Selbermach Samstag 194 (30.06.2018)

Welche Themen interessieren euch, welche Studien fandet ihr besonders interessant in der Woche, welche Neuigkeiten gibt es, die interessant für eine Diskussion wären und was beschäftigt euch gerade?

Welche interessanten Artikel gibt es auf euren Blogs? (Schamlose Eigenwerbung ist gerne gesehen!)

Welche Artikel fandet ihr in anderen Blogs besonders lesenswert?

Welches Thema sollte noch im Blog diskutiert werden?

Für das Flüchtlingsthema gibt es andere Blogs

Ich erinnere auch noch mal an Alles Evolution auf Twitter und auf Facebook.

Es wäre nett, wenn ihr Artikel auf den sozialen Netzwerken verbreiten würdet.

Wer mal einen Gastartikel schreiben möchte, der ist dazu herzlich eingeladen.

Da sich die Urlaubszeit nährt gilt der Hinweis auf den Gastartikel noch einmal um so mehr. Wer schon immer mal was schreiben wollte: Jetzt wäre eine gute Zeit dafür!

115 Gedanken zu “Selbermach Samstag 194 (30.06.2018)

  1. Da in Österreich gerade dieselbige Entscheidung vom VfGH gefallen ist wie in Deutschland letzten November in Bezug auf das dritte Geschlecht und das Personenstandsregister:

    http://orf.at/stories/2445025/2445024/

    Welche Merkmale kommen eigentlich zum Tragen, wenn der Gesetzgeber konstatiert, dass jemand weiblich oder männlich ist?

    Meine erste Annahme wäre ja, dass das der zuständige Arzt bei der Geburt macht, und zwar anhand der primären Geschlechtsorgane. Bedient sich der Gesetzgeber dabei derselben Definiton vom „juristischen Geschlecht“, konkret also dem biologischen Geschlecht (die Geschlechtsorgane dabei als Indikator)? Ich hab nämlich das Gefühl, dass sich die Definition immer weiter Richtung der „geschlechtlichen Identität“ zu Ungunsten des biologischen Geschlechts entwickelt, was ja Spielraum für Beliebigkeiten eröffnet, wo jeder mal behaupten kann er fühle sich als das oder das.

    • Antworten sind hier u.a. auch zu finden:

      https://derstandard.at/2000082685118/Was-die-Option-des-dritten-Geschlechts-bedeutet

      Frage: Was hat der Verfassungsgerichtshof genau entschieden?

      Antwort: Laut dem Höchstgericht hat jede und jeder das Recht darauf, sich seiner oder ihrer Geschlechtsidentität entsprechend in Urkunden und im Personenstandsregister repräsentiert zu fühlen. Das Gesetz verpflichtet zwar zur Eintragung des Geschlechts im Zentralen Personenstandsregister und in Urkunden – der Begriff „Geschlecht“ wird jedoch nicht näher definiert und ist somit nicht ausschließlich auf weiblich oder männlich beschränkt, urteilt der VfGH. Deshalb ist lediglich eine verfassungskonforme Interpretation des bereits bestehenden Gesetzes und keine Aufhebung von einzelnen Bestimmungen notwendig.

      Frage: Wer darf diese dritte Option nützen?

      Antwort: Jeder, der nicht weiblich oder männlich ist, sagt Rechtsanwalt Helmut Graupner, der die beschwerdeführende Person vertrat. Dabei gebiete die Judikatur ausdrücklich, dass es dabei nicht auf körperliche Merkmale, sondern nur auf die Geschlechtsidentität – also auf die Selbsteinschätzung – ankommen darf. Medizinische Attests zu verlangen sei nicht zulässig. Das schätzt auch die Juristin Marija Petricevic so ein. Bereits 2009 habe der Verwaltungsgerichtshof entschieden, dass körperliche Merkmale auch bei der Personenstandsänderung von Mann zu Frau (und umgekehrt) keine Rolle spielen dürfen.

      Medizinische Attests zu verlangen ist also auch noch unzulässig und nicht notwendig. Das öffnet Tür und Tor für Beliebigkeiten. Was soll diese Scheiße?

      • „Was soll diese Scheiße?“

        Also rein theoretisch wäre dies ein wirkungsvolles Instrument für das männliche Individuum, sich vom Staat und den kodifizierten Ansprüchen der Gesellschaft an Männer zu emanzipieren.

        Die staatliche Geschlechtszuweisung dient ja ausschließlich der automatisierten staatlichen Zuweisung von Privilegien bzw. Pflichten. Im alltäglichen Umgang miteinander haben Personenstandseinträge eher keine Relevanz.

        Daher wäre naheliegenderweise die Ermächtigung des Individuums zur Selbstzuweisung ein Königsweg, sich gegenüber dem Staat optimal zu positionieren.

        Warum wird es dennoch nicht massenhaft dazu kommen?

        Es gibt ja die feministische These, dass Männer qua Schwanzsteuerung die geborenen Sklaven der Frauen sind. Also völlig unfähig, ein eigenes – von der Frau unabhängiges – geschlechtliches Bewusstsein zu entwickeln. Falls diese These zutrifft, wäre das ganze von vornherein auf 2-3% „Abnorme“ begrenzt.

        Falls nicht, würde die Gesellschaft Gegenreaktionen entwickeln, um diese Emanzipation zu verhindern. Zum Beispiel: Federführend durch die Frauen (Träger und Wächter der sozialen Ordnung und hochmotiviert, weil etwas auf dem Spiel steht) würden Beschämung und Abwertung eingesetzt.

        Und falls auch diese Regulatoren versagen, revidiert der Staat durch Präzisierung der entsprechenden Normen die Möglichkeit der Eigenwahl.

  2. In Bezug auf die Sprechakttheorie:

    Dabei wird ja ausgegangen, dass Sprechakte auch als Handlungen verstanden werden können, also als Sprachhandlungen, wenn z.B. etwas befohlen wird, jemand beschimpft wird, bei der Namensgebung, Versprechen, Eide etc.

    Das klingt primär ja nicht falsch. Aus der Sprache folgen Taten, wobei die Sprache an sich schon nach der Theorie eine Tat darstellt. Es wird also unmittelbar die Realität verändert, eine Reaktion im Umfeld ausgelöst.

    Wie verhält sich das jetzt aber in Bezug auf das Gendern? Da wird ja auch davon ausgegangen, dass durch Sprache die Realität beeinflusst werden kann. Man wäre da sehr schnell geneigt zu sagen, dass das in dem Fall ebenso zutrifft, nur denke ich müsste man da die behauptete Wirkung und den unmittelbaren Einfluss auf die Realität untersuchen.

