierter: Kinder unter 14 Jahren konnten bis zu 2.000 DDR-Mark im Verhältnis 1:1 umtauschen, 15- bis 59-Jährige bis zu 4.000 DDR-Mark, wer älter war bis 6.000 DDR-Mark. Darüber hinausgehende Beträge, also auch größere Geldvermögen, wurden im Verhältnis 2:1 umgestellt; Kredite und andere Verbindlichkeiten wurden im Satz 2:1 umgestellt. Im Durchschnitt ergab sich nach Stellungnahme Hans Tietmeiers, des damaligen Chef-Unterhändlers der Deutschen Bundesbank, somit ein Umstellungskurs von 1,8:1“
      https://de.wikipedia.org/wiki/W%C3%A4hrungsreformen_in_Deutschland#Unterschiedliche_Umstellungskurse

      Es mag auch einige gegeben haben, die viel hatten, aber überschätzen würde ich das nicht. Es gab nämlich schon Sachen zu kaufen (etwa in „Delikat“-Läden und auf dem Schwarzmarkt z.B. Autos), aber die waren eben entsprechend extrem teuer (20 Mark für eine Dose Pfirsiche u.ä.):
      https://www.forum-ddr-grenze.de/t9317f45-Was-habt-Ihr-gerne-im-quot-DELIKAT-quot-gekauft-4.html

      Bei einem Gehalt von vielleicht 1200 DDR-Mark einen Fernseher für 5000 Mark zu kaufen, war eine echte Investition. Ich kann mich heute noch an den Tag (muss in den 80igern gewesen sein) erinnern, als mein Vater einen robotron-Kassettenrekorder mitbrachte, so ein Ding kostete m.W. über tausend Mark (lief aber bis kürzlich auch noch, wog mehrere kg das Ding). So einer war das:

      Meine Großeltern, die sehr sparsam lebten, hatten vielleicht 30k Mark zurückgelegt. Meine Eltern lebten damals noch, mehr oder weniger, von der Hand in den Mund.

    • @ rano64

      Chapeau!
      Gut zusammengefasst – bis auf den Währungsumtausch von 1:1. Aber das hat ja Androsch Kubi schon korrigiert.
      Die „Weißkragen“ stopften sich vom ersten Tag seit dem Mauerfall die Taschen voll, aber prügeln tun sich unten die Habenichtse untereinander um die letzten Brosamen.

  5. Nachdem die Politk bereits Entsolidarisierungen der Gesellschaft längs der Begriffe Geschlecht, Rasse, Alter, Hautfarbe, sexuelle Vorlieben, Kultur und Abstammung betreibt, hätte ich erwartet, daß es nun gegen anderen Nationalitäten geht. Aber sie sind klüger und hetzen nun innerhalb derselben Staatsbürgerschaft die Landsmannschaften gegeneinander auf. Im Moment sind die Sachen böse, aber bald werden die Bayern gegen die Schwaben, die Franken gegen die Hessen, die Preußen gegen die Ostriesen, die Thüringer gegen die Brandenburger und die Westfahlen gegen alle hetzen. Damit wir wieder in das 19. Jhr. zurückkehren.

    • Damit wir wieder in das 19. Jhr. zurückkehren.

      Was ja nicht das Schlechteste wäre. Das heilige römische Reich mag zerklüftet gewesen sein, es bildet aber immerhin die Basis für dieses dezentrale (verglichen mit Frankreich) Land. Ein Luther oder Schiller hätte in einem einheitlichen Reich nicht überleben können (beide fanden übrigens Schutz in Sachsen).

      Ich halte die deutsche Reichseinigung für den Urfehler und damit die „deutsche Frage“ für beantwortet: die Einheit hat uns überwiegend geschadet. Warum? Weil damit die Deutschen die Rolle einer Supermacht annahmen, die sie weder wirklich ausfüllen wollten, noch konnten. In dem Moment wo wir Macht bekamen, sprangen die Zersetzungswerkzeuge der anderen Großmächte an, bescherten uns in der Folge zwei Weltkriege und mittlerweile den dritten Auflösungsversuch durch einen groben Völkermord per Massenmigration und die Auflösung unserer staatlichen Institutionen in der EU.

