In Amerika sind Kongresswahlen und gerade eine relativ junge Kandidatin macht dabei deutlich, dass sie nicht nur in den Kongress will, sondern die Präsidentschaft angehen möchte.
Zu Ihr aus der Wikipedia:
Alexandria Ocasio-Cortez (* 13. Oktober 1989 in New York City) ist eine US-amerikanische Aktivistin und Politikerin der Demokratischen Partei. Sie ist bei der Wahl zum Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten 2018 Kandidatin ihrer Partei für den 14. Kongresswahlbezirk von New York, der Teile der New Yorker Stadtbezirke Bronx und Queens umfasst.
Ocasio-Cortez hat puerto-ricanische Wurzeln; ihre Mutter zog mit 23 Jahren nach New York, ihr Vater – ein Architekt – war sein Leben lang dort wohnhaft. Geboren in der Bronx, zog Alexandria Ocasio-Cortez in jungen Jahren ins wohlhabendere, vorstädtische Yorktown in Westchester County. An der High School gewann sie mit einem mikrobiologischen Forschungsprojekt den zweiten Platz beim voruniversitären Intel International Science and Engineering Fair. Aus diesem Grund benannte das Lincoln Laboratory am Massachusetts Institute of Technology den Asteroiden (23238) Ocasio-Cortez nach ihr.[1]
Während ihres Studiums an der Boston University, das Intel mit einem Stipendium förderte, arbeitete sie 2008/09 in Einwanderungsfragen für den US-Senator Edward Kennedy. Ihr Vater starb 2008 während der Finanzkrise. Laut der Onlinezeitschrift The Intercept hatte die Familie danach jahrelang mit dem Westchester County Surrogate Court zu kämpfen, der die Nachlässe von Personen verwaltet, die ohne Testamentsverfügung verstorben sind. Nach dem Abschluss ihres Studiums kehrte sie in die Bronx zurück und unterstützte ihre Mutter in deren Taco-Schnellrestaurant als Schankkraft und Kellnerin. Daneben arbeitete sie als Lehrkraft am Non-Profit-National Hispanic Institute.[4] Sie arbeitete beim Präsidentschaftswahlkampf von Bernie Sanders im Jahr 2016 mit.[5]
Ocasio-Cortez engagierte sich zunächst bürgerschaftlich in ihrem Wohnviertel in der Bronx und ist politisch Mitglied der Demokratischen Sozialisten Amerikas.
Bei den Halbzeitwahlen in den Vereinigten Staaten 2018 bewirbt Ocasio-Cortez sich für einen Sitz im Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten. Am 26. Juni 2018 gewann sie unerwartet die parteiinterne Vorwahl der Demokraten gegen den langjährigen Abgeordneten Joseph Crowley in New Yorks 14. Kongresswahlbezirk. Sie setzte sich mit 16.000 zu 12.000 Stimmen durch. Crowley hatte die Hauptwahl 2016 mit 148.000 Stimmen gewonnen.
Unterstützung erhielt Ocasio-Cortez von Interessengruppen wie Black Lives Matter, Democracy for America und MoveOn.org. Ihr Leitspruch lautete: „Ich kann nicht das große Geld mit mehr Geld herausfordern, sondern muss es mit einem komplett anderen Spiel schlagen.“ Während Crowley für seinen Nominierungswahlkampf 3,4 Millionen Dollar investierte,[10] betrug das Budget Ocasio-Cortez’ 194.000 Dollar. Sie hatte bis zur Vorwahl 300.000 Dollar an Wahlkampfspenden gesammelt.
Sollte sie am 6. November 2018 die Hauptwahl für das Repräsentantenhaus gewinnen, was wegen der traditionellen demokratischen Dominanz in diesem hispanischen Wahlbezirk wahrscheinlich ist, wäre sie die jüngste Frau im Kongress. Sie setzt sich für eine allgemeine staatliche Krankenversicherung (Single Payer), für die Abschaffung der US-Einwanderungsbehörde und für einen Mindestlohn von 15 US-Dollar ein.
