„Strukturelle und institutionalisierte Diskriminierung von Männer gibt es nicht“ vs „Die Strukturen des Patriarchats benachteiligen auch Männer“

Die Definition von Diskriminierung weicht im intersektionalen Feminismus bekanntlich von den ansonsten üblichen Theorien ab.

Wo ansonsten eine Benachteiligung aufgrund des Geschlechtes ausreichen würde, etwa in Art. 3 GG,  will der Feminismus üblicherweise eine „institutionelle bzw strukturelle Benachteiligung“.

Denn nur dann könne eine Gruppe benachteiligt werden, weil eben diese institutionellen und strukturellen Benachteiligungen die Beeinträchtigungen darstellen, die die Diskriminierung ausmachen.

Solche könnten aber beim Mann nicht bestehen, da die Gruppe Mann ja die Macht habe und damit keine institutionellen und strukturellen Nachteile für diese per Definition bestehen können.

Gleichzeitig führt man im Feminismus auch gerne aus, dass das Patriarchat auch Männern schadet. Seine Strukturen würden letztendlich nur bestimmten Männern zugute kommen und alle anderen Männern in für sie schädlichen Geschlechterrollen gefangen halten. Deswegen sei es auch im Interesse der Männer, dass Patriarchat zu stürzen.

Theoretisch belegen sie damit selbst die für Männer nachteiligten institutionellen und strukturellen Beeinträchtigungen. Diese werden dann eben – wenn man der Theorie folgt – von den „mächtigen Männern“ oder den „hauptsächlichen Nutznießern des Patriarchats“ errichtet und die allermeisten Männer wären diesen Strukturen ebenso ausgesetzt wie die allermeisten Frauen auch. Damit wären sie eben Opfer einer institutionellen und strukturellen Benachteiligung und damit diskrimiert.

Folge wäre, dass man ihnen alle „Opferrechte“ zugestehen müsste, ihnen zuhören müsste, aktiv daran arbeiten müsste, dass die Benachteiligungen verschwinden und seine eigenen Privilegien auf dem Gebiet hinterfragen müsste.
Was man im Feminismus niemals zugestehen würde, weil es die Regel durchbricht, dass bei jeder Kategorie, in der eine Diskriminierung stattfinden kann, eine Seite der Unterdrücker sein muss, weil er Macht hat und zwar in allen Bereichen, die diese Kategorie betreffen, und die andere Seite das Opfer sein muss, weil sie keine Macht haben, und zwar in keinem.

Mich würde dennoch interessieren, wie sie auf den Vorhalt, dass ja Männer und Frauen das Patriarchat stützen können und das die Strukturen bereitstellt, unter denen Männer diskriminiert sein können, reagieren werden.

Eine Möglichkeit wäre natürlich strikt darauf zu verweisen, dass es dabei bleibt, dass Frauen als Gruppe keine Macht haben und Männer erst ihre Macht abgeben müssen, damit sie Opfer sein können.

Worauf man dann erwidern könnte, dass dann ja ein perfekter feministischer Ally theoretisch als Mann diskriminiert sein könnte.

Die andere wäre etwas vager darauf abzustellen, dass es eben selbstverschuldete Probleme sind und die Männer darauf nicht abstellen können. Was den Gegeneinwand erlaubt, dass ja dann alle Männer tatsächlich nach ihrer Auffassung schuldig sein müssten, was schön noch mal deutlich macht, dass der Feminismus einseitig eine Gruppenschuld frei von jeder Individualität vertritt.

vgl auch:

27 Gedanken zu “„Strukturelle und institutionalisierte Diskriminierung von Männer gibt es nicht“ vs „Die Strukturen des Patriarchats benachteiligen auch Männer“

  1. In Deutschland benachteiligen mehrere Gesetze Männer.
    Es gibt dagegen kein Gesetz, welches Frauen benachteiligt.
    Rechtliche Diskriminierung ist m.E. die offensichtlichste Art institutioneller und struktureller Diskriminierung.

    • @Adrian:
      „In Deutschland benachteiligen mehrere Gesetze Männer.“
      Siehste! Damit ist der Beweis erbracht, daß das ( staatsfeministische ) Patriarchat Männern schadet. Nicht „auch“, sondern sogar NUR!

