In einem Interview werden interessante Daten aus einer Partnerbörse mitgeteilt:
ZEITmagazin ONLINE: Gibt es typische Lebensalter, in denen sich User anmelden?
Kahlke: Schon Mitte 20 stellen viele fest, dass der Baukasten doch nicht das große Glück verspricht. Besonders Frauen sind enttäuscht vom Dating. Sie vergrößern damit zwar die Zahl ihrer potenziellen Partner, aber es geht eben nur um Sex.
Dann gibt es die, die sich lange genug amüsiert haben und an Familie denken. Sie stellen fest, dass Dating funktioniert, aber dafür zu leichtfüßig ist. Dann sieht man sich nach etwas Ernsthaftem um. Das wird als richtiges Projekt betrieben, oft zu Neujahr. Wir sehen am Jahresbeginn einen dramatischen Anstieg der Zahlen in den Plattformen.
Und dann gibt es noch die Frauen ab 35, 40. Sie sehen an ihrem Umfeld, dass Familie jetzt wichtig und der Job nicht alles ist. Dann natürlich die ersten Trennungen. Mit Mitte 40 sind sehr viele schon wieder geschieden. Die gehen auch online.
Der große Einbruch im Gehalt kommt eben auch in der Zeit um die 30, wenn die Frauen die ersten Kinder bekommen und viele wollen dann ganz bewußt einen Beruf in dem sie auch etwas Zeit für die Kinder haben.
Frauen urteilen strenger
Männer finden Frauen auf Dating-Plattformen im Schnitt viel besser als umgekehrtZEITmagazin ONLINE: Frauen bewerten Männer deutlich kritischer als Männer Frauen. Das zeigen jedenfalls die Daten Ihrer ehemaligen Kollegen von OKCupid. (Siehe Grafik.)
Die Privilegien der Frauen schön gefunden zu werden.
Was sicherlich auch daran liegt, dass Frauen eher bestimmte Typen gut finden und Männer sich weit eher einig sind.
Kahlke: Frauen versuchen noch stärker als Männer, zu optimieren, den perfekten Partner zu bekommen. Seit etwa zehn Jahren haben wir nun auch noch mehr Uni-Absolventinnen als -Absolventen. Eine größere Menge gebildeter Frauen sucht also mindestens genauso gebildete Männer, die immer seltener werden. Und nicht alle gebildeten Männer suchen gebildete Frauen, sondern oft auch attraktive Frauen mit weniger Bildung. Kurzum: Die Ressource „gebildeter Mann“ wird knapp.
Frauen wollen eben eher „nach Oben“ heiraten, Männer sind in der Hinsicht auch eher bereit „Nach unten“ zu heiraten, wobei damit der soziale Status und das Einkommen gemeint ist. Natürlich hat eine hübsche Frau aber so gesehen bereits wegen ihrer Schönheit einen gewissen Status.
ZEITmagazin ONLINE: In den USA ist das Missverhältnis unter Akademikern noch größer. Während es in Deutschland sieben Prozent mehr Uni-Absolventinnen gibt, sind es dort 35 Prozent – mit fundamentalen Auswirkungen auf die Datingkultur. Viele Männer haben keine Lust mehr, in feste Beziehungen zu gehen.
Kahlke: Bildung ist tatsächlich das Hauptattribut, das der Mann mitbringen sollte. Es ist das Hauptelement der Attraktivität, und nicht äußerliche Merkmale.
Also lieber einen nicht so hübschen mit Universitätsabschluss. Interessant wäre da eine Aufschlüssung nach dem Studienfach.
Äußere Werte
Schöne Frauen ertrinken in Kontaktanfragen, bei Männern ist der Effekt nicht entfernt so ausgeprägtZEITmagazin ONLINE: Für Männer scheint das Aussehen von Frauen weiter entscheidend. OKCupid-Daten zeigen, dass Frauen, die sehr attraktiv sind, um Größenordnungen mehr Kontaktanfragen bekommen, bei schönen Männern ist dieser Effekt längst nicht so ausgeprägt. (Siehe Grafik.) Gibt es Frauen, die online praktisch überrannt werden und davor dann zurückschrecken?
Kahlke: Die gibt es. Solche attraktiven Frauen und auch attraktive Männer sind deshalb eher auf Portalen, auf denen es anonymer zugeht, wo man die Bilder erst zu einem späteren Zeitpunkt freischalten kann. So können sie sich verstecken.
