Dies ist ein Gastartikel von Fabian „Curiepolis“ Herrmann
„Diese Kommunismusgeschichte. Wäre schön gewesen, ging aber nicht wegen menschl. Natur, die Realität ist eben gemein. Wieso: Wäre schön gewesen? Was wäre so toll dran: Alle in identischen Häuschen mit Garten und Tabakbeet – eins neben dem anderen in endlosen, gesichtslosen Reihen – nie erhebt sich jemand oder denkt an seinen eigenen Vorteil, denn alle privaten Vorteile sind abgeschafft. Gemeinwohl: dafür arbeitet man ausschließlich. Absterben des Staates, dann des Ichs – das Ichgefühl wird diffus, ungreifbar wie Nebel, der sich langsam auflöst. Man fühlt für alle, handelt für alle. Ich bin großartig, weil ich das und das mache – sowas denkt man nicht mehr, kann man nicht mehr denken. Das Wort ich wird bedeutungslos. Lexikalisch existiert es noch, doch es bezeichnet nur noch simple Empfindungen: Ich bin müde, ich bin hunrig, ich bin satt… Das Ich als gefühlte, handelnde Person ist tot. Ging nicht wegen menschl. Natur – das stimmt, und spricht für diese Natur, was auch immer sie sein mag.“ – so Herr Hennigsdorf, ein Lehrer, in meinem Curiepolis-Roman. Seine Argumentation, dass die „menschliche Natur“ nicht zu schlecht, sondern zu gut ist, als dass Kommunismus längerfristig funktionieren könne, lässt sich auf einige andere Bereiche übertragen. Menschen sind in vielem besser, als man landläufig zuzugeben bereit ist.
Unsere Instinkte und Verhaltensschemata entstanden im Zuge einer Jahrmilliarden währenden natürlichen Auslese, deren bemerkenswertestes Resultat die langfristig anwachsende Kephalisierung ist – Ausbildung immer größerer Zentralnervensysteme. Isoliert gesehen, erinnert die Evolution an ein „thermodynamisches Wunder“, d.h. ein zwar physikalisch nicht unmöglicher, doch wahnwitzig unwahrscheinlicher Prozess, bei dem der Ordnungsgrad eines Systems sich spontan erhöht. Viel wahrscheinlicher – sogar mit einer Wahrscheinlichkeit nahezu gleich Eins eintretend – ist die umgekehrte Entwicklungsrichtung. Man drückt dies durch den Zweiten Thermodynamischen Hauptsatz aus: Im abgeschlossenen System nimmt die Entropie stets zu. Diese, symbolisiert durch das Formelzeichen S, stellt ein Maß für die Abwesenheit von Strukturen dar:
S = k * ln Ω
k ist hier die Boltzmann–Konstante, ln der natürliche Logarithmus, der gezogen wird aus der reinen Zahl Ω, der Anzahl möglicher Mikrozustände, die zu einem beobachteten Makrozustand passen. Je geordneter ein System ist, desto kleiner ist die Zahl dieser Zustände, desto geringer die Entropie.
Beispielsweise hat ein Sandhaufen eine sehr hohe Entropie, da zu diesem Erscheinungsbild viele Mikrozustände passen. Ich kann die Sandkörner durcheinanderrühren, sie umschichten, umordnen – am Aussehen und den Eigenschaften des Sandhaufens ändert sich dadurch nichts. Wird der Sand jedoch zu einem Mikrochip weiterverarbeitet, der als CPU eines Computers dient, dann sinkt die
Entropie dadurch beträchtlich: Denn zur Erscheinung „funktionstüchtiger Schaltkreis“ gehören nur wenige Mikrozustände – Ausfall eines einzigen logischen Gatters führt unter Umständen bereits dazu, dass der Computer nicht mehr bootet. Um eine solche Entropiesenkung zu ermöglichen, muss von außen Arbeit am System geleistet werden.
Die entropiereichste Struktur, die mathematisch möglich ist, ist das Schwarze Loch: Man kann alle möglichen Dinge, Informationen, Strukturen in ihm versenken, von außen gesehen bleibt es unverändert – bis auf eine gewisse Massenzunahme. Die entropieärmste Struktur, die wir bislang entdeckt haben: unser eigenes Gehirn. Damit es im Einklang mit dem Zweiten Thermodynamischen Hauptsatz entstehen konnte, muss irgendetwas von außen Arbeit an der irdischen Biosphäre verrichtet haben – es handelt sich natürlich um die Sonne!
Je stärker die Energie in einem Strahlungsstrom auf einzelne Photonen konzentriert ist, desto geringer ist die Entropie, die dieser Strom transportiert. Die Erde nimmt von der Sonne überwiegend Strahlung im sichtbaren Bereich auf, entsprechend einer Schwarzkörpertemperatur von 6000 Kelvin, die an der Sonnenoberfläche herrscht. Nachts strahlt der Planet Infrarotphotonen ab. Dieser „Entropiesprung“ von kürzer- zu längerwelliger Strahlung ermöglicht die Entstehung komplexer Strukturen auf der Erde. Während im Universum insgesamt die Entropie steigt, vermag sie innerhalb der Biosphäre zu fallen, da die nächtlich ins All abströmende Wärmestrahlung
Entropie fortträgt.
Alle Lebensformen auf der Erde (mit Ausnahme gewisser Arten von Chemotrophen, die in der Umgebung schwarzer Raucher in der Tiefsee existieren) mussten sich auf dem Abhang zwischen niederentroper Zu- und hochentroper Abstrahlung einrichten. Dieser Ordnungs-Unordnungs- Gradient stellt die ultimative Ursache des Selektionsdrucks dar. Hierfür gibt es ein faszinierendes Beispiel aus der menschlichen Verhaltensbiologie.
Grüne Pflanzen wandeln die einfallende Sonnenstrahlung mit einer Effizienz von maximal einem halben Prozent in Glukosemoleküle (lediglich speziell gezüchtetes Zuckerrohr erreicht respektable acht Prozent). In Europa liegt die mittlere Energieflussdichte der solaren Einstrahlung bei 120 Watt pro Quadratmeter, in den Tropen bei zwei– bis dreihundert Watt. Menschliche Körper setzen eine Zeitmittelleistung von 120 Watt um: Das bedeutet, dass jede Person ein Areal von mindestens zweihundert Quadratmetern kontrollieren muss, um am Leben zu bleiben und sich fortzupflanzen – in der Zeit vor der industriellen Landwirtschaft sogar noch um Größenordnungen mehr, da nicht jede Pflanze als Nahrung für Menschen geeignet ist, und essbare Tiere einen Großteil der aus Pflanzen aufgenommenen Energie selbst verbrauchen. Im Paläolithikum lag die Bevölkerungsdichte bei einer Person auf drei Quadratkilometern. Da nun jene Lebewesen ihre Erbinformation in der Population anzureichern vermochten, denen es gelang, die Entropie in ihren eigenen Körpern niedrig zu halten – die also die Fähigkeit hatten, sich ausreichend Nahrung zu beschaffen – entstanden Instinktschemata, die wir als „egoistisch“ werten. Denn wenn irgendwer mir einen Teil meines mühsam eroberten Stückchens Erdoberfläche streitig machen möchte, dann fehlen mir eventuell wertvolle Watt, die ich zur Erhaltung meines Nervensystems und meiner Erbinformation dringend benötige! Trau nur dir und nie der Prärie – und falls jemand zu zudringlich wird, halte einen soliden Holzprügel bereit…
Um Zugriff auf die zur Weitergabe und Vervielfältigung von genetischer Information erforderliche Energieflussdichte sicherzustellen, waren komplexe Nervensysteme offensichtlich von Vorteil. Im Laufe der Evolution der Gattung Homo entstand jedoch durch zufällige Mutation ein kleines Übergewicht – eine Überkapazität, die die thermodynamischen Verhältnisse auf der Erde änderte.
Momentan residiere ich im Döblin–Haus in Wewelsfleth an der Elbmündung, einen kurzen Spaziergang entfernt arbeitet das Kernkraftwerk Brokdorf. Es setzt auf einer Fläche von einem Viertelquadratkilometer eine elektrische Leistung von 1400 Megawatt frei, entsprechend einer Energieflussdichte von 5600 Watt pro Quadratmeter. Die enorme Hirnkapazität des Menschen taugt zu mehr als nur zum Überleben als Jäger und Sammler: Sie hat uns ermöglicht, durch wissenschaftliche Forschung und technische Erfindungen die verfügbare Energieflussdichte enorm über das von Sonneneinstrahlung und Photosynthese Vorgegebene hinaus zu steigern.
Hierdurch wurde der Kampf um Landfläche und Ressourcen massiv entschärft. Menschen können heute in Riesenstädten mit vielen Millionen Einwohnern zusammenleben – dennoch kommt es, trotz hoher Verbrechensraten in manchen Gegenden, in der Regel nicht zu Mord und Totschlag. Die Wahrscheinlichkeit, von einem anderen Menschen verletzt zu werden, ist seit der Industrialisierung sogar weltweit extrem gefallen. Wir leben länger, sicherer, gesünder als alle Generationen vor uns.