    • „Man wäre da sehr schnell geneigt zu sagen, dass das in dem Fall ebenso zutrifft, nur denke ich müsste man da die behauptete Wirkung und den unmittelbaren Einfluss auf die Realität untersuchen.“

      Das wird doch gerade im großen Maßstab untersucht 😉

    • Darauf beruht die ganze Denke von Judith Butler. Letzten Endes wird behauptet, dass Sprache die Realität verändert; also wenn man einen Jungen nur konsequent als Mädchen bezeichnet, ist er letzten Endes auch ein Mädchen. Im Grunde glaubt man hier an Zauberei, man sagt Abrakadabra und der Tisch ist gedeckt.

      Dagen ist z.B. auf den Fall von David Reimer zu verweisen.

  3. Arne hat eine Studie aufgetan

    Even when the researchers forewarned participants that blue dots would become rarer and promised them money if they kept their judgments consistent, the same shift occurred. And the team found similar results in more complex versions of the task, where participants had to judge whether a face was threatening or whether a research proposal was ethical. When threatening faces or unethical research proposals became less common, people started to consider previously benign examples as posing a threat or being unethical.

    …, die dieses legendäre Video von colttaine bestätigt:

    In Kürze: Frauen sind evolutionär auf einen bestimmten Gefahrlevel programmiert. Bis auf die letzten paarhundert Jahre WAR die Welt gefährlich, WAR die Bedrohung, durch Vergewaltigung ein ungewolltes Kind aufgedrückt zu kriegen (z.B. im Krieg) real.

    Jetzt, wo die Bedrohung objektiv so gut wie nicht-existent ist, läuft der Mustererkenner sich heiß und erkennt das Böse in der Welt zum Beispiel in zu kalten Klimaanlagen oder in Gruppen, in denen keine Frau aufpasst, dass die Männer sich nicht „zusammenrotten“.

    Ich geh inzwischen eh davon aus, dass der ganze Quoten-Gedanke nichts mit Verteilung oder Gerechtigkeit zu tun hat, sondern mit dem Unbehagen, das manche Frauen überfällt, wenn Männer unter sich sind.
    Am Ende entdecken die noch, dass sie mit ihrer Zeit und ihrem Geld was anderes machen könnten, als Frauen zu finanzieren!

  4. Die alleseits bekannte Gynofeminista Antje S. hat sich über „Frauen und Politik“ interviewen lassen und das dann auch gleich selber in ihren Blog gestellt:

    https://antjeschrupp.com/2018/06/29/zehn-fragen-und-antworten-ueber-frauen-und-politik/

    Witzig ist ihre Antwort als sie darüber befragt wird, warum Frauen in der Politik immer noch unterrepräsentiert sind:

    „Meiner Meinung nach liegt das daran, dass diesen Gremien und Verfahrensweisen von Männern für Männer entwickelt wurden und Frauen nur nachträglich auch zugelassen wurden, ohne sie nach ihren Ideen und Wünschen zu fragen.“

    Die weibliche Passivität bricht halt immer wieder durch. Hier: Frau möchte natürlich nicht aktiv mit eigenen Ideen bestehende Strukturen verändern, sondern gefragt werden und ändern lassen.

    Immerhin, den medial so gehypten GPG relativiert sie korrekterweise und deutet einen wichtigen Grund an: Das weibliche Kuschelbedürfnis.

    Und sie erteilt – wenig verwunderlich aber wenigstens mal klar und deutlich formuliert – der Idee der Gleichstellung eine Absage:

    „Das Wichtigste wäre meiner Meinung nach, uns vom Modell „Gleichstellung“ zu verabschieden. Es geht nicht darum, Frauen mit den Männern gleichzustellen, denn dann behalten wir weiterhin die männliche Norm, nur dass Frauen jetzt „auch“ alles dürfen.“

    • „Heise – bisher ein leuchtendes Beispiel links-liberaler Toleranz – hat seine Moderationspolitik geändert und geht nun dazu über, massiv in den freien Diskurs einzugreifen und ihn damit zu negieren.

      Heise zensiert seit 2015 schon. Ich war da mehr als 10 Jahre lang und man konnte wirklich alles diskutieren. Mit 2015 war das vorbei, ich wurde mehrmals rausgeworfen ohne mir eines Vergehens bewusst zu sein, während linksextreme Trolle erstaunlich lange überlebten.

      Nach fast einem Jahr Pause bin ich jetzt mal wieder dort. Bisher noch nicht wieder gesperrt worden.

        • Kann man innerhalb des Forum auch nicht thematisieren. Mein letzter Rauswurf fand statt, weil der Verdacht bestand, ich hätte mich „erneut angemeldet“. Irgendeiner der Forendenunzianten hat mich vermutlich angeschwärzt, weil mein Account noch zu frisch war und ich unvorsichtigerweise irgendeinen Bezug zu vor meiner Neuanmeldung hergestellt hatte. Je jünger der Account, desto schneller bist du gelöscht.

          Das ergab zumindest meine Anfrage bei der Redaktion (weil ich mir nicht erklären konnte, wieso man mich rausgeworfen hat). Man bot mir an, ich dürfe mich erneut anmelden, wenn ich eine Ausweiskopie zu denen schicken würde (ja klar 😉

          Da hatte ich die Nase echt voll.

          • „Man bot mir an, ich dürfe mich erneut anmelden, wenn ich eine Ausweiskopie zu denen schicken würde“
            Von Fakebuch geklaute Methode, mir wurde von FB „angeboten“, mich evtl. wieder in meinen schon immer anonymen Account zu lassen, wenn ich Ausweis- o. Krankenversicherungskartenkopie als .jpg-Upload über deren unsichere Verbindung an die „Feedback“-Abteilung schicken würde.
            Überflüssig zu erwähnen, daß das zu meinem endgültigen Verzicht auf FB geführt hat. Womit klar ist, daß Heise nur noch in konsequentem „read-only“ konsumiert wird.

          • @Androsch & Fiete:
            Wow! Das ich davon gar nichts, nicht das Geringste mitgekriegt habe ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie ein Medium eine repressive Politik verfolgt zugleich sich aber als liberal und die Meinungsfreiheit achtend verkaufen kann. Heise.de war für mich unter allen Medien stets ein leuchtendes Beispiel für Toleranz… *fassungslos*

          • Vielleicht sollte ich fairerweise ergänzen, dass heise nach wie vor ein recht liberales Forum hat, verglichen mit anderen Portalen (etwa ZEIT). Es ist nur eben nicht so makellos, wie man gerne glaubt.