Auch interessant, sehr schöne Männer haben auch einen deutlichen Vorteil, aber insgesamt erhalten alle Männer sehr wenig Anfragen und es wird eher erwartet, dass sie selbst aktiv werden.
ZEITmagazin ONLINE: Würden wir unsere Beziehungen ausschließlich nach dem Aussehen des Partners wählen, wären wir wahrscheinlich schon ausgestorben. Die OKCupid-Daten zeigen jedenfalls Erschreckendes. So finden Männer überwiegend 20-jährige Frauen attraktiv – egal, ob sie selbst 20, 40 oder 60 sind. Frauen hingegen finden Männer attraktiv, die ungefähr in ihrem Alter sind. (Siehe Grafik.)
Kahlke: Evolutionär bedingt achten Männer auf das Alter der Frauen, um gesunden Nachwuchs zu bekommen, das ist nun mal bei jungen Frauen wahrscheinlicher. Frauen hingegen brauchten früher einen Versorger mit Kraft und Status. Heute ist alles anders, aber die archaischen Muster bleiben erhalten. Frauen sagen heute, es ist interessant für mich, einen Partner zu haben, der auf meinem Niveau oder darüber ist. Muskeln sind nicht mehr wichtig, aber dafür eben die Bildung, weil sie Status und Erfolg und damit ein besseres Leben verspricht.
Der miese Sexist! Natürlich sind das nicht die alten Muster, sondern das Patriarchat.
ZEITmagazin ONLINE: Laut Statistik haben gleich gut gebildete Paare Chancen auf langfristiges Glück und auch das asymmetrische Modell des erfolgreichen und vermögenden Mannes mit weniger erfolgreicher Frau funktioniert. Die erfolgreiche Frau mit dem weniger erfolgreichen Mann scheitert häufiger. Wäre das aber angesichts der demographischen Entwicklung nicht die wünschenswerte Variante?
Kahlke: Ja, die starke Frau mit dem schwachen Mann muss es in Zukunft viel häufiger geben. Frauen sollten von ihrem Anspruch auf einen Versorger Abstand nehmen und sie werden es sicher auch schaffen. Bei Männern, glaube ich, wird es eher schwierig, ihre Dominanz aufzugeben. Aber es wird so kommen müssen.
Da wäre ich an näheren Ausführungen interessiert. Er sagt ja, dass Frauen gerade den erfolgreichen Mann suchen und ich vermute wenn sei auf „Dominanz“ und „Versorger“ genauer testen könnten, dann würden sie merken, dass da durchaus die Frauen eine deutliche Wahl treffen.
ZEITmagazin ONLINE: Wirklich? Wie viele Frauen auf Ihren Plattformen haben auch nur einen Mann akzeptiert, der kleiner ist als sie selbst?
Kahlke: Verschwindend wenige. Es ist leider eines der wichtigsten Kriterien – der Mann muss genauso groß oder größer sein. Keine Frau gibt das gerne zu. Wenn man sie fragt, sagen sie, sie seien offen, aber wenn sie sich dann binden, ist es so.
Auch wieder ein schöner Moment der Wirklichkeit. Körpergröße ist für Frauen sehr wichtig, auch wenn sie natürlich heute auch keine Rolle mehr spielt. Aber die ideale Größe für die meisten Frauen ist eben nach wie vor, dass er wenn sie High Heels anzieht noch etwas größer ist als sie oder zumindest gleich groß.
ZEITmagazin ONLINE: Haben Sie analysiert, wie Ihre User kommunizieren? Die Kontaktaufnahme ist ja ein magischer Moment. Vom Profil her passt es – aber was, wenn der potenzielle Traumpartner Verschrobenes schreibt?
Kahlke: Dann ist es vorbei. Die Nachrichten konnten wir natürlich nicht analysieren, der Datenschutz verbietet das. Aber unsere Nutzerbefragungen haben ergeben, dass Frauen sich von den Männern längere und individuellere Nachrichten wünschen und mehr Kreativität. Damit man auch sieht, dass sich die Nachricht von der unterscheidet, die an die Userin davor gesendet wurde.
Was auch wiederum daran liegt, dass Frauen so wählerisch sind. Wenn sie die wenigsten Männer attraktiv finden, dann lohnen sich halt pauschale Anschreiben, damit sie dann eigenes Interesse signalisieren kann.