Hassen, was man liebt oder verehrt, weil man es nicht bekommen kann

Die Geschichte, dass jemand etwas unbedingt will, es dann aber, weil er es nicht bekommen kann, abwertet ist bereits sehr alt:

Es klingt beispielsweise in der alten Fabel von dem Fuchs an, dem die zu hoch hängenden Trauben zu sauer sind.

Der Fuchs ist dabei noch sehr zurückhaltend, aber er hat die Trauben ja auch nur gewollt, aber nicht geliebt oder begehrt und die Trauben konnten ihm auch nicht deutlich machen, dass sie ihn verachten.

Anders ist es bei zwischenmenschlichen Erlebnissen. Dort liegt Hass sehr dicht neben der Liebe, weil Liebe eben ein sehr starkes Gefühl ist, welches damit auch starke Umkehrungen erhalten kann. Unerfüllte Liebe, gerade kombiniert mit starker Ablehnung kann dann eben dazu führen, dass der andere nicht einfach aufgibt und die Person ihm gleichgültig ist, sondern sich die starken Gefühle zu Hass wandeln.

Im englischen gibt es dazu das beispielsweise die schöne Redewendung:

Hell hath no fury like a woman scorned. [William Congreve]

Die Hölle selbst kann nicht wüten wie eine verschmähte Frau

oder in der Langform aus dem Buch:

Heav’n has no Rage, like Love to Hatred turn’d,Nor Hell a Fury, like a Woman scorn’d.

Das Gefühl der Ablehnung durch die jeweilige Person muss eben häufig schlicht relativiert werden

Die eine Deutung wäre, dass man selbst nicht gut genug ist. Sie ist evtl schwerer mit dem eigenen Ego in Einklang zu bringen.

Also bleibt die andere Erklärung:

Die andere Person stellt irrationale Anforderungen, die ein normaler Mensch nicht erfüllen kann, die evtl sogar schädlich für diesen sind, schändliche Anforderungen, die die Person selbst schlecht machen.

Und natürlich kann man das dann auch auf eine ganze Gruppe übertragen, wenn einen viele Vertreter aus dieser Gruppe ablehnen.

Letztendlich bietet sich das für alle Bereiche der intrasexuellen Konkurrenz an:

Bei Frauen würde man eben anführen, dass man Groß sein muss, Reich, Status, sportlich, ein Arschloch, oder eben eher die umgekehrte Version: ein Beta, der sich ausnehmen lässt und der sich nicht zu schade dafür ist, sich sein Geld für etwas Aufmerksamkeit aus der Tasche ziehen zu lassen, während sie selbst nichts macht.

Bei Männern würde man eben anführen, dass sie schlanke sportliche Frauen wollen, die alle Perversitäten der modernen Pornowelt, so demütigend sie auch sein mögen, mitmachen, und das die Frau natürlich keinen eigenen Kopf haben dürfte und Männer sie auch noch finanziell klein halten oder nur an Frauen interessiert sind, die sich nicht gegen sie durchsetzen können. Oder man kann klagen, dass Männer nur ihr eigener Spass interessiert und sie Frauen zum Objekt machen, sie klein halten etc.

Es scheint mir in diesen Fällen eine Mischung aus dem Wunsch, die Schuld für die eigene Ablehnung zu verlagern und Neid auf die, die dennoch gewählt werden zu sein verbunden mit dem Gefühl der Unterlegenheit gegenüber beiden Gruppen.

Aus dieser Mischung entsteht schnell eine Verteufelung beider Gruppen.

Man findet solche Denkstrukturen beispielsweise bei einigen Feministinnen und Maskulisten, aber eben auch bei hasserfüllten Incels, die auch sowohl Frauen ablehnen als auch die „Jocks“ die bei den Frauen ankommen.

Männer und Frauen gehen mit so etwas dann gerade in den Extremen anders um.

Frauen wählen oft die soziale Ausgrenzung: Zu schöne Frauen werden als Anbiederung an den Feminismus gesehen, Männer werden abgewertet, sofern sie nicht über die Unterordnung anerkennen, dass die Frauen über ihnen stehen,

Männer wählen eher als Frauen in den Extremen auch Gewalt, dann eben gegen die Männer und Frauen, die sie hassen, weil sie sich auf diese Weise über die anderen erheben können. Soziale Ausgrenzung würde bei solchen Männern, die weitaus eher selbst ausgegrenzt und mißachtet werden, nicht klappen.