  2. „Strukturelle und institutionalisierte Diskriminierung von Männer gibt es nicht“

    Doch, die gibt es. Beispiele sind:
    – Wehrpflicht nur für Männer (nach wie vor in vielen Staaten üblich, z.B Schweiz)
    – Ehe- und Scheidungsrecht
    u.a.

  3. „Gleichzeitig führt man im Feminismus auch gerne aus, dass das Patriarchat auch Männern schadet.“

    Was ja in der Regel einfach nur eine Zwecklüge ist, um Gegenargumente zu neutralisieren. Im idealistischen Sinn wäre dies übersetzt die Aussage von Frau „Mann, mach was gegen das Patriarchat dann geht es auf jeden Fall mir besser. Vielleicht geht es dann auch Dir besser, aber das ist mir eigentlich ziemlich egal“

    Das schwammige der „institutionelle bzw strukturelle Benachteiligung“ ist ein genialer propagandistischer Trick. Es fängt wunderbar dieses diffuse Gefühl bei frau ein, durch Eierstöcke und Körperbau gehandicapt zu sein und nicht mit Männern mithalten zu können.

    Und da es so schwammig ist, wie z.B. auch der Begriff „Patriarchat“ in der Femi-Propaganda, läuft frau auch nicht Gefahr, dass da plötzlich ein Dreibein kommt und die Benachteiligung objektiv beseitigt.

    *Erfülle einer Frau alle ihre Wünsche und sie wird dich dafür hassen*

    • Sehe ich auch so.

      Den letzten Satz *Erfülle einer Frau alle ihre Wünsche und sie wird dich dafür hassen* finde ich überzoegen, aber da ist wohl eine Überzeichnung für: je mehr ein Mann der Kritik und den Quengeleien einer Frau Rechnung trägt, desto unzufriedener wird sie mit ihm. Auch dies stimmt *so* nicht, ist aber eine Erfahrung, die Männer mehr als häufig machen.

      • Ja, da es dem Klischee nach eh völlig unmöglich ist, einer Frau *alle* ihre Wünsche zu erfüllen, ist der Spruch natürlich eine Überzeichnung.

        Er steht aber eher dafür, dass frauen gerne die Lücke zwischen Wunsch und gelieferter Wirklichkeit als Mittel zur moralischen Beschämigung und argumentativ zur anderweitigen Kompensation benutzen („Wenn Du mir schon nicht dieses Brillantcollier schenken kannst, dann bring wenigstens den Müll runter“)

        😀

  4. Frage an den Admin – oben im Hauptartikel findet sich der folgende Absatz:

    „Mich würde dennoch interessieren, wie sie auf den Vorhalt, dass ja Männer und Frauen das Patriarchat stützen können und das die Strukturen bereitstellt, unter denen Männer diskriminiert sein können, reagieren werden.“

    Irgendwie vesteh‘ ich diesen Vorwurf nicht – ganz ohne Hintergedanken. Ich raff’s nicht so ganz, stehe irgendwie auf dem Schlauch.

    Darum mal die Nachfrage: Wie ist das jetzt gemeint?

    • @ Jochen:
      Sie können nicht nur, sie tun es! Gerade die Femis wären ohne das Patriarchat vollständig aufgeschmissen.
      A – Wer bestimmt sonst Gesetze und Rechtsprechung?
      B – Ein anderes „Argument“ als „Schuld ist das Patriarchat“ haben sie nicht.
      Also wählen sie es alle 4 Jahre wieder.
      Daß A u. B im Staatsfeminismus so einen klitzekleinen internen Widerspruch enthalten, … geschenkt ….

  5. „„Strukturelle und institutionalisierte Diskriminierung von Männer gibt es nicht“ “

    Die gebeugte Form für den Plural von Mann lautet „MännerN“. Das tut ja in den Augen weh und ist hier in diesem Blog ständig zu sehen.

  6. Alles muss 50:50 sein über Frauen muss es besser gehen. Alles andere ist Pfui. Wir haben nichts gegen Männer.

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