13 Gedanken zu “„Die Legalisierung von Marihuana führte zu einer Reduzierung der Verbrechensrate“

    • Nicht alle, nicht immer. Leider. Die negative Seite von „friedlich“ kann man auch „antriebslos“ oder „desinteressiert“ nennen. Und auf Entzug kann auch mal richtig aggressiv draus werden.

      Ich habe kürzlich Kaffee entzogen. Es war die Hölle, ich hatte eine Woche lang ständig Kopfschmerzen und war schlecht drauf, nur wegen dem bisschen fehlenden Koffein, ich möchte nicht wissen, wie sich ein Heroinentzug anfühlt…

  1. Würden wir das legalisieren, dann gingen eine ganze Menge bunte und das Stadtbild bereichernde Kiosks und Spielotheken pleite.
    Wer würde das wollen?

  2. Leider hat die öffentliche Meinungsmanipulation über Jahrzehnte Cannabis so verteufelt, dass es jetzt Jahrzehnte braucht dem deutschen Spießer klarzumachen, wie gut das Zeug ist.

  3. Ist die Frage wie valide, ob Koinzidenz oder Kausalität. Und wenn Kausalität, dann auf welchem Weg, da wird ja offenbar auch nur spekuliert, außerdem ergeben sich sicher auch negative Konsequenzen etwa eingeschränkte Leistungsfähigkeit und Motivation (kein Licht ohne Schatten).

    Ich bin bei Marihuana schon deshalb skeptisch, weil die Darstellung der Pro Fraktion so extrem von derjenigen der Kontrafraktion abweicht, da tobt ein regelrechter Glaubenskrieg. Die Kontrafraktion aber durchaus sehr valide Erkenntnisse hat (oder zumindest behauptet):
    https://www.amazon.de/Hasch-Zerst%C3%B6rung-Legende-Peggy-Mann/dp/3596151589

    Ich habe das Buch gelesen und fand es sehr überzeugend, es werden typische Mythen auseinandergenommen und eine Vielzahl Studien angeführt, andererseits kann man kaum urteilen ohne eine seriöse Gegendarstellung.

    Ich habe selbst schon mit Nachhilfeschülern zu tun gehabt, die das Zeug rauchten und hatte den Eindruck, dass ihr Gedächtnis darunter leidet. Überhaupt ist das Zeug in der kritischen Entwicklungsphase (ebenso wie alle anderen Drogen) besonders gefährlich. Bei einem erwachsenen Gelegenheitsraucher vermutlich weniger.

    Das Problem ist wohl: die Wirkstoffe sind fettlöslich (anders als z.B. Alkohol) und reichern sich damit in Fettgewebe (und damit auch Gehirn) an und werden vergleichsweise sehr langsam abgebaut (Monate statt Stunden). Es gibt auch nachgewiesene Fälle von Psychosen, die bereits nach einmaligem Konsum auftreten können, der Grund für die Anfälligkeit mancher Menschen ist m.W. noch ungeklärt. Die Karzinogenität eines Joints ist wohl gößer als die einer Zigarette, beim Konsum beider verschärft sich die Schädlichkeit nochmal erheblich. Usw. usf.

    Jetzt habe ich kein Problem damit, wenn Erwachsene sich damit ihr Leben verschönern (oder versauen), ich saufe ja auch zuviel. Allerdings finde ich den Glaubenskrieg und damit die absolut unkritische bis verherrlichende Position der Pro-Fraktion, die fast alle Gegenpositionen leugnet, durchaus problematisch. Bei einer Legalisierung müssten alle Punkte nochmal auf den Tisch und darüber (vor allem an Schulen, aber auch blauäugige Eltern und Lehrer) aufgeklärt werden. Zigaretten sind ja auch legal, aber da weiß jeder, auf was er sich einlässt.

  4. Ein ganz anderer Nebeneffekt von Legalisierung kann man gerade in den USA sehen. Etwas was den Pharmakonzernen gar nicht gefällt. Dass nämlich in den legalisierten Gebieten der allgemeine Medikamentenverbrauch um bis zu 20% zurückgegangen ist.
    An sich kein Wunder da Cannabis ein Breitband-Medikament ist, sogar gegen Alzheimer soll das helfen. Und daher sind es hauptsächlich Pharmakonzerne, die Lobbyarbeit gegen Cannabis-Legalisierung betreiben. Und die deswegen auch die Entwicklung eines auf Cannabis basierten Alzheimer-Medikaments verweigern, das würde unweigerlich zu einem Dammbruch und herben Gewinneinbrüchen führen.

  5. @Peter jaja, und Krebs soll’s auch heilen können, das werden wir aber nie sehen weil die böse Pharma-Lobby … schon klar.

    Ich bin ja normalerweise bei der liberalen „muss jeder selber wissen was er sich reinpfeift“ Fraktion, bzw ich war es ein Großteil meines Lebens … aber als Ex-Alkoholiker fängt man an die Dinge etwas differenzierter zu sehen. Und Dinge, die in deinem Kopf rumspielen sind alle mit ziemlicher Vorsicht zu genießen, speziell die die auf das Belohnungssystem wirken und Suchtpotential haben. Das das auch bei relativ schwachen Drogen wie Nikotin zum echten Problemen führen kann ist ja allgemein bekannt. Und mir sind auch schon genug Leute begegnet denen das ständige Kiffen nicht besonders gut getan hat. Andererseits ist verbieten auch keine Lösung. Schwieriges Thema.