Unser Nervensystem, das primär zur Verfolgung „egoistischer Ziele“ (Sicherstellung des Energienachschubs zur Niedrighaltung der Entropie in unseren Körpern) entstand, befähigt uns, durch Veränderung der physikalischen Strukturen auf der Erde Bedingungen zu schaffen, unter denen Konkurrenz und Konflikte gegenüber der Urzeit sehr stark reduziert sind. Je höher die technisch erzielbare Energieflussdichte, desto mehr Menschen können in einem bestimmten Gebiet zusammenleben, ohne sich gegenseitig an den Kragen zu gehen.
Wir sind nicht länger nur eine biologische Spezies. Wir haben uns mit einem mächtigen Exoskelett aus Stahl, Silizium, Kupfer, Aluminium, Aktiniden, Strom, Plasma und Laserlicht umgeben, welches unser Dasein, bei Beibehaltung der genetischen und psychologischen Struktur, grundlegend transformiert und uns völlig neue Möglichkeiten eröffnet hat. Schon bald könnte sogar unsere DNS selbst Ziel technischer Verbesserungen werden!
Unterstützt wurden diese Entwicklungen vom kapitalistischen Wirtschaftssystem in seinen verschiedenen Realisierungsformen. Es ist am besten an die Basispsychologie des Menschen angepasst. Dadurch, dass es eine gewisse Konkurrenz, einen Wettlauf um die beste, eleganteste, effizienteste Lösung aufrechterhält, spornt es Menschen an, ihr Bestes zu geben und beflügelt technische Neuerungen. Unser angeborener „Egoismus“ ist daher bezüglich seines Gesamteffekts keine destruktive, unmenschliche Kraft, sondern Grundlage einer Gesellschaft, in der Reichtum statt Knappheit, Kooperation statt Kampf um jeden essbaren Wurzelknollen herrscht.
Seit der Aufklärung sind immer wieder Bewegungen aufgetaucht, die einen völlig konfliktlosen, unaufgeregten Endzustand der Menschheit anstreben, in dem sich nichts mehr ändert und universelle Harmonie herrscht. Das gilt für die Marxisten mit ihrer klassenlosen Gesellschaft, für die Grünen, die „Leben im Einklang mit der Natur“ propagieren, und auch für die „Social Justice Warriors“, denen zufolge Menschen normalem Kommunikations– und Flirtverhalten nicht standzuhalten vermögen, ohne psychische Traumata zu entwickeln, weswegen dieses schleunigst aberzogen und durch allumfassende Rücksichtnahme und Selbstbeschränkung ersetzt werden soll.
Ich verstehe diese Denkweise nicht. Es geht hier noch nicht einmal um realistisch vs. unrealistisch, sondern darum, ob das angestrebte Resultat wünschenswert scheint. Was wäre so großartig an einem idyllischen Zustand, der bis in fernste Zukunft aufrechterhalten wird und in dem nichts aufregendes mehr geschieht? Das klingt eher nach einem Alptraum. Alles, was uns aus der Reserve lockt, uns dazu treibt, über den eigenen Schatten zu springen – sei es, dass wir unser Leben umkrempeln, um eine Erfindung zu machen und an den Start zu bringen; sei es, dass wir den kühlen Grusel der Ansprechangst überwinden und die rothaarige Kerntechnikstudentin zu einem Spaziergang am Elbufer einladen – trägt direkt oder indirekt dazu bei, dass Fähigkeiten, Wissen und Gestaltungsmöglichkeiten der Menschheit wachsen.
Das ist etwas Wunderbares.
Schöner anthropologischer Grundriss. Wobei die Heilslehren von der sozialen Idylle, vom »konfliktlosen, unaufgeregten Endzustand der Menschheit«, eben immer dann entstehen, wenn die Unruhe überhandnimmt – man kann den Menschen damit auch überfordern.
Die sozialistischen Heilslehren adaptieren in dieser Hinsicht bloß die vorangehenden christlichen Heilslehren, die auf die Endzeit und Christi Wiederkunft gewartet haben.
Und das ist der Sinn von »Zivilisation«: dafür zu sorgen, dass die »Basispsychologie des Menschen« sich in geregelter Weise ausagieren kann. Wenn sie »keine destruktive, unmenschliche Kraft« ist (historisch war sie oft genug genau dies), dann, weil sie erfolgreich reguliert wird – man kann sie überregulieren und unterregulieren, aber die Zumutungen der Affektkontrolle sind im Grundsatz unerlässlich.
Auch das ist etwas, was das narzisstische Zeitalter der »Social Justice Warriors« zu verleugnen sucht.
„Auch das ist etwas, was das narzisstische Zeitalter der »Social Justice Warriors« zu verleugnen sucht.“
Ist Wirklichkeitsverleugnung nicht Kennzeichen aller Radikalen (außer der chemischen 😉 )?
MMn ordnen sich die SJW nahtlos in die Ideologen einer Welt gleicher Menschen ein, wie in die Ideologen einer Welt, in der es Herrenmenschen und Untermenschen gibt.
@Carnofis:
»MMn ordnen sich die SJW nahtlos in die Ideologen einer Welt gleicher Menschen ein, wie in die Ideologen einer Welt, in der es Herrenmenschen und Untermenschen gibt.«
Typologisch besteht da zweifellos Ähnlichkeit, aber trotzdem muss man sich die konkrete historische Ausprägung anschauen. Typologisch kann man auch Adolf Hitler und Stefan George in die Kategorie »charismatischer Führer« (im Sinne Max Webers) einsortieren, aber man wird sie dennoch sehr unterschiedlich bewerten.
Das ist der Haken bei allen historischen Vergleichen: wenn man die Ähnlichkeiten identifiziert hat, darf man die Unterschiede trotzdem nicht ignorieren.
Die Agitation der SJW würde ich als diplomierter Hobbypsychologe als Kompensation eines kollektiven Schuldgefühls bezeichnen. Das „Schuldnarrativ“ ist schon in der christlichen Heilslehre angelegt – der Mensch, ausnahmslos, als Sünder. Die modernere Variante verweist auf Umweltzerstörung, Rassismus, Kolonialismus, Wohlstandsgefälle zur dritten Welt u.a. und macht die industrialisierte Welt dafür verantwortlich, wobei sich Frauen mittels Feminismus so eben mal aus jeder Verantwortung stehlen und sich geschichtsklitternd in die Gemeinschaft der Entrechteten einreihen.
„Das ist der Haken bei allen historischen Vergleichen: wenn man die Ähnlichkeiten identifiziert hat, darf man die Unterschiede trotzdem nicht ignorieren.“
Zweifellos richtig.
Das Instrumentarium, einen Totalitarismus durch Nazis abzuwehren, ist ein anderes, als das zur Abwehr eines Totalitarismusses der aktuellen SJW.
Ich konnte noch nie was damit anfangen, Hitler zum Monster zu stilisieren. Damit stiehlt man sich nur aus der Notwendigkeit, stets kritische Maßstäbe auch an aktuelle Politiker zu legen.
Donald Trump ist der aktuelle Beleg, dass es eine unbekannt große Menge von Menschen gibt, die bereit sind, irrational handelnde Agitatoren zu wählen, nur um es denen „da oben“ mal so richtig zu zeigen.
Hitler kam aus denselben Motiven an die Macht.
Es hat allerdings weniger denen „da oben“ geschadet, als denen, die ihn gewählt hatten.
Mal sehen, wann die amerikanischen Stahlarbeiter ihre Lektion lernen.
Nun muss man allerdings konstatieren, dass die Vorstellungen einer konfliktfreien und harmonischen Gesellschaft eine kulturanthropologische Konstante darstellt, die weltweit anzutreffen ist, soweit uns schriftliche Quellen vorliegen. Da fallen nicht nur die „üblichen Verdächtigen“ darunter. So gibt es die diversen religiös fundierten „Goldenen Zeitalter“, aus denen die Menschen (meistens selbstverschuldet) angeblich herausgefallen sind. Es gibt reaktionäre Utopien der „heilen Ursprünge“, wonach durch angeblich sittliche Verwilderung und menschliche Anmaßung gegenüber der göttlichen Ordnung ein allgemeiner Verfall herbeigeführt wurde. Und auch in der Hochliteratur sind solche Phantasien anzutreffen, wie in Platons „Politeia“, in der „Utopia“des Thomas Morus und im „Sonnenstaat“ von Thommaso Campanella. Diese gesamte Thematik ließe sich anhand der verschiedenen chiliastischen Sekten zu Beginn der Neuzeit (z.B. Täuferkommune zu Münster) vervollständigen.