Die amerikanische Version ist noch etwas ausführlicher, wer dort noch mehr zu ihr lesen möchte.
Sie hat also vieles, was die Linke will: Sie ist eine Frau, sie hat einen Migrationshintergrund, sie sieht sich als Vertreter er „kleinen Leute“, sie setzt sich für Projekte wie eine staatliche Krankenversicherung, eine Abschaffung der Einwanderungsbehörde und für einen hohen Mindestlohn ein.
Das ist für konservative Amerikaner dann schon fast reiner Sozialismus, weswegen es doppelt polarisiert: Die Republikaner regen sich auf und die Demokraten freut es, dass sich die Republikaner aufregen.
Allerdings soll sie eben auch abgelehnt haben, von großen Firmen Geld zu nehmen, was eine Wahlkampffinanzierung schwieriger machen wird.
In ihren Reden ist sie dennoch optimistisch, sie gibt an, dass man auch den „rötesten Staaten“ (Rot ist die Farbe der Repubikaner) Blau bekommen kann, wenn man die Nichtwähler anspricht und ihnen deutlich macht, dass man tatsächlich etwas ändern wird.
Momentan hat sie allerdings nur die Vorwahlen gewonnen, noch nicht einmal einen Kongresssitz. Aber sie wird schon sehr gehypt.
Hier ist sie bei Colbert:
Ich finde es sehr interessant, ob sie weiter kommt. Sie hat etwas „verrückte Augen“, was vielleicht auch an einer sehr ausgeprägten Mimik liegt. Sie hat zudem diesen leichten „naiven Mädchencharm“. Man stelle sich mal einen Mann vor, der so winkend reinkommt und so eine Mimik hätte. Sie scheint aber ja auch ernst werden zu können. In einer Talkshow kann man damit natürlich gut durchkommen, aber ich bin gespannt, ob sie dann auch unter Feuer und nach einiger „Abhärtung“ das noch durchhalten kann.
Ich fand auch dieses etwas kritischere Video ganz interessant:
Inwieweit es zutreffend ist, ist aus Deutschland natürlich immer schwer zu sagen.
Eine alte Weisheit ist natürlich, dass man um die Wahl gewinnen zu können, mehr in die Mitte muss. Sie meint, sie kann dem entgehen, indem sie Nichtwähler mobilisiert, die etwas haben, an das sie glauben können. Beides zusammen wird jedenfalls schwer. Man wird sehen, ob das klappt.
Es wird auch interessant, wie andere auf sie reagieren. Ich könnte mir vorstellen, dass Clinton, wenn sie tatsächlich noch Ambitionen hatte, es noch einmal zu versuchen, sie schlicht hassen wird. Denn das muss sich eben jede weiße, alte Frau, die auf einen intersektionalen Feminismus setzt, bewußt machen: Sie ist sehr leicht zu ersetzen, wenn eine junge PoC-Kandidatin im Raum ist.
Ich könnte mir auch vorstellen, dass Trump begeistert davon wäre, wenn sie weiterkommt und tatsächlich gegen ihn antritt. Eine Ideologin, die jung und unerfahren ist, die „den Sozialismus in den USA einführen möchte“, Geld großer Spender ausschließen möchte, und sich wahrscheinlich auch mit vielen älteren in der Partei anlegen muss, die sie mehr in die Mitte ziehen wollen, dass könnte ihm einiges geben, mit dem er arbeiten kann.
Wobei man eine entsprechende Bewegung nie unterschätzen sollte, mal sehen, was sie machen wird, wenn es soweit kommt.
Noch interessanter wäre es eigentlich, wenn sie tatsächlich Präsident wird. Sollte dann ihr Programm noch aktuell sein, dann könnte das einiges an Veränderung ergeben. Und es wäre dann auch endlich mal eine Frau Präsident, was dann vermutlich im realen Geschäft nicht dazu führt, dass der Gender Pay Gap kleiner wird und plötzlich alle Frauen Karrieren machen und nichts mehr von Familie wissen wollen.