            Es scheint stark davon abzuhängen, wer moderiert (m.W. leider nicht transparent) und vermutlich auch, wie klug und organisiert der Mob ist, der es auf dich abgesehen hat. Ich vermute da einige Linksextreme mit mehrfachen Accounts. Wenn man es z.B. mit einem Denunzianten vom Kaliber Andreas Kemper zu tun hat, der eloquent genug ist, dir aus bloßer Ablehnung von Zuwanderung ein „gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ zu schmieden und dich im selben Atemzug zum Rassisten hochzujubeln, der dazu noch seine Sockenpuppen und Kumpels aktiviert, und in der Moderation sitzt dann jemand wie der Nowak, der eh auf dieser Schiene unterwegs ist, dann hast du schon verloren. Auch erwischt jeder mal einen schlechten Tag und vergreift sich im Ton etc. und manche scheinen nur auf sowas zu warten (bzw. provozieren es sogar absichtlich), um ein Faß aufzumachen.

        • Jepp, die Schlagzeile lautet auch „alle Frauen“ und nicht „alle Frauen und Männer“.

          Geil ist:

          Diese garantiert das Recht auf eine freie Entscheidung über die Anzahl von Kindern und den Abstand zwischen ihren Geburten.

          Was hat das Recht auf eine freie Entscheidung mit kostenlosen Verhütungsmitteln zu tun?

          • Weil Frauen in unserem Patriarchat so unterdrückt sind, dass sie nur verhüten können, wenn dies kostenlos ist.

          • Tja, die Linke ist halt überflüssig geworden, genau wie die Gewerkschaften. Da es keine echte Not mehr in Deutschland gibt (man vergleiche die Situation heute mit 1863) und damit letztlich das eigentliche Ziel von linken Parteien erreicht wurde, wäre es schon vor Jahrzehnten Zeit gewesen diese Parteien und Organisationen einzustellen da sie ihr Ziel erreicht haben. Aber wenn Menschen erst einmal an den Fleischtöpfen sind, wollen sie nicht mehr weg und darum beschäftigen sie sich mit diesem ganzen Quatsch. Letztlich ist es nur der Versuch ein neues Betätigungsfeld zu finden. Wie erfolgreich diese Parteien damit sind, zeigt sich an der schwindenden Zustimmung in den Wahlen – egal ob die Scheintote SPD oder die 10% Partei der berufsempörten Linken.

          • @PuS

            Sie ist nicht etwa überflüssig geworden, sondern Angesichts der realen Herausforderungen, die sich diesem Land stellen werden so überfordert, dass sie sich lieber auf beherrschbare Nebenkriegsschauplätze begeben hat.
            Wer bspw. zu Industrie 4.0 nur banale Plattheiten von sich geben kann, der geht dann um so engagierter in die Bütt zwecks Anerkennung von 63 gender.

      • „Nach Meinung der LINKEN sollen nicht nur die »Pille« und Kondome, sondern auch operative Eingriffe, Zykluscomputer und zertifizierte Apps für alle gesetzlich Versicherten erstattungsfähig sein.“

        Richtig, es gibt auch das Frauenkondom, aber die übliche Veerwendung des Wortes meint doch eher das Kondom für Männer.
        Natürlich denken die wieder vornehmlich an Frauen, aber die AUfstellung zeigt eigentlich schon, dass die Verhütungsmittel auch für Männer zur Kassenleistung machen wollen.

        Ob Verhütung wirklcih eine Kassenleistung sein sollte, darüber kann man nun mindestens streiten – aber zumindest ist in der Gegenwärtigen Idee der übliche Sexisdmus „nur für Frauen, nicht für Männer“ tatsächlich nicht vorhanden.

    • Das hat der Autor Arno Schmidt amüsanterweise auch gefordert, allerdings für Männer. Auf Staatskosten sollten an alle Bürger regelmäßig Kondome geschickt werden. Schmidt war etwas misanthropisch eingestellt, er dachte daher ab und zu über moralisch akzeptable Methoden nach, die Bevölkerungsdichte zu drosseln.

  5. Quasi eine traurige Ergänzung zu meinem Beitrag vom Selbermach-Mittwoch:

    Wem sie folgt, ist komplett ihre Sache, da ein Fass aufzumachen, ist albern, aber es ließ mich eben an diesen albernen Mythos denken, Männer würden Frauen nicht auf Twitter folgen… Die einzigen Leute, von denen ich eine Auswahl nach Geschlecht gehört habe, sind Feminist_Innen. Den meisten Menschen ist es doch scheißegal, welche Genitalien irgendein Fremder auf Twitter hat – wenn er Dinge bringt, die einen interessieren, folgt man ihm/ihr, wenn nicht, dann nicht.
    Aber die Politik einiger Ecken des eigenen Lagers (ich meine, sie muss ja gelegentlich uninteressanten Leuten folgen, oder interessanten Leuten nicht folgen, wenn die Verteilung der Genitalien für sie die wichtige Grundlage ist), anderen Leuten unter zu schieben, ist schon absurd.

    Den anderen, vom Thread bedienten Mythos, wie hart das Leben für Frauen (anders als für Männer) ist, erläutern wir jetzt mal nicht näher, da er so verbreitet ist, dass auf ihn herein zu fallen für Privatpersonen verzeihlich ist.

    (Es frustriert mich aber natürlich, dass mir der Tweet überhaupt nur angezeigt wird, weil Leute, die ich kenne, mag und schätze, ihn für likenswert hielten… )

    • „Es frustriert mich aber natürlich, dass mir der Tweet überhaupt nur angezeigt wird, weil Leute, die ich kenne, mag und schätze, ihn für likenswert hielten“

      Ja, das sorgt für tägliche Erschütterung.

      Wieviele Themen gibt es wohl, wo ich genauso dumm bin wie diese Nachplapperer?

      • @only_me

        Ja, das ist auch ein Umstand, der einem Sorgen bereitet… wo hat man selbst seine blinden Flecken? Solange solche Theorien nur von hysterischen Spinnern und verbissenen Sexisten verbreitet werden, kann man sie hinnehmen, aber dass auch „gute Leute“ zuweilen auf sie reinfallen zeigt, dass es einfach keine Sicherheit gibt.

  6. Ich finde es faszinierend, wieviel „Überkapazität“ die Evolution in uns eingebaut hat.

    Vor einhunderttausend Jahren in der afrikanischen Savanne dürften Fähigkeiten wie die mathematische Beschreibung eines schwarzen Lochs oder das Schreiben von „Ulysses“ kaum Überlebensvorteile gebracht haben — die zugrundeliegenden Nervenstrukturen natürlich schon: Logisch-geometrisches Denken — bessere Orientierung im Gelände, effektivere Jagdmethoden; sprachliches Vermögen — bessere Kommunikation mit Artgenossen. Dass diese Fähigkeiten in unseren Gehirnen jedoch in solchem Maße ausgeprägt sind, dass die Koloss-Leistungen der Moderne möglich wurden, ist zumindest bemerkenswert.