Ich bin weit entfernt, utopische Endzustände für erstrebenswert zu betrachten. Die humanitären Kosten sind mir bekannt. Aber als kulturanthropologische Konstante sind sie nun mal im Ideenhaushalt der Menschheit präsent. Und sie haben in Krisensituationen stets über ein hohes soziales Mobilisierungsspotential verfügt, das dann auch geschichtsmächtig wurde. Hier geraten die Naturwissenschaften an ihre Grenzen, um diese Phänomene zu erklären und sollten zu diesem Zweck den Sozial- und Kulturwissenschaften das Feld überlassen.
Ganz nebenbei: wenn wir eine Gesellschaft zum besseren wenden wollen, benötigen wir regulative Ideen, nach denen wir uns richten wollen, die aber keinen Endzustand 1:1 vorgeben. Als die Aufklärer im 18. und im 19. Jahrhundert die menschenrechtliche Gleichheit, die Aufhebung ständischer Vorrechte und demokratische Verfassungen einforderten, wurden sie von ihren Gegnern auch als „Utopisten“ bezeichnet. Aber ohne die (zumindest regulative) Antizipation besserer gesellschaftlicher Zustände würden wir immer noch in armen Agrargesellschaften mit brutalen Herrschaftsmechanismen leben.
„Und auch in der Hochliteratur sind solche Phantasien anzutreffen, wie in Platons „Politeia“, in der „Utopia“des Thomas Morus und im „Sonnenstaat“ von Thommaso Campanella.“
Bertrand Russell hat mal etwas sehr Treffendes zu Platons Idealstaat geschrieben: „Es wäre unglaublich langweilig, in diesem Staat zu leben!“
Aber du hast recht: Utopien sind eine uralte Konstante der menschlichen Phantasie. Ich würde auch gar nicht die Vorstellung einer „besseren Welt“ als solche ablehnen — es ist eher die Art von besserer Welt, die meist vorgeschlagen wird, die mich skeptisch macht. Siehe obiges Russell-Zitat: Utopien sind überwiegend auf einen gleichförmigen, unaufgeregten Zustand ausgerichtet, der letztlich gähnend langweilig wäre.
Warum die Utopien nicht lieber auf Veränderung und Abenteuer orientieren? (Mein eigenes „Curiepolis“ geht in diese Richtung.)
Ja, eine rein libertäre oder gar anarchistische Gesellschaft scheint mir auch keine gute Option — Affektregulierung durch Sitten und Gesetze ist in gewissem Maße unverzichtbar.
Die verbreitete Darstellung von Egoismus als „das Böse schlechthin“, das ist, was ich in Frage stellen möchte. Egoismus, im Sinne von „sich selbst etwas Gutes tun wollen“, sehe ich prinzipiell eher als positive Triebkraft. Es gilt jedoch, darauf zu achten, dass Menschen bei Erfüllung ihrer eigenen Wünsche anderen keinen übermäßigen Schaden zufügen.
Sehr interessant! Ich mag es, wenn jemand ein Thema von einer anderen Seite anleuchtet und mich auf neue Gedanken bringt. Muss mich aber erst einmal ein wenig einlesen
Danke!! Freut mich, dass mein Gastbeitrag dir gefällt.
Sehr interessant – danke hierfür!
Du schreibst:
„Ich verstehe diese Denkweise nicht. Es geht … darum, ob das angestrebte Resultat wünschenswert scheint. Was wäre so großartig an einem idyllischen Zustand, der bis in fernste Zukunft aufrechterhalten wird und in dem nichts aufregendes mehr geschieht?“
Zumindest die SJWs wären nicht einverstanden mit diesem Frame: Sie würden darauf insistieren, daß ihr Vorhaben nichts anderes ist als die konsequente Fortsetzung eines Prozesses, die mit der Schaffung von Erziehung und von Recht begonnen habe.
– Erziehung von Kindern, um soziales Fehlverhalten zu vermeiden oder zu korrigieren,
– Polizei, Justiz, Strafvollzug usw, um sozial schädigendes Verhalten zu kompensieren oder durch Abschreckung zu vermeiden.
Die SJWs würden sich vielleicht auch auf die Moral berufen. Jedenfalls würden sie sich nicht darauf festlegen lassen, daß sie streben nach „einem idyllischen Zustand, der bis in fernste Zukunft aufrechterhalten wird und in dem nichts aufregendes mehr geschieht“. Sie würden Dir somit unterstellen, einen „strawman“ gegen sie ins Feld zu führen.
SJWs würden vermutlich sagen: „Wir wollen genau das, was Leute wollen, die mit Erziehung oder Recht oder Moral zu tun haben – wir wollen das nur ein bißchen konsequenter. Die meisten dieser Leute sind sozusagen auf halber Strecke stehen geblieben – wir gehen bis an das natürliche Ende. Aber unser Motiv ist genau dasselbe. Und wer unser Vorhaben in Zweifel zieht, der müßte konsequenterweise auch das Recht und die Erziehung in Zweifel ziehen.“
Ja, das sehe ich auch so. Ich denke, dass Fabians Argumente nicht ausreichen, um z.B. gegen feministische Ideologie vorzugehen. Dafür sind seine Beobachtungen zu unspezifisch, allgemein und common sense. Der im Schatten des Feminismus vegetierende Genderismus spricht doch gerade von der Differenz als sein Alleinstellungsmerkmal,d.h,, der könnte Fabians Text zur Untermauerung seiner Ideologie verwenden. Interessant ist, dass der Feminismus eine Untersparte hat, die den neuen kybernetischen Menschen haben will, einen Maschinenmensch – genau das gleiche, was meiner Ansicht nach die Konsequenz des Textes von Fabian ist.
„Zumindest die SJWs wären nicht einverstanden mit diesem Frame: Sie würden darauf insistieren, daß ihr Vorhaben nichts anderes ist als die konsequente Fortsetzung eines Prozesses, die mit der Schaffung von Erziehung und von Recht begonnen habe.
…
Die SJWs würden sich vielleicht auch auf die Moral berufen.
…
SJWs würden vermutlich sagen: „Wir wollen genau das, was Leute wollen, die mit Erziehung oder Recht oder Moral zu tun haben …“
Alles richtig und nachvollziehbar.
Aber die entscheidende Ergänzung ist
„– wir wollen das nur ein bißchen konsequenter.“
Und dieses „konsequenter“ erlaubt bei Radikalen – und zu denen zähle ich die SJW – auch die soziale oder gar physische Vernichtung von „Konterrevolutionären, Defätisten und Vaterlandsverrätern“.
Insofern ist es wurscht, ob die SJW sich treffend dargestellt sehen, oder nicht.
Ein Nazi hätte sich 1938 auch selbst als sozial und moralisch integer beschrieben.
Und Josef Stalin war mit Sicherheit bis zum letzten Atemzug überzeugt, mit der Vernichtung Oppositioneller das Richtige zu tun.
„Und dieses „konsequenter“ erlaubt bei Radikalen – und zu denen zähle ich die SJW – auch die soziale oder gar physische Vernichtung von „Konterrevolutionären, Defätisten und Vaterlandsverrätern“.“
Das ist doch das Kernproblem aller Utopisten, nicht zuletzt auch aller linken Utopisten: Die Umsetzung der Utopie, so wird unweigerlich irgendwann festgestellt, scheitert an „falschen“ Menschen.
Ob die Theorie hinter der Utopie die Kapitalbesitzer oder die Intellektuellen oder die Erfolgreichen oder die Weißen oder die Männer als „falsch“ definiert, ist dann nur ein technisches Detail.
Sobald die „falschen“ Menschen weg sind, steht Utopia direkt vor der Tür.
„Zumindest die SJWs wären nicht einverstanden mit diesem Frame: Sie würden darauf insistieren, daß ihr Vorhaben nichts anderes ist als die konsequente Fortsetzung eines Prozesses, die mit der Schaffung von Erziehung und von Recht begonnen habe.“
Das finde ich interessant — einige der Diskussionen, die ich mit SJWs hatte, endeten in der Tat damit, dass der SJW sagte: „Wir fordern nur Höflichkeit und gute Erziehung!“
Selbst wenn dem so wäre — die Frage bleibt, weshalb das Erziehungsziel darin bestehen soll, dass Menschen sich gegenseitig in Watte packen? SJWs scheinen Menschen als unvorstellbar sensibel und zerbrechlich anzusehen, so dass sie quasi nur unter einem Glassturz existieren können.
Mir fällt gerade auf. Es gibt dazu einen Film, der die elende Langeweile eines 100% idyllischen Zustands beschreibt: https://www.imdb.com/title/tt0120789/
Eine perfekte 1950 Picket Fence Vorortidyll in schwarzweiß. Die Feuerwehr rettet höchstens Katzen von Bäumen. Alle sind immer nett. Ein Alptraum
Entropie ist ein „Maß für die Unkenntnis des Zustands aller einzelnen Teilchen“ , welches die fehlende Information misst, um von einem bekannten Makrozustand auf den Mikrozustand des Systems schließen zu können. Eine hohe Entropie lässt also auf Unordnung schließen.
