Wie der Feminismus den Graben zwischen den Geschlechtern verbreitert

Der Blog „Klettergerüst und Moonwalk“ nimmt ebenfalls zu dem Tweet Stellung, nach dem ein Mann, der sich plötzlich hinter einer Joggerin befindet, eben abbiegen soll, damit diese keine Angst hat.

Aus dem Text:

Ich frage mal in die Runde, was wollt ihr überhaupt? Dass die Gräben noch breiter und tiefer werden, wenn ich Menschen so einen Schwachsinn ins Hirn pflanze? Wie erkläre ich das einem befreundeten Paar, die sich beim Joggen kennengelernt haben? Ist sie dämlich, weil sie keine Angst vor ihm hatte? Wieso hat er sie nicht vergewaltigt, wenn sie es nicht gestört hat, dass er auch dort joggt? Wieso wusste ich nicht, WAS EIN MANN ZU TUN HAT? Natürlich gibt es Verbrechen und Täter und Opfer, aber ist jeder mit einem roten T-Shirt ein potenzieller Mörder, weil Mörder manchmal rote T-Shirts tragen? Der Zusammenhang ist genauso hirnlos, wie joggen und ein Sexualverbrechen. Wollen wir ein Klima der Angst? Wenn die Frau scheinbar in den Köpfen vieler das ängstliche, verstörte Geschlecht ist, dann würde es sogar Sinn ergeben, wenn sie sich ein wenig sicherer fühlt, dass sie nicht alleine läuft. Aber jeder männliche Jogger stellt eine Gefahr da. Sagt der Jens und das finden auch seine Anhänger.

Das man damit die Gräben tiefer macht, dass käme jemanden wie Jens wahrscheinlich gar nicht in den Sinn. Wie soll man Gräben vertiefen, wenn man in einer Rape Culture lebt? Dann muss ein Mann doch etwas dagegen tun, eben in dem er dafür sorgt, dass die Frau keine Angst hat, denn er ist ja als Bestandteil der Gruppe Mann privilegiert und irgendwie auch für das Handeln anderer Männer verantwortlich. Männer müssen eben ihr Verhalten ändern, nicht Frauen aufpassen, dass sie einzelnen schlechten Männern nicht zum Opfer fallen.

Er wird aus seiner Sicht eher die Gräben zuschütten, indem er eben deutlich macht, dass er nicht aggressiv ist.

Sinn macht das nur, wenn man ein sehr schlechtes Männerbild hat. Oder eben Spass daran, etwas unterwürfig zu sein. 

Dass es für Leute, die ein positiveres Bild beider Geschlechter haben, wie der Schreiber des verlinkten Blogartikels, gar nicht notwendig ist, weil man eben nicht in einer Rape Culture lebt, das wird wieder die andere Seite nicht verstehen.

Es ist einfach nur noch peinlich, wohin uns diese ganze Geschlechterdiskussion führt. Nämlich komplett am Ziel vorbei. Da werden Szenarien beliebig aufgebaut und gefüttert, die es gibt, aber die nicht der Normalität entsprechen. Wir stellen schon wieder Regeln auf, schaffen potenzielle Gefahren und schüren Unwohlsein. Umgedreht könnte man jetzt auch sagen, dass ich Frauen lieber aus dem Weg gehe, wenn sie mich sowieso für eine Gefahr halten. Jeder Mensch kann fast überall vergewaltigt werden. Soll ich mit diesem Gedanken auf die Straße gehen? Soll ich wieder alles auf die schwache Frau herunterbrechen, die Schutz, Rücksichtnahme und gesonderte Behandlung nötig hat? Kann sich eine Frau automatisch nicht wehren, hat sie automatisch Angst und sieht sie sich natürlich nur als Opfer? Ich bin keine Frau, aber diese Darstellung fände ich etwas beleidigend, wenn ich gerne etwas Normalität in der Gesellschaft hätte. Wer nicht dumm ist, der weiß, dass Sexualverbrechen zur Menschheit gehören, wie atmen und schlafen. Das muss man nicht wegdiskutieren. Es verhält sich nicht anders, wie mit Mord, Raub und jede Form der physischen und psychischen Gewalt. Es ist ein Thema. Es kann passieren und es wird passieren. Aber soll ich es an jeder Ecke erwarten? Soll ich grundlos immer vom Schlimmsten ausgehen? Laut Jens und den anderen, ganz klar ja.

Das dürfte eine Stellungnahme sein, die Feministinnen skandalös finden – denn in ihrer Welt kann man eine Welt ohne Verbrechen und erst recht ohne Sexualdelikte ja errichten, indem die Männer einfach ihre toxische Männlichkeit aufgegeben.

Sie werden sagen, dass sie Frauen nicht zu Opfer machen, sondern sie Opfer sind. Dass sie das nur sind, weil der Feminismus mit vollkommen überhöhten Opferzahlen arbeitet werden sie nicht einsehen.

Und in der Tat malt der Feminismus eigentlich ein sehr klassisches Bild der Lage – es schwingt etwas von der schwachen Frau mit, die der Held retten muss, zwar vor sich selbst, aber eben stellvertretend vor anderen Männern, vor dem Bösen im Mann, welches dort steckt und heldenhaft niedergekämpft wird.

Es ist schön einen Text zu lesen, der aus einer normalen Perspektive dagegen hält.