      Stellen wir uns spaßeshalber eine Reihe von Ländern, in der Größe von Österreich, der Schweiz, Belgien und den Niederlanden etc. vor. Ich fände das ganz reizvoll. Fürsten die Erbfolgekriege u.ä. treiben, gibt es schließlich längst nicht mehr und uns wäre auch schon viel geholfen, wenn dieses teure Drecksloch Berlin nicht mehr über uns bestimmen könnte, sondern die Regierung näher am Volk säße. Man sieht in Österreich, dass das besser ist (wenngleich auch da noch Optimierungspotential vorhanden ist). Dass wir damit diesen üblen verlogenen Erbschuldkult endlich loswürden, mal noch gar nicht erwähnt.

        • „warum sollte sich die gerade aus der Wiedervereinigung ergeben haben?“

          Ich schrieb „Reichseinigung“, das Ding hier:
          https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Reichsgr%C3%BCndung

          Die Wiedervereinigung ’89 ist aber auch nicht ganz falsch, da kam es auch zu einem Positionswechsel gegenüber Deutschland:

          1) es fiel als Frontland des kalten Krieges weg, entsprechend war Förderung und Schutz durch den Westen plötzlich nicht mehr nötig

          2) es begann sich abzunabeln (siehe 2+4-Verträge)

          3) es begann zunehmend die EU zu dominieren, vor allem in Hinsicht auf Währung und Wirtschaft

          4) es ist nah dran am alten Feind der USA: Russland und die guten Beziehungen zwischen Deutschland und Russland waren für die USA immer geostrategisches Zersetzungsziel , weil eine Kombination aus vielen Rohstoffen und Hochtechnologie eine ernste Gefahr für deren Weltbeherrschungspläne darstellen

      • Ähhhhhhh…dir ist aber schon noch klar, dass es das „heilige römische Reich deutscher Nationen“ seit 1806 nicht mehr gibt, dass es „die Zersetzungswerkzeuge der anderen Großmächte“ gar nicht bedurfte, sondern es einen Konkurrenzkampf der Großmächte um die Aufteilung der Welt gab, der zum ersten Weltkrieg führte und der zweite Weltkrieg klar von Deutschland „beschert“ worden ist?

        Dass mir analog zum „war on women“ bei dem von dir angeführten „Auflösungsversuch durch einen groben Völkermord per Massenmigration“ wenigstens die Anscheinsplausibilität fehlt?! Leichenberge in den Straßen wären z.B. solche Indizien.
        „Und die Auflösung unserer staatlichen Institutionen in der EU“ sind m.E. weniger das Problem, sondern deren undemokratische Konstitution und Kontrolle.

        „Stellen wir uns spaßeshalber eine Reihe von Ländern, in der Größe von Österreich, der Schweiz, Belgien und den Niederlanden etc. vor.“ – diese possierliche Situation haben wir bereits in der Bildungslandschaft. Weiten wir die Nationalisierung in Zwergstaaten aus, entsteht genau der Konkurrenz-Föderalismus, den die Bertelsmann-Stiftung empfiehlt.
        Mit den Konsequenzen, dass sich die existierenden Spaltungen in Deutschland weiter ausbauen, bzw. verfestigen werden.
        Derzeit verdienen die Menschen in den fünf neuen Bundesländern im Schnitt bereits 25% weniger als die im Westen, mit den Effekten für die aktuellen Lebensverhältnisse und ihre Renten.
        Inklusive der Erosion ganzer Landstriche bspw. in Brandenburg.
        How low can you go?

        Die ganzen Rückbezüge in die Vergangenheit nützen nichts, werden unsere aktuellen Probleme nicht lösen und die Dramatisierung des Zeitgeschehens ist m.E. sinnlos.