    Ich denke, der Clou liegt darin, dass die Evolution zwar optimiert, aber nicht im ingenieurwissenschaftlichen Sinne perfektioniert. Sie erhält, was funktioniert, verwirft, was nicht funktioniert. Unser Gehirn machte uns in der Urzeit zu hocheffizienten Jägern und Sammlern, zufällig taugen die entstandenen Nervenstrukturen jedoch zu noch sehr viel mehr als nur Jagen und Sammeln. Ein Ingenieur hätte die Überkapazität ausgebaut, da sie aus seiner Sicht nur unnötiger Ballast wäre. Da sie aber, einmal entstanden, nicht störte (d.h. den Fortpflanzungserfolg senkte), blieb sie im Gehirn, es gab keinen Selektionsdruck, sie wieder loszuwerden.

    Ich persönlich vermute, dass wir schon in relativ naher Zukunft beginnen werden, uns selbst auf molekularem Niveau gezielt zu verbessern, biologische Nachfolger unserer Art zu erschaffen. Das würde bedeuten, dass die Evolution auf der Erde vier Jahrmilliarden lang nach dem darwinschen Prinzip des „kontrollierten Zufalls“ operierte, solange, bis dieser eine Lebensform hervorbrachte, die zu bewusst gelenkter Weiterentwicklung fähig ist — und dass wir jetzt, im 21. Jahrhundert, uns in der Tat an einer biogeologischen Zäsur befinden: Übergang von der ungelenkten zur gelenkten Evolution, welche die zufällig entstandene Überkapazität massiv, vielleicht sogar exponentiell, erhöhen wird.

    • Ja, ich halte das Potential für enorm.
      Eine gute Einschätzung.

      Wenn eine genetische Veränderung beim Menschen wie bei Pflanzen rechtlich möglich wäre, wäre schon der erste Schritt gemacht.

    • „Ein Ingenieur hätte die Überkapazität ausgebaut, da sie aus seiner Sicht nur unnötiger Ballast wäre.“

      Die Natur „handelt“ da genauso ökonomisch.
      Wer z.B. denkt, die Zahl der Nervenverbindungen im Gehirn sei bei einem Neugeborenen sehr klein und würde erst mit steigendem Wissen und Können wachsen, der irrt sich.
      Die meisten Nervenverbindungen hat der Mensch bei seiner Geburt. Danach wird alles abgebaut, was sich als überflüssig erweist. Daher kann ein Mensch mit funktionierenden Augen, der aber in jungen Jahren am Sehen gehindert wird, auch später nicht mehr sehen – die Verdrahtung zum und im Hirn fehlt.

      Die Fähigkeit, sich Gedanken über Schwarze Löcher zu machen, oder Laser einzig aus einer Theorie heraus zu entwickeln, stammt mMn eher aus der evolutionär – neben der Sprache -entwickelten Fähigkeit, das Verhalten von Beute (und Gegnern) immer länger und immer besser vorherzusagen.

    • @Matze:

      Asal Dardan bezieht sich auf einen Song von Nina Simone? lol
      Was würde sie wohl sagen, wenn sie erfährt, dass Nina Simone auch Songs wie diesen hier gemacht hat (und auch andere in dieser textlichen Richtung)?

      Anstiftung zur Reproduktion von Rape Culture! 😉

      Aber ich will mal nicht so sein: Der Text des Songs aus dem Zeit-Artikel, stammt ja nicht von Nina selbst.

  7. via Martin H. bei den „Feministinnen in den Medien“:

    Jordan Peterson über seine Sicht zu links/rechts und seiner Verurteilung der Haltung „das war kein echter Kommunismus“, diesmal in anderem Ton. Vielleicht mag Leszek mal zur Kenntnis nehmen, was Jordan Peterson wirklich meint?

    • @ Ih

      Kenne ich schon. 🙂

      Ich höre mir zur Zeit fast jeden Tag ein Video von dem Widerling an.
      Ist zwar meistens langweilig, aber zu einer fundierten Kritik gehört nun einmal Recherche.

      Besonders amüsant finde ich übrigens, wie er sich (ab 30.00) darüber aufregt, dass er mit Hitler verglichen wurde.
      Bei dieser Stelle musste ich lachen, Jordan Petersons Heuchelei ist immer wieder erstaunlich.

      Jordan Peterson stellt einen harmlosen, freundlichen und dialogbereiten französischen Geisteswissenschaftler als „gefährlichsten Menschen im 20. Jahrhundert nach Hitler, Stalin und Mao“ dar, aber, wenn er selbst mit einem Hitler-Vergleich bedacht wird, kann er sich nicht halten vor Empörung. 🙂

      Das war fast so amüsant, wie die Sache mit dem Artikel über „Jordan Peterson und faschistische Esoterik“, bei dem Jordan Peterson dann dem Artikelschreiber mit Gewalt drohte – während Jordan Peterson selbst Andersdenkende bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf eine Stufe mit Stalinisten stellt und auch schon Marxisten pauschal mit Faschisten verglichen hat – ohne jede Differenzierung zwischen demokratischen und undemokratischen marxistischen Strömungen natürlich.

      (Und die Sache mit der Zuordnung von Chaos zum Weiblichen und Ordnung zum Männlichen spielt übrigens in einer bestimmten Variante faschistischer Esoterik tatsächlich eine wesentliche Rolle, nämlich bei dem italienischen rechtsradikalen Kulturphilosophen Julius Evola.)

      Jordan Peterson ist so absorbiert von seiner Egozentrik, dass er sich einbildet, er könne sich gegenüber Andersdenkenden fast alles erlauben, aber, wenn die Diskursstrategien, die er selbst bei Anderen anwendet, mit Bezug auf ihn selbst angewendet werden, ist er zutiefst empört – und der Widerspruch fällt ihm offenbar auch gar nicht auf.

      • Dann schau Dir das da oben vielleicht nochmal an. Er bekennt ganz freimütig, dass er die Grenze an der ein gefährlicher linker Extremismus beginnt nicht genau kennt. Er meint aber, dass der Versuch der Erreichung von Ergebnisgleichheit zu weit geht. Die Begründung liefert er hier nicht aber anderswo: weil er meint, dass die durch die Durchsetzung geschaffenen Probleme die Vorteile weit überwiegen würden.

        Das ist eine ziemlich differenzierte und wohlbegründete Ansicht. Nur dürfte danach auch ein demokratischer Marxismus raus sein.

        • @lh,

          denk dran: Leszek ist derjenige, der sich irgendwie davon überzeugt hat, Peterson sei im Wesentlichen ein Hassprediger.

          Vor dem Hintergrund finde ich Hinweise der Art: „Hier ist seine Ansicht gut verständlich ausgedrückt“ regelrecht rührend.

