Religion als gutes Meme

Als Atheist und jemand, der davon ausgeht, dass die Evolutionstheorie keinen Raum für einen Gott lässt, der die Welt und den Menschen geschaffen hat, und der auch davon ausgeht, dass alle „Wunder“ eine rationale Erklärung haben, würde ich dennoch vertreten, dass Religion häufig sehr gute Memes bietet.

Damit meine ich nicht entsprechende Bilder sondern eher etwas auf der Grundlage der Memetheorie von Dawkins:

Religionen passen sehr zu unserem Denken und sind damit sehr verführerisch, was ihnen eine hohe Haltbarkeit gibt.

Zum einen geben einem Religionen einen festen Halt, ein Gut und Böse, wobei das Gute meist auf der eigenen Seite ist, wenn man nicht einer Religion folgt, die weniger auf Moral als auf Macht abstellt, die dann auch aus der „Bösen“ Seite folgen kann (aber natürlich damit gerechtfertigt werden kann, dass man überlegen ist).

Sie bedient häufig unser Bedürfnis Gründe zu erkennen, Sachen einen Sinn zu geben, sie erlaubt ein Verhandeln und Zwigespräche, wenn es eigentlich nichts zu verhandeln gibt („Bitte Gott, lass mich diese Klausur bestanden haben, dann werde ich in Zukunft ein guter Mensch sein.“)

Sie ordnet einen in eine Hierarchie ein, in der man über anderen steht, aber gleichzeitig auch einen „guten Herrscher“ hat, der an dem wohl von einem interessiert ist. Früher mögen sie auch die Bildung einer einheitlichen Meinung erleichtert haben und Regeln absolut gesetzt haben und Strafen für einen Verstoß gegeben haben, eine Instanz, die alles sieht und Fehlverhalten teuer macht. Dieser Prozess spielt denke ich in der heutigen Welt häufig eine geringere Rolle, aber im persönlichen mag die Vorstellung vielen helfen solches Verhalten für sie selbst lohnender zu machen und sich gut dabei zu fühlen.

Sie erlauben zudem ein gewisses Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen.

Momentan treten immer mehr Funktionen von Gott zurück, weil die Wichtigkeit verschiedener Memes in ihrer Funktion zurückgeht. Wir haben eine vergleichsweise sichere Welt, die ihre eigenen Regeln vorgibt und umsetzen kann, ohne das wir einen strafenden Gott glauben.

Aber auch viele Atheisten werden in passenden Stunden schon mal den Gedanken an einen „Handel“ im Kopf gehabt haben, ein „Lass das gut gehen und ich werde dann was für dich/die Gesellschaft  tun“ an eine imaginäre Person oder ins nichts gesprochen. Es beruhigt einen vielleicht einfach, wenn man das Gefühl hat, dass man da noch etwas machen kann, dass es dann irgendwie ja gut gehen muss, weil man ja auch ein Gegenangebot dafür gemacht hat.

Das bedeutet nicht, dass ich Religionen plötzlich gut finde. Es erklärt aber, warum der Gedanke an etwas Übergeordnetes eine hohe Widerstandskraft hat