        • @ crumar

          Ich spar mir mal umfassende Fingerübungen und setz Deinen letzten Absatz mit Copy/Paste unter meinen Beitrag 😉

          „Die ganzen Rückbezüge in die Vergangenheit nützen nichts, werden unsere aktuellen Probleme nicht lösen und die Dramatisierung des Zeitgeschehens ist m.E. sinnlos.“

  6. Das bringt nichts, auch wenn es einen perversen Reiz hat, in der intersektionalen Opferhierarchie nach oben zu rücken (so unwahrscheinlich wie das bei Ostdeutschen ist, die immerhin dem real existierenden Sozialismusexperiment in Deutschland den Todesstoß versetzt haben 🙂 )

    Ich fand die Ossiwitze selbst lustig und dass jemand, wenn er in die Fremde kommt, mit Vorurteilen usw. rechnen muß, versteht sich von selbst. Ich bin trotzdem immer gut mit den allermeisten ausgekommen.

    Und immerhin stellen „wir“ die Kanzlerin, was schon beweist, dass es eine, wie auch immer geartete Vertretung von Ostdeutschen, nicht geben kann. Das ganze politische Vertretungsprinzip ist Schrott, aber das ist ein anderes Thema.

    Es wäre sehr viel mehr geholfen, wenn endlich wieder so etwas wir journalistische Standards eingehalten würden, wenigstens in den ÖR. Und wenn regierende Politiker sich wenigstens an geltenden Gesetze halten würden. Mehr kann und sollte man nicht verlangen.

      • 🙂

        Nein, nein, sie sind lustig (zumindest die meisten) und enthalten oft einen wahren Kern. Ich halte Selbstironie außerdem für eine sehr deutsche Eigenschaft, da schlagen uns vermutlich nur die Briten. Zumindest dachte ich das Mal, wenn man unsere Medien derzeit anschaut, spürt man davon allerdings nichts mehr. Dieser ganze political correctness-Kram zerfrisst den Humor regelrecht.

  7. Wenn Du „“ostseins““ klein schreibst, marginalisierst Du die Marginalisierung ja noch mehr! Erst auf verständnisvoll und mitfühlend machen, aber dann Deinen „Sächsimus“ (nicht alle Ossis sind Sachsen!) voll mit der Sprachkeule ausleben.
    „Ostsein“ wird GROSS geschrieben! Immer!!!

    Aber natürlich sind Ossis marginalisiert. Es gibt kaum einen Menschen, der nicht mindestens eine Minderheiteneigenschaft hat.

    • „(nicht alle Ossis sind Sachsen!)“

      Nicht?

      Kommt mir aber manchmal so vor.

      Geh mal in die USA. Da sind Deutsche und Bayern auch dasselbe.
      Wir laufen alle im Krachledernen herum und vertilgen Unmengen Sauerkraut, das wir mit nochmehr Unmengen Bier runterspülen.
      Und wenn wir fertig sind, tanzen wir jodelnd auf dem Tisch den Schuhplattler.

      Seit einigen Tagen reden alle in der Welt über Chemnitz. Vielleicht gibt es in Zukunft zwei Sorten von Deutschen.

      Wenn ich mir das so überlege, weiß ich echt nicht, welche ich sein will.

  8. Es war ganz offensichtlich nur eine Frage der Zeit, bis er zwangsläufig kommen mußte ( huch? ), der intersektionale Sommerloch ( Ups! ) – Humor.
    V.dh. erleben wir hier gerade einen eindeutig-zweideutig historischen Moment, das ist sicher.
    Wird das nu endlich die finale Räwolutschohn?

  9. Wo das Frauenproblem hier anklingt: Wenn man in unserem Laden (im Rheinland) eine junge und hübsche Kollegin sieht, kann man mit überraschend hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass sie aus den östlichen Bundesländern stammt. Das ist schon extrem auffällig.

    (Der Rest aus dem Pool „jung und hübsch“ rekrutiert sich übrigens vor allem aus Osteuropa.)