          • So schnell muss man einen klugen jungen Mann nicht aufgeben. Und die Erschütterung Leszeks Überzeugungen durch Petersons Kritik brauchst sicherlich auch Zeit um verarbeitet zu werden.

          • Da die Zeit, die es braucht, erst ab dem Moment zählt, an dem die Verarbeitung anfängt, und es unklar ist, ob und wann dieser Moment eintritt, warte ich mit dem Hufescharren noch etwas, OK?

            … „jung“ …?
            Ich würd Leszek auf 60 schätzen.

    • Wie aus Äußerungen des schwedischen Justizministers hervorgeht, wird mit dem Gesetz die Absicht und die Hoffnung verknüpft, dass „in die Köpfen aller Jungen und Männer in Schweden einzieht, dass es jetzt so ist, dass man das Einverständnis der Person braucht, mit der man schlafen will“.

      Weil Frauen ALLE IMMER vorher fragen!

    • Hui, prosoziale Aggression.

      Gegen die Schweiz… nicht gegen Saudi Arabien, wo Frauen JETZT auch Auto fahren dürfen.

      In Schweden bekommt eine Frau länger Geld wie in der Schweiz, wenn sie ein Kind bekommt. In beiden Länder bekommt der Vater dafür gar nicht.

      • Wisst ihr, was Hitler noch mochte?
        Cunnilingus. Und Natursekt.
        Komplementär dazu Eva Braun.
        Hitler war übrigens Laktovegetarier.
        Hitler trug übrigens Hosen und Schuhe.
        Hitler benutzte Klopapier.
        Hitler liebte harte Drogen, war aber Antialkoholiker.

        So, jetzt machen wir mal eine aktualisierte Liste, wer alles Nazi ist.
        Ich fang mal an bei den Beethoven-Fans:
        Mikis Theodorakis. Leonard Bernstein. Kurt Masur. Otto Klemperer. Daniel Barenboim.
        Das West-Eastern Divan Orchestra.
        Überhaupt alle Sinfonieorchester.
        Und alle Musiker, die je die Neunte gespielt haben.
        Die Liste ist lang.
        Außerdem ist die Neunte aufzuführen partiarchale Repression.
        Da werden Frauen gezwungen, hart zu arbeiten.
        Natürlich von alten, weißen Männern als Diktatoren, die Frauen mit einem Rohrstock bedrohen..
        Zur Sicherheit mit lauter patriarchalischen Musikern umstellt.
        Man überzeuge sich selbst:
        Alles Nazi-Visagen

        Oder hier:
        Seht euch die „Nachwuchsfaschisten“ an, wie sie dem Hitler nacheifern

        Alle Menschen werden Brüder, wie faschistisch.
        Nein, alle Menschen sollen nach Geschlecht, Hautfarbe, Sexualpräferenzen eingestuft und bewertet werden, wenn es nach dem Feminismus, der neuen Antifa und der intersektionellen Linken geht.

        Man muss das Stück ja nicht mögen. Man muss auch keine Klassik mögen.
        Aber wenn man es nicht versteht, wenn man die Bedeutung dieses Stückes, wie es VON BEETHOVEN, nicht von HITLER gemeint war, dann sollte man besser den Mund halten.
        Ich behaupte, noch nicht mal das Frauenwahlrecht hätte es ohne die Neunte gegeben.
        Wenn man bei Youtube danach sucht, findet man an die 30 Seiten Liste nur von der Neunten Sinfonie.
        Von Asien bis nach Südamerika.
        Von Japan bis nach Feuerland.

        Und jetzt sind das alles Hitleristen. Sagen Leute, die schlichtweg keine Ahnung, weder von Geschichte, noch von Musik haben. Die kennen nur gehypte Konservenmusik aus der Industrie.
        Und natürlich Beethoven selbst.
        Ist jetzt 190 Jahre posthum plötzlich Faschist geworden.
        Kaum ein klassisches Werk hat soviele Menschen in aller Welt angeregt und begeistert, hundertausende von Musikern haben daran sehr hart gearbeitet, es wiederzugeben.
        Es ist nämlich keine leichte Arbeit.
        Ich finde da das Motto im Leipziger Gewandhaus so treffend:
        Res severa verum gaudium – Die wahre Freude ist eine ernste Sache.
        Das hat was damit zu tun, dass man um etwas Gutes zu schaffen, einen gewissen Ernst braucht, beim Denken, wie beim Arbeiten.
        Davon hat der ganze postmoderne Dreckshaufen keine Ahnung, weil das verhätschelte, selbstverliebte kleine Arschlochkinder sind, die zwar die ganze Zeit von Ausbeutung und Unterdrückung quatschen, aber für ihre Wünsche und Forderungen müsseen immer nur Andere den Kopf hinhalten.
        Deren „Arbeit“ ist nur der Spaß am Mobben und Tatsachen verdrehen.

        Ich habe immer mehr das Gefühl, mit der ganzen intersektionalen postlinken Soldateska zu argumentieren, bringt rein gar nichts. Die kann man entweder nur in die Klapse stecken, oder anderswo wegsperren, und zwar für immer. Vielleicht sollte sich in Deutschland wirklich eine vernunftbegabte bürgerlich-rechte Volksfront bilden, und unter Hintanstellung anderer Streitthemen daran arbeiten, dass genau das passiert:
        Die intersektionelle, feministische und multikulturelle Neulinke wegsperren.

        Ja sicher, der neulinke Götze Adorno hat mal gesagt, nach Auschwitz müsse man die Neunte „zurücknehmen“.
        Ganz einleuchtend war mir das nie. Wenn Hitler sie „zerstört hat“, warum muss man sie dann wie Hitler nochmal zerstören? War Beethovens Werk für das Dritte Reich verantwortlich?
        Genau da kommt doch dieses Denken her, von der kritischen Theorie.
        Aber selbst Adorno hätte sich nie dazu verstiegen, diese Sinfonie als faschistisches Machwerk, und Beethoven als Wegbereiter der Nazis zu verunglimpfen.
        Mal davon abgesehen, dass Adorno ein elitärer Snob voller Verachtung für den einfachen Pöbel war, das ist ja bekannt, z.B. fand er, Jazz sei keine richtige Musik, „Negermusik“ würde wohl der weniger gebildete Übermensch sagen, Adorno war also ein jüdischer Rassist, was sagt der postmoderne Leszek eigentlich dazu?
        Ich kann nur sagen, von der Frankfurter Schule kommt im Ergebnis, in der Realität, nichts Gutes, denn selbst wenn es so ist, wie es Leszek auf man tau dargestellt hat, das Kritische Theorie und französischer Poststrukturalismus in den USA nur verzerrt worden seien, und so daraus der Intersektionalismus wurde, scheint mir aber auch im Original einiges ziemlich akademisch-elitär und verdreht zu sein.
        Mal abgesehen davon war Adorno jetzt auch nicht unbedingt DER Widerstandskämpfer, von wegen „bleibe im Lande und wehre dich täglich.“
        Der war ein studierter Herr Professor, der sich rechtzeitig abgesetzt hat. Man fragt sich, was der eigentlich vor 1933 gegen die Nazis getan hat, außer gelehrt rumzuschwafeln.
        Von Sprechakten, die die Welt verändern. Klar. Das reden sich diese Arschgeigen ein, dass ihr Geschwafel die Welt in ein Paradies verwandeln kann, wie die Schamanen vor 3000 Jahren davon überzeugt waren, ihr Gesang könne den Wettergott beschwören. Sprachfetischisten halt.
        Den Hals haben aber Andere riskiert, damit der Herr Professor nach dem Krieg wieder schlaue Reden schwingen konnte.