Nun ist der Kommunismus durch allumfängliche Gleichheit gekennzeichnet, was eine geringe Entropie impliziert, denn man kann wohl vom Gesellschaftssystem auf die Denke des Individuums schließen.
Außerdem tendiert der Kommunismus zur Globalisierung, was ihn zu einem nicht abgeschlossenen System macht, das wiederum seine Entropie nach dem 2. Hauptsatz der Thermodynamik nicht ansteigen lässt.
Nun soll aber der Kommunismus, der Grüne, der Social Warrior und die jammernde Femitante nach deiner Ansicht die Verringerung der Entropie verhindern.
Das Ich würde, so deine Theorie in einem solchen System diffus, was eine Zunahme der Entropie bedeutete.
Nur ein nicht diffuses Ich sei dagegen in der Lage die Energieflussdichte durch technische Erneuerungen zu erhöhen. Die Energieflussdichte steht im umgekehrten Verhältnis zur Entropie.
Schluss: ein technikaffines Ich in einer globalisierten Welt, das nicht in einem abgeschlossenem idyllischen Dorf, sondern in einer offenen Megacity mit umfassenden Migrationsströmen lebte, führte zur Verringerung der Entropie der Gesellschaftsstrukturen. Die Abwesenheit der kommunistischen Gleichheit verringere die Diffusität (hohe Entropie) des Ichs der dort lebenden Akteure. Das entropiearme Ich verbessere die Energieflussdichte mittels technischer Transformationen, und bewirke ein immer besseres Verhältnis der niederentropigen Zustrahlung zu der hochentropigen Abstrahlung. Zu optimalen Verbesserung dieses Verhältnisses sei die Transformation der DNS wünschenswert, weil deren niederentropige Zustand die Voraussetzung schaffe, die Kapazität des Ichs zur Erhöhung der Energieflussdichte zu verbessern.
Der Endpunkt dieser Entwicklung ist der Roboter, der den Menschen in allen oben genannten Punkten zukünftig übertreffen wird.
„ein technikaffines Ich in einer globalisierten Welt, das nicht in einem abgeschlossenem idyllischen Dorf, sondern in einer offenen Megacity mit umfassenden Migrationsströmen lebte, führte zur Verringerung der Entropie der Gesellschaftsstrukturen. Die Abwesenheit der kommunistischen Gleichheit verringere die Diffusität (hohe Entropie) des Ichs der dort lebenden Akteure. Das entropiearme Ich verbessere die Energieflussdichte mittels technischer Transformationen, und bewirke ein immer besseres Verhältnis der niederentropigen Zustrahlung zu der hochentropigen Abstrahlung. Zu optimalen Verbesserung dieses Verhältnisses sei die Transformation der DNS wünschenswert, weil deren niederentropige Zustand die Voraussetzung schaffe, die Kapazität des Ichs zur Erhöhung der Energieflussdichte zu verbessern.
Der Endpunkt dieser Entwicklung ist der Roboter, der den Menschen in allen oben genannten Punkten zukünftig übertreffen wird.“
Ich finde Timothy Learys Ansicht, dass „Neuromancer“ eher eine Utopie als eine Dystopie sei, zumindest interessant! 😉
Der Wettlauf hat sich in der Geschichte des Menschen oft als Wettkampf heraus gestellt. Der ultimative Wettkampf ist der Vernichtungskrieg, dem der Genozid folgt. Davon ist schon im Alten Testament die Rede – der ultimative Kampf um Land und die darin enthaltenen Ressourcen. Der technische Fortschritt ermöglicht es, dass wir uns in die Steinzeit zurück bomben oder gar vollständig auslöschen. Die Zukunft wird zeigen, ob der Mensch eine evolutionäre Sackgasse beschreitet oder nicht. Egoismus kann sehr destruktive Formen annehmen. Ihn als segensreiches Prinzip menschlicher Natur zu bezeichnen, das zu immer grösserem Wohlstand und Glück führt und das im Kapitalismus als Antrieb für segensreiche Innovation wirkt ist zumindest teilweise fragwürdig.
Die vom Autor vorgetragene Heilslehre hat meiner Ansicht nach eine zu große Entropie 🙂
“ Die Zukunft wird zeigen, ob der Mensch eine evolutionäre Sackgasse beschreitet oder nicht.“
„Ist“, nicht „beschreitet“. Eine Frage, die wahrscheinlich innerhalb der nächsten 50 Jahre beantwortet wird. Gibt es die Menschheit in 100 Jahren noch, dann scheint sie die elementaren Probleme zu ihrem Fortbestand in den Griff gekriegt zu haben -> Entropie sinkt 😉 .
„Egoismus kann sehr destruktive Formen annehmen.“
Ist Egoismus nicht immer destruktiv? Außer vielleicht in den Fällen, wo es ums unmittelbare nackte Überleben geht. Was die Menschen zu weltbeherrschenden Spezies gemacht hat, war nicht ihr animalischer Egoismus, sondern ihre Bereitschaft zur Kooperation auch mit gänzlich unbekannten Menschen, deren Schicksal einem egal sein kann.
„Ihn als segensreiches Prinzip menschlicher Natur zu bezeichnen, das zu immer grösserem Wohlstand und Glück führt und das im Kapitalismus als Antrieb für segensreiche Innovation wirkt ist zumindest teilweise fragwürdig.“
Egoismus ist eine starke Triebkraft, die grundsätzlich dem Fortschritt entgegensteht. Erst der durch Gesetze und Normen eingehegte Egoismus entfaltet eine positive Dynamik.
„Ist Egoismus nicht immer destruktiv?“
Das hängt davon ab, was man genau unter „Egoismus“ versteht.
https://www.duden.de/rechtschreibung/Egoismus
a. [Haltung, die gekennzeichnet ist durch das] Streben nach Erlangung von Vorteilen für die eigene Person, nach Erfüllung der die eigene Person betreffenden Wünsche ohne Rücksicht auf die Ansprüche anderer; Selbstsucht, Ichsucht, Eigenliebe
b. (Philosophie) Lehre, Anschauung, nach der alles, auch das altruistische Handeln, auf Selbstliebe beruht
Mein Argument wäre, dass egoistisches Handeln geholfen hat, Bedingungen zu schaffen, die die „Erfüllung der die eigene Person betreffenden Wünsche“ ermöglicht, ohne dass die Ansprüche anderer untolerierbar eingeschränkt werden.
Zu b. — Ich helfe seit einiger Zeit gern bei der Obdachlosenhilfe — vor allem, um neue Leute kennenzulernen und Spaß zu haben. Die Mahlzeiten und Hilfsgüter für die Clochards sind quasi ein erfreulicher Nebeneffekt…
„… dass egoistisches Handeln geholfen hat, Bedingungen zu schaffen, die die „Erfüllung der die eigene Person betreffenden Wünsche“ ermöglicht, ohne dass die Ansprüche anderer untolerierbar eingeschränkt werden.“
Das KANN eine egoistische Handlung begleiten, MUSS es aber nicht. In aller Regel schränken externe Normen das egoistische Handeln ein, seien es Gesetze, oder schlicht das ‚Tit for tat- Prinzip.
„Ich helfe seit einiger Zeit gern bei der Obdachlosenhilfe — vor allem, um neue Leute kennenzulernen und Spaß zu haben.“
Hier muss ich zugeben, dass Egoismus wohl nicht IMMER destruktiv ist. Du beziehst Befriedigung daraus, anderen Menschen zu helfen. Da fällt es schwer, das als destruktiv zu bezeichnen, auch wenn es das sehr wohl sein kann.
Geradezu der Klassiker sind die Gendas, die eine Art erweitertes Münchhausen-by-proxy-Syndrom ausleben, indem sie Frauen in Opferrollen drängen, um ihnen dann mit großer öffentlicher Empörung zu helfen (aber nie soweit, dass sie aus ihrer Opferrolle ausbrechen könnnen).
Das ist schon richtig : Aber der Antrieb kommt vom Egoismus. Auch in einer feinteilig ausdifferenzierten Arbeitsteilung und hohem Kooperationsniveaau ist der persönliche Vorteil nicht an die Stelle des Gemeinwohls getreten.
Der Kapitalismus ist ein recht junges Phänomen und existiert erst seit ca. 250 Jahre. Zur Analyse seiner Entstehungsvoraussetzungen als „Sonderweg“ des westeuropäischen und nordamerikanischen Raumes wäre die Lektüre der Aufsatzsammlung von Max Weber über „die Wirtschaftsethik der Weltreligionen“ gewiss zielführender als irgendwelche – mehr oder weniger – abseitige Auslassung über physikalische Aspekte der Thermodynamik.