  10. Ostdeutsche sind im Parlament annähernd ihrem Bevölkerungsanteil entsprechend vertreten, jedes Jahr fließt (m.W.n. & noch) ein zweistelliger Milliardenbetrag an Soli-Zahlungen in den Aufbau Ost, tausende (womöglich sogar zehntausende) ehemalige Stasi-Mitarbeiter sind weiterhin im Staatsdienst beschäftigt, und dann ist da ja noch die Sache mit der Rente, z.B.:

    „Heute kann sich fast niemand mehr vorstellen, dass es einen so eklatanten Unterschied in der Rentenberechnung für ein und denselben Beruf zwischen Ost und West gab. Doch genau so war es: Bei der Wiedervereinigung lag das Lohnniveau in den neuen Bundesländern nur bei 40 Prozent der Westlöhne. Wer damals in Rente ging, hätte von einer auf Basis dieser Niedriglöhne berechneten Rente nicht leben können.

    Also entschied die Politik, die Differenz zwischen dem Lohnniveau in West und Ost bei der Berechnung der Renten durch einen Höherwertungsfaktor auszugleichen. Für Versicherungszeiten des Jahres 1985, als die Ostlöhne noch niedriger waren als zu Zeiten der Wiedervereinigung, galt nach dieser Sonderrentenformel Ost sogar ein Aufwertungsfaktor von 3,3. Das bedeutet: Für einen durchschnittlichen Jahresbeitrag erhielten Ostdeutsche damals drei Mal so viel Rente wie ein gleich viel verdienender Arbeitnehmer in Westdeutschland. Das meint der CDU-Wirtschaftsrat, wenn er von einer Verdreifachung der Rentenpunkte im Osten während der 1980er-Jahre spricht.

    Heute ist der Aufwertungsfaktor deutlich kleiner, da die Ostlöhne seither aufgeholt haben. Doch er leidet an einem Konstruktionsfehler, der zu einer zusätzlichen Begünstigung ostdeutscher Rentner führt. Er ist etwas höher als er sein müsste, um die unterschiedliche Höhe zwischen ost- und westdeutschem Rentenwert auszugleichen. Unter dem Strich werden Ostrenten also stärker aufgewertet, als der Gesetzgeber eigentlich geplant hatte.“

    https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/kritik-an-nahles-rentenanpassung-ostdeutsche-renten-sind-jetzt-schon-hoeher-als-im-westen/19294960.html?ticket=ST-538610-TYgLDXAARqh4sF9ekKN3-ap3

    • Das ist alles eigentlich kein Problem für unser aktuelles Rentensystem, solange das Kollektiv, das angeschlossen wird, genügend arbeitende Individuen enthält. Und das war im Osten der Fall. Das Durchschnittsalter war aufgrund der deutlich höhreren Geburtenrate viel günstiger als im damals bereits alternden Westen. Und meine steile These ist: Wenn die Migration aus dem Osten in den Westen die dort immer weiter aufklaffenden Lücken im Heer der Arbeitskräfte nicht geschlossen hätte, dann hätte der Arbeitskräftemangel schon viel eher durchgeschlagen.

      Auch im Westen – das wird dort nur gerne vergessen – bezog die erste Generation Rentner ihre Rente ohne eingezahlt zu haben. Sie wurden von ihren arbeitenden Nachkommen im Umverteilungsverfahren versorgt. Nichts anderes geschah im Osten nach dem Anschluss.

      • Sie wurde? Jede Rentnergeneration wird durch die Umlage finanziert. Genau aus diesem Grund ist die staatliche Rente sicher. Im Gegensatz zu kapitalgedeckten Vorsorgeformen, bei denen mit einem möglichen Totalverlust die ganze Altersvorsorge wegbrechen kann.

        • Die beschriebene Systematik des Transfers ist richtig. Die erste Rentnergeneration nach dem zweiten Weltkrieg, auf die ich mich in meinem Kommentar beziehe, sollte mittlerweile kaum noch Transferleistungen beziehen, so viele 120 Jährige gibt es in Deutschland meines Wissens nach nicht.