        • Wenn angeblich Hitler die Neunte bewundert hat, dann kann er sie wohl eindeutig nicht verstanden haben, genau wie diese Knallköpfe von diesem Käseblättchen da oben.

        • “ bürgerlich-rechte Volksfront “

          Du alter Spalter willst also der konservativ-bürgerlichen Front des Volkes die Mitglieder abspenstig machen!?!

        • @ WerdenkenkannistklarimVorteil

          „Hitler war übrigens Laktovegetarier.“

          Nach meinen Kenntnissen nicht wirklich:

          http://www.eco-world.de/scripts/basics/econews/basics.prg?session=42f947324ab44056_895685&a_no=7780&r=-1&id=42f947324ab44056_895685

          „Ja sicher, der neulinke Götze Adorno hat mal gesagt, nach Auschwitz müsse man die Neunte „zurücknehmen“.“

          Adorno war allerdings außerdem der Ansicht, dass Beethoven der bedeutendste Komponist gewesen sei. Beethoven war für Adorno im Kontext der Musik das Äquivalent zu dem, was Hegel seiner Ansicht nach im Kontext der Philosophie darstellte.

          „Ganz einleuchtend war mir das nie. Wenn Hitler sie „zerstört hat“, warum muss man sie dann wie Hitler nochmal zerstören?“

          Falls Adorno dies gesagt hat, ist es Quatsch, aber auch große Denker reden manchmal Unsinn.

          „War Beethovens Werk für das Dritte Reich verantwortlich?“

          Die 9. Sinfonie ist im Dritten Reich leider besonders häufig propagandistisch instrumentalisiert worden. Dadurch mag bei Adorno vielleicht eine (irrationale) negative Assoziation zu dieser entstanden sein, obwohl er ansonsten Beethoven schätzte.

          „Genau da kommt doch dieses Denken her, von der kritischen Theorie.“

          Eine Phrase, die üblicherweise gerne von Leuten gebraucht wird, die nie etwas von Vertretern der Kritischen Theorie gelesen haben. Also frage ich mal konkret: Was hast du denn von ihnen gelesen?

          „Aber selbst Adorno hätte sich nie dazu verstiegen, diese Sinfonie als faschistisches Machwerk, und Beethoven als Wegbereiter der Nazis zu verunglimpfen.“

          Adorno hielt Beethoven, wie gesagt, für den bedeutendsten Komponisten.

          „Mal davon abgesehen, dass Adorno ein elitärer Snob voller Verachtung für den einfachen Pöbel war,“

          Nein, nicht für die einfachen Menschen.

          Adorno hatte vielmehr eine elitäre Haltung bezüglich Kulturgütern, er lehnte Kulturgüter, die nicht der Hochkultur angehörten, grundsätzlich ab. Diese Einstellung von Adorno ist später innerhalb der Linken oft kritisiert worden, m.E. zu Recht.

          „das ist ja bekannt, z.B. fand er, Jazz sei keine richtige Musik,“

          Ja, in diesem Fall war Adornos Sichtweise leider beschränkt.
          Ich lehne den elitären Aspekt seines Kulturverständnisses ohnehin ab. Dieser ist aber Ausdruck eines einseitigen und rigorosen Kulturkonservatismus von Adorno.

          „„Negermusik“ würde wohl der weniger gebildete Übermensch sagen, Adorno war also ein jüdischer Rassist, was sagt der postmoderne Leszek eigentlich dazu?“

          Ich verorte mich nicht als postmodern.
          Meine weltanschauliche Verortung kann in dem ersten Abschnitt meines letzten Gastartikels bei Man-Tau nachgelesen werden:

          https://man-tau.com/2018/05/30/kritik-an-jordan-peterson-antwort-von-leszek-auf-genderama-leserbrief-zu-jordan-peterson-vom-16-mai-2018-eine-kleine-artikelserie-1-teil/#e123

          Adornos Einstellung zum Jazz halte ich für bescheuert und lehne sie völlig ab. Allerdings reden nunmal auch große Denker manchmal großen Unsinn und zwar nicht nur Adorno, sondern alle großen Denker. Ihre Fehler ändern aber nichts an ihren Leistungen und Errungenschaften und an den Teilwahrheiten, die sich in ihren Werken finden und diese stehen für mich im Vordergrund, nicht nur bei Adorno, sondern bei allen Klassikern in den Geisteswissenschaften und Sozialwissenschaften, egal ob links, liberal oder konservativ, egal ob atheistisch, agnostisch oder religiös.

          Und Adorno gehört m.E. berechtigt zu den Klassikern der Philosophie und Soziologie. Dass Personen, die Adornos Vorlesungen gehört haben, oft Dinge sagen wie „Bei diesem Mann habe ich das Denken gelernt“, kann ich nachvollziehen, nachdem ich einige von Adornos Vorlesungen gelesen habe. Adorno war intelligent und gebildet in einem Ausmaß, das sich nur selten findet und das man wohl nur erreichen kann, wenn man jede freie Minute in seinem Leben gelesen hat.

          „Ich kann nur sagen, von der Frankfurter Schule kommt im Ergebnis, in der Realität, nichts Gutes,“

          Das sehe ich tendenziell gegenteilig. Ich bin der Ansicht, dass von der Frankfurter Schule überwiegend Gutes kommt. Nicht nur enthalten ihre historischen, soziologischen, psychologischen und philosophischen Analysen m.E. im Allgemeinen viele Teilwahrheiten, sondern auch ganz unabhängig vom Grad der weltanschaulichen Übereinstimmung vermitteln ihre Werke ein großes sozialwissenschaftliches und geisteswissenschaftliches Wissen.

          Zudem sind Einseitigkeiten, die es bei den Vertretern der ersten Generation der Frankfurter Schule gab, von den Vertretern der zweiten und dritten Generation oft kritisiert worden (siehe z.B. die Kritik an Adorno und Horkheimer von Habermas in „Der philosophische Diskurs der Moderne“). In der Kritischen Theorie hat stets eine Weiterentwicklung stattgefunden.

