Bizarr und wohl nur damit zu erklären, dass es für intersektionale Feministinnen einfach so sein muss, dass dort die größte Gefahr ist.
Tag: 28. Juni 2018
Margarete Stokowski hasst gepolsterte BHs
Margarete Stokowski wettert gegen gepushte BHs:
In der Werbung gelten Brüste als das beste Verkaufsargument – aber die Brust der einzelnen Frau muss immer noch durch unbequeme BHs optimiert werden. Würden Männer so kontrolliert werden, müssten sie Penisbändiger tragen.
Die Einleitung finde ich schon nicht schlecht: Frauen werden erst einmal zum Objekt gemacht, sie wählen nicht etwa bestimmte BHs aus, sondern sie werden „kontrolliert“. Männer hingegen haben natürlich keinerlei einschränkende Kleiderordnungen. Wer hätte sich je über Männer in kurzen Hosen aufgeregt oder welcher Dresscode sieht etwa auch bei heißen Wetter so etwas wie lange Stoffhose und Krawatte für Männer, aber durchaus ein luftiges Kleid für als Option für Frauen vor?
Tatsächlich ist es auch bereits interessant, dass sie die BHs als Kontrolle sieht und ihnen „Penisbändiger“ gegenüber stellt, wenn es für viele Frauen immer noch darum geht, dass sie eben ihren Busen besser aussehen lassen, größer, fester, gleichmässiger, nicht hängend etc.
Der klassische gefütterte BH verspricht, dass man in ihm gut aussieht:
Und die Bedeckung der Brustwarzen macht ihn eben in vielen Fällen auch weniger sexuell und vermindert die Vergleichbarkeit innerhalb der intrasexuellen Konkurrenzu, weil diese bei der Bewertung der Schönheit einer Brust ein ganz wesentliches Element sind.
Würde man entsprechendes für den Penis vorsehen, dann käme wohl eher so etwas wieder in Mode:
Oder der Penisköcher würde eine Ausbreitung erleben. Das geschieht nicht, weil Männer dahingehend „kontrolliert“ werden, dass man im Gegensatz zu Brüsten eben seinen Penis nicht betonen darf. Während Männer sich schöne Brüste oder Vaginas durchaus anschauen wollen ist das Zusenden von Dickpics an Frauen eben eher eine Form der Belästigung.
Abgesehen von der Schwulenszene, wo man wahrscheinlich durchaus für einen schönen Schwanz zu haben ist und damit keine Probleme hätte, weswegen entsprechende Betonungen wahrscheinlich auch eher für diese Szene entwickelt werden:
Meine Vermutung wäre jedenfalls, dass das Produkt eher auf den schwulen Markt ausgerichtet ist, aber da mag ich mich auch täuschen.
Ich schwöre, wenn man eine repräsentative Studie unter den Frauen dieses Landes durchführen würde und fragen würde, wann und wo sie sich wirklich zuhause fühlen, dann würde mindestens die Hälfte von ihnen antworten: Da, wo ich ohne ätzenden BH rumlaufen kann.
Das kann ich mir durchaus vorstellen. Aber ich vermute, dass die meisten Frauen auch etwas dagegen hätten, wenn Frauen allgemein ohne BHs rumlaufen würden. Weil es eben dann häufig sexuelle Signale sendet, Defizite eher offen legt, man sich weniger vorteilhaft darstellen kann oder schlicht weil die intrasexuelle Konkurrenz damit angeheizt werden würde. Und natürlich auch, weil es auch bequemer in bestimmten Situationen sein kann, seine Brüste fest verpackt zu haben, einfach bei der Bewegung und größeren Brüsten. Aber dazu können sich natürlich gerne Frauen in den Kommentaren äußern.
Es gibt immer noch dieses Klischee, dass Feministinnen gerne BHs verbrennen, und es ist schwer aus der Welt zu kriegen, auch wenn es sich auf sehr dürftige historische Belege stützt. Früher habe ich immer gesagt: Hey, nein, stimmt gar nicht, wir machen das nicht, gute BHs sind so wichtig, gerade wenn man große Brüste hat; man kann sonst nicht mal ungenervt eine Treppe hinunterlaufen, ernsthaft. Das stimmt auch, soweit. Aber nun war ich letzte Woche unterwegs, um einen Bikini zu kaufen, und muss sagen, ich wäre inzwischen bereit für eine öffentliche Bikinioberteil-Verbrennung.
Die Probleme mit gepolsterten BHs hatten in der Tat schon andere Feministinnen und ich habe auch schon ein paar Artikel dazu.
Die konkrete Brust kann nie gut genug sein
Wenn man in die ganz normalen Klamottenläden geht, in die die meisten Leute gehen, dann findet man in der Bademodeabteilung für Frauen hauptsächlich Bikinioberteile, in denen auf jeder Seite bereits mindestens schon eine halbe Brust drin ist. Dieser knappe Liter Dämmmaterial ist manchmal durch eine kleine Lücke rausnehmbar, aber nicht immer, oft ist er fest vernäht. Auch bei großen Größen. Unter dem Polster findet sich nicht selten ein Metallbügel, der sich bei einer ungünstigen Bewegung (Kopfsprung, Arschbombe, Leben) in die Achsel bohren kann.