  11. Eigentlich sehr treffend angewandt, die Privilegien-Theorie (auch entlarvend), mir gefällt nur nicht, in welche Richtung das am Ende mündet.

    Das ist nicht so wie bei denjenigen, die von Identity Politics besessen sind – die aus irgendeiner himmlischen Eingebung heraus meinen, sie würden die Bedürfnisse einer marginalisierten Gruppe kennen, dabei haben sie genau diese noch nicht einmal überhaupt befragt oder mit ihnen ein einziges Wort geredet (!).
    Es ist von vielen aus dem Osten die Bereitschaft zur Vermittlung und zur Kooperation da gewesen; im Westen hat man das stets nur herablassend belächelt oder sogar dummdreist gefragt „Über was sollten wir denn reden?“, wie die Amerikaner, die nicht wissen, dass ihr Land der größte Kriegstreiber der Welt ist, ungeniert mit abc-Waffen in der Welt herumspielt und sich von keiner internationalen Vereinbahrung was sagen lässt, die sie nicht selbst ins Leben gerufen haben.
    Die Ossis wurden regelrecht wie Menschen zweiter Klasse angesehen und man meinte, es gäbe dort nichts zu bereden. Die übernehmen jetzt die westliche Denkweise, die westliche Kultur, und gut ist.
    Und wenn sie’s nicht tun, dann sind sie eben dumm und blöd… Sind eben doch minderwertige Kreaturen, die nicht zu schätzen wissen, was man ihnen gibt, die man nicht ändern kann.
    Diese Attitüde wird immer noch versprüht.
    Je länger das so noch vor sich geht, dürfte das irgendwann in die Position umkippen, dass die Ossis sagen „wir haben euch lang genug die Hand angeboten, irgendwann begreift man auch mal, wenn dort jemand nicht zuhören will„. Den Mund muss man sich schließlich nicht fusselig reden, wenn’s eh nicht gehört wird.
    Ähnlich wie das von der Klasse gemobbte Kind irgendwann das erste Mal sich allein einen Tisch sucht, weil er sich die Schikaniererei nicht mehr antun will, weil es eine Vorstellung von dem Begriff „Würde“ hat.

    Und sich abwenden ist noch die zivile Methode! Man zieht sich in dem Fall schließlich nur zurück, um nicht die Faust gegen jemanden zu erheben.
    Dass manche es nicht so handhaben werden, sollte vorprogrammiert sein, weil Menschen mental nicht so homogen gestrickt sind.
    Wohlgemerkt „vorprogrammiert“ – dass etwas sehr wahrscheinlich passiert, weil diese Möglichkeit mit einer moderaten Wahrscheinlichkeit für ihr Eintreten existiert. Nicht weil man es sich persönlich wünscht oder gut findet!
    Mit Prügel ist da keine Änderung zu erzielen, denn Verbohrtheit, Unvermögen das eigene Verhalten zu reflektieren, Arroganz der Überlegenheit und nicht vorhandene Bereitschaft, auf den anderen einzugehen, diese mentalen Grundvoraussetzungen kann kein Faustschlag ändern. Das kann nur „Aufwachen“ und wenn man plötzlich einen Schritt zurück von etwas nehmen kann, um es sich aus der Vogelperspektive anzusehen.
    Die Entwicklung dieser Kompetenzen muss man also stärken.

  12. Erstaunlich: Mansplaining gibt es bei den Wessis auch! Im Osten wurde dafür der Begriff des Besserwessis (ein zusammengesetzes Wort aus „Besserwisser“ und „Wessi“) erfunden.
    😉

    • Beides ist in meinen Augen ein Synonym dafür, sich weder mit Kritik, noch mit (zumindest gut gemeinten) Ratschlägen auseinandersetzen. Wobei gut gemeint nicht zwangsläufig gut gemacht bedeutet. 😉

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