          Selbst bekanntere Feministinnen, die sich in der Tradition der Kritischen Theorie verorten, (was heutzutage im Feminismus selten ist), wie Nancy Fraser und Seyla Benhabib (die übrigens den Gender-Feminismus kritisieren), lese ich gerne, obwohl ich ihre spezifischen feministischen Auffassungen meist ablehne und zwar lese ich sie gerne, weil sie noch über viele andere Themen schreiben und z.B. intelligente und interessante Beiträge zur politischen Philosophie verfassen.

          „denn selbst wenn es so ist, wie es Leszek auf man tau dargestellt hat, das Kritische Theorie und französischer Poststrukturalismus in den USA nur verzerrt worden seien, und so daraus der Intersektionalismus wurde,“

          Es macht nicht wirklich den Eindruck, dass du Beiträge von mir zu diesem Thema gelesen hast.

          Ich habe gesagt, dass der französische Poststrukturalismus in den USA verzerrt interpretiert wurde und ich habe erklärt, warum es meiner Ansicht nach zu dieser verzerrten Interpretation kam:

          https://man-tau.com/2018/04/10/postmodernismus-ethnopluralismus-differenzphilosophie-identitaetspolitik/#sozio654

          Bezüglich der Kritischen Theorie habe ich hingegen etwas anderes gesagt – und zwar auf Grundlage von fundierter Recherche zu diesen Themen – nämlich, dass die Kritische Theorie KEINE größere Rolle für den US-amerikanischen politisch korrekten intersektionalen Postmodernismus spielt.
          Ich sage also, dass die Behauptung, dass Vertreter der Kritischen Theorie wesentliche theoretische Bezugspunkte und zentrale ideengeschichtliche Quellen für den US-amerikanischen politisch korrekten Postmodernismus bzw. für die postmoderne Political Correctness seien, FALSCH ist.

          Ich bin sogar der Ansicht, dass die Kritische Theorie von Adorno, Horkheimer und Habermas ausgezeichnet dafür geeignet ist, um ausgehend von ihren theoretischen Grundlagen die postmoderne Political Correctness zu kritisieren. Ich halte Adorno, Horkheimer und Habermas für frühe Kritiker jeder Form von Political Correctness.

          „scheint mir aber auch im Original einiges ziemlich akademisch-elitär und verdreht zu sein.“

          Weil der Beethoven-Fan Adorno eine dumme Bemerkung zur 9. Sinfonie gemacht hat und weil er ein, wesentlich an der deutschen Hochkultur des 19. Jahrhunderts orientiertes, einseitiges und elitäres Kulturverständnis hatte, ist jetzt also alles, was er ansonsten gesagt und geschrieben hat „verdreht“ und alles, was alle anderen Vertreter der Kritischen Theorie gesagt und geschrieben haben, ist deswegen jetzt also auch „verdreht“?

          Diese Art Klassiker der Philosophie und Soziologie zu beurteilen, ist mir allerdings fremd. Ich frage überall primär nach den Teilwahrheiten, und die finden sich in der Kritischen Theorie zahlreich.

          „Mal abgesehen davon war Adorno jetzt auch nicht unbedingt DER Widerstandskämpfer, von wegen „bleibe im Lande und wehre dich täglich.““

          Adorno war während seiner Zeit im Dritten Reich tatsächlich kein Widerstandskämpfer, sondern agierte in dieser kurzen Phase ziemlich angepasst – was in einer potentiell lebensbedrohlichen Situation allerdings wohl viele getan hätten.

          „Der war ein studierter Herr Professor, der sich rechtzeitig abgesetzt hat.“

          Woran offenkundig nichts kritikwürdig ist.

          „Man fragt sich, was der eigentlich vor 1933 gegen die Nazis getan hat, außer gelehrt rumzuschwafeln.“

          Da Adorno inhaltlich oft viel zu bieten hat, dürfte er vor 1933 in den Kreisen, in denen er verkehrte und bei vielen Personen, die seine Schriften gelesen haben, zur Förderung eines kritischen und demokratischen Bewusstseins, beigetragen haben.

          „Von Sprechakten, die die Welt verändern.“

          Die Sprechakttheorie geht nicht auf Adorno oder andere Vertreter der Kritischen Theorie, sondern auf die Philosophen John Langshaw Austin und John Searle zurück. Auch bezüglich der Sprechakttheorie gilt freilich, dass, wer diese kritisieren will, sich vorher mit ihr beschäftigen sollte. Des Weiteren empfehle ich auch hierbei nach den Teilwahrheiten zu fragen.

          • Allerdings reden nunmal auch große Denker manchmal großen Unsinn und zwar nicht nur
            Adorno, sondern alle großen Denker.

            Wie wahr! Mußte reflexhaft an J. Peterson denken. 🙂

          • Meine erste Langspielschallplatte war ein Sampler aktueller Hits der Firma „K-Tel“.
            Meine zweite LP war die 5. von Beethoven.
            Bis heute bin ich immer noch kompromissloser Fan seiner Musik.
            Was sagt das über mich aus?

            Wagner übrigens finde ich – mit gaaanz wenigen Ausnahmen – langweilig.
            Kriege ich damit wieder etwas Sozialpunkte?

  8. Nachschlag zur Personalie Juliane Leopold und speziell zur Rolle von Kai Gniffke:

    http://www.faz.net/aktuell/tv-kritik-anne-will-hormonhaushalt-in-der-ard-15669841.html
    Verrückter Hormonhaushalt der ARD
    Von Frank Lübberding
    02.07.2018-06:55

    „.. Das professionelle Desaster des Kai Gniffke ist kein Zufall. Es ist ein Symptom der Krise. Jeder Journalist hat politische Präferenzen. Nur dominiert im Umgang mit der CSU bei vielen Kollegen offenbar ein Gefühl der Verachtung für diese Partei.