  6. “ … aber als Ex-Alkoholiker fängt man an die Dinge etwas differenzierter zu sehen.“

    Und differenzierter bedeutet in diesem Fall eine Aufhebung der Illegalisierung.
    Du hast recht mit Deiner Sorge gegenüber psychogenen Drogen aller Art. Aber mit einer Kriminalisierung, die medizinisch und sozial nicht gerechtfertigt ist, löst man keine Probleme.

    Meiner Erfahrung nach gibt es vielleicht tatsächlich so etwas, wie Suchtpersönlichkeiten, also Menschen, die genetisch bedingt affin zu (bestimmten) Drogen sind.
    Ich hatte eine Freundin, die mir erzählte, dass sie als Nichtraucherin mit 25 Jahren einen Mann kennengelernt hatte, der rauchte und sie sozusagen „anfixte“.
    Fast aus dem Stand heraus wurde sie zur Kettenraucherin und war – als ich sie zum Aufhören drängte – schon stolz, wenn sie ihren Konsum auf unter 30 Zigaretten pro Tag gedrückt kriegte.
    Ich hatte damals versucht, mir das Rauchen – ansatzweise – anzugewöhnen, um den Suchtmechanismus zu verstehen. Aber mir waren die Fluppen auch nach Monaten so zuwider, wie am ersten Tag. Es war für mich eher, wie die Verabreichung einer wirklich üblen Medizin.
    Ähnlich geht es mir mit Alkohol. Ich trinke jeden Tag – auf Empfehlung meines Arztes zur Spülung meiner Nieren – abends eine Flasche Bier. Dieses Quantum hat sich in den letzten dreißig Jahren nicht erhöht und noch heute passiert es gelegentlich, dass ich mein Bier vergesse, bzw. nicht leertrinke.

    Dass Cannabis Krebs heilt, habe ich noch nicht gelesen, aber es ist DAS Mittel der Wahl, um gegen die Nebenwirkungen der Chemotherapie bei Krebs zu helfen.
    Dass es gegen Appetitlosigkeit hilft, kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Das mag für 95% der Bevölkerung ein nicht nachvollziehbares Problem sein, aber für junge Männer, die bei 1,80 m Körpergröße nur 48 kg wiegen, wäre ein solches Präparat ein echter Segen.

    Es gibt sehr selten Medaillen mit nur einer Seite.

  7. Naja das das Verbieten keine wirkliche Lösung ist, so weit war ich ja schon. Ob jetzt die komplette „soll doch jeder selber entscheiden wie er sich das Leben versaut“ Legalisierung der Königsweg ist … ich bin skeptisch.
    Das eine Bier erscheint mir unkritisch, so lange sich die Dosis nicht erhöht geht das wahrscheinlich gut.
    Mit der Suchtpersönlichkeit … weiss ich nicht, kann schon sein, evtl hat es einfach mit dem Grad der selbstbeherrschung zu tun, und da gibts ja durchaus Unterschiede. Was es auf jeden Fall gibt sind unterschiedliche körperliche Reaktionen auf Alkohol, speziell für den Fall das schnell und viel getrunken wird, da gibt es einen Typus der wird da förmlcih euphorisiert … die leben kreuzgefährlich.

    aber wie gesagt, ich hab da auch kein allgemeingültiges Rezept, aber das alles einfach zu legalisieren scheint mir etwas blauäugig

    • „Mit der Suchtpersönlichkeit … weiss ich nicht, kann schon sein, evtl hat es einfach mit dem Grad der selbstbeherrschung zu tun, und da gibts ja durchaus Unterschiede.“

      Selbstbeherrschung ist mit Sicherheit nicht die Erklärung. Ich bin ziemlich schlampig bis unordentlich, besagte Freundin dagegen äußerst diszipliniert, weshalb sie schon als junge Frau zur Chefsekretärin aufgestiegen war. Während ich aber Nikotin weitgehend gleichgültig gegenüberstehe, ist sie dem Gift hilflos ausgeliefert und kriegt trotz inzwischen deutlicher körperlicher Beeinträchtigungen nicht einmal eine nennenswerte Reduzierung ihres Konsums auf die Kette.

      „… aber das alles einfach zu legalisieren scheint mir etwas blauäugig“

      Dem will ich überhaupt nicht das Wort reden. Im Gegenteil, ich bin für eine relativ restriktive Drogenpolitik, besonders bei Drogen, die ein sehr großes Suchtpotential haben.
      Aber Cannabis gehört für mich nicht dazu, nachdem ich mich mit dem Stoff – in erster Linie als Faserbestandteil von Verbundwerkstoffen – intensiv auseinandergesetzt hatte.
      Cannabis wurde danach in erster Linie in den 20er Jahren von Chemiekonzernen (DuPont) verteufelt, um einen lästigen Konkurrenten der Kunststofffaserindustrie auszuschalten.
      Cannabis war seit Jahrtausenden bekannt und in Gebrauch, auch als berauschende Droge.

      Ich denke, man sollte es wie Alkohol behandeln.

      Bei Heroin, Ecstasy und Co. allerdings sehe ich keinen Spielraum für Kompromisse – vom Einsatz in der Drogentherapie vielleicht abgesehen.

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