Orientierung an der Peer Group vs Orientierung an der Gesellschaft im intersektionalen Feminismus

In einer Diskussion zu Kathleen Kennedy, Star Wars und der Frage, ob man da nicht merkt, wie bestimmte Aussagen ankommen, schrieb Kommentator Jochen Schmidt:

Zumindest die höher gestellten Leute – Manager und so – orientieren sich nicht so stark an der Realität, sondern in erster Linie an den Werten und dem Status in ihrer Peer Group.

Dafür mal ein persönliches Beispiel: Früher hab‘ ich bei Washington Group Int. gearbeitet, einem Welt-Konzern. Dort hatte ich guten Kontakt zum Chef von Europa. Und der hat mir erzählt: Die großen Manager von Washington akquirieren nur wirklich große Projekte für ihre Ingenieur-Teams und so. Kleine Projekte (Budget unter 1 Mio) interessieren sie nicht.

Was machen die nun, wenn es in einer wirtschaftlichen Flaute bloß kleine Projekte gibt? Gar nichts. Sie warten einfach. Sie akquirieren auch in dieser schlechten Zeit keine kleinen Projekte für ihre Mitarbeiter, weil dies ihrem Ansehen in ihrer Peer Group – andere große Manager – abträglich wäre.

Das bedeutet natürlich, daß die Firma Verluste einfährt, über kurz oder lang müssen hochqualifizierte Leute entlassen werden. Völlig egal – es werden keine kleinen Projekte akquiriert! Sonst würde der Status der großen Manager Schaden nehmen.

Meine Vermutung wäre, daß eben auch Kathleen Kennedy sich nicht so sehr an der Realität orientiert, sondern an den Werten und dem Status in ihrer Peer Group. Und dort ist es eben verpflichtend, sich als Kämpfer für gesellschaftlichen Fortschritt, also für die Dominanz der Frauen, zu bewähren und dafür auch Millionen-Beträge in die Hand zu nehmen. Wenn das schief geht, müssen andere die Konsequenzen tragen.

Die Bedeutung der Peer Group wird denke ich gerne unterschätzt. Auch bei Kindern ist dieser Einfluss zB unglaublich stark.

Evolutionär würde das durchaus nachvollziehbar sein: Es ist wichtig in seinem Kreis von Verbündeten und einem Nahe Stehenden akzeptiert  zu werden, denn diese geben bzw gaben einem in evolutionär relevanten Zeiten die meiste Unterstützung oder eben Schutz. Wenn weiter entfernte Leute einen für schlecht hielten, die einem eh nichts brachten, dann konnte man das eher verschmerzen.

Ich kann mir vorstellen, dass das gerade bei einer so radikalen Gruppierung wie dem intersektinalen Feminismus mit seinem fast religiösen Charakter eine sehr starke Rolle spielt, denn die Peer-Group bekommt ja Punkte dafür, dass sie bei einem selbst abweichendes Verhalten feststellt und Fehler aufzeigt und die Folge ist schnell ein kompletter Ausschluss aus dem Zirkel. Damit besteht auch ein besonderes Bedürfnis bei einer passenden Peergroup in dieser Hinsicht „abzuliefern“ und das Richtige zu machen.

Das würde auch gut zum starken „Sendebewußtsein“ führen: Man kann mit dem passenden Produkt eben wunderbar Virtue Signalling betreiben und vergisst dann mitunter vielleicht, dass es die Kunden sind, die das Produkt kaufen und das man Geld verdienen soll oder man blendet es aus, weil die Rückmeldungen der eigenen PeerGroup so entzückt sind.

Was das auch noch verstärken könnte ist, dass gerade Männer in dem Bereich ja eh bereits eine Erbschuld abtragen müssen. Ein solches Produkt ist dann letztendlich ein großes „Schaut, ich bin einer der Guten, ich arbeite an der Befreiung der Frau von den weißen alten Männern, auch wenn ich vielleicht selbst einer bin“.

Natürlich gilt das  auch für viele andere Gruppen, in denen die Peer Group starke Ansichten vertritt und Abweichler ausschließt.