„Zur Analyse seiner Entstehungsvoraussetzungen als „Sonderweg“ des westeuropäischen und nordamerikanischen Raumes wäre die Lektüre der Aufsatzsammlung von Max Weber über „die Wirtschaftsethik der Weltreligionen“ gewiss zielführender als irgendwelche – mehr oder weniger – abseitige Auslassung über physikalische Aspekte der Thermodynamik.“
Zielführender schon, aber weit weniger interessant 🙂
Irgendwie ist das logisch, dass bei einem mittleren Energiebedarf eines Menschen für diesen eine bestimmte Menge Fläche nötig ist, diese Energie zu erzeugen/gewinnen, weshalb die Bevölkerungsdichte einen bestimmten Wert erst dann übersteigen konnte, als der Mensch auf nichtnachhaltige Brennstoffe zurückgreifen konnte.
Der Umweg über die Entropie könnte allerdings diskutiert werden.
@ Carnofis
Gewiss wäre es „interessant“, das Gilgamesch-Epos unter thermodynamischen Gesichtspunkten und unter besonderer Berücksichtigung der Entropie zu diskutieren. Bekanntlich kann man aus einer unsinnigen Prämisse streng logisch die unsinnigsten Schlussfolgerungen ziehen.
„Gewiss wäre es „interessant“, das Gilgamesch-Epos unter thermodynamischen Gesichtspunkten und unter besonderer Berücksichtigung der Entropie zu diskutieren.“
Du musst zugeben, das hätte was … 😀
Man hat es bestimmt schon unter jedem anderen Gesichtspunkt diskutiert, aber ebenso sicher noch nie unter dem der Entropie 😀 😀
Mein Haupteinwand gegen alle wirtschaftlichen und sozialen Theorien von Karl Marx bis Ayn Rand ist, dass diese die hinter der Produktion stehenden physikalischen Mechanismen nicht hinreichend beachten — insbesondere die Thermodynamik, die ein den anderen Naturgesetzen übergeordnetes Prinzip darstellt, das für komplexe Systeme gilt.
Im Gilgamesch-Epos gibt es jene Szene, wo der Naturbursche Enkidu mit der Tempeldienerin Schamchat sieben Tage und sieben Nächte durchvögelte und dadurch erst „zivilisiert“ wurde. Nach dem überlieferten Text war SIE es, die dabei den aktiven Part übernahm. Die thermodynamischen Auswirkungen dieses Exzesses zu messen, wäre bestimmt eine interessante Forschungsaufgabe. Schließlich setzen die Wallungen des Blutes und die körperliche Betätigung beim Vollzug des Geschlechtsaktes thermodynamische Prozesse frei, die sich dann auf den Weltenlauf auswirken.
Aus der Sicht eines „Maskulisten“ dürfte die Darstellung im hier angeführten Mythos, wonach die Frau den Mann durch ausdauernde sexuelle Beanspruchung „zivilisiert“, ein beachtenswerter Gesichtspunkt sein. Und als Ratschlag für die Feministas: „Sieben Tage, sieben Nächte“ – und schon ist der Mann von seinen „toxischen“ Bestandteilen kuriert.
wurde persönlicher Vorteil nicht durch Gemeinwohl ersetzt … sollte das heissen
Interessante analytische Perspektive. Wobei der Text irgendwie unvollständig erscheint…kommt da noch eine Fortsetzung oder war es nur ein Extrakt aus anderen Texten?
Und ein paar Anmerkungen von mir:
„Seit der Aufklärung sind immer wieder Bewegungen aufgetaucht, die einen völlig konfliktlosen, unaufgeregten Endzustand der Menschheit anstreben“
Nein, die gab es auch schon lange vor der Aufklärung. Beliebiges Beispiel: Das Täuferreich von Münster.
„Das gilt für die Marxisten mit ihrer klassenlosen Gesellschaft…“
Man kann ja den Marxisten viel vorwerfen, aber nicht, dass sie einen Entwicklungszustand auf allen Ebenen komplett einfrieren wollten. Technikbegeistert z.B. waren die schon.
„…für die Grünen, die „Leben im Einklang mit der Natur“ propagieren,…“
was ja theoretisch auch jede Menge Veränderungen beeinhalten würde, da auch die Natur einen Wandel unterworfen ist. In der Praxis geht es den Grünen aber eher um das „gute Gefühl“ und weniger um reale Umsetzungen.
Dies haben sie mit SJW gemein, die im wesentlichen gar kein konsistentes Lebens- und Gesellschaftsmodell haben und vertreten, sondern aus reiner Machtgeilheit, gepaart mit Destruktivität aus Neid heraus einfach nur juvenile Emo-Trigger beim Publikum bedienen. Also das aus der Kindheit in den Köpfen der Menschen verbliebene und in der Komplexität stark reduzierte „Gerechtigkeitsempfinden“.
„In der Praxis geht es den Grünen aber eher um das „gute Gefühl“ und weniger um reale Umsetzungen.“
Das kann ich natürlich als Grüner Fundi so nicht stehenlassen 🙂
Die Grünen waren von der ersten Stunde an ein Sammelsurium unterschiedlicher Strömungen und Ideen, deren Entstehung man vor dem politischen und gesellschaftlichen Hintergrund der 70er und 80er Jahre sehen muss, um sie zu verstehen.
Im Kern stammen die Grünen aus dem Mittelstand und Bildungsbürgertum, das sich für einen Erhalt der Schöpfung einsetzte. Damals standen sich auf deutschem Boden zwei bis an die Zähne bewaffnete Supermächte gegenüber, deren Finger immer nervöser über dem entscheidenden finalen Knopfdruck zitterte. Und dann kam Bundeskanzler Helmut Schmidt und forderte bei der atomaren Bewaffnung Nachschlag.
Auf der anderen Seite gab es jedes Jahr regelmäßig ein Fischsterben in den deutschen Flüssen, weil die Einleitung von Chemikalien, ebenso wie der atemberaubende Smog aus unzähligen Industrieschornsteinen als unvermeidliche Begleiterscheinung einer florierenden Wirtschaft angesehen wurde.
Die Kernenergie mit ihren Risiken wurde von einer weiteren Gruppe thematisiert.
Ebenfalls eine starke Strömung bei den Grünen machen die – ich nenne sie mal etwas despektierlich – „Körnerfresser“, ebenfalls Gutbürgerliche meist weiblichen Geschlechts, die zum Milchholen beim eigenen Biobauern 40 km entfernt ebenso mit dem SUV vorfahren, wie zum Körnerholen beim Bioladen um die Ecke. Und die keine Kernkraftwerke brauchen, weil bei ihnen der Strom ja auch ohne Kernkraft aus der Steckdose kommt.
All diese schillernden Figuren subsumieren sich unter dem Oberbegriff „Grüne“.
Daher ist klar, es gab und gibt bei den Grünen – wie in jeder Partei – Träumer einer schönen neuen Welt, in der alle Menschen friedlich und glücklich zusammenleben und keiner den anderen ausbeutet.
Aber der vorgestern(?) vorgestellte Artikel aus der Zeit von 1991 zeigte, dass es auch dort zu jeder Zeit sehr realistische Einschätzungen der Gesellschaft gab.
Ich denke, dass die Mehrheit der Grünen nicht wirklich von einem Leben in wilder Natur träumt, wohl aber von einem, in dem mit den natürlichen Ressourcen nicht Raubbau betrieben wird, als gäbe es kein Morgen. Und wenn wir lesen, dass im Rhein wieder Lachse gefangen werden, dass man sich um Feinstaubbelastungen im ppb-Bereich in Großstädten sorgt, dass wir abends ohne die Angst, im atomaren Glutofen puverisiert zu werden, zu Bett gehen können, dann ist das alles nicht unerheblich der Grünen Idee zu verdanken.
Seit wann sind positive Aussagen über die Grünen hier erlaubt? Christian, bitte löschen! 🙂
„Die Grünen waren von der ersten Stunde an ein Sammelsurium unterschiedlicher Strömungen und Ideen…“
Das stimmt, es war eine sehr diverse Protestbewegung. In erster Linie Auffangbecken für Alt-68er und reuige Leninisten-Maoisten, die sich an Naturschwärmer drangehängt haben in der begründeten Hoffnung, hier breitere Akzeptanz zu finden. Die Naturschwärmer selber, die ich als eigentlichen Nukleus der Grünen ansehe, haben ihren Ursprung in den Bewegungen die Ende des 19. Jahrhunderts entstanden. Wandervögel und Co. Die plakativ-provokant formuliert das Ergebnis der Paarung von Nudisten mit Ludditen waren 😉
Daneben gab es noch den christlich-wertkonservativen Teil, der sich später als ÖDP abspaltete.
Und natürlich die von Dir benannten Hedonisten, die auch heute noch gerne mit dem Cayenne die Kiddies vor der Waldorfschule absetzen um dann einen Kilometer zum Biohofladen zu fahren und dort die Müslikörner zu kaufen. Da ist „grün sein“ eben Lifestyle. Das „gute Gefühl“, offensiv als Distinktionsmerkmal gegen den Plebs eingesetzt.