Es ist, als würde dieses Bikinioberteil sagen: Brüste, schön und gut, aber sie müssen in jede denkbare Himmelsrichtung geformt und vergrößert werden, außer auf der Seite, wo sie am Körper befestigt sind, denn ja, natürlich schätzt diese Gesellschaft die weibliche Brust als Allzweckdekoration zu Werbezwecken, aber die konkrete Brust jeder einzelnen Frau kann niemals gut genug sein.
Und das ist natürlich wieder einmal eine Diskriminierung der Frau und einfach ein Skandal!!!!11
Es klingt fast so als würde „die Gesellschaft“ den Frauen die BHs vorschreiben und verhindern, dass sie andere BHs kaufen. Tatsächlich sind es natürlich die einzelnen Frauen, die gerne die Vorteile einer optisch vergrößerten Brust nutzen wollen, weil sie dann als attraktiver wahrgenommen werden.
Dazu zB dieses Video:
Um die Antwort gleich vorwegzunehmen:
Ja, größere Brüste geben mehr Trinkgeld. Und zwar von Männern UND Frauen. Männer gaben 30% mehr, Frauen sogar 40% mehr.
Und auch „Mitnahme als Anhalterin, weil das Auto liegengeblieben ist“ gibt entsprechende Daten:
Statistically speaking, only men’s behaviors were affected by the hitchhiker’s breast size (p < .03). The frequency of stopping in the cup C condition was marginally greater than that of cup B (p = 0.09) and significantly greater than that of cup A (p < .01). The difference between cups A and B was not significant.
Das Rätsel, warum die meisten Läden hauptsächlich gepolsterte BHs anbieten, scheint damit recht leicht zu lösen zu sein: Frauen kaufen sie eher, weil es ihnen Vorteile bringt.
Um so besser, wenn sie dann auch noch gleichzeitig verhindern, dass sich Nippel durch den Stoff drücken, was ein zu sexuelles Signal sein kann, was viele Frauen nicht senden wollen.
Das gilt für Bikinioberteile und BHs gleichermaßen, und es gilt nicht nur für Modelle für erwachsene Frauen, sondern oft auch schon für die, die für 11- oder 13-Jährige gedacht sind. Es ist komplett unklar, wie Mädchen kein gestörtes Körperbild entwickeln sollen, wenn ihnen beim Shoppen suggeriert wird, dass man ihre Brüste idealerweise um ein paar Zentimeter strecken sollte, egal wie klein oder groß sie sind.
Auch hier ist es allerdings nicht „die Gesellschaft“, sondern eher der Umstand, dass solche Bikinis sich gut verkaufen. Sie bieten auch verschiedene Vorteile: Sie sind im Endeffekt weniger sexuell, weil man bei einem ungepolsterten Bikini mehr sieht. Sie ermöglichen Mädchen ihre tatsächlichen Brüste eher aus der Bewertung zu nehmen als BHs, die keine Polster haben. Und sie erlauben ihnen gleichzeitig eben größere Brüste zu haben.
Natürlich kann man das verurteilen und das Durchsichtigkeitsproblem bzw Formerkennbarkeitsproblem auch anders lösen. Aber um zu erkennen, dass größere, formschöne Brüste eine besondere Anziehungskraft auf Männer haben braucht man kein BH-Geschäft. Jede Schule dürfte zumindest ein in der Hinsicht bevorteiltes Mädchen haben, welches das den anderen Mädels recht schnell deutlich macht.
Um es gleich zu sagen: Es ist okay, dass es das gibt. Für Mädchen und Frauen, die ihre Brüste fest einpacken und vergrößern wollen, sind diese Modelle ein Segen, aber sie sind oft nicht eine Auswahlmöglichkeit, sondern der Standard. Wer kein Push-up-Gerät sucht, bei dem man sich erstmal die Brüste auswringen muss, wenn man aus dem Wasser kommt, hat ein Problem.
Dann gibt es verschiedene Möglichkeiten:
- Entweder es ist nichts davon am Markt, weil sich so etwas nicht verkaufen lässt
- oder Frau Stokowski hat eine unglaubliche Marktlücke gefunden, die bisher keiner der BH und Bikinihersteller wahrgenommen hat, und könnte damit reich werden.
Meine Vermutung ist, dass die meisten Frauen eben die Polster und das Pushen wollen, aber es auch genug ohne gibt.
Dazu auch noch diese Tweets:
Eine feministische Revolution im Kapitalismus, weil ein bestimmtes, nach ihrer Vorstellung am Markt gesuchte Produkt bisher nicht auf dem Markt ist. Wie kann es nur abseits von Diskriminierung zum Gender Pay Gap kommen?
Die historische Epoche der Aufklärung kann nicht als abgeschlossen betrachtet werden, solange es immer noch der Normalfall ist, dass Frauen angeboten wird, sich zwei Brustprothesen aus einer Art Bauschaum umzuschnallen, bevor sie schwimmen gehen. Was soll das?
Man muss glaube ich tief verwurzelt im Opferdenken sein, wenn man nicht auf die Idee kommt, dass Frauen diese Produkte eher kaufen als andere, weil sie sie besser finden. In ihrer Vorstellung gibt es aber so etwas wie eine bewußte Kaufentscheidung der Frauen nicht. Es gibt nur die patriarchale Gesellschaft, in der anscheinend Frauen keinen Einfluss in der Modebranche haben und auch unmöglich selbst BHs und Bikinis herstellen können, so dass ihnen nichts anders übrig bleibt als „sich Brustprothesen aus Bauschaum umzuschnallen“.