    Ein Gniffke oder eine Frau Hassel wissen daher nichts anderes mehr zu berichten als ihr Tremolo vom „Merkel muss bleiben.“ Sie haben dabei sogar ihre journalistische Neugier an den Begleitumständen solcher Machtkämpfe verloren. Stattdessen kolportieren sie lieber ihren eigenen Irrsinn.“

    • und weiter zu Katrin Göring-Eckhardt (bei Anne Will):

      „Zudem wusste sie das Publikum mit Sottisen über „Testosteron-gesteuerte Männer“ zu unterhalten. Ihr eigener Hormonspiegel steht der klassischen Polemik erkennbar nicht im Weg. Am Testosterongehalt liegt es nicht, so ist zu vermuten.“

      Und noch ein,mal Kai Gniffke

      „Kai Gniffke hatte seine [Meinungsbildung] schon längst abgeschlossen. Nur ist er leider nicht in der Bundestagsfraktion der Union stimmberechtigt. „Seehofer und Söder machen Politik nach ihrem persönlichen Hormonhaushalt“, so der amtierende Chef von ARD-aktuell auf Frau Göring-Eckhardts Spuren. Diesen Vorwurf sollte man ihm nicht machen. Mit seinen aus dem Ruder gelaufenen Hormonen ist ein solches Handeln nicht zu entschuldigen. Vielmehr hat Gniffke dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk mit diesem unsäglichen Kommentar den Boden unter die Füße weggezogen.
      Falls aber dieses politische Theater in München doch ein Social Media Experiment gewesen sein sollte, wäre das immerhin der CSU sogar gelungen.“

    • „Ich stehe am Eingang. Es ist sehr warm, erwartet werden heute 34 Grad. Ich muss rein und mittendurch, in meiner Arbeitskleidung, mich am anderen Ende der Kantine anmelden. Vorbereitet bin ich auf frotzelnde Kommentare: „Was willst du denn hier?“, „Nix für dich.“, „’Ne Stunde, dann bist du weg.“ Ich hole Luft, nehme mir vor, freundlich zu reagieren. Dann gehe ich rein.“

      So ein Weltbild kann Frau aber auch nur dann bekommen, wenn sie sich regelmäßig feministische Grütze ins Hirn bombt.

    • Ganz sicher können Frauen diese erledigen. Mag sein, dass rein weibliche Teams etwas langsamer wären. Im Gegensatz zu meinen Kumpels zog ich nie zwei Tonnen gleichzeitig, die sehr großen schaffte ich nicht. Beides ist in den Dienstanordnungen aber auch nicht vorgesehen. Nicht zuletzt haben mir Peter und Florian gezeigt, wie gut sie als Team funktionieren, über den deutlichen Altersunterschied hinweg. Und mit welcher Selbstverständlichkeit sie mich angelernt und eingegliedert haben. Warum sollte das nicht mit anderen Frauen ebenso gut gehen? Natürlich müssen sie anpacken, um respektiert zu werden. Das tun sie aber auch in jedem anderen Job.

      Also:
      Frauen sind 50% langsamer.
      An manchen Aufgaben scheitern sie komplett.
      Die funktionierende Teamarbeit findet sie erwähnenswert, i.e. ist sie nicht gewohnt.
      Hoher Krankenstand, schnellere Ermüdungserscheinungen, Planungskomplikationen durch sehr viel mehr Teilzeitarbeit … Das sind alles irrelevante Negativpunkte, die wir in der Praxis genausogut ignorieren können.

    • Also eines muß man bei Feministinnen wie Allmendinger neidvoll anerkennen: sie wissen, wie man Propaganda macht.

      1. Sie zeigen sich selber als Person, stehen selber ganz konkret und nicht irgendwie abstrakt für ihre Ziele. Hat jemals ein Mann in einer vergleichbaren Position so einen Publicity-Stunt für die Interessen der Männer oder Jungen gemacht? (Vielleicht schon, aber die Presse hat dicht gehalten.)

      2. Gefühle statt Statistiken. Die Soziologin Allmendinger weiß sehr genau, daß ihr Privatexperiment (N=1) keinerlei statistische Aussagekraft hat. Hier sollte man noch wissen, daß Allmendinger für eine Frau ungewöhnlich groß ist – ich schätze sie auf ca. 1.80m – und daher schon eher als eine 1.50m-Person eine Tonne schieben kann. Daß sie trotzdem Hilfe-Reflexe bei den Männern triggert, ist eine Mischung aus Höflichkeit, Frauenbevorzugung und Reaktion auf ihr Alter und ihren immer etwas leidend wirkenden Gesichtsausdruck.

      3. Egal, was die Kollegen machen, sie ist immer der Gewinner. Wenn die Kollegen muffig gewesen wären, dann wäre was los gewesen, sie Opfer von Sexismus. Im anderen Fall, also hier, zeigt sie sich reumütig und lernfähig, so richtig sympathisch. Am Anfang hatte sie ja Vorurteile gegen Männer, aber alles wurde gut und die ehemalige Sünderin lobt die Kollegen. Sie gewinnt *immer*.

    • „Sozialwissenschaftlerin“

      „Sozial… wissenschaftlerin

      Ich habe Zweifel. Ich glaube, diese Frau ist zu gar nichts zu gebrauchen. Weder zum Müllschleppen noch für die Wissenschaft.

  9. Eine Frauenbeauftragte über Prostitution:

    https://www.schwaebische.de/landkreis/bodenseekreis/friedrichshafen_artikel,-sex-ist-in-friedrichshafen-so-leicht-zu-haben-wie-eine-pizza-_arid,10895061.html

    Natürlich ist sie für das schwedische Modell, nach dem Frauen zwar Sex verkaufen dürfen, in aggressiv anpreisen, aber Männer in nicht Kaufen dürfen. Und Männer gehen zu Prostituieren weil sie Menschen kaufen wollen und Macht über diese ausüben und nicht weil man gerne Sex haben möchte und vielleicht keine andere Möglichkeit dazu hat.

    Hoffnungslos

    • Frauen können ALLES genauso gut wie Männer!

      Sogar rückwärts und in Stöckelschuhen!!

      Natürlich könnten Frauen auch irgendso mechanisches Dings bauen, um an das Wasser zu kommen; es liegt nur an der … (zieht eine Karte) … männlichen Unterdrückung, dass sie das nicht tun.

  10. Noch ein Nachschlag zur Personalie <a href= "http://maninthmiddle.blogspot.de/2018/06/juliane-leopold-feministische-medien-Noch ein Nachschlag zur Personalie Juliane Leopold und speziell zur Rolle von Kai Gniffke:

    https://www.cicero.de/kultur/horst-seehofer-tagesthemen-kai-gniffke-caren-miosga-cdu-csu-journalismus
    Journalistische Kernschmelze
    von Alexander Kissler
    am 2. Juli 2018

    ÖR Journalisten als zuständig für die groben Attacken der Grünen und der SPD …

    Gniffke wird sich sicher bestens mit Leopold verstehen, wenn sie beide Testosteron-gesteuerte Männer und deren Umtriebe als Wurzel allen Übels nachrichtlich verkaufen.

    Eventuell sollte Gniffke mal in den Spiegel sehen.

  11. Es gab doch mal die Studie, bei der die Chancen verglichen wurden zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden wenn man sich offen bewirbt und wenn man es anonym macht. Bei Frau sank die Chance bei anonymen Bewerbungen.

    Hat jemand einen Link?

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..