„Ich denke, dass die Mehrheit der Grünen nicht wirklich von einem Leben in wilder Natur träumt,“
Von „wilder Natur“ hat allerdings auch keiner geschrieben, sowas kennen die auch gar nicht 😉 Unter Natur stellt sich der gemeine Grüne eher eine kultivierte und unsochtbar kontrollierte Parklandschaft vor. So wie Multikulti ja auch gerne als ewig dauerndes buntes Stadtteilfest mit vielen exotischen Speisen gedacht wird… 😀
„dass wir abends ohne die Angst, im atomaren Glutofen puverisiert zu werden, zu Bett gehen können, dann ist das alles nicht unerheblich der Grünen Idee zu verdanken.“
Naja, Gorbatschow war aber jetzt wirklich kein Grüner, aber seine Kapitulation meintest Du vermutlich.
Die Ironie dabei ist ja, dass wir zwar etwas weiter vom weltweiten thermonuklearen Krieg weg sind als zu Zeiten von Able Archer 83. Aber nicht wirklich viel weiter weg. Also ist auch jetzt dieses „ohne Angst zu Bett gehen“, also „das gute Gefühl“ eine Illusion. Aber eine schöne, finde ich 😉
P.S: Man wird übrigens nicht pulverisiert, sondern zu Plasma. Also, wenn man Glück hat.
„Naja, Gorbatschow war aber jetzt wirklich kein Grüner, aber seine Kapitulation meintest Du vermutlich.“
Im gewissen Sinne hat er kapituliert, ja. Aber das genügte nicht. Sein westlicher Gegenspieler, dieser amerikanische Westentaschencowboy höhnte irgendwann ’86 oder ’87, dass Gorbatschow vorschlagen könne, was er wolle, die NATO würde neue MIttelstreckenraketen in D stationieren.
Da war aber der Druck von der Straße, besonders in D, so groß, dass man verhandeln MUSSTE. Und bei Gorbis Angeboten KONNTEN sie am Ende nicht nein sagen.
Ohne diesen Druck hätte die NATO Gorbatschow einfach auflaufen lassen und weitere Atomwaffen in D stationiert.
Also ich schlafe seitdem wesentlich entspannter.
Die Stationierungen in Westdeutschland wurden bis 1986 vollumfänglich abgeschlossen. Dieser „Druck von der Strasse“ gab zwar gute Bilder für Tagesschau und AK, hatte aber keinerlei Bedeutung für die tatsächliche Stationierung.
Die Verhandlungen die Du meinst, hatten eher das SDI Programm der Amerikaner zum Inhalt. Und die Zugeständnisse der USA waren tatsächlich nur soweit gehend, wie es nötig schien um Gorbatschow in seiner Funktion zu halten bis die Abwicklung der UdSSR abgeschlossen war. Hat ja auch funktioniert.
„Wobei der Text irgendwie unvollständig erscheint…kommt da noch eine Fortsetzung oder war es nur ein Extrakt aus anderen Texten?“
Eventuell erscheint eine ausgebaute Version auf Novo Argumente! 🙂
„Man kann ja den Marxisten viel vorwerfen, aber nicht, dass sie einen Entwicklungszustand auf allen Ebenen komplett einfrieren wollten. Technikbegeistert z.B. waren die schon.“
Das ist ein hochinteressanter Punkt! Man muss hier die verschiedenen marxistischen Strömungen und Bewegungen unterscheiden. Der Sowjetkommunismus (der in abgewandelter Form auch in der DDR herrschte) war in der Tat „kosmistisch“ geprägt — die Arbeiterklasse sollte das Universum aktiv umgestalten, zur Verbesserung der Lebensbedingungen für alle Menschen. Dies bedingte auch das hohe Engagement der Ostblockstaaten in der Raumfahrt.
Ich vermute übrigens, dass dies das Resultat eines Verschmelzens der Lehre von Karl Marx mit dem russischen Kosmismus ist, wie er von Nikolai Fjodorow, Ziolkowski und Wladimir Wernadski entwickelt wurde.
Westliche Kommunisten dagegen flirteten bald mit dem radikalen Ökologismus — bis hin zu anarchoprimitivistischen Vorstellungen.
„Dies haben sie mit SJW gemein, die im wesentlichen gar kein konsistentes Lebens- und Gesellschaftsmodell haben und vertreten“
Das stimmt, es fällt auf, dass es bei den SJWs keinen politischen Gesamtentwurf zu geben scheint. Eventuell fehlt es diesen Leuten einfach an der benötigten Intelligenz und Kreativität, um einen solchen zu entwickeln.
Sorry, der Text ist Bullshit. Das neue Design ist übelst. Mach das weg….bitte.
Nur ein Bespiel. Die Sonneneinstrahlung pro m2 wird im Text mit 120 Watt angegeben. Es sind aber ca. 1300 Watt. Der Autor hat also keine Ahnung und davon jede Menge. Weitere Kritik zum Inhalt spare ich mir, das ist zu primitiv.
Meine Güte…..
„Der Autor hat also keine Ahnung und davon jede Menge.“
So einen Satz zu schreiben, während man mehrfach daran scheitert, den Antwort Button zu finden, ist lustig.
Du verwechselst die Solarkonstante im All (1.3 kW / m²) mit der zeitgemittelten Einstrahlung am Boden, welche natürlich niedriger ist.
Arbeite an deinen physikalischen Grundkenntnissen. Und an deinem Tonfall! 😉
Die 1300 Watt beziehen sich auf „den oberen Rand der Erdatmosphäre“. Auf der Erdoberfläche sind es erheblich weniger. Genaue Zahlen habe ich jetzt nicht nachgeschaut.
http://www.solar.lucycity.de/index.php/strahlungsangebot
Der Wert schwankt zwischen 1300 Watt und Null. Ich will hier keine Haare spalten sondern den Text kritisieren. Der Autor tut so, als hätte er Ahnung, hat er aber nicht. Die Sonne hat eine Schwarzkörperstrahlung von 5500 K, er schreibt von 6000 K. Ich hatte vor 30 Jahren mal Physik Leistungskurs und so einiges ist mir erinnerlich—-
Und das Design hier ist Kacke…..
Was tun die Zahlen den zur Sache? Ändern sich dadurch die Argumente und werden falsch?
https://www.acs.org/content/acs/en/climatescience/energybalance/energyfromsun.html
„Although much hotter on the inside, we can closely approximate the surface of the sun, from which its emission occurs, as a black body at a temperature of about 5800 K.“
(Gerundet also ca. 6000 K)
Der Physik-LK-Lehrer hat nicht den Unterschied zwischen Solarkonstante im All und Einstrahlung am Boden erklärt?? Würde kein so gutes Licht auf die Schule werfen…
Der Autor gibt ein typisches Beispiel pathologischer Männlichkeit ab: komplette Ausblendung der Psychologie und Geschichtlichkeit des Individuums – stattdessen eine Reduktion der Wirklichkeit auf materielle Prozesse.
Ich habe im Kommunismus gelebt und empfinde ihn als wesentlich menschlicher als diese heutige Ellenbogengesellschaft, die mit einem enormem Maß an Inhumanität aufwartet, das wir uns alle mit Begriffen wie „Freiheit“, „Wettbewerb“, „Rechtsstaat“ und „Wohlstand“ schönreden.
Ich strebe keinen Kommunismus an. Die zukünftige Gesellschaft wird sich aber in diese Richtung entwickeln, allerdings mit einer Marktwirtschaft, diese wird aber im Laufe der Generationen – wie schon zuvor – immer weiter reguliert und humanisiert werden.
Weil die Menschen schlichtweg klüger werden.
Kriege und Gewalt verringern sich in erster Linie deshalb so radikal, weil Kinder heute wesentlich humaner und gewaltfreier aufwachsen als noch vor 100 Jahren. Deshalb brauchen wir im übrigen auch keine EU, damit wir dem Franzmann nicht mehr an die Gurgel gehen. Das würden wir auch ohne EU nicht tun.
Gleichwohl ist die EU natürlich grundsätzlich eine gute Sache, nur brauchen wir sie eben nicht (mehr) zur Friedenssicherung in EU-Europa. Schon im Jahr 2050 wird es (so gut wie) keine Kriege mehr geben. Das ist jetzt schon absehbar. Ich glaube, daß der Syrienkrieg der letzte „große Krieg“ gewesen sein wird. Das sind für mich Kriege mit mehr als 100.000 Toten.
Wer eine Welt ohne Krieg und Gewalt möchte, sollte Kinder gewaltfrei und liebevoll erziehen. Das ist auch heute immer noch die Ausnahme, wenn auch Art und Häufigkeit der Gewalt stark abgenommen haben. Die Mehrheit der heute lebenden Menschen hat meines Wissens Gewalt in der Kindheit erfahren.
Das Geätze gegen „Kommunismus“ ist nachvollziehbar, wenn man in dieser narzißtischen, egozentrischen Gesellschaft mit ihren materiellen Pseudofreiheiten und ihrer vielfachen Pseudoindividualität sozialisisert wurde.
Das Heranziehen der Evolution zur Rechtfertigung eines rationalen Egoismus ist Ideologie, weil Altruismus, Solidarität, Nächstenliebe, Mitgefühl und Kooperation evolutionär mindestens genauso überlebenswichtig waren wie das Verfolgen sogenannter Eigeninteressen.
Auch hier ist es nachvollziehbar, daß jemand aus dieser egozentrischen Gesellschaft dem „rationalen Egoismus“ huldigt und entsprechende Narrative lanciert. Das trifft leider sehr häufig auf verkümmerte Männer zu, die sozusagen Karikaturen von Männlichkeit sind.
Na ja. Jedem seine ideologische Verblendung.
Wer mal tiefer verstehen möchte, warum die Welt so ist, wie sie ist, der lese:
http://alice-miller.com
Okay, „pathologische Männlichkeit“, „Verblendung“ — lassen wir das mal weg, dann freue ich mich über „Kreuzfeuer von Links“. Ich habe natürlich damit gerechnet, dass aus dieser Richtung Gegenargumente kommen, und wenn man das eine oder andere ad hominem überspringt, dann ist das interessant.
„…Altruismus, Solidarität, Nächstenliebe, Mitgefühl und Kooperation evolutionär mindestens genauso überlebenswichtig waren wie das Verfolgen sogenannter Eigeninteressen.“
Da würde ich z. B. zustimmen. Ich würde nicht behaupten, dass Egoismus die einzige Antriebskraft des Menschen ist, vielleicht noch nicht einmal die wichtigste. Dass „für sich selbst das Beste wollen“ prinzipiell negativ zu sehen sei — da widerspreche ich. Selbst im Neuen Testament heißt es ja: „Liebe deinen Nächsten *wie dich selbst*“ und nicht: „Liebe deinen Nächsten *statt deiner selbst*“!
„Kriege und Gewalt verringern sich in erster Linie deshalb so radikal, weil Kinder heute wesentlich humaner und gewaltfreier aufwachsen als noch vor 100 Jahren… Wer eine Welt ohne Krieg und Gewalt möchte, sollte Kinder gewaltfrei und liebevoll erziehen.“
Da sage ich auch nichts dagegen. Jedoch: „Die zukünftige Gesellschaft wird sich aber in diese Richtung entwickeln, allerdings mit einer Marktwirtschaft, diese wird aber im Laufe der Generationen – wie schon zuvor – immer weiter *reguliert und humanisiert* werden.“ — Humanisiert gerne, aber reguliert?? Sind Fortschritte denn nur durch Verordnung von oben zu erzielen? Kann sich Solidarität nicht viel besser „bottom up“ entwickeln?
„Geätze gegen „Kommunismus“…“
Nun, ich sehe ihn als Gesellschaftsentwurf nicht als wünschenswert an, die Vision überzeugt mich nicht — und die Staaten, die ihn zu realisieren versuchten oder noch versuchen, wurden rasch zu brutalen Diktaturen.
Einen reinen, ungebremsten Kapitalismus, wie ihn sich z. B. Ayn-Rand-Anhänger vostellen, würde ich auch nicht unterstützen. Ich sehe mich eher auf Seiten des rheinisch-westfälischen Kapitalismus als im Dunstkreis von Ayn Rand oder Margaret Thatcher.
Insgesamt bevorzuge ich den Kapitalismus, weil er mir das stärkste Entwicklungs- und Veränderungspotential zu haben scheint. Er entwickelt von allen Wirtschaftssystemen die größte Dynamik. Solcherart ist vielleicht gar nicht der Kapitalismus selbst das Ziel, sondern er könnte vielmehr eine wichtige „Übergangstechnologie“ zu besseren Gesellschaftsformen sein, die sich organisch aus ihm entwickeln werden.
https://www.novo-argumente.com/artikel/die_neue_zugmaschine_der_menschheit
Humanisiert gerne, aber reguliert?? Sind Fortschritte denn nur durch Verordnung von oben zu erzielen?
Das Problem ist der Wachstumszwang. Aus meiner Sicht stellt sich das so dar:
1) wenn nicht gewachsen wird, aber sämtliches Kapital weiter „nach oben“ fließt, stagnieren die Nachschuldner (in einem FIAT-Money-System führt das zu Rezession, Arbeitslosigkeit, Insolvenzen usw.)
2) Selbst wenn wir dieses Problem lösen würden (etwa durch Vermögens- oder Erbschaftssteuern oder Geldpresse) und dauernd wachsen würden, stoßen wir damit an Grenzen, in Deutschland sind die schon sehr greifbar: überlastete Infrastruktur, Lärm, unerträgliche Bevölkerungsdichte, Mangel an Rohstoffen, falsche Priorisierung menschlicher Bedürfnisse (keine Altenpflege, keine Bevölkerungsplanung, dafür massenweise Exportkarossen und Zuwanderung, Wegwerfartikel aus China, statt günstig massenproduzierte Wertarbeit aus dem eigenen Land usw.)
3) Den Weg aus dem Dilemma haben ausgerechnet die Nazis aufgezeigt, nein, kein Krieg, sondern gezielte und sinnvolle staatliche Investitionen (wir profitieren heute noch vom KDF-Wagen und den Autobahnen). Die Wirtschaft reguliert sich nicht sinnvoll und im Sinne der Menschen selbst, schon gar nicht in einer globalisierten Freihandelswelt. Das müssen wir schon selbst hinbekommen.
So sehe ich das. Die Erkenntnis wird aber vermutlich nur sehr langsam reifen.
Ja, *sinnvolle* staatliche Investitionen würde ich unterstützen: Infrakstruktur, Forschung, Bildung.
Die Privatisierung der Eisenbahn in Deutschland sehe ich z. B. sehr kritisch.
Das Problem ist meines Erachtens nach jedoch, dass die Deutschen sich nichts mehr trauen und keinen Innovationsgeist mehr zeigen. Wir haben Magnetschwebebahn und gasgekühlten Hochtemperaturreaktor nach China vertickt, anstatt sie selbst zu bauen. Wir sind aus dem Bau von Kernreaktoren und Computern ausgestiegen und jetzt soll es auch noch der Verbrennungsmotorbranche an den Kragen gehen.
Unerträgliche Bevölkerungsdichte herrscht in Deutschland keinesfalls (gerade Berlin ist für eine Großstadt relativ dünn besiedelt) und die oft prophezeiten „Rohstoff- und Energieengpässe“ zeichnen sich nirgendwo auf der Welt ab. Wie alle Weltendepropheten musste der Club of Rome seine nichteintretenden Prophezeiungen immer weiter in die Zukunft datieren.
Die Deutschen sollten aus der müden Resignationssuppe, in der sie seit anfang Neunzehnhundertachtziger schwimmen, aussteigen, und wieder mehr wagen, erfinden, riskieren. Dabei können u. U. auch Staatsinvestitionen eine wichtige Rolle spielen, ähnlich wie im Fall der Tennessee Valley Authority oder der verschiedenen Staatslaboratorien in den USA.
„Ich habe im Kommunismus gelebt und empfinde ihn als wesentlich menschlicher als diese heutige Ellenbogengesellschaft, die mit einem enormem Maß an Inhumanität aufwartet, das wir uns alle mit Begriffen wie „Freiheit“, „Wettbewerb“, „Rechtsstaat“ und „Wohlstand“ schönreden.“
Scheint eine Wahrnehmungsfrage zu sein und eine wo man wohnt. Ich habe auch den Kommunismus (zumindest den der DDR-Prägung) erlebt und will ihn ums Verrecken nicht zurück. Nicht, dass er nicht theoretisch menschlicher sein könnte, in der Praxis war er es nicht, was schon an der Dominanz bekloppter Ideologen lag, die allen ständig über den Mund fuhren und jede Verbesserung abzuwürgen wussten. Man wurde wie ein Kleinkind behandelt: zensiert, bevormundet und gegängelt. Nur arbeiten durfte man gerne 40+ und zwar beide Elternteile, bei extrem überschaubaren Konsummöglichkeiten, während man die Kinder gefälligst in staatliche Erziehung (und Indoktrinierung) abzugeben hatte. Nichtmal den Umweltschutz bekamen die hin, im Gegenteil, wer auf Probleme aufmerksam machte, musste mit Repressionen rechnen.
Was du als menschlich bezeichnest, bezeichne ich als das Gegenteil. Gut gemeint, aber wie das halt so ist: das Gegenteil von gut gemacht. Dass der globalisierte Kapitalismus nicht das Gelbe vom Ei ist (auch wenn wir in D noch ganz gut damit leben können), darüber müssen wir jedoch nicht streiten.
Ich strebe keinen Kommunismus an. Die zukünftige Gesellschaft wird sich aber in diese Richtung entwickeln, allerdings mit einer Marktwirtschaft, diese wird aber im Laufe der Generationen – wie schon zuvor – immer weiter reguliert und humanisiert werden.
Dein Wort in Gottes Ohr. Ich gehe auch davon aus, dass in dieser Richtung der Ausweg aus dem Wachstumszwang liegt, ob der Weg allerdings tatsächlich dahin führt, da bin ich noch pessimistisch.
Weil die Menschen schlichtweg klüger werden.
Das schlußfolgerst du woraus? Du darfst nicht den Fehler machen, deine, oder die Entwicklung deiner Generation als Maßstab zu nehmen. Du musst dir den Nachwuchs anschauen, die Entwicklung des Bildungssystems und der gesellschaftlichen Standards und diejenigen Menschen, die man großzügig ins Land holt. Siehst du dort auch eine entsprechende Tendenz? Also ich nicht!
Kriege und Gewalt verringern sich in erster Linie deshalb so radikal, weil Kinder heute wesentlich humaner und gewaltfreier aufwachsen als noch vor 100 Jahren. Deshalb brauchen wir im übrigen auch keine EU, damit wir dem Franzmann nicht mehr an die Gurgel gehen. Das würden wir auch ohne EU nicht tun.
Ich stimme dir zu, allerdings nur teilweise.
Gleichwohl ist die EU natürlich grundsätzlich eine gute Sache, nur brauchen wir sie eben nicht (mehr) zur Friedenssicherung in EU-Europa. Schon im Jahr 2050 wird es (so gut wie) keine Kriege mehr geben. Das ist jetzt schon absehbar. Ich glaube, daß der Syrienkrieg der letzte „große Krieg“ gewesen sein wird. Das sind für mich Kriege mit mehr als 100.000 Toten.
Ich bin sehr sicher, dass du da weit daneben liegst. Dieses Jahrhundert wird alle vorherigen in den Schatten stellen, was die Gewalt angeht.
Das Geätze gegen „Kommunismus“ ist nachvollziehbar, wenn man in dieser narzißtischen, egozentrischen Gesellschaft mit ihren materiellen Pseudofreiheiten und ihrer vielfachen Pseudoindividualität sozialisisert wurde.
Der Kommunismus hatte nicht mal das zu bieten. Nein, ich lebe jetzt sehr viel besser, als ich es in der DDR jemals gekonnt hätte und das meine ich nicht primär materiell. Ich empfinde auch den Konkurrenz- und Leistungsdruck nicht so extrem, ich wohne allerdings auch nicht mehr im Osten, sondern in einer relativ wohlhabenden Region in Westdeutschland.
Alice Miller hat sicher recht, allerdings hat jede Entwicklung immer auch eine Kehrseite: die Deutschen verweichlichen und sind längst unfähig geworden, andere Gesellschaften realistisch einzuschätzen. Sie glauben, dass Gewaltlosigkeit überall der angestrebte Standard ist und erschrecken dann heftig, wenn sie mit der Realität konfrontiert werden:
„Nach Angaben der „RP“ ist die Staatsanwaltschaft Köln überzeugt davon, dass der Täter auf „besonders erniedrigende Art“ die junge Frau vergewaltigte und sie dabei immer wieder schlug. Die Rechtsmedizin gehe von mindestens 30 Faustschlägen in das Gesicht der 21-Jährigen aus.“
und
„Ich habe in meinen 34 Dienstjahren noch nie eine so übel zugerichtete Frau gesehen.“
(Polizist im Zeugenstand)
https://www.epochtimes.de/politik/deutschland/prozess-in-koeln-22-jaehriger-vergewaltigte-studentin-brutal-eintreffende-polizisten-vom-zustand-des-opfers-schockiert-a2502520.html?text=1
Ein Mann aus Tansania, war der Täter und Dank deutscher Kuscheljustiz schon mehrmals vorbestraft, aber natürlich nicht in Haft.
„Hier durch wurde der Kampf um Landfläche und Ressourcen massiv entschärft. “
Echt? Ist das so? Ich habe Anderes gehört.
War des glorreichen Führers Vernichtungs-Kampf um ein Kolonialreich im Osten für sein „Volk ohne Raum“ kein Krieg um Landfläche und Ressourcen?
Worum ging es im Pazifik?
Worum geht es eigentlich im afrikanischen Weltkrieg rund um den Kongo?
Aber wir kennen das, wenn die Realität nicht zu der schönen Idee (hier der Reduktion des Menschseins auf physikalische Vorgänge, übrigens ein Vulgärmaterialismus, eines Stallns würdig) passt, dann wird die Realität einfach passend gemacht durch Ausblendung dessen, was stört.
Das ist die Pest der kleinbürgerlichen Denkweise, die alles zerstört, was sie berührt, die jede Hoffnung, jede Idee auf eine Besserung der Zustände in die kleine, selbstbezügliche, korrupte Bedürfniswelt des Biedermeiers transformiert.
Die Welt ist immer dann die allerbeste, wenn der Gang der Geschäfte für den Kleinbürger prima läuft. Hakt es, ist er der erste, der nach Besserung, nach Alimentation durch den Staat, nach Gewaltmaßnahmen ruft.
Hier treffen sich z.B. Biologismus, Feminismus, SJWtum, Ossi-Tum, IG der Kudamm-Gewerbetreibenden usw.
Man stopft der Welt seine angebliche Toughness, Smartness und Autonomie, seinen überlegenen Individualismus in den Hals, bis es schwierig wird, dann schreit man ganz schnell nach dem starken Staat. Siehe 1918, 1933, 2008, 2015.
Ob die Aufklärung, die Wissenschaft, die Demokratie, den Sozialismus (siehe Honnecker und Co.), dem Kleinbürger wird alles zum Handelsobjekt und zum disponiblen Molekülhaufen oder zur Quark-Wolke.
Der Kleinbürger funktioniert nicht ohne Unterworfene, auf deren potentiellen unrd realen Kadavern er steht, und nicht ohne Unterwerfung unter die jeweilige Macht, die herrscht.
Genau das bedingt seine Existenzweise, die schwärmerische Großspurigkeit, wenn es um Ideen im luftleeren Raum, um Geschwurbel geht,und die kleingeistige Kaufmannsräson, sobald es ins wirkliche Leben geht, der folgenlose Humanismus für den Debattierclub. das „Homo homini lupus“ für sein wirkliches Leben, seinen Lebenserhalt, seine Karriere in der realen Gesellschaft;
kurz gesagt, seine Lebensweise ist die gar billig käufliche Prinzipienlosigkeit.
Und zu der neuen Ausrichtung des Blogs trifft das im Prinzip auch zu, sobald das eigene Leben involviert ist, mutiert der kritische Bürger zum Biedermeier mit seinen 2 Hauptprinzipien:
1. „Was schert mich mein Geschwätz von Gestern?“
2. „Heiliger Sankt Florian, verschon‘ mein Haus, zünd‘ andere an !“
PS. zur Untermalung (wo bleibt der SmS?):
http://www.metrolyrics.com/once-in-a-lifetime-lyrics-talking-heads.html
Sorry, war der Playlist-Link, das geht nicht.
Das ist die Pest der kleinbürgerlichen Denkweise, die alles zerstört, was sie berührt, die jede Hoffnung, jede Idee auf eine Besserung der Zustände in die kleine, selbstbezügliche, korrupte Bedürfniswelt des Biedermeiers transformiert.
Die kleine, selbstbezügliche, korrupte Bedürfniswelt des Biedermeiers (wo du dich natürlich niemals einreihen würdest, großer Revoluzzer), ist es, die die Gesellschaften am laufen hält, die für Nachwuchs, Bildung und Produktion sorgt. Trotz dümmlicher Ideologen, die ihre dysfunktionalen Modelle an ihm ausprobieren.
Warum der Kleinbürger Unterworfene braucht, auf deren Kadavern er steht, müsstest du mal noch darlegen, ich kann das nicht erkennen. Dass der Kleinbürger einer Macht unterworfen ist, ist trivial, auch wenn die im besten Fall direktdemokratisch organisiert ist.
Eine schwärmerische Großspurigkeit erkenne ich auch nur bei einem.
Deine ganze Ausführung atmet unglaubliche Überheblichkeit und ich habe ernste Zweifel, ob die angebracht ist.
Es ist ein netter Zug von dir, uns mitzuteilen, dass dir Talking heads etwas bedeutet. Das ermöglicht bonding und wirkt sympathisch. Trotzdem, gerade, weil derjenige, der denken kann, klar im Vorteil ist, versuche davon auszugehen, dass vermutlich ein Großteil der hier Diskutierenden nicht dem Klischee, des verhuschten, ängstlichen Kleinbürgers entspricht – ja mehr noch, dass sie vermutlich die Kategorie des verhuschten, engstirnigen, eigennützigen, unsympathischen, widerlichen, etc Kleinbürgers als Argumentationsgrundlage ablehnen. Solche Abstraktionen verfangen hier nicht so gut. Maximal können sie als polemische Startpunkte dienen. Was war nochmal dein Anliegen genau?
Sorry, ging an @WerdenkenkannistklarimVorteil nicht an Androsch Kubi.